Stift Herzogenburg





Das Stift Herzogenburg ist ein Kloster der Kongregation der österreichischen Augustiner-Chorherren in Herzogenburg in Österreich.
Geschichte
Das Kloster wurde 1112 durch Ulrich I. von Passau in St. Georgen a. d. Traisen am Zusammenfluss der Traisen mit der Donau gegründet und 1244 wegen der häufigen Überschwemmungen 10 km traisenaufwärts nach Herzogenburg verlegt. Dadurch entstand dort auch der "Obere Markt" , der durch das Chorherrenstift grundherrschaftlich verwaltet wurde, während der "Untere Markt" als bairische Gründung bis zu seinem 1806 erfolgten Kauf durch das Chorherrenstift im Besitz des Klosters Formbach verblieb.
Ab 1714 wurde das Stift Herzogenburg durch Jakob Prandtauer, Johann Bernhard Fischer von Erlach und Joseph Munggenast barockisiert. Der josephinischen Aufhebungswelle der Klöster konnte das Stift entgehen, die aufgelösten Chorherrenklöster Dürnstein und St. Andrä an der Traisen wurden nach Herzogenburg inkorporiert, sodass das Stift materiell deutlich gestärkt aus den Josephinischen Reformen hervorging.
Der Umbau des Stiftes begann mit der Grundsteinlegung am 25. März 1714, die Bauleitung hatte Jakob Prandtauer. Zuerst wurden der Südtrakt, oder Gasttrakt gebaut und daran anschließend der Osttrakt bis zum großen Saal. Mit dem Auftrag der Steinmetzarbeiten für den Kaisersaal ist Johann Gallus Hügel in die Literatur eingegangen. In einem von ihm eigenhändig geschriebenen Brief bringt er den Beweis, dass Johann Bernhard Fischer von Erlach diesen Saal entwarf. Am 22. April 1716 legte er den Entwurf eines Contractes über die Arbeiten zum neuen Saal vor, am 29. April wurde der Vertrag abgeschlossen. In einem Brief vom 17. März 1718 stellte er fest, dass er ... die Specifikation zu dem Contract sambt der Cobey des H. Fischerschen abriss ... noch in Händen habe.
Die größte Renovierung des Stiftes seit dem Umbau findet mit enormer Unterstützung aus Steuergeldern durch das Land Niederösterreich und die Stadt Herzogenburg seit dem Jahr 2000 statt und soll bis zum 900-jährigen Jubiläum im Jahr 2012 fertiggestellt sein. Bisher wurden dabei die komplette außenliegende Fassade, sowie Teile in den Innenhöfen restauriert. Auch die historischen Gärten, wie der Prälatengarten, der Obst- und der Rosengarten konnten dabei revitalisiert werden.
Innen wurden bereits der Festsaal, die Frigdiani- und die Chorkapelle, sowie die Bibliothek renoviert.
900-Jahr-Jubiläum: von 22. April bis 28. Oktober 2012 wird das 900-jährige Bestehen des Stiftes durch zahlreiche Veranstaltungen und einer neugestalteten Kunstsammlung gefeiert[1].
Kunstsammlung
Der Schwerpunkt der Sammlung liegt bei spätgotischen Werken, wie Tafelbildern, Skulpturen und Glasfenstern. Der große Festsaal, die Schatzkammer und die Klosterbibliothek, mit ihren Handschriften und Inkunabeln (siehe Kurzinventar), sowie das Münzkabinett unterstreichen die kunsthistorische Bedeutung des Stiftes innerhalb Niederösterreichs. Erwähnenswert ist auch der barocke Bildersaal, der nicht nur religiöse Motive thematisiert. Als Besonderheit gilt ein gut erhaltener römischer Gesichtshelm, der in einer Schottergrube in der Umgebung gefunden wurde, und auf etwa das Jahr 150 n. Chr. datiert wird.
Stiftskirche
Die Stiftskirche wurde von Kaiser Heinrich II. um 1014 gegründet, sie trägt als Pfarrkirche das Patrozinium des Erzmärtyrers Stephanus (nach dem Patron der Domkirche in Passau). Im Jahre 1112 wurde das Chorherrenstift St. Georgen gegründet. Zu seinem Unterhalt erhielt es die Pfarren Herzogenburg und Traisenburg. 1244 fand die Übertragung des Stiftes von St. Georgen nach Herzogenburg statt. Bis 1783 lag das Kloster im Bistum Passau, danach gehörte es zu der durch Joseph II. neugegründeten Diözese St. Pölten.

Von der gotischen Kirche sind nur noch geringe Reste erhalten (Eingangsportal und das zweite Geschoss des Turmes). Der Architekt der Kirche war Franz Munggenast (Sohn von Joseph Munggenast). Einer der wesentlichen Künstler der Innenausstattung war der Bildhauer Johann Joseph Resler. Nach mehr als vier Jahrzehnten Bauzeit wurde die Kirche am 2. Oktober 1785 eingeweiht. Es ist der letzte bedeutende Kirchenbau des Barock in Österreich. Der Patron des Stiftes ist der hl. Georg, die Stiftskirche Herzogenburg hat somit ein Doppelpatrozinium[2].
Augustiner-Chorherren-Stift
Dem Kloster steht seit 1979 Propst Maximilian Fürnsinn vor, Stiftsdechant ist seit 2011 Mauritius Lenz. Dem Konvent gehören aktuell weitere zehn Kanoniker an, außerdem werden zwei Familiarkanoniker mitbetreut[3].
Propstreihe
Nach: W. Payrich, Herzogenburg, in: Die bestehenden Stifte der Augustiner-Chorherren in Österreich, Südtirol und Böhmen, hg. von F. Röhrig (Klosterneuburg/Wien 1997, 89f.
1. | 1112 – c. 1117 | Wisinto |
2. | 1117 – c. 1130 | Raffoldus |
3. | 1130 – 1148 | Ludger |
4. | 1148 – 1160 | Hartwig |
5. | 1160 – 1180 | Adalbert |
6. | 1180 – 1191 | Berthold |
7. | 1191 – 1204 | Wisinto II. |
8. | 1204 – 1213 | Albert |
9. | 1213 – 1214 | Hermann |
10. | 1214 – 1228 | Heinrich |
11. | 1228 – 1242 | Herbord |
12. | 1242 – 1267 | Engelschalk |
13. | 1267 – 1285 | Ortlof |
14. | 1285 – 1288 | Ekhard |
15. | 1288 – 1310 | Wolfker von Wielandstal |
16. | 1310 – 1330 | Trost |
17. | 1330 – 1340 | Herlieb von der Mühl |
18. | 1340 – 1361 | Siegfried von Wildungsmauer |
19. | 1361 – 1374 | Nikolaus I. Payger |
20. | 1374 – 1377 | Johannes I. Schnabl |
21. | 1377 – 1378 | Johannes II. |
22. | 1378 – 1391 | Jakob I. |
23. | 1391 – 1399 | Martin I. |
24. | 1399 – 1401 | Martin II. Schenk |
25. | 1401 – 1433 | Johannes III. |
26. | 1433 – 1457 | Johannes IV. |
27. | 1457 – 1465 | Ludwig Gössel |
28. | 1465 – 1468 | Wolfgang |
29. | 1468 – 1484 | Thomas I. Kasbauch |
30. | 1484 – 1513 | Georg I. Eisner |
31. | 1513 – 1517 | Kaspar Grinzinger |
32. | 1517 – 1533 | Johannes V. Bernhard |
33. | 1533 – 1541 | Bernhard I. Schönberger |
34. | 1541 – 1550 | Philipp von Maugis |
35. | 1550 – 1562 | Bartholomäus von Cataneis |
36. | 1563 – 1569 | Johannes VI. Pülzer |
37. | 1569 – 1572 | Johannes VII. Glaz |
38. | 1573 – 1577 | Jakob II. Reisser |
39. | 1578 – 1590 | Georg II. Brenner |
40. | 1591 – 1602 | Paul Zynkh |
41. | 1603 – 1604 | Johannes VIII. Rausch |
42. | 1604 – 1608 | Ulrich Höllwirth |
43. | 1609 – 1615 | Melchior Kniepichler |
44. | 1619 – 1621 | Johannes IX. Hanolt |
45. | 1621 | Nikolaus II. Hay |
46. | 1621 – 1640 | Martin III. Müller |
47. | 1640 – 1653 | Johannes X. Bauer |
48. | 1653 – 1669 | Joseph I. Kupferschein |
49. | 1669 – 1687 | Anton Sardena |
50. | 1687 – 1709 | Maximilian I. Herb |
51. | 1709 – 1721 | Wilhelm Schmerling |
52. | 1721 – 1740 | Leopold von Planta |
53. | 1740 – 1775 | Frigdian I. Knecht |
54. | 1775 – 1779 | Stephan Peschka |
55. | 1779 – 1780 | Augustin Beyer |
56. | 1781 – 1809 | Michael Teufel |
57. | 1811 – 1832 | Aquilin Leuthner |
58. | 1832 – 1843 | Bermhard II. Kluwick |
59. | 1843 – 1847 | Karl Stix |
60. | 1847 – 1856 | Josef II. Neugebauer |
61. | 1857 – 1887 | Norbert Zach |
62. | 1888 – 1912 | Frigdian II. Schmolk |
63. | 1913 – 1927 | Georg III. Baumgartner |
64. | 1927 – 1946 | Ubald Steiner |
65. | 1946 – 1963 | Georg IV. Hahnl |
66. | 1963 – 1969 | Thomas II. Zettel |
67. | 1969 – 1979 | Clemens Moritz |
68. | 1979 | Maximilian II. Fürnsinn |
St. Georgsbrücke
Im Gedenken an das ursprüngliche Kloster in St. Georgen erhielt die neue Donaubrücke Traismauer, die im Jahr 2010 eröffnet wurde, auch den Namen St. Georgsbrücke[4].
Siehe auch
- Stift Sankt Andrä an der Traisen
- Liste von Klöstern in Österreich
- Geschichte des Christentums in Österreich
Literatur
- Hans Sedlmayr: Johann Bernhard Fischer von Erlach, Johann Gallus Hügel. 1956.
- Payrich, Wolfgang: Stift Herzogenburg. Verlag Niederösterreichisches Pressehaus, 1975, ISBN 3-85326-320-8
- Egger, Gerhart, Fasching, Herbert, Stift Herzogenburg und seine Kunstschätze. Wien, Verlag Niederösterr. Pressehaus, 1982, ISBN 3-85326-620-7
- Katzler, Günter: Die Zehente des Stiftes St. Georgen-Herzogenburg von seiner Gründung bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts - Zusatz zum Titel: Studien zum Herzogenburger Zehentpachtregister (1299 - 1339), Universität Wien, Diplom-Arbeit, 2003
- Penz, Helga: Kloster - Archiv - Geschichte, Zusatz zum Titel: Schriftlichkeit und Überlieferung im Augustiner-Chorherrenstift Herzogenburg in Niederösterreich 1300 - 1800, Universität Wien, Dissertation, 2004
Weblinks
- http://www.stift-herzogenburg.at
- Illuminierte Handschriften und Inkunabeln der Stiftsbibliothek Herzogenburg
- Stift Herzogenburg auf Monasterium.net
- Foto-Galerie Stift Herzogenburg
- Eintrag zu Das Augustiner - Chorherrenstift Herzogenburg und die "Grundmann-Werke" im Spiegel der Stadtgeschichte im Austria-Forum, Autor/Redaktion: Karl Anton Glaubauf
Einzelnachweis
- ↑ [1]Website des Stiftes Herzogenburg - Jubiläumsjahr 2012
- ↑ [2]Website des Stiftes Herzogenburg - Pfarre Herzogenburg/abgelesen am 18. März 2012
- ↑ [3]Website des Stiftes Herzogenburg - Gemeinschaft
- ↑ [4] Namensgebung der Donaubrücke bei Traismauer auf der Website der ASFINAG
Koordinaten: 48° 17′ 11″ N, 15° 41′ 45″ O
- Stift Herzogenburg
- Augustiner-Chorherren-Stift
- Kloster in der Diözese St. Pölten
- Kloster in Niederösterreich
- Kloster (12. Jahrhundert)
- Kirchengebäude in der Diözese St. Pölten
- Gotisches Bauwerk in Niederösterreich
- Gotische Kirche
- Kirchengebäude in Niederösterreich
- Barockbauwerk in Niederösterreich
- Barocke Kirche