Diffusionsforschung
In der Diffusionsforschung wird die Ausbreitung von Informationen, Innovationen und menschlichen Aktivitäten (vergleiche Anthropogeografie) im Raum erforscht: Was bestimmt den Ausbreitungsweg einer Krankheit, einer technischen Neuerung oder einer Kultur?
Räumliche Diffusion
Ausgangspunkt der Erforschung eines Ausbreitungsvorgangs im Raum ist die Beobachtung einer Innovation - aufzufassen beispielsweise als Einführung neuer Produkte (Wirtschaftsgeografie), als Anwendung neuer Ideen; allgemein als Verbreitung von Tätigkeiten oder Objekten, die von einem Individuum oder einer sozialen Gruppe als neu angesehen werden - die mithilfe zwischenmenschlicher Kontakte im Zeitverlauf ausbreitet und schließlich zumeist eine Raumeinheit vollständig erfasst. Dabei wird die Innovation von einem Menschen, der sie bereits übernommen hat (Adoptor) an einen/mehrere weitere Meschen weitergegeben. Auf die Charakterisierung der Verbreitung eine Innovation wird im folgenden noch eingegangen. Zunächst lässt sich der Prozess der bewussten Übernahme einer Innovation folgendermaßen charakterisieren:
- Die Adoptionsbereitschaft und -geschwindigkeit einer Innovation wächst mit der Intensität der Wahrnehmung ihres relativen Vorteils
- Je mehr eine Innovation mit den bestehenden Werten, Normen sowie den Erfahrungen der Alltagspraxis übereinstimmt, um so größer wird die frühe Akzeptanz und damit die Adoptionsgeschwindigkeit sein.
- Eine Innovation wird um so langsamer in den Alltag integriert, je komplexer sie ist und je mehr neue Kenntnisse und Fähigkeiten zu ihrer Nutzung benötigt werden.
- Sofern eine Innovation Möglichkeiten zur Erprobung und Anpassung bietet und z.B. auf kleiner Basis erprobt werden kann, desto eher können Ungewissheiten beseitigt und Entscheidungsprozesse beschleunigt werden.
- Je einfacher es für den potentiellen Adoptor ist, einen Innovationsprozess oder die mit einem Produkt gemachten Erfahrungen zu beobachten und zu evaluieren, um so schneller wird die Entscheidung zur Übernahme getroffen.
Formen der räumlichen Diffusion
Expansive Diffusion

Bei der expansiven Diffusion verbleiben die Informationsträger (Adoptoren) größtenteils am Ausgangsort. Zwischen zwei Zeitpunkten vergrößert sich die Gesamtfläche der Verbreitung ausschließlich durch Kontakte mit weiteren potentiellen Adoptoren ausgehend vom Ursprungsort.
Die Wahrscheinlichkeit der Ausbreitung sinkt mit der räumlichen Distanz zum Quellort.
Relokative Diffusion

Bei der Verlagerungs-Diffusion (Relokations-Diffusion) verlassen die Adoptoren das Ursprungsgebiet und verlagern sich in neue Regionen, in denen sie jeweils die Verbreitung der Innovation auslösen. Beispiele sind ansteckende Krankheiten, die in mehreren Regionen fast zeitgleich ausbrechen indem sie rasch (z.B. durch Flugreisende) in neue Regionen verlagert werden. Diese Diffusionsform steht zumeist im Zusammenhang mit Wanderungsprozessen unterschiedlicher Maßstäblichkeit und Reichweite.
Kombinierte Diffusion
Kombinierte Expansions- und Verlagerungsprozesse sind die häufigste Form der Diffusion. Die Ausbreitung ausländischer Arbeitnehmer in der Bundesrepublik Deutschland mag als ein Beispiel für den Typus des kombinierten Diffusionsprozesses dienen.