Zum Inhalt springen

Jagdflugzeug

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. April 2004 um 12:35 Uhr durch Kahlfin (Diskussion | Beiträge) (=Zwischen den Weltkriegen=). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ein Jagdflugzeug ist ein Flugzeugtyp, der in erster Linie zur Bekämpfung anderer Flugzeuge eingesetzt wird.

Wird auch als Jäger bezeichnet. Meistens einsitzig und einmotorig; es gibt aber auch schwere Jäger mit zwei Triebwerken und zwei Mann Besatzung.

Geschichte

Erster Weltkrieg

Die ersten Jagdflugzeuge wurden im Ersten Weltkrieg eingesetzt; ihre Aufgabe war es, gegnerische Aufklärungsflugzeuge abzuwehren. Zuerst versuchte man dies mit den bis dahin verfügbaren Flugzeugtypen: stabil in der Luft liegende Maschinen, aus denen man in aller Ruhe Fotos schießen konnte. Bei gelegentlichen Begegnungen mit gegnerischen Flugzeugen grüßte man sich anfangs; erst später beschoss man sich - aus Pistolen, Jagdflinten oder Karabinern. Oder man bewarf sich mit Steinen (doch, im Ernst).

Ein paar enthusiastische Franzosen waren die ersten, die ein etwas agileres Flugzeug mit einem durch den Propellerkreis feuernden Maschinengewehr und einem primitiven Unterbrechergetriebe (das verhindern sollte, dass man seinen eigenen Propeller zu Kleinholz verarbeitete) ausrüsteten. Dieses Unterbrechergetriebe arbeitete aber so schlecht, dass man es gleich wieder ausbaute und einfache Abweisbleche an den Propeller montierte. Roland Garros, der französische Pilot, der mithilfe dieser Vorrichtung etliche deutsche Maschinen vom Himmel holte, hatte aber das Pech, dass er am 18. April 1915 abgeschossen wurde (von einem Infanteristen) und hinter den feindlichen Linien notlanden musste, und dass seine Maschine den Deutschen in die Hände fiel.

Die deutschen Militärs baten Anton Fokker, einen niederländischen Flugzeugkonstrukteur in deutschen Diensten, etwas Ähnliches für die deutschen Flieger zu bauen. Fokker ging aber weiter und konstruierte ein funktionsfähiges Unterbrechergetriebe, das er gleich in ein Flugzeug einbaute: in das erste serienmäßige Jagdflugzeug der Welt, die Fokker E-III (das Flugzeug selbst war ursprünglich eine gute Kopie einer französischen Morane-Saulnier).

Die einzige herausragende Eigenschaft dieses Typs war das nach vorne feuernde Maschinengewehr - zuerst eins, später zwei. Doch es reichte, um den gegnerischen Aufklärern, Bombern und Fesselballonen das Leben zur Hölle zu machen. Die »Fokker-Plage« beherrschte den Himmel über Frankreich und Belgien. Die Allierten konterten mit einem Doppeldecker mit Druckpropeller. Dies erlaubte zwar den Einbau eines (unsynchronisierten) Maschinengewehrs, reduzierte aber gleichzeitig die Flugleistungen. Immerhin konnte man jetzt der Fokker Paroli bieten.
Der Rüstungswettlauf um die Luftherrschaft war eröffnet.

Zwischen den Weltkriegen

Das Standardjagdflugzeug am Ende des 1. Weltkriegs war ein einmotoriger, einsitziger Doppeldecker mit zwei Maschinengewehren und starrem Fahrgestell. Die Umlaufmotoren hatten das Ende ihrer Entwicklungsfähigkeit erreicht; wassergekühlte Reihen- und V-Motoren und die neuentwickelten Sternmotoren mit 160 bis 220 PS wurden Stand der Technik.

Daran änderte sich bis in die 30er Jahre kaum etwas. Als einen Höhepunkt dieser Entwicklung könnte man die Gloster Gladiator betrachten: ein einsitziger Doppeldecker mit einem 840 PS Sternmotor, starrem Fahrgestell und vier 7,7 mm Maschinengewehren. Er wurde noch (mit anderen Doppeldeckern von Fiat und Polikarpow) im Zweiten Weltkrieg eingesetzt.

Die wichtigste Entwicklung dieser Zeit war aber wahrscheinlich die Vervollkommnung der trägergestützten Flugzeuge. Landehaken, stabile Fahrwerke und die Fortschritte in der Avionik ließen eine ganz eigene Klasse von Jagdflugzeugen entstehen.

Bei landgestützten Flugzeugen führte erst die Entwicklung von schnellen Bombern in Eindecker-Auslegung zur Entwicklung von schnellen Eindecker-Jägern, die in der Lage sein sollten, auch moderne Schnellbomber abzufangen. Die Polikarpov I-16, die Bf 109 und die Hawker Hurricane waren typischen Jagdflugzeuge der 1. Generation der Ganzmetalleindecker. Als »Übungsfeld« diente da vor allem der Spanische Bürgerkrieg 1936-39.

Zweiter Weltkrieg

Schon zu Beginn des zweiten Weltkrieges zeigte sich, dass der Kampf um die Luftüberlegenheit von den schnellen, einmotorigen, einsitzigen Jägern neuen Typs entschieden wurde. Bis auf wenige Ausnahmen entsprachen alle erfolgreichen Jagdflugzeuge des zweiten Weltkriegs dieser Auslegung.

Versuche mit Mehrzweckflugzeugen, die noch im 1. Weltkrieg eine wichtige Rolle gespielt hatten (z. B. der Bristol Fighter), hatten in Deutschland zur Entwicklung der Zerstörer geführt. Die Bf 110, die diese Klasse begründet hatte, erwies sich aber (wie verschiedene andere Mehrzweckkampfflugzeuge des zweiten Weltkriegs auch) wegen der in der Auslegung notwendigen Kompromisse als ungeeignet für die geplante Rolle als schwerer Jäger.

Die Entwicklung der ersten brauchbaren Bordradargeräte führte zur Entwicklung spezieller Nachtjägertypen. Die schweren Jäger boten dem Bordradar und dem für die Bedienung des Radars erforderlichen zusätzlichen Besatzungsmitglied den nötigen Platz und waren aufgrund ihrer großen Flugdauer gut für die langwierige Abfangjagd bei Nacht geeignet. Neben als Mehrzweckflugzeugen konzipierten Typen wie der Bf 110 und der Beaufighter wurden auch ursprünglich für andere Rollen entwickelte Flugzeuge wie z. B. die de Havilland D.H.98) erfolgreich als Nachtjäger eingesetzt.

Die Jets

Die modernen Jagdflugzeuge

Verschiedene Typen von Jagdflugzeugen

Ein sehr schnelles Flugzeug mit hoher Steigleistung; meistens einsitzig. Seine Aufgabe ist es, eindringende gegnerische Bomber und Aufklärer möglichst schnell abzufangen. Wendigkeit kann bei diesem Typ vernachlässigt werden. Typische Beispiele: Me 163, F-104 Starfighter, Lockheed YF-12A, MiG-31 Foxhound, Panavia Tornado ADV.

Begleitjäger

Ein Typ, der vor allem im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde. Die Bomber der Alliierten benötigten auf ihren Einsätzen über Europa Begleitmaschinen, die in der Lage waren die Bomber auf der gesamten Strecke vor gegnerischen Jägern zu schützen. Die damaligen Standardmodelle (Bf 109,Fw 190 Supermarine Spitfire) hatten eine normale Reichweite von weniger als 1.000 km. Erst Typen wie P-38 Lightning, Republic P-47 und P-51 Mustang waren in der Lage effektiven Jagdschutz zu bieten.

Zerstörer

Ein Bezeichnung, die eigentlich nur die deutsche Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg verwendete. Die Definition ist etwas schwammig; im Prinzip kann man sagen, dass Jagflugzeuge, die speziell feindliche Bomber und Aufklärer bekämpfen sollten, als Zerstörer bezeichnet wurden. Meistens handelte es sich um mehrsitzige, zweimotorige, schwerbewaffnete Maschinen, die auch in anderen Einsatzrollen eingesetzt wurden (Schnellbomber, Tiefangriffsflugzeug, Torpedobomber, etc.). Gegen Bomber waren die Maschinen durchaus erfolgreich, gegen die Begleitjäger allerdings weniger.
Beispiele: Me 110, Me 210, Me 410, Arado Ar 240.

Luftüberlegenheitsjäger

Beispiel: F-15 Eagle, F-14 Tomcat, F/A-22 Raptor, MiG-29

Nachtjäger

Das Fliegen bei Nacht war bis in die 50er Jahre problematisch. Die Versuche der Deutschen, die alliierten Bomberströme mithilfe von von Bodenradarstationen geführten »konventionellen« Jägern wie der Bf-109 zu bekämpfen, waren nur mäßig erfolgreich - die Flugunfallquote war höher als die Kampfverluste. Die ersten Bordradargeräte (und die benötigten Antennen) waren groß und benötigten ein eigenes Besatzungsmitglied für die Bedienung. Deshalb waren die ersten »echten« Nachtjäger meistens zweimotorige Maschinen mit mindestens zwei Mann Besatzung (diese verfügten normalerweise auch über die nötige größere Reichweite). Zuerst wurden Modifikationen an vorhandenen Baumustern vorgenommen (Bristol Beaufighter, De Havilland Mosquito, Bf-110, Ju-88); gegen Ende des Krieges wurden speziell konstruierte Flugzeuge eingesetzt (Heinkel He-219 Uhu, Northrop P-61 Black Widow). Mit der Weiterentwicklung des Radars verschwamm die Grenze zwischen »normalen« und Nachtjägern da fast jedes Kampfflugzeug inzwischen in der Lage war, nachts oder bei schlechtem Wetter zu fliegen und zu kämpfen.

Allwetterjäger

Die stetige Verbesserung der Avionik führte dazu, dass auch »normale« Jagdflugzeuge (entsprechend ausgerüstet) in der Lage waren, bei schlechter Sicht ihre Ziele zu bekämpfen. Inzwischen ist die Bezeichnung obsolet, da praktisch jedes moderne Kampfflugzeug dazu in der Lage ist.

Jagdbomber

Fast alle Jagdflugzeuge lassen sich durch Anbringung von Bombenschlössern als Jagdbomber deklarieren. Ein »wirklicher« Jagdbomber sollte aber auch über ein Bombenzielgerät verfügen.
Beispiele: Hawker Typhoon, F-105 Thunderchief, Panavia Tornado IDS, Su-34

Trägergestütztes Jagdflugzeug

Diese Jagdflugzeuge sind für den Einsatz von Flugzeugträgern aus konstruiert. Diese besonderen Konstruktionsmerkmale sind u.a.: verstärktes Fahrwerk, um die harten Landestöße abzufangen; einen Landehaken, um sich in das Landeseil einzuhaken; (meistens) Klappflügel, da der Raum in einem Flugzeugträgerhangar recht beschränkt ist. Typische Beispiele waren die Grumman F4F Wildcat und die Mitsubishi A6M Zero. Große Reichweite ist für ein Flugzeug mit beschränkter Landeplatzauswahl ebenfalls von Vorteil; die Briten waren in den 30ern und Anfang der 40er sogar der Ansicht, dass ein zweites Besatzungsmitglied als Navigator für den Einsatz auf See unabdingbar ist (Fairey Fulmar, Fairey Firefly). Mit der Weiterentwicklung der Funk- und Peilgeräte konnte aber der Pilot auch allein nach Hause finden. Die heutigen Trägerflugzeuge (F/A-18 Hornet, F-14 Tomcat) werden von Dampfkatapulten in die Luft geschleudert. Außerdem gibt es inzwischen spezielle, kleinere Träger für die Senkrechtstarter wie die Harrier.

Mehrzweckkampfflugzeug

In unseren modernen Zeiten wird versucht Flugzeuge zu bauen, die mehrere Aufgabenbereiche erfüllen können, wie z.B. die F-16 Fighting Falcon, F/A-18 Hornet oder der Eurofighter Typhoon

Siehe auch: Kampfjet