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Kastell Eislingen-Salach

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Kastell Eislingen-Salach
Limes Raetia/Germania superior
Datierung (Belegung) hadrianisch,
um 125 n. Chr. bis um 159 n. Chr.
Typ Kohortenkastell
Einheit unbekannte Hilfstruppeneinheit
Größe ca. 2,2 ha
Bauweise Holz-Erde-Kastell
Erhaltungszustand auf Luftbildern sichtbares Bodendenkmal
Ort Eislingen/Fils/Salach
Geographische Lage 48° 41′ 38,4″ N, 9° 43′ 42,2″ OKoordinaten: 48° 41′ 38,4″ N, 9° 43′ 42,2″ O hf

Das Kastell Eislingen-Salach ist ein ehemaliges römisches Auxiliarkastell. Das ehemalige Militärlager liegt etwa 1,7 Kilometer östlich von Eislingen/Fils an der Markungsgrenze nach Salach im Landkreis Göppingen in Baden-Württemberg (Deutschland).

Lage

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Motiv: Schön wäre auch ein hochaufgelöstes Bild der Informationstafeln am Weg nach Salach an der Stelle des römischen Kohortenkastells (großformatige Bilder. z.B. mit dem Brugger-Luftbild vom Kastell)

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BW

Das Kastell Eislingen-Salach liegt heute als oberirdisch nicht sichtbares Bodendenkmal unter den landwirtschaftlich genutzten Flächen im Gewann „Steiniger Esch“ rund 1,7 Kilometer östlich von Eislingen auf der Markungsgrenze mit Salach nördlich der Fils. Ein Großteil des Kastellbereichs befindet sich nordöstlich der Landesstraße 1219 („Salacher Straße“/„Eislinger Straße“), die hier Eislingen mit Salach verbindet, kurz vor dem Gewerbegebiet „Steiniger Esch“ von Salach. Das Areal zeigt sich in seiner südlichen Ecke von der L 1219 und von Hochbauten auf dem Flurstück 1104/1 der Gemeinde Salach überbaut.

In der Antike lag das Filstal im Machtbereich des Imperium Romanum. Das Kastell war dem Alblimes vorgelagert und befand sich im damals wohl noch nicht besetzten Gebiet und gehörte wohl zu einer Reihe von Erdkastellen entlang des mittleren Neckars.[1]

Das Kastell markierte wohl auch die Grenze zwischen den römischen Provinzen Raetia und Germania superior, deren exakter Nord-Süd-Verlauf im Raum Eislingen unbekannt ist. Es ist bislang unbekannt, welcher Provinz es zugehörte, welche Einheit dort lag und wie sein lateinischer Name war.

Bei Eislingen gabelt sich wohl eine Römerstraße in Richtung Heidenheim und in Richtung Urspring.

Forschungsgeschichte

Im Jahr 1951 stieß man bei Kanalisationsarbeiten an der unteren „Stuttgarter Straße“ bei der ehemaligen Textilmaschinenfabrik Scheller in Eislingen in rund 1,7 m Tiefe auf eine Römerstraße, diese gilt als Nachweis für eine Verbindungsstraße nach Urspring.[2][A 1]

Im Jahr 1966 wurde auf einer Luftbildaufnahme des Luftbildarchäologen Albrecht Brugger aus Stuttgart-Echterdingen im Getreidebewuchs der Grabenverlauf eines bisher unbekannten römischen Kastells entdeckt. Der Luftbildarchäologe Otto Braasch, der es als seine Aufgabe ansieht, schon bekannte Bodendenkmale weiter zu erkunden, konnte bei einem Prospektionsflug im Jahr 1989 zahlreiche hölzerne Innenbauten und eine massive Umwehrung mit Tor und Zwischentürmen nachweisen.

Ein jüngst geplanter Trassenverlauf der „Nord-West-Umfahrung“ von Salach, die zum Teil auf Eislinger Markung gebaut werden soll, tangiert das Bodendenkmal „Römisches Kastell“.[3] Eine Sicherung steht noch aus.

Geschichte

Dietwulf Baatz vermutet, dass das Kastell Eislingen-Salach zur Zeit Kaiser Hadrians (117−138), wohl um 125 n. Chr., zeitgleich mit der neuen, weiter nach Norden vorgeschobenen Limesstraße entstand.[4] Diese lief nunmehr von Köngen durch das Filstal über Eislingen-Salach nach Heidenheim.[5][A 2]

Aufgrund seiner geographischen Lage gehört es zweifellos in die Frühzeit der römischen Besetzung des mittleren Neckarlandes und bildete laut Dieter Planck wohl in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts den Ersatz für die frühere Grenzziehung des Lautertal-Limes (die sog. Sibyllenspur), der zwischen Köngen (Grinario) und Donnstetten (Clarenna) den Neckar- mit dem Alblimes verband. Es stellt vermutlich die Verbindung mit dem östlichen Teil des Alblimes nach der Auflösung der Garnisonen Dornstetten, Urspringen und Heidenheim dar.

Das Kastell bestand vermutlich nicht länger als bis zur Verlegung des Limes vom Filstal in das Remstal um das Jahr 159 n. Chr., und wurde möglicherweise vom Kastell Schirenhof ersetzt.[6]

Kastell

Nach dem Befund kleinerer Untersuchungen war es ein reines Holz-Erde-Kastell mit fast rechteckigem Grundriss, das nie in Stein ausgebaut wurde, was klar für eine kurze Nutzungsdauer spricht. Es war zu allen Seiten von einem umlaufenden fünf bis sechs Meter breiten Graben und vier Toren umgeben. Die etwa trapezförmige Anlage weist eine Innenfläche von rund 2,2 ha auf, was als normale Kastellgröße für eine unbekannte Kohorte gilt. Es konnten kaum Funde geborgen worden; die Bestimmung seiner Zeitstellung ist daher schwierig und kann daher nur vermutet werden. Zu den Fundstücken zählt das Oberteil eines Einhenkelkruges aus dem Ende des 1. Jahrhunderts n. Chr.[7]

Denkmalschutz

Das Kastell Eislingen-Salach und die erwähnten Bodendenkmale sind geschützt als Kulturdenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Literatur

  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. Gebr. Mann, Berlin 1993.
  • Otto Braasch: Flugbeobachtungen am Lager von Eislingen, Kreis Göppingen. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg. 1989, S. 361-389, Abb. 263–269.
  • Eislingen. In: Philipp Filtzinger, Dieter Planck und Bernhard Cämmerer (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. Konrad Theiss, Stuttgart 1976, S. 258.
  • Dieter Planck: Ein neues römisches Lager bei Eislingen, Lkr. Göppingen. In: Fundberichte aus Baden-Württemberg. Band 1. 1974, S. 527–532.
  • Eislingen (GP) Kastell. In: Dieter Planck (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1555-3, S. 70f.
  • Ludwig Wamser: Motorsegler und Archäologie. Segelflugverein Weißenburg im Dienst der Heimatforschung. 1977.

Anmerkungen

  1. Im Grabungschnitt zeichneten sich dabei die stark verdichtete Kies- und Sandschüttung sowie Graben (Fossa) deutlich ab.
  2. Nach anderen Angaben könnte das Kastelle auch in vespasianischer Zeit um 83/85 n. Chr. angelegte worden sein.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Planck 1974, S. 532.
  2. Walter Ziegler: Der Kreis Göppingen. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart, Aalen 1985, S. 78.
  3. Gemeindeverwaltungsverband Eislingen - Ottenbach - Salach: 2. Änderung des Flächennutzungsplans auf den Markungen Eislingen, Ottenbach und Salach. Eislingen/Fils 2008, S. 39 und Abb. Nordwestumfahrung Salach auf S. 40.
  4. Vgl. Baatz 1993, S. 73.
  5. Vgl. Baatz 1993, S. 214.
  6. Vgl. Baatz 1993, S. 252.
  7. Vgl. Helmut Weimert: Zivile und militärische Strukturen im Nordwesten der römischen Provinz Raetien: 3. Heidenheimer Archäologie-Colloquium am 9. und 10. Oktober 1987. 1988, S. 82.