IG Metall
Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) | |
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Datei:IG Metall.svg | |
Zweck: | Gewerkschaft |
Vorsitz: | Berthold Huber |
Gründungsdatum: | 1. September 1949 |
Mitgliederzahl: | 2.246.000 (Stand: 31.12.2011) |
Mitarbeiter | 2640 (2019) |
Sitz: | Frankfurt am Main |
Website: | http://www.igmetall.de |



Die IG Metall (Industriegewerkschaft Metall, IGM) ist mit 2,246 Millionen Mitgliedern[1][2] (31. Dezember 2011) vor der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di die größte Einzelgewerkschaft in der Bundesrepublik Deutschland und ebenfalls die weltweit größte organisierte Arbeitnehmervertretung. Nachdem in den 1990er und 2000er Jahren die Mitgliederzahlen rückläufig waren (1990 gehörten der IG Metall noch 2,679 Millionen Mitglieder an), steigen sie seit 2011 wieder leicht an. [3][4]
Die IG Metall hat ihren Sitz im Main Forum in Frankfurt am Main und vertritt die in ihr organisierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer der Branchen Metall-Elektro, Stahl, Textil-Bekleidung, Holz-Kunststoff und der Informations- und Kommunikationstechnologiebranche. Die Bereiche Textil-Bekleidung und Holz-Kunststoff vertritt sie erst seit 1998 beziehungsweise 2000, als die Gewerkschaft Textil-Bekleidung (GTB) und die Gewerkschaft Holz und Kunststoff (GHK) der IG Metall beitraten.
Größte Verwaltungsstelle der IG Metall ist Wolfsburg. Am Konzernsitz der Volkswagen AG überschritt die Zahl der Mitglieder entgegen dem Bundestrend Ende 2009 erstmals die Marke von 72.000,[5] 2012 konnte dort als 80.000 Mitglied ein Ingenieur begrüßt werden[6].
Die IG Metall ist Mitglied im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), im Europäischen Metallgewerkschaftsbund (EMB), im Internationalen Metallgewerkschaftsbund (IMB), Internationale Textil-, Bekleidung- und Leder-ArbeiterInnenvereinigung (ITBLAV), Internationaler Bund der Bau- und Holzarbeiter (IBBH) und in der Europäischen Föderation der Bau- und Holzarbeiter.
Die IG Metall repräsentiert vornehmlich die Arbeitnehmer im Leitsektor der deutschen Volkswirtschaft, der Metall- und Elektroindustrie, die mit 3,64 Millionen Arbeitnehmern den bedeutendsten Industriesektor darstellt, aus der ca. 60% aller Exporte der deutschen Wirtschaft stammen.(2011) Ihre sozial- und tarifpolitischen Initiativen prägten die deutsche Sozialverfassung, so die Durchsetzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall durch einen 3 monatigen Arbeitskampf in Schleswig-Holstein, die Arbeitskämpfe zur Durchsetzung der 40 Stundenwoche unter dem Motto „Samstags gehört Vati mir“ in den 60er Jahren, des sechswöchigen Jahresurlaubes (Streik in der Stahlindustrie 1978/79) und der 35-Stundenwoche in den 80er Jahren.
Zahlreiche IG-Metall-Führungspersonen sind neben ihrer Tätigkeit in der Gewerkschaft auch in Aufsichtsräten großer Konzerne tätig. Ihre Aufsichtsratsbezüge führen sie an die Hans-Böckler-Stiftung ab.
Die IG Metall ist in sieben Bezirke untergliedert: Küste, Baden-Württemberg, Bayern, Berlin-Brandenburg-Sachsen, Mitte (ehemals Bezirk Frankfurt), Niedersachsen-Sachsen-Anhalt sowie Nordrhein-Westfalen.
Die IG Metall unterhält mehrere zentrale Bildungsstätten, darunter das IG Metall-Bildungszentrum Sprockhövel, das Bildungszentrum Lohr-Bad Orb und das IG Metall-Bildungszentrum Berlin (Pichelssee).
Geschichte
Schon vor 1878 wurden in Deutschland die ersten Arbeitervereine gegründet, was Otto von Bismarck bis in die 1890er Jahre mittels der Sozialistengesetze zu unterbinden versuchte. Nach ihrer Aufhebung 1890 wurde die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands gegründet und ein Jahr später der Deutsche Metallarbeiter-Verband (DMV), die wichtigste Vorläuferorganisation der IG Metall. Der DMV entwickelte sich schnell zur größten deutschen Einzelgewerkschaft im Kaiserreich und in der Weimarer Republik. Schon 1892 fand der erste Kongress der Gewerkschaften Deutschlands statt und bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges 1914 kam es immer wieder zu großen Berg-, Metall- und Werftarbeiterstreiks. Nach Kriegsende wurde 1919 der Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes gegründet und die Koalitionsfreiheit in der Weimarer Verfassung verankert. Im selben Jahr werden Tarifverträge erstmals rechtsverbindlich. In den folgenden Jahren stärken verschiedene Gesetze wie das Betriebsrätegesetz von 1920 oder das Gesetz über die Arbeitslosenversicherung von 1927 die Rolle der Gewerkschaften und damit auch des DMV.
1928 lässt der DMV ein Stammhaus an der Kreuzberger Lindenstraße in Berlin durch den bekannten Architekten Erich Mendelsohn errichten. Die Gewerkschaft wird aber 1933 von den Nationalsozialisten zerschlagen, die alle freien Gewerkschaften verbieten. In den Folgejahren bis 1945 haben viele ehemalige Gewerkschaftsmitglieder unter Repressionen – bis zur Hinrichtung – zu leiden.
In den Nachkriegsjahren werden viele Gewerkschaften nach dem Prinzip der Einheitsgewerkschaft neugegründet, die IG Metall 1949. Im gleichen Jahr findet auch der Gründungskongress des DGB statt, und das Tarifvertragsgesetz wird verabschiedet. Wie zuvor in der Verfassung der Weimarer Republik ist die Koalitionsfreiheit auch im neu geschaffenen Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland enthalten.
- 1951: Mitbestimmungsgesetz
- 1952: Betriebsverfassungsgesetz
- 1954: Erstmals tarifliche Sonderzahlung (Weihnachtsgeld)
- 1955: Urteil des Bundesarbeitsgerichts gegen Frauenlohngruppen
- 1956/57: Streik um die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
- 1959: 5-Tage-Woche im Steinkohlebergbau
- 1962: Erstmals tarifliches Urlaubsgeld
- 1965: 40-Stunden-Woche in der Druckindustrie
- 1967: 40-Stunden-Woche in der Metallindustrie
- 1970: Gesetz über Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
- 1972: Das Vermögen der IG Metall beträgt nach Angaben des ehemaligen DGB-Bundesvorstandsmitglieds Kurt Hirche rund 631 Millionen DM.
- 1972: Novellierung Betriebsverfassungsgesetz
- ab 1975: Rationalisierungs- und Einkommensschutz rückt in den Mittelpunkt
- 1978: Streik um die 35-Stunden-Woche Stahlindustrie
- 1984: Streik um die 35-Stunden-Woche in der Metallindustrie (Die 35-Stunden-Woche wird aber (noch) nicht durchgesetzt)
- 1990: Übertragung der westdeutschen tariflichen Strukturen auf Ostdeutschland in Stufen
- 1991: Vereinigung der ost- und westdeutschen Gewerkschaften
- 1995: Einführung der 35-Stunden-Woche in der Metallindustrie
- 1995: Erster Versuch eines Bündnisses für Arbeit
- 1997: Sicherung der vollen Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall
- 1998: Regierungswechsel: Bündnis für Arbeit
- 2001: Reform des Betriebsverfassungsgesetzes
- 2002: Mit Abschluss der Tarifverhandlungen wird auch das Entgelt-Rahmenabkommen (ERA) abgeschlossen
- 2003: Streik zur Einführung der 35-Stunden-Woche in Ostdeutschland scheitert größtenteils. Führungskrise in der IG-Metall.
- 2003: Nach langen Auseinandersetzungen wird für die beiden Siemens-Werke Kamp-Lintfort und Bocholt zum ersten Mal eine Rückkehr von der 35- zur 40-Stunden-Woche beschlossen.
Vorsitzende der IG Metall
- Seit 6. November 2007 : Berthold Huber
- 2003–2007 : Jürgen Peters
- 1993–2003 : Klaus Zwickel
- 1986–1993 : Franz Steinkühler
- 1983–1986 : Hans Mayr
- 1972–1983 : Eugen Loderer
- 1956–1972 : Otto Brenner
- Im Jahre 1956 Änderung der Satzung; neue Titel: 1. Vorsitzender, 2. Vorsitzender
- 1952–1956 : Otto Brenner zusammen mit Hans Brümmer
- 1948–1956 : Hans Brümmer
- 1948–1952 : Walter Freitag, zunächst Vorsitzender in der britischen Zone, dann in der Bizone und ab 1949 in der gesamten Bundesrepublik
- Von 1948 bis 1956 zwei gleichberechtigte Vorsitzende
Alle bisherigen Vorsitzenden der IG Metall waren bzw. sind Mitglieder in der (SPD). Eine gewisse Tradition hat es, dass der zweite Vorsitzende dem ersten nachfolgt. Lediglich Alois Wöhrle 1969 und Karl-Heinz Janzen 1992 gingen in den Ruhestand, ohne zum ersten Vorsitzenden aufzurücken, während Walter Riester 1998 Bundesarbeitsminister wurde und deswegen ausschied.
Bekannte Mitglieder der IG Metall
- Willi Bleicher - Bezirksleiter des Bezirks Stuttgart (1959-1972)
- Norbert Blüm – CDU, ehemaliger Bundesarbeitsminister unter Helmut Kohl
- Regina Görner – CDU, frühere Saar-Sozialministerin, von September 2005 bis Oktober 2011 geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall
- Peter Hartz – SPD, ehemaliger Personalvorstand der Volkswagen AG in Wolfsburg und Vorsitzender der Hartz-Kommission
- Willi Hoss - langjähriges Mitglied des Betriebsrats bei Daimler Benz (als Vertreter einer oppositionellen Liste zeitweilig ausgeschlossen) und Mitbegründer der Partei Die Grünen
- Karl-Josef Laumann – CDU, ehemaliger Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen
- Heiko Maas - SPD, Vorsitzender der Saar-SPD
- Hans Matthöfer - SPD, ehemaliger Bundesminister für Forschung und Technologie (1974-1978), für Finanzen (1978-1982), für das Post- und Fernmeldewesen (1982) unter Helmut Schmidt
- Jakob Moneta – ehemaliger Chefredakteur der Zeitung METALL
- Andrea Nahles – SPD, SPD-Generalsekretärin sowie ehemalige stellvertretende Parteivorsitzende und ehemalige Sprecherin des Forum DL-21
- Wilhelm Petersen – 1948 Ko-Vorsitzender der IG Metall in der Bizone
- Walter Riester – SPD, ehemaliger Bundesarbeitsminister unter Gerhard Schröder
- Harald Schartau – SPD, ehemaliger Arbeitsminister in Nordrhein-Westfalen und Landesvorsitzender der NRW-SPD
- Guntram Schneider – SPD, Minister für Arbeit, Integration und Soziales in Nordrhein-Westfalen
- Dieter Schulte – SPD, ehemaliger DGB-Bundesvorsitzender
- Friedrich „Fritz“ (Johann) Zängerle - Gewerkschafter und erster Betriebsratsvorsitzender der Adam Opel AG in Rüsselsheim
Aufsichtsratsmandate und Tantiementransparenz
Die IG-Metall stellt zahlreiche Vertreter in den Aufsichtsräten der deutschen Aktiengesellschaften. Diese Vertreter sind verpflichtet, einen Teil ihrer Aufsichtsratstantiemen an die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung abzuführen. Die IG-Metall veröffentlicht regelmässig die Namen der IG-Metall-Aufsichtsratsmitglieder, die dieser Verpflichtung nicht nachkommen.
Publikationen
Literatur
- R. Detje, C. Ehlscheid und H. Unterhinninghofen: Perspektiven des Streiks, Arbeitskampfkonzepte der IG Metall. Hamburg 2003.
- Klaus Kempter: Eugen Loderer und die IG Metall. Biografie eines Gewerkschafters. Verlag W. E. Weinmann 2003.
- J. Kolb: Metallgewerkschaften in der Nachkriegszeit, Der Organisationsaufbau der Metallgewerkschaften in den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands. 2. Auflage, Köln 1983.
- Jürgen Peters (Hrsg.): In freier Verhandlung, Dokumente zur Tarifpolitik der IG Metall 1945-2002. Göttingen 2003.
- Judith Pákh: Das rote Hanau. Arbeit und Kapital 1830-1949. hg. von der IG Metall Hanau/Fulda. CoCon-Verlag Hanau 2007, ISBN 978-3-937774-28-2
- Walter Dörrich und Klaus Schönhoven: Quellen zur Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbewegung im 20. Jahrhundert. Bd. 10: Die Industriegewerkschaft in der frühen Bundesrepublik 1991. Bund Verlag
- Detlef Wetzel: Mehr Gerechtigkeit wagen. Der Weg eines Gewerkschafters. HOFFMANN UND CAMPE Verlag, Hamburg 2012, ISBN 978-3-455-50263-3
Weblinks
- Offizielle IG Metall Webseite
- Berufsbildungsportal der IG Metall
- IG Metall-Jugend
- Online-Service der IG Metall Nordrhein-Westfalen für Schüler, Auszubildende und Studierende
- Net-Community der IG Metall für Beschäftigte in IT- und Engineering-Unternehmen
- IG Metall Vertrauenskörper Portal der IG Metall Duisburg
- Die IG Metall vor Ort in der Region
- Kostenlose Monatszeitung der IG Metall Nordhessen
- Chronologie: Wichtige Arbeitskämpfe in der Metallindustrie - Überblick des WSI-Tarifarchivs
Einzelnachweise
- ↑ Pressemitteilung Nr. 03/2012 - IG Metall: Erstmals seit über zwanzig Jahren Plus bei Mitgliederzahl. In: igmetall.de. IG Metall, 20. Januar 2012, abgerufen am 22. Februar 2012.
- ↑ IG-Metall-Mitglieder: Huber spricht von „Trendwende“. In: faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung, afp, 20. Januar 2012, abgerufen am 22. Februar 2012.
- ↑ Pressemitteilung Nr. 03/2012 - IG Metall: Erstmals seit über zwanzig Jahren Plus bei Mitgliederzahl. In: igmetall.de. IG Metall, 20. Januar 2012, abgerufen am 22. Februar 2012.
- ↑ IG-Metall-Mitglieder: Huber spricht von „Trendwende“. In: faz.net. Frankfurter Allgemeine Zeitung, afp, 20. Januar 2012, abgerufen am 22. Februar 2012.
- ↑ IG Metall Wolfsburg hat 72 000 Mitglieder. (PDF) In: www.igmetall-nieder-sachsen-anhalt.de. IG Metall Bezirk Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, 2010, abgerufen am 10. Oktober 2012.
- ↑ IG Metall Wolfsburg: 80.000. Mitglied ist ein Ingenieur