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Commodus

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Commodus

Imperator Caesar Marcus Aurelius Commodus Antoninus Augustus (* 31. August 161 in Lanuvium, † 31. Dezember 192 in Rom), war römischer Kaiser von 180 bis 192. (Der vollständige Name wechselte mehrmals; geboren wurde er als Lucius Aurelius Commodus, ab 191 lautete der Name Imperator Caesar Lucius Aelius Aurelius Commodus Augustus Pius Felix.)

Commodus wurde zusammen mit einem früh gestorbenen Zwillingsbruder als Sohn des Kaisers Marcus Aurelius und dessen Frau (zugleich Cousine) Annia Faustina geboren. Im Alter von 5 Jahren wurde ihm der Titel Caesar verliehen, mit 17 wurde er Mitregent (Augustus). Einen Teil seiner Jugend verbrachte er an der Seite seines Vaters während der Markomannenkriege an der Donau. Am 17. März 180 starb sein Vater in einem Militärlager an der Donau. Commodus bereitete das Begräbnis seines Vaters vor und schloss zügig Frieden mit den Germanen. Am 22. Oktober 180 zog er im Triumph in Rom ein.

Beim römischen Volk war Commodus zunächst beliebt, zumal er sich freigiebig zeigte und für genügend Brot und Spiele (panem et circenses) sorgte. Da er die Finanzen auch durch Besteuerung der Klasse der Senatoren besorgte und den Befehlshabern der Prätorianergarde viel Einfluss gab, kam es zu Spannungen mit dem Senat. Diese drückten sich beispielsweise darin aus, dass im Actus Urbis die Formel Populus Senatusque Romanus ("römisches Volk und Senat") statt Senatus Populusque Romanus ("römischer Senat und Volk") benutzt wurde. Die Regierung des Kaisers Commodus wurde immer stärker von Misstrauen und Morden geprägt, insbesondere nach einem fehlgeschlagenen Attentat im Senat auf ihn. Commodus vernachlässigte die eigentlichen Staatsgeschäfte und gefiel sich insbesondere in der Rolle des Hercules, die er auch als Gladiator in der Arena vor dem Volk zeigte. Immer stärker zeigte sich bei ihm Größenwahn. So wurde er noch zu Lebzeiten Gegenstand des zeitgenössischen Spotts. 190 benannte er die Monate um (mit Commodus für April, auch die anderen Monate erhielten Namen nach Commodus, wie Lucius, Aelius usw.), die römischen Legionen sollten nur noch nach ihm Commodianae genannt werden, jeder Römer Commodianus, die Stadt Rom Colonia Lucia Annia Commodiana.

Am letzten Tag des Jahres 192 wurde er im Zuge einer umfangreichen Verschwörung unter Beteiligung seiner Konkubine Marcia in seinem Bad vom Athleten Narcissus erwürgt.

Exkurs: Der ganz andere Commodus.
Ist der "mißratene Sohn" des berühmten Philosophenkaisers Marc Aurel in Wahrheit - bis heute in Wissenschaft und Sandalenfilm - nur ein Verleumdungsopfer seiner politischen Gegner geworden?
War der weise Kaiser keineswegs von blinder Vaterliebe geblendet, sondern klug und besonnen wie immer gewesen, als er (in schwerer Krisenlage des Staates) audrücklich seinen durchaus vielfältig begabten Filius zum Mitregenten und Nachfolger bestimmte und keinen anderen?

Ein wesentlicher Aspekt der Regentschaft des Commodus waren massive Differenzen mit dem Senat, genauer der Senatsaristokratie (siehe oben: Besteuerung der Senatoren-Vermögen; Attentatsversuch auf C. im Senat etc.).
Daraus aber bereits ein Negativbild des Kaisers, etwa als "Demokratiefeind" oder Tyrann per se abzuleiten, wäre jedoch zu kurz und vor allem, besonders in die Irre führend, zu sehr aus heutiger Perspektive gedacht: Der römische Senat war kein Parlament im heutigen Sinne, sondern kurz gesagt, vorwiegend eine unverhohlene Interessen-Clique der Geldeliten und aristokratischen Oberschicht der römischen Gesellschaft - und ganz sicher keine Volksvertretung, wie z.B. heutzutage der Deutsche Bundestag o.ä..

Bemerkenswert: nach der frühzeitigen Ermordung des kurzzeitigen Commodus-Nachfolgers Pertinax - wie sein Vorgänger ein wackerer Soldat, zudem gerechtigkeitsliebend, rational und sparsam, wohl eine Art antiker Preusse - kam eine fragwürdige Gestalt namens Didius Iulianuis für wenige Monate auf den Thron - offenbar eine Marionette der Senatsarostokratie und selber wohlhabender Senator(sic).

Dieser Didius hatte angeblich den Thron sogar gekauft - meistbietend versteigert von der Prätorianergarde, nachdem diese den Pertionax erschlagen hatte. Diese heruntergekommene "Home Defense"-Truppe agierte überwiegend als käufliches Schwert für den, der genug bezahlte, bzw. den intensivsten politischen Einfluss hatte - vor oder hinter den Kulissen.

Diesen Vorgängen, vermutlich ein Versuch der römischen Geldeliten und korrupten Hintergrund-Machthaber, wieder an unmittelbarer politischer Macht zu gewinnen, die sie seit Julius Caesars Machtergreifung successive und nahezu vollständig eingebüßt hatten (keineswegs zum Nachteil der Bevölkerung), setzte der General Septimius Severus (übrigens ein Schwarzafrikaner äthiopischer Herkunft) energisch ein Ende.

Kennzeichnend ist, daß Septimius nicht nur die sich versteckende Jammergestalt Didius aufstöbern und hinrichten, weiterhin die gesamte Prätorianergarde (das bezahlte Machtinstrument der Senatsaristokraten) entwaffnen, verhaften und ein für alle Mal auflösen ließ, sowie durch diverse Todesurteile die Ermordung des Generals Pertinax rächte - sondern auch den/die Mörder des Commodus öffentlich dem Scharfrichter überantwortete. Ein eigenartiges politisches Signal des neuen Kaisers, im Hinblick auf einen angeblich doch allgemein als Tyrann verhaßten Commodus. Für dessen Beseitigung man doch eher Auszeichnungen statt Bestrafung erwarten würde bzw. hättte erwarten müsen.

Warum nahm nun Septimius darauf keine Rücksicht? Wollte er sich gleich zu Beginn seiner Amtszeit als Kumpan post mortem des bösen Commodus unbeliebt machen? Wohl kaum. Eher dürfte dieser Commodus in Wahrheit weder böse gewesen sein, noch im Volke unbeliebt. Im Gegenteil, Septmius resolute Maßnahmen werden vermutlich ohne weiteres Beifall gefunden haben - außer natürlich bei den Senatoren.

Sehr wahrscheinlich ist, daß General Septimius, der sowohl Commodus als auch Pertinax als langjährige Kriegskameraden und Mitbefehlshaber aus den harten und blutigen Feldzügen des Marcus Aurelius zur Verteidigung des damals aufs höchste gefährdeten Staates kannte und schätzte, außer sich vor Zorn über deren Ermordung durch die Senats-Clique bzw. die bestechlichen Heimatfront-Prätorianer war - und nunmehr unter den ihm sicher äußerst widerwärtigen korrupten Finanz-Eliten und Aristokraten nebst deren Handlangern rücksichtslos aufräumte bzw. deren Streben ans politische Tageslicht radikal und nachhaltig unterband.
Wiederum, wie schon unter Caesar, durchaus nicht zum Schaden des römischen Volkes und Staatswesens, wie die Zukunft zeigen sollte.

Wahrscheinlich ist auch, daß Commodus keineswegs so unbeliebt in der Bevölkerung war, wie die uns (einzig) überlieferten Quellen - also Schriften zeitgenössicher politischer Kommentatoren, deren parteipolitische Position wir nicht genau einschätzen können - es darstellen. Viel spricht dafür, daß uns hier lediglich nachträgliche Verleumdungs-Propaganda senats-aristokratischer Kreise vorliegt bzw. von den antiken Berichterstattern aufgegriffen wurde, möglicherweise sogar schon damals in gutem Glauben.

So wird heute nicht mehr verstanden - und von den zeitgenössischen Berichterstattern wahrscheinlich absichtlich verschwiegen - w a r u m Commodus als "Hercules" und Gladiator in der Arena auftrat. Nämlich keineswegs als dekadente privilegierte Knallcharge, die nur abgekartete Scheinkämpfe aufführte oder aus albernem Größenwahn - sondern im Rahmen des allgemein, aber speziell bei den Soldaten verbreiteten "Hercules-Kultes". "Herculius" war z.B. später ein beliebter Beiname diverser Kaiser, der sog. Soldatenkaiser, von denen der Commodus-Nachfolger Septimius genaugenommen der erste gewesen war.

Commodus dürfte tatsächlich gekämpft (und gesiegt) haben im Circus Maximus -

(kleine Anmerkung: er kämpfte tatsächlich in der Arena; seinen Gegnern gestand er jedoch nur Holzwaffen zu ! Quelle: Historia Augusta )

denn auch das muß man wissen: zu seiner Zeit waren Gladiatorenkämpfe Militärische Veranstaltungen mit Propaganda-Charakter, vergleichbar vielleicht heutigen amerikanischen Vietnam-Filmen und wie diese dazu gedacht, eine fernab des Kriegsgeschehens lebende Zivilbevölkerung unterhaltsam zu informieren und wohl auch fürs Militärische - und die gerade geführten militärischen Unternehmungen an den fernen Grenzen - zu begeistern. Die meisten Gladiatorenschulen befanden sich zu Commodus Zeiten nicht mehr im Privatbesitz - sondern wurden vom Militär betrieben.

Der Kaiser also als Integrationsfigur, als Vater des Vaterlandes (Nebentitel), tapferer Verteidiger des Staates - der seine diesbezügliche Kompetenz nicht nur als General am Donau-Limes, sondern für alle sichtbar in der Arena unter Beweis stellte. D a s war der Hintergrund. Und das begeisterte die besorgte Bevölkerung eines Imperiums, das zu dieser Zeit erstmalig ernsthaft von außen militärisch bedroht wurde - Marcus Aurelius hatte sogar sein Privatvermögen einsetzen müssen, um zusätzliche Truppen auszuheben und Sklaven zum Wehrdienst verpflichtet, ein unerhörtes Novum. Daran erinnerte sich noch jeder - und die Mörder seines Sohnes waren ganz gewiß nicht die politischen Favoriten des Volkes.


Fazit - der andere, der wahre Commodus: begabter Sohn des berühmten Vaters, ein fähiger General, eine ehrliche Soldatenhaut, wie seine Kameraden Pertinax und Septimius. Hinterlistig ermordet durch bezahlte Kreaturen, nach einer Politik, die ihm zu Recht Beliebtheit beim Volke einbrachte. Beseitigt von einer zur Macht strebenden Finanz-Clique, die seit langem ihre Felle davonschwimmen sah und endlich Morgenluft witterte, indem sie glaubte, in der heruntergekommenen Heimattruppe der Prätorianergarde das geeignete Instrument für ihre fragwürdigen Ambitionen gefunden zu haben.














Vorgänger:
Marc Aurel (161 - 180)

Römische Kaiser

Nachfolger:
Pertinax (192 - 193)