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Cighid

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Cighid ist eines der bekanntesten Kinderheime in Rumänien, das kurz nach dem Sturz des Diktators Ceausescu traurige Berühmtheit erlangte. Das Heim liegt an der ungarisch-rumänischen Grenze nahe der Stadt Oradea (Großwardein). Bis 1990 waren dort über 100 körperlich und geistig behinderte Babys und Kinder unter schlimmsten Bedingungen untergebracht.


Hintergründe:

In den 70er Jahren wollte der rumänische Diktator Ceausescu sein Volk vergrößern. Daher erließ er ein Gesetz, das die Abtreibung unter Gefängnisstrafe stellte. Außerdem musste jede Familie das Soll von fünf Kindern erfüllen. In den Betrieben wurden gynäkologische Pflicht-Untersuchungen durchgeführt, damit keine Frau dem Gebärzwang entgehen konnte. Selbst kranke Frauen mussten gegen ihren Willen ihre Kinder gebären. Die Anti-Baby-Pille und andere Verhütungsmittel waren verboten; auf dem Schwarzmarkt blühte der Handel damit. Viele Not leidende oder kranke Frauen versuchten dennoch, die Föten mit Drähten oder verfallenen Anti-Baby-Pillen heimlich abzutreiben. - Massenhaft wurden behinderte Kinder geboren, auch so genannte "Sterne unserer Zukunft" (Ceausescu) in Sozial-Waisenhäuser abgeschoben. Im Alter von drei Jahren kamen alle Kinder vor eine Kommission aus Ärzten, Kinderpsychologen und Logopäden, ob sie für den Staat noch zu retten waren oder nicht. Die gesunden und starken Kinder wurden für die Geheimpolizei "Sekuritate" ausgewählt, die kranken und zurückgebliebenen galten als "unwiederbringlich" und kamen in Kinderheime wie z. B. Cighid. Dort waren die Bedingungen so schrecklich, dass man von "passiver Euthanasie", von "Euthanasie durch die Verhältnisse" sprechen kann. Die Matratzen in den Gitterbetten waren schmutzig, es wurde nie gelüftet, die Kinder bekamen nur zweimal dünne Suppe, sie wurden fast nie gebadet und hatten nur Lumpen am Leib. Viele Kinder starben bereits innerhalb der ersten Wochen und Monate an Hunger, Kälte und Krankheiten. Die Überlebenden litten an schmerzhaften Erfrierungen, waren unterernährt und litten unter Hospitalismus. - Ab 1990 änderte sich das schrittweise, als sich der renommierte Kinderarzt Pavel Oarcea für das Heim engagierte und bereit war, die Heimleitung zu übernehmen. Mit Spendengeldern wurde das Kinderheim von Grund auf renoviert; sogar neue Gebäude konnten errichtet werden. Vor einigen Jahren entdeckte man eine Thermalquelle und ersetzte die anfällige Ölheizung durch eine Heizung mit Heißwasser. Auch ein Becken für Physiotherapie und Bädertherapie wird durch die Thermalquelle beheizt. Oarcea kümmerte sich auch um die Betreuung der Kinder und stellte neue Mitarbeiter ein, die in den Alsterdorfer Anstalten bei Hamburg sonderpädagogisch geschult wurden. Viele der Kinder gehen schon zur Dorfschule, manche besuchen in Oradea die Berufsschule und sind in einer neu gegründeten Einrichtung mit betreutem Wohnen untergebracht. - Auch andere heruntergekommene Krankenhäuser, Heime und Psychiatrien wurden mit Spendengeldern renoviert. In der Nähe von Bukarest entstand das größte Ambulatorium Ost-Europas.