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Naxos (Gerät)

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Der Radardetektor „Naxos" (Luftwaffenausführung: FuG 350 / Kriegsmarinetyp: FuMB 7) war ein Ortungsgerät der Firma Telefunken und wurde ab Herbst 1943[1] seitens der deutschen Luftwaffe an Bord von Nachtjägern eingesetzt, um alliierte Bomber anhand der Ausstrahlungen ihrer H2S-Zentimeterwellen-Radargeräte aufzuspüren. Das Funkmessbeobachtungsgerät (FuMB) 7 verwendete die Kriegsmarine auf U-Booten als Warnempfänger gegen angreifende U-Boot-Jagdflugzeuge.

Hintergrund

Während des Zweiten Weltkriegs verfolgte Großbritannien die Strategie eines gezielten Bombardements deutscher Städte, um auf diese Weise den Durchhaltewillen der Bevölkerung zu brechen und einen politischen Umsturz herbeizuführen. Da die Royal Air Force keine Langstreckenbegleitjäger für Tageseinsätze besaß, verblieb nur die Möglichkeit, Nachtangriffe zu fliegen, um auf diese Weise die eigenen Flugzeugverluste in erträglichem Rahmen zu halten. Die anfänglichen Trefferquoten dieser Nachtangriffe waren jedoch äußerst schlecht, teilweise wurde noch nicht einmal das richtige Ziel gefunden. Angesichts der geringen Erfolgsquote entwickelte Großbritannien im Laufe des Kriegs immer neuere und immer genauere Navigationsverfahren, um es den eigenen Nachtbombern zu ermöglichen, ihre Ziele zu finden. Hierzu wurden neben Peil-Verfahren mit stationären Sendern in Großbritannien („Oboe" und „GEE"-Navigation) auch direkt in den Bombern installierte Bordradargeräte eingesetzt (H2S-Gerät).

Deutscherseits wurden wegen der empfindlichen Verluste unter der Zivilbevölkerung und der enormen Sachschäden, welche die englischen Nachtangriffe verursachten, große Anstrengungen unternommen, um die angreifenden Bomber auszuschalten. Neben einer ständigen Verstärkung der Heimat-Flak wurden auch Nachtjagdverbände aufgebaut und mitunter sogar Tagjäger im sogenannten Wilde-Sau-Verfahren eingesetzt. Die augenscheinlich erfolgreichste Verteidigungsmethode wurde in Form der eigenen Nachtjäger (z.B. Bf 110, He 219) gesehen. Analog zu den englischen Nachtbombern standen nun auch die deutschen Nachtjäger vor dem Problem, dass auch sie ihre Ziele (in diesem Fall die Feindbomber) anfangs bei Nacht kaum finden konnten. Dementsprechend wurden radarbasierende Ortungsverfahren entwickelt. Einige dieser Ortungsverfahren basierten darauf, selbst Radarimpulse auszustrahlen und anhand der zurückgeworfenen Impulse das gegnerische Flugzeug zu finden, nicht so das Naxos-Gerät.

Funktionsweise

Rundempfangsantenne "BALI" für Radar-Detektor Naxos an Bord U-505

Die Funktionsweise des „Naxos" basierte nicht auf dem klassischen Radarprinzip, das auf der Ausstrahlung eigener Radarsignale und den Empfang der reflektierten Impulse beruht. Stattdessen fing das Naxos die Radarimpulse der englischen H2S-Geräte auf und unterstützte so den Zielanflug der Abfangjäger. Der Empfang der Signale erfolgte auf 2500-3750 MHz = 12–8 cm Wellenlänge. Die Frequenz des ohne Wissen der Deutschen entwickelten neuesten alliierten Radargerätes, das mit einer Wellenlänge von 3 cm = 10 GHz arbeitete, wurde nicht mehr erfasst.[2]

Die Reichweite betrug etwa 50 km. Das Gerät war als Stielstrahlerantenne ausgeführt und auf dem Flugzeugrücken installiert. Nur der Seitenwinkel war messbar, eine Entfernungs- oder Höhenbestimmung war nicht möglich. Insgesamt wurden 25 Versionen entwickelt. Eine noch in relativ großen Stückzahlen eingesetzte Variante war das Naxos ZR, die auch ein Rückwärtswarngerät mit im Rumpfheck eingebauter Antenne einschloss, jedoch nur bei der Ju 88 eingesetzt. Von der Basisversion Z und der ZR wurden zusammen 700 Stück eingesetzt. Die Ortungsgenauigkeit war jedoch bei allen Versionen relativ gering.

Auf den U-Booten der Kriegsmarine warnte der Naxos-Empfänger bei Überwasserfahrt zumindest vor Flugzeugen mit älteren Radargeräten und ermöglichte dann, rechtzeitig zu tauchen.

Weiterentwicklung

Da das Naxos nur relativ grob den Standort des feindlichen Radargeräts angeben konnte, wurde versucht, eine präzisere Variante zu entwickeln. Als Bodenempfänger existierte bereits ein Gerät mit der Bezeichnung „Korfu", das die geforderte Genauigkeit besaß. Eine Variante hiervon wurde versuchsweise unter der Bezeichnung FuG 351 „Korfu-Z" erprobt. Sie ist aber wahrscheinlich nicht zum Einsatz gekommen.[3]

Gegenmaßnahmen

Die einfachste Gegenmaßnahme war das Ausschalten der eigenen H2S-Geräte.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Besprechungsprotokoll vom 2.9.1943: Erstes Naxos-Z in Ju 88 eingebaut.
  2. Clay Blair: U-Boot Krieg 1942 - 1945, 2004, ISBN 3-8289-0512-9, S. 619
  3. Gebhard Aders: Geschichte der deutschen Nachtjagd 1917-1945, 1. Auflage 1977, S.271