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Damanhur (Lebensgemeinschaft)

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Die Lebensgemeinschaft Damanhur, oft kurz „Damanhur“ genannt, ist eine Kommune, gleichzeitig Ökodorf und auch spirituelle Gemeinschaft im Piemont in Norditalien, etwa 50 km nördlich von Turin. Das Ökodorf liegt in den Vorbergen der Alpen im Tal der Valchiusella, angrenzend an den Nationalpark Gran Paradiso. Die Gemeinschaft hat ihre eigene Verfassung und ihre eigene Währung, den Credito.

Der Name Damanhur kommt von der ägyptischen Stadt Damanhur, in welcher sich ein Tempel befand, der dem Horus geweiht war.

Die Gemeinschaft wurde 1975 von Oberto Airaudi mit ungefähr 24 Anhängern gegründet, und bis zum Jahr 2000 ist sie auf 800 Personen angewachsen. Die Bewohner sind Anhänger des New Age, teilweise auch neuheidnisch. Als das Vorhandensein eines großen, unterirdisch gegrabenen Tempels (Temples of Humankind) veröffentlicht wurde, wurde Damanhur einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Der unterirdische Bau war 1978 unter kompletter Geheimhaltung begonnen worden.

Die italienischen Behörden stoppten zunächst die Bautätigkeit, weil es ohne Genehmigung begonnen worden war, jedoch konnte die Arbeit an Kunstwerken im Tempel weitergehen. Später wurde das Bauen nach und nach wieder erlaubt.[1]

Die Unterstützer von Damanhur sagen, dass von Wachstum und Aktivität der Gemeinschaft auch eine belebende Wirkung auf die umliegende Gegend ausgehe.

Die Gemeinschaft von Damanhur hat Zentren in Europa, Nord- und Südamerika und Japan.

Das Leben in Damanhur

Damanhur

Am Anfang wurden zunächst drei Abteilungen aufgebaut: die Schule der Meditiation (rituelle Tradition), Soziales (soziale Theorie, soziale Realisierung), und das Spiel des Lebens (für Experimentieren und für Dynamisches, Leben als Spiel, Veränderung). Eine vierte Abteilung wurde erst kürzlich hinzugefügt: Tecnarato (individuelle innere Verfeinerung).

Die Bewohner sind auf vier Stufen, je nach dem wie weit sie engagiert sein wollen: A, B, C, D. Gemeinschaftsmitglieder der Stufe A teilen alle Ressourcen und leben dauernd auf dem Gelände. Gemeinschaftsmitglieder der Stufe B tragen finanziell bei und leben mindestens drei Tage in der Woche dort. Gemeinschaftsmitglieder der Stufe C und D leben außerhalb.[2]

Gemeinschaftsmitglieder der Stufe C nehmen in vollem Umfang an der Schule der Meditation teil.

Die Bewohner nehmen an verschiedenen Wegen teil, entsprechend ihrer persönlichen Natur. Es sind der Weg des Orakels, der Weg des Mönchs, der Weg des Ritters, der Weg des Wortes, der Weg von Art & Work, und viele anderen. Die meisten leben in Wohngemeinschaften zu 10 bis 20 Personen; die Wohngemeinschaften zusammen bilden die Gemeinschaft von Damanhur.

Ehen werden alle paar Jahre erneuert.

Kritik

Von Außenstehenden wird die Gemeinschaft von Damanhur oft als Sekte gesehen. Laut der Präsidentin der italienischen Nationalen Überwachung über psychische Misshandlung, Patrizia Santovecchi, erfüllt die Gemeinschaft der Damanhur Merkmalen, die typisch für eine Sekte. Darunter die mangelnde Fähigkeit, sich frei zu entfalten, ohne Erpressung; Manipulation durch Gruppenzwang, die Unmöglichkeit der Kritik und der Verhängung eines totalen Gehorsams, der Abschied von der Familie, die komplette Entpersönlichung des Einzelnen, jeder Entscheidungsfähigkeit beraubt und der Pflicht den Guru zu fragen, was getan werden muss.

Einige ehemalige Anhänger berichten von angeblichen geistigen und körperlichen Misshandlungen, die sie im Laufe der Jahre erlitten haben sollen.

Literatur

  • Jeff Merrifield: Damanhur: The Real Dream. Thorsons, London 1998, ISBN 0-7225-3496-5.
  • Jeff Merrifield: Damanhur: The Story of the Extraordinary Italian Artistic Community. Hanford Mead Publishers, Santa Cruz 2006, ISBN 1-59275-010-9.
  • Esperide Ananas: Damanhur: Temples of Humankind. CoSM Press, New York 2006, ISBN 1-55643-577-0.
  • Ross Robertson: Atlantis in the Mountains of Italy. In: What Is Enlightenment? Nr. 36, April 2007, S. 94–110.

Einzelnachweise

  1. Courteney, Hazel: Eighth wonder of the world? The stunning temples secretly carved out below ground by ‘paranormal’ eccentric. Daily Mail, 22. November 2007, abgerufen am 24. November 2007.
  2. Merrifield, 2006, S. 102