Harzteiche

Die Harzteiche sind kleinere künstliche Gewässer im Harz. Neben den Oberharz prägenden Oberharzer Teichen existiert auch im Unterharz eine Vielzahl von Stauteichen. Diese werden oftmals einfach nur als Harzteiche bezeichnet.[1] Insgesamt wurden im Unterharz zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert 36 Stauteiche für den Bergbau errichtet.[2]
Allgemeines
Der gesamte Harz ist, sieht man von Sumpf-Gebieten ab, durch das völlige Fehlen von Stillgewässern natürlichen Ursprungs geprägt. Vorrangig um das nötige Wasser für Fischzucht und den Betrieb von Wasserrädern zu gewinnen, wurden im Unterharz[3] bereits im 14. Jahrhundert Stauteiche errichtet. Verstärkt wurde der Bau der Teiche im Zuge des intensivierten Bergbaus, aufgrund der dadurch benötigten großen Wassermengen, im 16. bis 18. Jahrhundert vorangetrieben. Anders als im Oberharz ist dabei der Vernetzungsgrad allgemein gering. Der Bergbau erlangte nie dieselbe Bedeutung wie im Oberharz, die Lagerstätten waren weniger mächtig. Zusätzlich war die politisch-territoriale Zersplitterung des Unterharzes einem systematischem Ausbau nicht förderlich. Neben kleineren Besitztümern größerer Flächenstaaten (vorrangig Hannover, Braunschweig und Preußen) gehörte der Unterharz im Wesentlichen stolbergischen, anhaltischen und mansfeldischen Herrschern.[4]


Einige der ältesten Stauteiche Deutschlands liegen im mittleren Unterharz, die ersten urkundlichen Erwähnungen gehen bis in das Jahr 1320 zurück.[2] Mit dem Ende des Bergbaus im Unterharz wurden die Teiche größtenteils nicht mehr benötigt. Die Teiche sind inzwischen zum typischen Bestandteil der Landschaft geworden und sind Heimat vieler, auch seltener, Tiere und Pflanzen.[5] Einige dieser Teiche sind heute als Talsperre einzuordnen.[6]
Bauweise
Die 36 Bergbauteiche des Unterharzes liegen vorrangig im Oberlauf kleinerer Gebirgsbäche. Durch ihre Bauweise verfügen sie größtenteils dennoch über eine relativ große Staukapazität. Nicht in jedem Fall ist die Funktionstücktigkeit der Stauanlagen noch sicher.[2] Die Unterhaltung der Teiche ist dabei in Sachsen-Anhalt etwas uneinheitlich gestaltet. Für die als Talsperre einzuordnenden Teiche (Gewässer 1. Ordnung) ist das Land zuständig. Die Unterhaltung obliegt dem TSB. Die übrigen Teiche unterliegen als Gewässer 2. Ordnung der Tätigkeit der jeweiligen regionalen Unterhaltungsverbänden.[7]
Über die Bauweise der Dämme ist größtenteils wenig bekannt. 1712 übernahm Christian Zacharias Koch die Leitung der stolbergischen Gruben in Straßberg von Georg Christoph von Utterodt und baute die Wasserwirtschaft deutlich aus. Auf Grund seiner Erfahrungen in Sachsen und Braunschweig ist eine Anlehnung an die Teichbauweise des Oberharzer Wasserregals und der Revierwasserlaufanstalt Freiberg wahrscheinlich.[5][2]
Die Dämme im Straßberger Raum über die Daten vorliegen, wie der Untere Kiliansteich sind als Erddamm mit, relativ dünner, Kerndichtung aus Rasenplacken ausgeführt. Als Material kam, aus Gründen der Haltbarkeit, nicht das im Bergbau übliche Fichtenholz sondern Eiche zum Einsatz.[8] Als Material für die Dammkörper kam anstehendes Material aus der Umgebung zum Einsatz, im Bereich des Unterharzer Wasserregals vorrangig die charakteristischen Tonschiefer und Grauwacke der Harzgeröder Faltenzone. Eine Besonderheit stellt der Kunstteich Neudorf dar. Das austretende Sickerwasser wird in offenen Rinnen gesammelt und über Gräben im Dammvorfeld abgeführt.[6] Der Grundablass war der Teiche war ursprünglich als hölzernes Gerinne ausgeführt und mit einem wasserseitigen Striegelgerüst versehen.[8] Damme aus der Zeit um 1900 waren z.T. bereits mit Heberleitung aus Gusseisen statt Stiegelgerinne, versehen. Im Zuge von Neubau einger der Teichdämme wurden Steinschüttdämme „mit zentraler Innendichtung aus bindigem Erdstoff“ errichtet. Auf die Luftseiten wurde Kulturboden aufgebracht und Rasen angesät. Zudem wurde bei der Sanierung der Damm teils nur geschitzt und die alte Striegelanlage durch eine moderne Heberleitung ersetzt. Zum Teil wurde der alte Damm auch , wie beim oberen Kiliansteich, nur mit einem neuen Stützkörper überschüttet und aufgehöht. Zudem wurden der Überlauf als Hochwasserentlastungsanlage mit größerer Dimensionierung als Betonbauwerk ausgeführt. Daten zu den Dämmen abseits des Unterharzer Wasserregals liegen nur vereinzelt vor, lassen jedoch auf einen ähnliche Bauweise schließen.[6]
Natur
Viele Teiche im Unterharz werden, außer zum Angeln, nicht mehr wirtschaftlich mehr genutzt. Gerade die kleineren Teiche unterliegen teils starken Schwankungen des Wasserstands. Dies verschaffte vielen auf wechselnde Wasserstände angewiesene Pflanzen neue Lebensräume im Unterharz. Vielfach sind die Teiche im Unterharz nährstoffreicher als im Oberharz, führen (Leeseite des Harzes) jedoch weniger Wasser und sind längeren Trockenperioden ausgesetzt.
Die Teichen werden von typische Pflanzen wie Schild-Wasserhahnenfuß, Schwanenblume, Harz-Greiskraut, Gewöhnliche Teichbinse, Pfeilblatt, Schild-Wasserhahnenfuß und Graugrünes Weidenröschen aber auch gefärdeten Arten wie Florentiner Habichtskraut, Weißer Seerose und (Wasserfenchel) besiedelt. An den Ufern der Teiche finden sich neben weit verbreiten Arten wie Sumpf-Segge und auch in Deutschland gefährdete Arten wie der Zwerg-Igelkolben und Pillenfarn oder das Sommer-Adonisröschen. Die Ufer und von den Teichen beeinflusste Feuchtwiesen anliegende Feuchtwiesen werden von Pflanzen wie Fieberklee, Echter Wundklee, Wasser-Knöterich, Schöne Zaunwinde und Berg-Flockenblume.
Auch ökologisch wichtige Bäume wie Silber-Weide, Korb-Weide, Lavendel-Weide wachsen an den Ufern.[9][10] Auch die Dämme sind von ganz unterschiedlichen Pflanzen wie Wermutkraut, Blasser Schaf-Schwingel und Quendel-Sandkraut besiedelt. Die nichtsanierten Teichdämme weisen dabei eine geschlossene Krautdecke ("grüner Damm") auf, während die sanierten oftmals mit Schotter und Gesteinsgrus bedeckt sind.
Der Fischbestand ist vorrangig durch die Angelvereine geprägt, die die Teiche pachten. Vertreten sind u.a. Flussbarsch, Karpfen, Rotauge, Zander, Rotfeder, Regenbogenforelle und Blaunase.[11] Die durch die Krebspest fast ausgerotteten Edelkrebse haben einigen Stauteichen des Unterharz noch isolierte Reliktvorkommen, was eine ökologisch grundsätzlich wünschenswerten Widerherstellung der linearen Durchlässigkeit der Gebirgsbäche in Einzelfällen entgegensteht - verhindert die fehlenden Durchlässigkeit doch die Ausbreitung der Krankheit.[12] Das Vorkommen im Krebsbach und Krebsbachteich ist dabei vermutlich ein autochthones Vorkommen.[1] Die Stauteiche sind für die Große Bartfledermaus als Jagdrevier wichtig.[13] Auch seltene Vögel wie der Sperlingskauz wurden bereits nachgewiesen.[14]
Für viele durch das BNatSchG besonders geschützte Amphibien sind die Stauteiche wichtige Rückzugsräume geworden. Allien am Bärenröder Teich wurden 1999 weit über 3000 wandernde Amphibien gezählt. Verbreitet sind an den Stauteichen im Einzugsgebiet von Selke und Wipper neben dem Feuersalamander auch Berg-, Kamm-, Faden- und Teichmolch, Knoblauch-, Erd- und Nördliche Geburtshelferkröte sowie die stark gefährdete Gelbbauchunke. Weite Verbreitung haben auch Teichfrösche. Durch Straßen mit überhitzen Asphaltdecken und hohe Bordsteine kommt es jedoch an einigen Teichen immer wieder zu erheblichen Verlusten bei der Amphibienwanderung. Für Teiche in landwirtschaftlich genutzten Gegenden, nachweislich Bärenröder Teich, sind auch massive Rückgänge des Bestandes durch das Aufbringen von Gülle auf umliegende Felder beobachtet worden.[15]
Liste der Teiche
Als archäologische Kulturdenkmale sind gemäß DenkmSchG LSA alle künstlich angelegten historischen Teiche und Gräben im Land Sachsen-Anhalt geschützt, unabhängig von deren Alter oder heutiger Funktion. Aufgelistet werden hier nur die ehemals bergbaulich genutzten Teiche des Unterharzes.
Einzelnachweise
- ↑ a b Christiane Funkel, REFUGIUM SELKETAL
- ↑ a b c d Karl-Heinz Krause: Entwicklung und gegenwärtige Funktion von Anlagen der historischen bergbaulichen Wasserwirtschaft im Unterharz. In: Wilfried Strenz, Arbeitskreis Historische Geographie der Geographischen Gesellschaft der DDR (Hrsg.): Historisch-geographische Forschungen in der DDR. Hermann Haack Geographisch-Kartographische Anstalt, Gotha 1986, ISBN 3-7301-0803-4, S. 143–164, Sp. 1.
- ↑ Geologie des Harzes
- ↑ Eckehard Oelke: Zur Entwicklung der Territorialstrucktur im östlichen Harz. In: Wilfried Strenz, Arbeitskreis Historische Geographie der Geographischen Gesellschaft der DDR (Hrsg.): Historisch-geographische Forschungen in der DDR. Hermann Haack Geographisch-Kartographische Anstalt, Gotha 1986, ISBN 3-7301-0803-4, S. 127–142, Sp. 1.
- ↑ a b Wilfried Ließmann: Historischer Bergbau im Harz. 3. Auflage. Springer, Berlin 1997, ISBN 978-3-540-31327-4.
- ↑ a b c Robert Wouters: Talsperren in Sachsen-Anhalt. Hrsg.: Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt. mdv, Halle (Saale) 2010, ISBN 978-3-89812-677-9.
- ↑ Begründung zum Flächennutzungsplan der Gemeinde Südharz Vorentwurf 2012
- ↑ a b Bergwerksmuseum Grube Glasebach
- ↑ Botanischer Arbeitskreis Nordharz: Neufunde und Nachträge zur "Neuen Flora von Halberstadt"
- ↑ Biotoptypen-Richtlinie des Landes Sachsen-Anhalt
- ↑ anglermap.de
- ↑ Rote Liste der Flusskrebse in Sachsen-Anhalt
- ↑ Große Bartfledermaus - Myotis brandtii
- ↑ Vogelmonitoring in Sachsen-Anhalt 2004
- ↑ Gottfried Bürger: Zur Situation ausgewählter Amphibienarten im Unterharz (Landkreis Quedlinburg). In: Naturschutz im Land Sachsen-Anhalt. Nr. 1, 2000, S. 15–22 (online [PDF; abgerufen am 3. Januar 2013]).