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Hinüber (Adelsgeschlecht)

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Die Familie Hinüber, später geadelte von Hinüber, auch Hinübersche Familie[1] oder Von-Hinüber'scher Familienverband[2] genannt, läßt sich seit dem 16. Jahrhundert in Deutschland nachweisen.[1] Die bedeutendsten Zeugnisse ihres Wirkens finden sich in Niedersachsen.[3]

Geschichte

Heiligenhaus und Breslau

Die Familie stammte ursprünglich aus dem Bergischen Land. Die Vorfahren der Familie bewirtschafteten im Mittelalter als freie Landsassen über mehrere Generationen in Heiligenhaus „einen nicht unbedeutenden Hof“, ein „sogenanntes Behandigungsgut“ der Reichsabtei Werden, die sich heute im Stadtgebiet von Essen findet.[1](→ Karte)

Nach einem Erbfall wurde zwischen den Söhnen ein Vergleich geschlossen; die beiden Nachgeborenen verließen daraufhin das Gut Hinüber und wanderten aus; einer davon nach Breslau.[3](→ Karte)

Niedersachsen

Hannoversches Postwesen

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wanderte ein Zweig der Familie nach Niedersachsen ein. Von Hildesheim aus (→ Karte) gründete sie - mitten im Dreißigjährigen Krieg - 1640 „die erste Landespost des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg, aus der etwa hundert Jahre später die kurfürstlich hannoversche Staatspost hervorging.“[1]

Die Familie betrieb eine eigene Heiratspolitik: Durch Einheiratung in befreundete Postmeisterfamilien sollte zunächst der Berufsstand und das Familienunternehmen geschützt werden. Spätere Einheiratungen in Amtmann-Familien festigten die Teilhabe am Bildungsbürgertum. So gehörte die Hinübersche Familie schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts in den engeren Kreis der sogenannten „Hübschen Familien“ von Hannover.[1]

Inzwischen war Mitte des 17. Jahrhunderts der Hinübersche Posthof vor dem Steintor von Hannover zum Stammsitz der Familie geworden - und blieb dies für bald drei Jahrhunderte.[1](→ Karte)

Seit Beginn des 18. Jahrhunderts war das Amt des Hannoverschen Postmeisters über Generationen innerhalb der Familie weitergegeben worden,[1] darunter an

Landwirtschaft

Chausseebau und Hinüberscher Garten

Jobst Anton von Hinüber und später sein Sohn Gerhard von Hinüber waren – „nach heutigem Sprachgebrauch“ - die ersten Präsidenten der hannoverschen Straßenbauverwaltung. Bis zum Jahr 1815 leiteten sie, während das hannoversche Ingenieurscorps,[3] anfangs unter dem Kapitänleutnant Anton Heinrich du Plat,[1] für die Vermessung und den Bau der Chausseen zuständig war,[3] „die erste zentrale Straßenbauverwaltung im nordwestdeutschen Raum“. So entstanden beispielsweise - „40 Jahre vor Napoleon, der gemeinhin als Initiator des Chausseebaus gilt, [...] die Chausseen von Hannover nach Hameln, Göttingen, Nienburg-Osnabrück und Celle“.[1]

Darüberhinaus schuf Jobst Anton von Hinüber - nach der Anlage des Gartens rund um den Hinüberschen Posthof[1] - den noch heute erhaltenen Hinüberschen Garten bei Hannover-Marienwerder.[3](→ Karte)

Rechtswissenschaftler

Seit der „Mitte des 18. Jahrhunderts wandelte sich das Berufsbild der Familie“: Nun brachte sie überwiegend juristisch] ausgebildete Amt- oder Oberamtmänner, Legations- oder Geheime Legationsräte, Hofräte, Geheime Kabinetts-, Oberappellations- bzw. Oberlandesgerichtsräte, Kanzleidirektoren, Geheime Kanzleisekretäre, Geheime Justizräte und ähnliche hervor. Zu den herausragenden Juristen zählten:

Militärs

Hinübersches Erbgewölbe

Das Hinübersche Erbgewölbe ist eine Erbbegräbnis-Einrichtung der Familie von Hinüber. Die Gruft wurde - mit einem Gewölbe überdacht - „unter der Kapelle des St. Nikolaifriedhofs“ errichtet, worin dann etwa Jobst Anton von Hinüber beigesetzt wurde.[1]

Darüberhinaus findet sich an der Nikolaikapelle ein Wandmal für Hans Hinüber (1618–1680) und dessen Ehefrau Juliane Margarethe Hinüber[4](→ Karte)

Im Rahmen des innerstädtischen Umbau-Konzeptes Hannover City 2020 + wurden die nach dem Zweiten Weltkrieg über den Alter St.-Nikolai-Friedhof geführten Straßenzüge Goseriede und Celler Straße seit 2012 teilweise wieder verkleinert. Für die Anlage eines Radboulevards sowie eines gepflasterten Platzes fanden im November 2012 am Südende[5] des heutigen Gartendenkmals[6] nahe der Nikolaikapelle weitere Bauarbeiten statt, wobei es durch unsachgemäßen Aushub mit einem Bagger zur Eröffnung mehrerer Grabstätten und dadurch zur Freilegung menschlicher Gebeine kam. Eine vorher unbekannte Gruft an der Nikolaikapelle wurde zerstört und anschließend mit Bausand verfüllt.[5] Nach Protesten von Bürgern und einer kritischen Berichterstattung der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung wurde im Beisein des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege ein sofortiger Baustopp verfügt und gravierende Planungsfehler bemängelt. Vor einer Fortsetzung der Arbeiten soll,[7] da Hannover keinen eigenen städtischen Archäologen beschäftigt,[8] ein auf archäologische Arbeiten spezialisiertes Unternehmen hinzugezogen werden, das dann die weiteren Arbeiten begleiten soll.[7] Die freigelegten Gebeine wurden im Rahmen einer kleinen Zeremonie wieder beigesetzt.[9]

Hinüberstraße

Die 1853 angelegte Hinüberstraße in Hannover, Stadtteil Mitte, wurde nach der Familie Hinüber benannt, die hier ein großes Grundstück besaß.[10](→ Karte)

Exponate im Historischen Museum Hannover

Das Historische Museum Hannover ist im Besitz von mehreren Erinnerungsstücken aus der Familie von Hinüber. Mitte 2007 wurde im Museum eine kleine Ausstellung gezeigt, die sich speziell dieser hannoverschen Familie widmete.[3](→ Karte)

Schriften

Die Familie gibt eine eigenes Periodikum heraus,

  • seit 01/1903: Von-Hinüber'sche Familienzeitung, hrsg. vom Von-Hinüber'scher Familienverband, Bückeburg[2]

Literatur

Commons: Hinüber family – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m Hartmut von Hinüber: Jobst Anton von Hinüber - der Schöpfer ..." (siehe Literatur)
  2. a b Vergleiche diese GND-Nummer der Deutschen Nationalbibliothek
  3. a b c d e f g h i j k l m n o p Hartmut von Hinüber: „ . . die wahre Intention ... (siehe Literatur)
  4. a b Henrike Schwarz (Text), Silke Beck, Klaus Bonk, Klaus Helmer, Claudia Wollkopf (Redaktion): Der St. Nikolai-Friedhof und der Neustädter Friedhof, Broschüre der Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, März 2003, S. 23 online als PDF-Dokument
  5. a b Nikolaifriedhof / Bagger öffnet etliche Gräber in der City, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 19. November 2012.
  6. Gerd Weiß, Marianne Zehnpfennig: Nikolaikapelle und Nikolaifriedhof, in: in: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover, Teil 1, Bd. 10.1, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt - Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1983, ISBN 3-528-06203-7, S. 57ff.; hier: S. 58; sowie Mitte im Addendum zu Band 10.2, Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege) / Stand: 1. Juli 1985 / Stadt Hannover, S. 3ff.
  7. a b Landesamt ordnet Baustopp an der Goseriede an, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 20. November 2012.
  8. Conrad von Meding: Können sie nicht oder wollen sie nicht?, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 24. November 2012, S. 16
  9. Knochen wieder zur Ruhe gebettet, in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 24. November 2012.
  10. Helmut Zimmermann: Hinüberstraße, in: Die Strassennamen der Landeshauptstadt Hannover, Verlag Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1992, ISBN 3-7752-6120-6, S. 118