Menzlin

Menzlin ist ein Ortsteil der Gemeinde Ziethen nahe Anklam im Landkreis Vorpommern-Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern.
Geschichte
Auf dem Gemeindegebiet lag im 9. Jahrhundert eine etwa 18 Hektar große Ansiedlung nahe der Peene und neben dem „Alten Lager“. Die Siedlung, deren Standort heute den Flurnamen Peeneberg trägt, gehörte mit zu den größten Handelsplätzen des 9. und 10. Jahrhunderts im Ostseeraum. Ausgrabungen und Oberflächenfunde erbrachten große Mengen von Artefakten aus den genannten Zeiten. Wie auch in Wollin (Jumne, Jomsburg, Vineta) war hier eine gemeinsame Ansiedlung von Slawen und Wikingern, nachgewiesen durch die Schiffssetzungen und viele Funde.
Archäologisch nachgewiesen wurde von dieser Siedlung eine Steinpflasterstraße zur Peene, eine Brücke über die Peene und eine Fortsetzung der Steinpflasterstraße von dieser Brücke in Richtung Görke. Die Dendrochronologie der bei der Straße und der Brücke verbauten Hölzer beweisen den zeitlichen Zusammenhang. Ein Hafen wird vermutet, ist aber noch nicht nachgewiesen.
Der Ort Menzlin wurde erstmals urkundlich 1231 erwähnt, als Herzog Wartislaw III. dem Kloster Stolpe das Dorf mit Namen Mancelin = Menzlin übereignete.[1] Außerdem 1257, als der Bischof Hermann von Cammin den Ort Mantselin neben anderen Dörfern als Dotation zur neu geweihten Kirche von Ziethen gab.[2]

In der Schwedenzeit kamen sechs der sieben im Ort vorhandenen Bauernhöfe als Rittergut in den Besitz der adligen Familie von Owstin auf Quilow. Der siebente blieb aufgrund eines schwedischen königlichen Privilegs als freier Hof bestehen, da der Bauer Köppen (oder Koeppen) dem König Karl XII. von Schweden während dessen Rückkehr von Bender Hilfe geleistet hatte. 1841 wurde das Rittergut an Magnus von Wedell verkauft, der hier ein heute nicht mehr bestehendes Herrenhaus errichten ließ. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war das Gut an die Familie von Malchus verpachtet. 1952 wurde in Menzlin eine LPG gegründet, die nach der Wende privatisiert wurde.
Sehenswürdigkeiten
- Menzlin ist vor allem durch den etwa 1,5 km südlich des Ortes innerhalb des Flächennaturdenkmals „Altes Lager“ gelegenen wikingerzeitlichen und slawischen Handelsplatz bekannt.
- Südlich des Alten Lagers befindet sich der seit 2000 wiedervernässte Polder Menzlin. Ein als Bestandteil der Initiative Vorpommersche Dorfstrasse errichteter Beobachtungsturm ermöglicht die Beobachtung der Tier- und Pflanzenwelt des Polders und der Peene.[3]
Persönlichkeiten
- Herbert Lange (1909–1945), Kriminalkommissar, SS-Offizier, NS-Verbrecher, Leiter des Vernichtungslagers Chelmno, verantwortlich für mehr als 6000 Ermordungen
- Viktor Freiherr von Malchus (1929–2008), Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande, letzter Bewohner des Rittergutes
Weblinks
Literatur über Menzlin in der Landesbibliographie MV
- Menzlin in der Sammlung Duncker (PDF-Datei; 230 kB)
Literatur
- Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogtums Pommern und des Fürstentums Rügen , IV. Teils Band II, Anklam 1868, S. 1140 ff.
- Manfred Niemeyer: Ostvorpommern. Quellen- und Literatursammlung zu den Ortsnamen. Bd. 2: Festland. (=Greifswalder Beiträge zur Ortsnamenkunde. Bd. 2), Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Slawistik, Greifswald 2001, ISBN 3-86006-149-6. Seite 88
Einzelnachweise
- ↑ Robert Klempin: Pommersches Urkundenbuch 1. Band, Stettin 1868, S. 216, Nr. 272.
- ↑ Rodgero Prümers: Pommersches Urkundenbuch. 3. Band, Friedrich Nagel, Stettin 1891, S. 438–439.
- ↑ Wiedervernäßter Polder Menzlin
Koordinaten: 53° 53′ N, 13° 38′ O