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Bentley 8 Litre

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Bentley Motors Limited

Bentley-Logo
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung 18. Januar 1919
Sitz Crewe, Cheshire, England
Leitung Wolfgang Dürheimer, CEO[1]
Mitarbeiterzahl 4000 (2006)
Website Bentley Motors

Bentley ist ein britischer Automobilhersteller. Die Automarke gehört seit 1998 der Volkswagen AG. Derzeitiger Chief Executive Officer ist Wolfgang Dürheimer. Bentley ist offizieller Hoflieferant der britischen Königin und der Königsfamilie. Das heutige Unternehmen Bentley Motors ist Anfang des 21. Jahrhunderts aus dem Luxusautomobilhersteller Rolls-Royce Motors hervorgegangen, welcher das ursprüngliche Unternehmen Bentley Motors im Jahr 1931 übernommen hatte.

1919–1931 Bentley Motors Ltd. in Cricklewood

Bentley: Kühlerfigur „Flying B“ und Kühler-Badge "Winged „B“

Firmengeschichte

Die Automarke Bentley Motors Ltd. wurde im Januar 1919 von Walter Owen Bentley gegründet, der vorher mit seinem Bruder unter dem Namen Bentley & Bentley einen Handel für DFP betrieben hatte. W. O. Bentley war selbst leidenschaftlicher Rennfahrer und gewann einige Rennen mit selbstverbesserten Autos. Neben den Rennerfolgen wurden zahlreiche Bentleys mit eleganten Reisekarosserien versehen. Diese Ausführungen waren den Modellen von Daimler oder Rolls-Royce vergleichbar. Die ersten Chassis-Auslieferungen waren für Juni 1920 geplant, tatsächlich wurde es jedoch September 1921.

Rennerfolge und Verkaufsstrategie

Das Rennfahrtprogramm war für W.O. ein zentraler Bestandteil der Verkaufsstrategie: Race on sunday - sell on Monday[2].

Ein fixer Absatzmarkt waren die Bentley Boys, eine Gruppe junger Männer aus reichen Familien, die Autorennen fuhren (sie kauften die Autos bei Bentley und finanzierten sich Ihre Rennkosten selbst), und für die W.O. Bentley die Autos baute. Einer dieser Bentley- Boys, Woolf Barnato, der im Zuge der Firmenentwicklung zum Vorstandsvorsitzenden und größten Finanzier von Bentley wurde, trat dreimal in einem Bentley als Fahrer in Le Mans an und gewann jedes mal. Er ist damit der erfolgreichste Le-Mans-Fahrer (dreimal angetreten, dreimal gewonnen).

Rennerfolge in Le Mans

  • 1923: Das erste Le Mans-Rennen überhaupt fand 1923 statt. Ein Bentley 3 litre Sport, gefahren von J. Duff (GB) und F. Clement (F) erreichte den 4. Platz.
  • 1924: 1. Platz Bentley 3 litre Sport/Startnummer 8 − Fahrer: J. Duff (GB) und F. Clement (F)
  • 1925: Keine Teilnahme
  • 1926: Keine Zielankunft
  • 1927: 1. Platz Bentley 3 litre Super Sport − Fahrer: D. Benjafield, S. Davis (GB)
  • 1928: 1. und 5. Platz Bentley 4,5 litre − Fahrer: W. Barnato, B. Rubin (GB)
  • 1929: Plätze 1–4 für die vier Wagen des Bentley-Werks-Teams − Fahrer: W. Barnato, Sir H. Birkin (GB)
  • 1930: 1. und 2. Platz Bentley 6,6 litre (Das Bentley Werks-Team bestand aus 4 Fahrzeugen – die 2 Bentley-Blower fielen aus) − Fahrer: W. Barnato, G. Kidston (GB)

1931 erfolgte aus finanziellen Gründen keine Teilnahme mehr. Erst 2003 war Bentley wieder mit einem Speed 8 GT und den Fahrern R. Capello (IT), T. Kristensen (DK), G. Smith (GB) in Le Mans vertreten.

Cricklewood-Bentleys

  • Motoren:

Für die Motorenentwicklung verpflichtete W.O. Bentley den ehemaligen Vauxhall-Motorenentwickler Harry Varley, u. a. den 3.4 Liter V12 Vauxhall entworfen hatte. Herzstück aller Cricklewood-Bentleys war der 3-Liter-Motor. Dessen Basis war der Mercedes-Motor M93654 - ein Flugmotor, der für den Autobetrieb modifiziert worden war. Mercedes hatte mit diesem Motor im Juli 1914 den Großen Preis von Frankreich in Lyon-Givors (3-fach-Sieg) gewonnen. Das Siegerfahrzeug von Christian Lautenschlagen wurde zu Werbezwecken in die Mercedes-Niederlassung in Long Acre geschickt. Auf Anregung von W. O. Bentley wurde das Fahrzeug 1915 von der britischen Armee beschlagnahmt, bei Rolls-Royce zerlegt und einer genauen Prüfung unterzogen. Rolls-Royce verwertete die daraus gewonnenen Erkenntnisse u. a. auch im Flugmotorenbau.

Bentley - der im ersten Weltkrieg Flugzeug-Stern-Motoren entwicklte - verwendete das M93654-Know-how nach dem Krieg für den Bau seines eigenen Motors. So kopierte er in großen Teilen (4 Ventile per Zylinder, Ventilsteuerung, Nockenwellensteuerung und Platzierung, etc.).[3][4][5][6][7][8][9][10]

Vom 3-Liter-Basismodell wurden alle anderen Bentley-Motoren abgeleitet: Beim 4½-Liter-Motor handelt es sich um eine aufgebohrte Variante der 3-Liter-Ausführung. Für den 6½-Liter-Motor wiederum wurden dem 4½-Liter-Motor zwei Zylinder hinzugefügt, während es sich beim 8-Liter-Modell um einen modifizierten 6½-Liter-Motor handelt.

  • Chassis:

Frank Burgess, ehemals Chef-Designer bei Humber, war für die Entwicklung des Chassis zuständig. Als Chassis-Basis nahm das Team "intensive Anleihen" beim Grand Prix-Peugeot L45 von 1914.[11][12][13]. Anzumerken ist, dass Bentley keine kompletten Fahrzeuge, sondern - wie damals üblich - nur die Chassis auslieferte.

1921–1929 Bentley 3 litre

Bentley 3 litre

Der erste eigene Wagen war der von 1921 bis 1929 produzierte Bentley 3 litre, dessen Chassis im Mai 1919 vorgestellt wurde – mit einer Motor-Attrappe. Die Entwicklung des Motors dauerte lange, weshalb der erste Bentley erst im September 1921 ausgeliefert wurde. Die schnellste Variante des 3 litre, der Super Sports, erreiche die damals sehr prestigeträchtigen 100 Meilen pro Stunde (etwa 160 km/h).

Der 3-litre war in 6 Chassis- Varianten erhältlich, wobei insgesamt 1622 Chassis produziert wurden.

1926–1931 Bentley 6½ litre

Bentley 6 ½ litre Tourer

Diese Modell war ein 6½-Liter-Sechszylinder, dessen Sportversion mit höherer Verdichtung und zwei SU-Vergasern als Speed Six bezeichnet wurde. 1929 und 1930 wurde mit der Speed Six-Ausführung des 6 ½ litre Le Mans gewonnen. Die Jahresproduktion des 6½ litre lag zwischen 90 und 150. Der Absatzeinbruch 1931 war dramatisch - nur mehr 3 (drei) Chassis wurden gefertigt/ausgeliefert.

. Der 6½ litre war in 7 Chassis- Varianten erhältlich, wobei insgesamt 544 Chassis produziert wurden.

1927–1931 Bentley 4½ litre

Bentley 4½ litre/Le Mans 1928
665 4½ litre Chassis von Bentley und Rolls-Royce und 55 4½ litre Supercharged-Chassis von Bentley und Barclay / Mit Fahrzeugen dieses Typs wurde 1928 das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewonnen.

Die Aufbauten die sich die Kunden machen ließen wurden immer größer, weshalb der 3 Liter-Motor an seine Leistungsgrenzen kam. Auch hatte der Bentley 6½ litre einen geradezu alarmierenden Reifenverschleiß bei Sportbeanspruchung. Der 4½ litre sollte diese Probleme lösen. Mit Siegen, geradezu in Serie, auf den wichtigsten Rennstrecken erwies sich der Bentley 4½ litre als unerhört erfolgreich.

Die Absatzzahlen des 4½ litre waren durchaus mit jenen des 3 litre vergleichbar, er wurde aber auch Opfer der Wirtschaftskrise. So wurden 1929 noch 234 Chassis gefertigt, 1930 sank die Produktion auf 81, 1931 nur mehr 16. Der 4½ litre war in 2 Chassis- Varianten erhältlich, wobei insgesamt 669 Chassis produziert wurden.

1929–1931 Bentley 4½ litre Supercharged (Blower)

Bentley 4½ litre Supercharged (Blower Bentley)

Henry Birkin, wie Barnato auch ein Bentley-Boy, baute in Eigeninitiative und mit finanzieller Unterstützung von Dorothy Paget ab Januar 1929 einen 4½ litre um.[14] Das Fahrzeug wurde mit einem Roots-Kompressor und weiteren Modifikationen ausgestattet, und so zum Bentley 4½ litre Supercharged modifiziert. Birkin baute in seiner Werkstatt insgesamt vier der heute Birkin-Blower genannten Modelle.

Der ab April 1930 angebotene „Blower“ war ein technisches (Öldruck/Schmierung, Kühlung, etc.) und finanzielles Desaster. Geradezu abenteuerlich war der Treibstoffverbrauch des Blower: So lag der Verbrauch des 4½ litre bei einer Geschwindigkeit von 100 km/h bei 16 Liter/100 km, der Blower brauchte 102 Liter.

W.O. Bentley war von dem Fahrzeug nicht überzeugt. 1929 schrieb er zum Supercharged-Prinzip: "to supercharge a Bentley engine was to pervert its design and corrupt its performance", über die Paget-Birkin-Partnerschaft die den Supercharged geschaffen hatte "the organisation that gave us all a good deal of additional anxiety during our already anxious last months"[15] und über Birkin: "His gaily vivid, restless personality seemed to be always driving him on to something new and spectacular, and unfortunately our 4 1/2-liter car was one of his targets."[16]

Auf das technische Desaster folgte das finanzielle. Um in Le Mans zugelassen zu werden, mussten mindestens 50 Fahrzeuge eines Typs produziert worden sein. Barnato ordnete den Bau der Fahrzeuge an – gegen den Willen von W.O. Bentley. Das Unternehmen produzierte die Einzelteile für die geforderten 50 Fahrzeuge und baute nach Eingang der Bestellung zusammen. Der Verkauf dieser „Lagerware“ verlief allerdings wegen der ausbleibenden Rennerfolge sehr schleppend. Bis zum Zeitpunkt des Konkurs waren noch nicht alle Fahrzeuge zusammengebaut bzw. verkauft. Ursprünglich lag der Preis für ein Blower- Chassis bei £ 1,475, dieser wurde im Jänner 1931 auf £ 1,150 gesenkt (er kostete damit nur £ 100 mehr als ein Standard-4½ litre).[17]

1930 gewann Barnato Le Mans im von W.O. Bentley konstruierten Bentley 6.6 litre. Er fuhr dabei nicht den von ihm selbst in Auftrag gegebenen Blower. Zwei Blower waren bei diesem Rennen eingesetzt, von denen einer sogar die schnellste Runde des Rennens fuhr. Allerdings fielen dann beide eingesetzten Blower wegen technischen Defekts aus.[18][19]

1930–1932 Bentley 8 litre

Bentley 8 litre Vanden Plas Tourer

Der Bentley 8 litre war in seiner Lang-Version das damals größte Chassis aus britischer Produktion, und in seinem motorischen Leistungsspektrum unerreicht. Der 220 PS/7983ccm- Motor erwies sich in Bezug auf Elastizität und Laufruhe als unschlagbar; er vermochte den Wagen selbst mit opulent ausgestatteten Aufbauten bis in Geschwindigkeitsbereiche jenseits von 100 Meilen pro Stunde (160 km/h) zu beschleunigen.

Der 8 litre war ursprünglich als limitierte Serie von 150 Chassis geplant. Entsprechend dieser Anzahl wurden die Teile dafür auch gebaut bzw. gekauft. Da im Zuge der Weltwirtschaftskrise die Verkäufe hinter den Erwartungen zurückblieben, wurde Zahl auf 100 Chassis reduziert (35 / 145-inch/3658.6mm (Standard-)Wheelbase und 65 / 153-inch/3963.4 mm (Extended-)Wheelbase, die jeweils einen Reifendurchmesser von 21 inch hatten[20]. Die überschüssigen 50 Chassis wurden für den Bentley 4 litre verwendet.

Das Chassis war gut kalkuliert – nur fehlten die Käufer. Der Verkaufspreis des Chassis lag bei 1850 £ (erheblich teurer als der Rolls-Royce Phantom II), während die Produktionskosten nur etwa 1000 £ betrugen.

Der erste Bentley 8 litre wurde im Oktober 1930 zugelassen, der letzte im Dezember 1932. Auch nach der Zahlungsunfähigkeit vom Juli 1931 wurden noch weitere Chassis aus vorhandenen / lagernden Teilen gefertigt, und 1932 - schon unter Rolls- Royce- Führung - wurden die letzten 33 Chassis assembliert[21][22].

1931-1932 Bentley 4 litre

Überschüssige Chassis des Bentley 8 litre wurden geringfügig modifiziert und mit einem Ricardo-F-Motor versehen. Die Auslegung des (qualitativ sehr guten) Motors und auch das gesamte Leistungsspektrum brach mit allen bis dahin bekannten Bentley-Traditionen. Der 4 litre sollte in direkter Konkurrenz zum RR 20/25 hp – aber mit überlegener Leistung – neue Kunden gewinnen. Es begeisterten sich jedoch nur wenige Kunden für dieses Hybrid-Chassis. Insgesamt wurden 50 Chassis in zwei Varianten (134 inches und 140 inches) von Bentley und Barclay produziert[23].

Der erste Bentley 4 litre wurde im Mai 1931 zugelassen, der letzte im Juni 1933 (aus Barclay- Fertigung). Auch nach der Zahlungsunfähigkeit vom Juli 1931 wurden noch weitere Chassis aus vorhandenen / lagernden Teilen gefertigt, und 1932 - schon unter Rolls- Royce- Führung - wurden bei Bentley noch 22 Chassis assembliert[24].

1932-1933 Bentley / Barclay- Series

1932 von Barclay aus original Bentley-Teilen gebauter 4-litre mit 8-litre-Chassis und Ricardo-Motor

Rolls-Royce ließ nach der Übernahme bei Bentely noch bis Herbst 1932 weiterproduzieren (8- und 4- litre- Modelle), nach Produktionsschluss verkaufte Rolls Royce die noch noch übrigen 4- und 8-litre- Teile an den Londoner Bentley-Händler Jack Barclay.

Barclay fertigte bis 1933 aus diesen Teilen noch einige komplette 4-litre-Chassis, was die 4-litre-Gesamtproduktion (Bentley+Barclay) auf 50 Chassis brachte.

Ebenso wurde der gesamte Bestand an Bentley 4½-litre-Supercharged-"Blower"-Teilen an Barclay verkauft. Dieser fertigte in der Folge aus den vorhandenen Teilen noch sechs [25] Chassis/Motor-Einheiten,was die Gesamtproduktion (Birkin 4 fahrbereite + 1 nicht fahrbereites Chassis + Bentley 44 + Barclay 6) auf 55 Chassis erhöhte.

Auf Weisung von Rolls-Royce musste W. O. Bentley auch das von ihm genutzte Bentley-Firmenfahrzeug (ein 8-litre) zu Jack Barclay bringen, da dieser das Fahrzeug als einen Teil der ganzen 8- und 4-litre-Teile mitgekauft hatte.[26]

1936-1937 Bentley / Rolls-Royce- RC-"ReCondicioned" Series

Rolls- Royce kaufte mit Bentley auch einen gewaltigen Lagerbestand an Teilen. Teile dieses Bestandes wurden verkauft (siehe Barclay- Series), andere Teile auf Lager gelegt.Für die dann unter Regie von Rolls-Royce ab 1933 präsentieren Bentley 3 ½ Liter und Bentley 4 ¼ Liter war aus diesem Bestand nicht ein einziges Teil kompatibel.

Rolls Royce vewertete 1936 den verbliebenen Lagerbestand, indem 4 gebrauchte Bentley 3 Litre eine komplette Überarbeitung erfuhren mit Ersatz aller Verschleißteile durch Neuteile aus dem Lager. Dann erhielten die Rahmen neue Fahrgestell-Nummern eingeschlagen (RC für "ReCondicioned") und komplettiert mit Karosserien von Vanden Plas wurden die Fahrzeuge verkauft

1936/37 wurden 6 Bentley 4 ½ Liter "RC-Series" völlig neu - vom Rahmen bis zur letzten Schraube - aufgebaut, aus den seit Jahren bevorrateten Ersatzteilen. Sie unterschieden sich von der ursprünglichen Werksausführung. Die Getriebe stammten aus dem Bestand für Bentley 4 ½ Liter Kompressor. Hinterachsen wurden aus den Regalen beim Kompressor-Bentley ebenso genommen wie aus denen mit Achsen für den Bentley 6 ½ Liter. Die Vorderachsen dagegen waren eigentlich für Bentley 4 ½ Liter bzw. Bentley 4 Liter vorgesehen gewesen. Die Lenkungen kamen vom Bentley 4 Liter und paßten erst, nachdem eine Adaption auf die Geometrie beim Bentley 4 ½ Liter erfolgt war. Mit diesen 6 Chassis beläuft sich die Gesamtproduktion von Bentley 4 ½ (Bentley+Rolls-Royce) auf 665 Chassis.

Mit Ausnahme eines Aufbaues von Corsica erhielten alle Wagen 4-sitzige Aufbauten von Vanden Plas und wurden mit fünfjähriger Garantie an Kunden ausgehändigt[27].

Finanzengpässe, Konkurs und Übernahme von Bentley Motors Ltd.

Der endgültige Bentley-Bankrott im Juli 1931 hatte wohl mehrere Ursachen.

  • Modellwechsel: Der 3 litre war eingestellt worden, und der 4,5 litre war - wegen der Wirtschaftskrise - nicht in der Lage an die Verkaufserfolge seines Vorgängers anzuschliessen.
  • Marketing: Es wurden zwar grundsätzlich gute Fahrzeuge produziert, sie entsprachen in Ihrer Ausführung jedoch nicht immer dem Kundengeschmack. Ettore Bugatti zum damaligen Bentley-Programm: "Le camion plus vite du monde" (die schnellsten Lastwagen der Welt) …“[28]
  • Rennsportprogramm: Bentley hatte ein sehr erfolgreiches aber auch sehr teures Rennsport-Programm.
  • Modellvielfalt und Produktionskosten:

Die unterschiedlichen Rennstrecken hatten unterschiedliche Anforderungen an das Chassis der jeweiligen Fahrzeuge. Der Bentley 6 ½ litre war deshalb in 7 unterschiedlichen Chassis-Varianten erhältlich – bei nur 545 gebauten Chassis. Für die 182 Chassis der Speed-Six-Version wurden vier Chassis-Versionen hergestellt. Hieraus resultierten hohe Produktionskosten. Zum Vergleich: Rolls-Royce baute jeweils nur die Basisversion und die Langversion eines Chassis.

  • Modellpolitik von 1930/31:

W.O. Bentley präsentierte mit dem Bentley 8 litre ein exzellentes Chassis. Aufgrund der Weltwirtschaftskrise erschien das Modell aber zur falschen Zeit. Zusätzlich wurden zwei Modelle von Woolf Barnato gegen den Willen von W.O. Bentley platziert, die sich ebenfalls nur schwer verkaufen ließen: So war der Bentley 4½ litre Supercharged ein technisches und finanzielles Desaster. Der Bentley 4 litre war wohlüberlegt in bester Absicht entstanden, denn die überschüssigen 8-litre-Chassis sollten verwertet werden. Die Fahrzeuge waren jedoch für Bentley-Kunden nicht wirklich attraktiv.

W. O. Bentley selbst definierte die Insolvenzgründe so: "When people ask me (and they are too tactful to do so often) why Bentleys went bust, I usually give three reasons: the slump, the 4-litre car, and the „blower“ 4½s; in proportions of about 70, 20 and 10% respectively."[29]

Finanzengpässe und Konkurs

  • 1925: Finanzkrise

Bentley produzierte/verkaufte 1924 vom damals einzigen Modell, dem 3 litre 462 Chassis - die stückzahlenmässig höchste Jahresproduktion während des gesamten Bestehens von Bentley Motors Ltd (1919-1931). 1925 war mit 304 Chassis durchschnittlich. Trotzdem war Bentley ende 1925 in bedrohlichen finanziellen Schwierigkeiten. Den Konkurs verhinderte Woolf Barnato, der im Februar 1926 mit einer Finanzspritze die Liquidität Bentleys widerherstellte, und in diesem Zusammenhang Hauptaktionär und Vorsitzender des Vorstands (Chairman) von Bentley wurde.

  • 1925-1931: Finanzspritzen

Seit 1925 wurde das Überleben von Bentley (ohne Wirtschaftskrise, diese brach erst 1929 aus) durch große Finanzspritzen und Finanz- Garantien von Woolf Barnato sichergestellt. So pumpte Barnato im Juli 1927 £ 35,000 in Bentley, Anfang 1929 weitere £ 25,000. Zusätzlich organisierte er einen Kredit bei London Life über £ 40,000 [30][31].

Bentley von 1929
  • 1931: Der Konkurs

Bentley hatte Mitte Juni 1931 bei London Life Assurance Company angekündigt, daß man die fällige Hypothekenrate per 30. Juni nicht zahlen könne. Bentley war zu diesem Zeitpunkt bei London Life mit Hypotheken in Gesamthöhe von £ 65,000 verschuldet. Bernato hatte es abgelehnt dafür weiterhin zu garantieren bzw. die Hypothekenraten zu bezahlen, weil seine finanziellen Möglichkeiten sich im Zuge der Weltwirtschaftskrise von 1929 verschlechtert hatten. London Life kündigte deshalb am 11. Juli 1931 an, daß sie für Bentley einen Käufer suchen würden - faktisch der Konkursantrag [32][33][34].

  • Nach knapp zehn Jahren, in denen 4 Basismodellen und 2 Sub- Modellen von denen 3.051 Chassis gebaut wurden (plus zehn die nach dem Konkurs noch aus Ersatzteilen zusammengebaut wurden), war damit die selbstständige Geschichte der Bentley Motors Ltd. beendet[35].

Die Konzentration auf ein Kerngeschäft mit schnellen Fahrzeugen für den sportlichen Nutzer das von W.O. Bentley erfunden wurde, scheint Risikoreich und starken Schwankungen unterworfen. Dies zeigen auch die Geschäftsberichte des aktuellen Bentley- Besitzers, Volkswagen. So machte VW/Bentley in 2010 einen Verlust von 34 % bezogen auf den Umsatzerlös, 2009 ebenfalls 34 % Verlust, 2008 ein leichter Gewinn von 0,9 %, und war 2007 mit 11,2 % Gewinn sehr profitabel [36][37]

Übernahme durch Rolls-Royce

Ein Bentley, der mit einem Napier-Flugmotor für Hochgeschwindigkeitsfahrten aufgerüstet wurde

Bentley war zahlungsunfähig und W.O. Bentley und Barnato hatten mit dem Konkurrenzunternehmen Napier & Son bereits Übernahmegespräche geführt. Napier hatte das british Racing-Green in die Rennsportwelt eingeführt, hatte die eigene Fahrzeugproduktion 1926 aufgegeben und baute zu diesem Zeitpunkt unter anderem Flugmotoren. Napier sollte Bentley um £ 103,675 kaufen, und diese Vorgangsweise sollte in einer Gerichtsverhandlung fixiert werden.

Überraschenderweise platzierte bei dieser öffentlichen – auch die Gläubiger waren anwesend – gerichtlichen Verkaufsverhandlung am 20. November 1931 ein völlig unbekanntes Unternehmen – British Central Equitable Trust Limited – ein höheres Gebot als Napier. Der Konkursrichter war von diesem Gebot so überrascht, dass er bemerkte, dass dies eine Gerichtsverhandlung und keine Auktion sei. Er ordnete an, dass am selben Tag um 16:30 Ortszeit in versiegelten Umschlägen die Letztgebote der Interessenten übergeben werden sollten.

  • Das Trust-Gebot lag bei £ 125.256, während Napier nur £ 104.775 bot. Der Trust agierte im Namen von Rolls-Royce und übergab Bentley nur wenige Tage später an diese.[38][39]

Rolls-Royce änderte den Unternehmensnamen (Firma) in Bentley Motors 1931 Ltd. W.O. Bentley arbeitete noch bis 1935, als Rolls-Royce die Bentley-Rennsportabteilung schloss, in seinem ehemaligen Unternehmen. W.O. Bentley setzte dann seine Kenntnisse bei Lagonda und Aston-Martin ein, wo er noch große Rennerfolge feierte.

1931–1998 Rolls-Royce: Bentley Motors 1931 Ltd. in Derby und Crewe

Die Marke Bentley war als Hersteller teurer Sportwagen bekannt geworden. Rolls-Royce pflegte diesen Ruf, indem sportlichere Modelle als Bentley, die großen Phantom-Limousinen nur als Rolls-Royce und die meisten Modelle sowohl als Rolls-Royce als auch als Bentley angeboten wurden, wobei sich diese doppelten Modelle im Wesentlichen nur durch Kühlergrill, Kühlerfigur und die Markenschriftzüge unterschieden.

Kühlergrill und Markenzeichen

Rolls- Royce verwendete sowohl die Bentley-Kühler als auch die Markenzeichen weiter. Dabei kamen und kommen unterschiedliche Varianten zum Einsatz.

Markenzeichen

Kühler Der Kühler wurde in zwei unterschiedlichen Varianten ausgeführt.

  • Drahtgitter-Kühler

Dieser Ur-Kühler von Bentley wurde vor allem für sportliche Einsätze verwendet. Nach der Übernahme durch Volkswagen ist diese Variante seit 1998 wieder das alleinige „Markengesicht“.

  • Lamellen-Kühler:

Bentley setzte den Lamellen- Kühler vor allem bei eleganten Modellen ein (zum Beispiel Bentley 8 Liter). Während der Jahre der Zugehörigkeit zu Rolls-Royce wurde der Lamellenkühler ebenfalls bei „eleganteren“ Modellen eingesetzt.

Markenzeichen

  • Form: Das Markenzeichen wurde von W.O. Bentleys Freund Freddie Gordon Crosby gestaltet, wobei die Urversion mehrmals modifiziert wurde (Anfang der 1930er Jahre, 1990er Jahre und 2002).
  • Farben: Die Hintergrundfarben für das geflügelte B („Winged B“) sind nicht fest. W.O. Bentley verwendete für sein erstes eigenes Auto einen blauen Hintergrund, wechselte dann bei anderen Modellen zu rot, grün und auch schwarz.[40] Diese variable Farbauswahl wurde sowohl unter Führung von Rolls-Royce als auch durch Volkswagen fortgesetzt.

Namensgebung

Bentley Arnage
  • Brooklands: 1912 gründete W.O. Bentley zusammen mit seinem Bruder H.M. Bentley ein Unternehmen zum Vertrieb von französischen DFP-Autos. W.O. Bentley verbesserte den DFP-Motor und gewann mit diesem Fahrzeug auf der Rennstrecke in Brooklands 1913 und 1914 mehrere Rennen. 1921 gewann der Bentley 3 Liter Experimental 2 hier als erstes Bentley-Fahrzeug das erste Rennen. RR-Bentley-Modelle: 1992–1997 Brooklands, 1996–1998 Brooklands R und seit 2006 VW-Bentley: Brooklands Coupé.[41]
  • Le Mans/Mulsanne: Die „Mulsanne“ ist das Teilstück der Rennstrecke von Le Mans, auf dem die höchsten Geschwindigkeiten erzielt werden. Bentley feierte beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans seine größten Erfolge – so zum Beispiel 1929 einen Vierfach-Sieg. RR-Bentley ehrte diese Renntradition: 1980–1987 Bentley Mulsanne (incl. Turbo) 1980–1987, 1987–1992 Mulsanne S, und VW-Bentley ab 2010 der „New“ Mulsanne.
  • Le Mans/Arnage: Arnage bezeichnet die anspruchsvolle Arnage-Kurve des berühmten französische Rennkurses. Seit 1998 wird der Name Arnage sowohl von RR-Bentley als auch von VW-Bentley verwendet.
  • Eight: Mit der Startnummer 8 gewann ein Bentley 3 litre 1924 erstmals das 24-Stunden-Rennen von Le Mans – 8 ist seither die magische Bentley-Zahl. W.O. Bentley konstruierte einen 8-Liter-Motor und nannte dieses Spitzenmodell im Jahr 1931 Eight, RR-Bentley baute 1984–1992 den Bentley Eight und VW-Bentley verwendete 2001–2003 das Spitzen-Rennmodell Bentley Speed 8.

Derby-Bentleys

Derby-Bentley von 1936

Rolls-Royce hatte Bentley gekauft und musste das dortige Modellprogramm umgehend ersetzen. Als Überbrückung produzierte man bei Bentley in Cricklewood bis Herbst 1932 weiter (4-litre und 8-litre- Modelle), wo sowieso ein großer Bestand an lagernden/mitgekauften Produktionsteilen verwertet werden musste. Währenddessen entwickelte man einen Bentley auf "reiner" Rolls-Royce- Basis, den Bentley 3½-Litre, der 1933 vorgestellt wurde. Die Produktion der RR- Bentley sollte künftig im Rolls-Royce- Werk Derby stattfinden, die Produktion in Cricklewood wurde geschlossen.

1933–1937 Bentley 3½-Litre / 1.177 Chassis: Motor vom RR 20/25hp, Rahmen von einem nie in Serie gegangenen Rolls-Royce Modell. Zu diesem, unter dem Namen „The Silent Sports Car“ vermarktete 3-½-Liter, sagte W.O. Bentley, der noch bis 1935 in seinem ehemaligen Unternehmen mitarbeitete, und mit der Konstruktion des 3,5 Liter nichts zu tun hatte: „Taking all things into consideration, I would rather own this Bentley than any other car produced under that name“[33].

1936–1939 Bentley 4,25 Liter / 1.234 Chassis: Ab 1936 wurde das RR/Bentley 3,5 Liter Chassis für einen Aufpreis von 50 Pfund mit dem 4257 cm³ – Motor des RR 25/30 hp angeboten. Diese Version war so erfolgreich, dass die ursprüngliche 3,5 Liter-Version kurz darauf eingestellt wurde. Dieser Bentley sollte vor allem um auf den aufkommenden Autobahnen hohe Dauergeschwindigkeiten ermöglichen.

1939–1941 Bentley Mark V und die davon abgeleitete deutlich sportliche Variante Bentley Corniche. Die begonnene Entwicklung der Modelle wurde durch den Zweiten Weltkrieg unterbrochen. 15 Bentley Mark V wurden als Fahrgestell mit Motor fertiggestellt, elf davon erhielten auch Aufbauten. Lediglich vier Bentley Corniche-Fahrgestelle wurden fertiggestellt, nur der zuvor gebaute Prototyp hatte auch einen Aufbau erhalten.

Die Derby-Bentleys hatten obengesteuerte Stoßstangenmotoren (OHV) mit seitlicher Nockenwelle. Im Gegensatz dazu hatten die W. O. Bentley gebauten Motoren eine obenliegende Nockenwelle (OHC).

Crewe-Bentleys

Um den Bedarf an Merlin-Flugmotoren zu decken, baute Rolls-Royce eine neue Fabrik in Crewe. Baubeginn war Mai 1938 und die ersten Merlin-Motoren wurden 1939 geliefert.

1941 war die Produktion von zivilen Autos von Rolls-Royce und Bentley kriegsbedingt eingestellt worden. Nach dem Krieg entschloss man sich, deren Produktion in Derby nicht mehr aufzunehmen. Die Chassis-Fertigung wurde nach Crewe verlagert, während die Fabrik in Derby Strahltriebwerke bauen sollte.

1946 wurde der Produktionsbetrieb im heute noch genutzten Werk in Crewe aufgenommen. Bis 2002 wurden hier sowohl Rolls-Royce als auch Bentleys gefertigt. Die Fahrzeug-Produktionshallen gehören heute dem VW-Konzern und werden für die Produktion der Marke Bentley verwendet.

Nach dem Krieg begann Rolls-Royce die Entwicklung einer eigenen Werks-Standard-Karosserie („Standard Steel“ genannt), die es ermöglichen sollte, komplette Fahrzeuge und nicht nur Fahrgestelle auszuliefern (dem Chassis wurde im Werk die Standard-Steel-Karosserie aufgesetzt).

Bentley R-type (1952–1955)
Bentley Mark VI 1952

1946–1952: Bentley Mark VI 1.012 Chassis + 4.190 mit Standard-Steel-Body. Der Mark VI war das Schwestermodell des Rolls-Royce Silver Wraith und gleichzeitig das erste Komplett-Fahrzeug, das vom Rolls-Royce-Konzern mit dem neuen „Standard-Steel-Body“ angeboten wurde.

Neben den Mark VI mit Werkskarosserien wurden auch 1.012 individuelle Aufbauten von renommierten Karosseriebauern wie Mulliner, Park Ward und vielen anderen realisiert.

1952 löste der nur geringfügig weiterentwickelte R-Type das Vorgängermodell ab. Mit dem R-Type begann auch die Tradition bei Bentley, besonders sportliche Ableger des Serienmodells als Continental anzubieten. Der Name beruht, aus britischer Sicht, auf den höheren Geschwindigkeiten, die auf dem Kontinent gefahren werden durften. Der nur 208 mal gebaute Bentley R-Type Continental mit überwiegend zweitüriger Fastback-Karosserie von H. J. Mulliner war zu seiner Zeit der schnellste viersitzige Sportwagen der Welt.

Die Ähnlichkeiten zwischen den Rolls-Royce-Modellen und den Schwestermodellen von Bentley nahmen weiter zu, als 1955 parallel der Rolls-Royce Silver Cloud und der Bentley S-Type vorgestellt wurden. Die beiden Typen unterschieden sich nicht mehr in der Motorleistung, sondern nur noch durch Kühler, Markenembleme und Karosseriedetails. Der Bentley S-Type beruhte immer noch auf einem separaten Fahrgestell, wodurch weiterhin Sonderaufbauten realisiert werden konnten. Auch von diesem Modell gab es eine mit sportlicher Sonderkarosserie ausgestattete Continental-Version und eine Variante mit verlängertem Radstand.

Bentley S2 (1961)
Bentley S2 (1961)

Der große Erfolg des S-Type wurde 1959 durch die Einführung des noch heute (2006) in weiterentwickelter Form gebauten Leichtmetall-V8 Motors mit 6,2 Litern Hubraum gekrönt. Das S2 genannte Modell war ansonsten baugleich und wurde ab 1962 bis zum Bauende der Serie 1965 von dem S3 mit Doppelscheinwerfern abgelöst.

Interessant ist die Verteilung der Bauzahlen zwischen den Schwestermodellen: Während von dem im Nachhinein so bezeichneten S1 mit 3.538 Stück deutlich mehr als vom Silver Cloud I mit 2.360 Stück gebaut wurden, betrug das Verhältnis beim S2 schon 2.308 zu 2.717 Silver Cloud II und beim S3 nur noch 1.630 zu 2.809 Silver Cloud III.

1965 wurde der für Rolls-Royce Verhältnisse geradezu revolutionäre Silver Shadow und das baugleiche Schwestermodell Bentley T-Series vorgestellt. Waren die Vorgängermodelle mit ihren geschwungenen Formen selbst für die damalige Zeit sehr konservativ, so waren die neuen Schwestermodelle nun technisch und optisch auf der Höhe der Zeit und wurden allgemein als äußerst gelungen anerkannt.

Erstmalig wurden technische Neuerungen wie eine selbsttragende Karosserie, Scheibenbremsen, eine unabhängige Radaufhängung und eine Niveauregulierung eingesetzt. Der neue T-Type war in seinen Außenabmessungen in allen Dimensionen kleiner und auch leichter, was allerdings relativ zu verstehen ist, dennoch konnte der Innenraum durch die selbsttragende Karosserie vergrößert werden.

Ab 1969 konnte eine Version mit langem Radstand und wahlweise mit einer Trennscheibe geordert werden. Gebaut wurden die Fahrzeuge bis 1980, wobei die Modelle von 1977 bis 1980 aufgrund der zahlreichen Veränderungen, wie ein anderes Armaturenbrett, kunststoffgepolsterten Stoßstangen sowie zahlreichen technischen Änderungen als Silver Shadow II bzw. T2 bezeichnet wurden. Dennoch ging der Anteil der Bentleys gegenüber den Rolls-Royce Versionen weiter zurück, lediglich rund 7 Prozent wurden als Bentley T-Series ausgeliefert. Der T2 wurde nicht mehr für den wichtigsten Exportmarkt USA homologiert. Seinerzeit wurde sogar erwogen, die Marke Bentley einzustellen.

Als Nachfolger wurden im Oktober 1980 der Rolls-Royce Silver Spirit und das Schwestermodell Bentley Mulsanne vorgestellt. Damit und insbesondere mit dem 1982 vorgestellten Bentley Mulsanne Turbo begann die Erholung der Bentley-Verkäufe. Die Turbo-Versionen, mit einer Leistung von „ausreichend plus 50 %“ deutlich leistungsstärker und wieder unterscheidbar gegenüber den Rolls-Royce-Schwestermodellen, erschlossen neue und vor allem jüngere Käuferschichten.

1984 wurde der für Rolls-Royce-Verhältnisse etwas günstigere Bentley Eight mit traditionellem verchromtem Drahtgeflecht-Kühlergrill vorgestellt. 1985 wurde dann das wichtigste Modell dieser Zeit, der Bentley Turbo R, vorgestellt, der in mehreren Evolutionsstufen bis 1997 gebaut wurde. Damit gewann Bentley wieder ein klares Profil als sportliche, aber dennoch luxuriöse Marke. Die Verkaufszahlen nahmen wieder zu, und seit 1990 wurden mehr Bentleys als Rolls-Royce produziert: Manche Kunden lehnten den pompösen Auftritt eines Rolls-Royce mit der Kühlerfigur („Spirit of Ecstasy“) ab und nutzten lieber das komfortgleiche, schnellere Bentley-Modell.

Verkauf an die Volkswagen AG

Die Marke Bentley wurde 1998 von Volkswagen für 1,44 Milliarden D-Mark erworben. Im Rahmen einer Übergangszeit, 1998 bis 2002, wurden Bentley und Rolls-Royce noch gemeinsam im Werk Crewe produziert. Danach wurden in Crewe weiterhin Fahrzeuge der Marke Bentleys produziert, während die Modelle der Marke Rolls-Royce seit 2003 im Werk Goodwood gefertigt werden.

seit 1998 Volkswagen: Bentley Motors Limited in Crewe

Bentley EXP Speed 8
Die Bentley State Limousine der britischen Königin, hergestellt für deren Goldenes Thronjubiläum (2002)
Das Modellprogramm von 2009: Continental Flying Spur, Continental GT, und der noch von Vickers entwickelte Arnage.
Bentley T-Type, Baujahr 1976, neben Bentley Continental GT, Baujahr 2005

Im Jahr 1998 wurde das Unternehmen Rolls-Royce von der Mutter, dem Vickers-Konzern, nach einem Bietergefecht zwischen BMW und Volkswagen an Volkswagen verkauft. BMW kündigte daraufhin die bestehende Motorenlieferung und nutzte seine guten Beziehungen zum Flugzeugtriebwerkhersteller Rolls-Royce plc., der nicht verkauft worden war, aber die Markenrechte an Rolls-Royce besaß, um sich für 40 Millionen Pfund die Rechte an dem Namen zu sichern. Volkswagen hatte damit zwar das Automobil-Werk in Crewe und den Namen Bentley erworben, aber eben nicht die Namensrechte an Rolls-Royce. So kam es zu einem Gentlemen's Agreement zwischen dem damaligen Chef von VW, Piëch und dem damaligen Chef von BMW und späteren VW-Chef, Bernd Pischetsrieder, dass VW im Stammwerk in Crewe bis Ende 2002 unter der Lizenz von BMW und mit Motoren von BMW weiter Rolls-Royce-Modelle bauen durfte und BMW mit dem Markennamen eine völlig neue Fertigung in Goodwood aufbauen werde.

Im Zuge des Übergangs der Markenrechte an Rolls-Royce an den BMW-Konzern wurde das Unternehmen Rolls-Royce Motors offiziell in Bentley Motors Limited umbenannt.

Im Jahre 2001 nahm Bentley nach 70 Jahren erstmals wieder mit dem Modell Bentley EXP Speed 8 am 24-Stunden-Rennen von Le Mans teil. Für den Wiedereinstieg in das Renngeschehen nach dieser jahrzehntelangen Pause wurde auf Know-how der Konzernschwester Audi zurückgegriffen, die mit dem Audi R8 (Rennprototyp) Sportprototypen in den Jahren 2000, 2001, 2002 sowie 2004 und 2005 siegreich war. Im Jahre 2003 gewann das Sport Team Joest auf dem Bentley Speed 8 mit einem Doppelsieg zum sechsten Mal in Le Mans. Der Sieg ging an das Team Tom Kristensen/Rinaldo Capello/Guy Smith. Zweite wurden Johnny Herbert/David Brabham/Mark Blundell. Aus Marketinggründen wurde das Sport Team Joest als Bentley Werksteam geführt.

Für die Verwendung auf öffentlichen Straßen werden derzeit die große Limousine Arnage in drei Varianten, das sportliche Coupé Continental GT, die Limousine Continental Flying Spur, das große Cabrio Azure II und das Cabrio GTC auf Basis des Bentley Continental GT angeboten, alle bis auf den Arnage und Azure auf derselben Plattform gefertigt wie der Konzernbruder VW Phaeton. Seit Ende 2007 ist zudem auf Basis des Bentley Azure (seit 2006) ein Coupé erhältlich, welches den Namen Brooklands trägt und mit rund 537 PS und über 1000 Nm Drehmoment nochmals mehr Leistung bietet als der stärkste Bentley Arnage. Das Fahrzeug ist als limitierte Serie (550 Stück) vorgesehen und feierte sein Überraschungsdebüt auf dem Genfer Autosalon 2007.

Während die Arnage-Modelle noch unter Rolls-Royce entwickelt wurden, ist die Continental-Reihe eine Neuentwicklung unter VW-Regie. Sie zeigen den Weg, der Bentley in die Zukunft führen soll. Mit dem Flying Spur und dem Continental GT Speed liefert Bentley wieder, wie schon in den 1950er Jahren, mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 300 km/h die schnellste in Serie gefertigte Limousine bzw. viersitzige Coupé.

Der Bentley State Limousine ist der Dienstwagen der britischen Königin Elisabeth II. Nur zwei Exemplare wurden für ihr goldenes Thronjubiläum im Jahre 2002 als Geschenk hergestellt. Somit ist der Bentley State Limousine seltener als der legendäre Rolls-Royce Phantom IV, von dem nur 18 Stück produziert wurden.

2009 hat die Produktion einer Kleinserie von GT-Zagato-Fahrzeugen in Zusammenarbeit mit der italienischen Designunternehmen begonnen.[42]

Im Februar 2011 löste Wolfgang Dürheimer den langjährigen CEO Franz-Josef Paefgen ab und übernahm die Leitung des Unternehmens.

Modelle

Bentley 3-litre Tourer
Vorkriegsmodelle

Modelle aus der Produktion von Bentley Motors Ltd in Cricklewood:

Einige Bentley 4 Liter und Bentley 4½ Liter Supercharged wurden auch von Jack Barclay in London produziert. 1936/7 wurden sechs Bentley 4½ Liter-Chassis von Rolls-Royce in Derby aus Ersatzteilen gefertigt.

Modelle nach der Übernahme durch Rolls-Royce (Produktion im Rolls-Royce-Werk Derby):

Nachkriegsmodelle in der Zeitleiste
Zeitleiste der Bentley-Modelle seit 1945
Typ Karosserie-versionen Rolls-Royce Rolls-Royce Motor Cars Vickers Volkswagen AG
1940er 1950er 1960er 1970er 1980er 1990er 2000er 2010er 2020er
5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 1 2 3 4 5
Gran Turismo Coupé/Cabrio Continental GT/GTC [6] Continental GT/GTC [6] Continental GT/GTC [8] Continental GT/GTC [8]
Bacalar [8] Batur [8]
Oberklasse Limousine Eight [4] Continental Flying Spur [6] Flying Spur [6] Flying Spur [8] Flying Spur [8]
Mark VI [1] R-Type [1] S1 [2] S2 [2] S3 [2] T1 [3] T2 [3] Mulsanne [4] Mulsanne S [4] Brooklands [4] Arnage [5]
Mulsanne Turbo [4] Turbo R [4] Turbo RT [4] Arnage Red Label [5] Arnage R / Arnage T [5] Mulsanne
Coupé R-Type [1]
Continental
S1[2]
Continental
S2[2]
Continental
S3[2]
Continental
T1 [3] Corniche [3] Continental R / S / T Brooklands [5]
Cabrio T1 [3] Corniche [3] Continental [3] Azure Azure [5]
Staatskarosse State Limousine [5]
SUV Bentayga [7]
Rennsportwagen LMGTP Speed 8
  • Basierend auf oder weitgehend baugleich mit Rolls-Royce [1] Silver Wraith, [2] Silver Cloud, [3] Silver Shadow, [4] Silver Spirit, [5] Silver Seraph
  • Basiert auf VW-Plattform [6] PL61, [7] MLB-Evo, [8] MSB
  • Rennsportwagen

    Literatur

    • Roßfeldt, Klaus-Josef: Die Geschichte der Marke Rolls-Royce und Bentley. Sonsbeck: Brinkmann, 1981
    • Roßfeldt, Klaus-Josef: Rolls-Royce und Bentley,Geschichte-Daten-Fakten. BLV-Verlag, 1988
    • Roßfeldt, Klaus-Josef: Rolls-Royce und Bentley Automobile, Vom Anfang des Jahrhunderts bis ins Neue Jahrtausend. Eigenverlag, 1998
    • Jonathan Wood: Rolls-Royce & Bentley, die Geschichte einer legendären Marke, Heel, 2001, ISBN 3-89880-106-3
    • Andrew Frankel: Bentley – Die Geschichte, Delius Klasing Verlag, ISBN 3-7688-1658-3
    Commons: Bentley – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise

    1. Bentley Motors Key Facts & Figures (engl.); abgerufen am 21. Februar 2011
    2. Bentley History [1]
    3. Mercedes [2]
    4. Gericke [3]
    5. Unique - Bentley Heritage [4]
    6. vintage [5]
    7. benjafield [6]
    8. autosport [7]
    9. autosport [8]
    10. hemmings [9]
    11. BentleyHistory Seite 31 [10]
    12. RREC [11]
    13. Unique - Bentley Heritage [12]
    14. History [13]
    15. History [14]
    16. Sportscarmarket [15]
    17. Sportscarmarket [16]
    18. 1926-1930 Bentley Blower. TopSpeed.com, abgerufen am 5. März 2011 (englisch).
    19. The Automotive history of Bentley. Justgoodcars, abgerufen am 5. März 2011 (englisch).
    20. History [17]
    21. Bentley Vintage [18]
    22. Bentley Vintage [19]
    23. darkforce [20]
    24. Bentley Vintage [21]
    25. Collection Report [22]
    26. Seite 35 [23]
    27. RRAB [24]
    28. Sportscarmarket [25]
    29. Bentley [26]
    30. CV [27]
    31. Bentley History Seite 51 [28]
    32. CV [29]
    33. Bentley History Seite 51 [30]
    34. Unique - Bentley Heritage [31]
    35. Unique - Bentley Heritage [32]
    36. VW 2009+10 [33]
    37. VW 2007+8 [34]
    38. Bentley [35]
    39. Classic Cars [36]
    40. Mot [37]
    41. [38]
    42. Bentley Zagato GTZ – Das Unikat, 4. Februar 2009