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Koreanische Welle

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Koreanische Welle
Koreanisches Alphabet: 한류
Hanja: 韓流
Revidierte Romanisierung: Hallyu
McCune-Reischauer: Hallyu

Koreanische Welle, auch unter der koreanischen Bezeichnung „Hallyu“ bekannt, bezeichnet die weltweit ansteigende Popularität der zeitgenössischen südkoreanischen Pop-Kultur im 21. Jahrhundert. Dieses Phänomen zeigt sich vor allem in Asien, greift aber auch nach Europa, Nordamerika und den Rest der Welt über. [1]

Zu Beginn wurde die Welle vor allem durch Dramen und Pop-Musik losgetreten. Nach ersten Erfolgen auf dem asiatischen Markt produzierte man strategisch und gezielt Fernsehserien und Musik für den Weltmarkt.[2] Seit dem Jahre 1999 hat die Welle immer mehr an Bedeutung gewonnen. Heutzutage wird dieser zunehmende Kulturexport vom südkoreanischen Kulturministerium unterstützt. Ein US-amerikanischer Journalist aus Kalifornien bezeichnete sie als ein "Popkultur-Tsunami", der momentan von Südkorea in den USA und in den Rest der Welt herüberschwappen.[3]

Überblick

Die Welle besteht hauptsächlich aus:

  • Popmusik - Da der südkoreanische Musikmarkt vergleichsweise klein ist, bevorzugen die koreanischen Plattenlabels ihre K-Pop-Songs auf Youtube hochzuladen um dadurch ein weltweites Publikum zu erreichen.[4]
  • Filmen - In der Regel werden Filmen und Fernsehserien gleich nach dem Veröffentlichung im Internet von Fans aus aller Welt innerhalb 24 Stunden in verschiedene Sprachen übersetzt.[5]
  • Sprache - Durch die ansteigende Popularität der zeitgenössischen südkoreanischen Pop-Kultur wird Koreanisch als Fremdsprache immer beliebter. In den USA gaben 41% der Hallyu-Fans an, sich schon mit der Koreanische Sprache auseinandergesetzt zu haben.[6]
  • Küche - Vor allem in deutschen und anderen Großstädten ist seit 2010 eine Welle von Neueröffnungen koreanischer Restaurants zu beobachten.[7]

Geschichte

Beginn (1999-2005)

Die Welle, auf koreanisch auch „Hallyu“ genannt, wurde 1999 in China geprägt, indem Pekinger Journalisten über die rapide anwachsende Popularität südkoreanischer Güter in China schrieben.[8] Der chinesische Begriff „韓流" (Hánliú) bedeutet soviel wie „Korea-Stil“ oder „Koreanischer Strom“. Die zweite Hallyu-Wellen hat die koreanische TV-Serie "Winter-Sonata" ins Rollen gebracht. Diese Serie war in Japan sehr erfolgreich und erreichte Kultstatus in der Land.[9] Auch auf Nordkorea soll die Koreanische Welle Einfluss haben, indem CDs und DVDs mit Musik und Fernsehserien über die Gebirge eingeschmuggelt werden.[10][8][11][12] In einigen asiatischen Staaten stößt der Import koreanischer Kultur jedoch zunehmend auf eine ablehnende Haltung,[13][14] so dass Quotenregeln eingeführt worden sind.[15]

Weiterverbreitung außerhalb Asien (2006-2010)

Die sechsköpfige Musikgruppe Beast bei ihrem ersten Auftritt in Deutschland. Kurz vor dem konzert übernachteten laut ZDF hunderte K-Pop-Fans trotz eisiger Kälte vor der Columbiahalle.[16]

Mit dem Aufstieg der digitalen Technologie und den Verbreitung sozialer Netzwerke hat die Welle neue Höhen erreicht. Die sich ausbreitende Wirkung von Online-Medien waren eine treibende Kraft für den K-Pop-Markt über den asiatischen Raum hinaus. Mit ihrem Youtube-Hit Nobody schafften es die Wonder Girls als erste K-Pop-Band in die US-amerikanischen Billboard Hot 100.[17]

Ankommen im Westen (Seit 2011)

Seit dem Jahre 2011 sind in Nordamerika und in Westeuropa zahlreiche K-Pop-Konzerte stattgefunden. Im August 2011 führt YouTube einen exklusiven Kanal ein, der ganz K-Pop gewidmet ist. Im November 2011 spielte die Band JYJ erstmals im Berliner Tempodrom.[18] Im selben Monat wurde ein weiterer Meilenstein erreicht, als die fünfköpfige Boyband BIGBANG trotz Konkurrenz von Britney Spears und Lena Meyer-Landrut einen MTV Europe Music Award als Best Worldwide Act gewann.[19] Daraufhin gab die Band ihre erste weltweite Konzert-Tournee. Ende Dezember 2012 erreichte Psy's Gangnam Style über 1 Milliarde Aufrufen auf YouTube. Der regierende Bürgermeister von London Boris Johnson lobte das Lied als das "größte kulturelle Meisterwerk 2012".[20]

Im Hollywood Bowl in den USA findet jedes Jahr das Korean Music Festival statt, bei dem die bekanntesten Musiker Südkoreas auftreten. U.S. Präsident Barack Obama zufolge ist es aufgrund der geprägte Netzkultur im Internet „kein Wunder, dass Menschen aus der ganzen Welt die Koreanische Welle erwichst haben."[21] Seit 2011 plant und organisiert die Kulturabteilung der Koreanischen Botschaft regelmäßig K-Pop-Veranstaltungen und Fanclub-Treffen am Leipziger Platz in Berlin.[22]

Auswirkungen

Wirtschaft

Südkoreanische Schauspieler gehören mittlerweile zu den am bestbezahlten Schauspielern außerhalb Hollywoods. Bae Yong-joon, Star des Dramas „Winter Sonata“ verdient etwa fünf Millionen US-Dollar für einen Film.[8] Der Tourismus Südkoreas wird durch den Erfolg der „Welle“ ebenfalls beflügelt. Viele Reiseveranstalter bieten Pauschalreisen zu den Drehorten südkoreanischer Seifenopern an.[23] Laut Fremdenverkehrsamt kämen jedes Jahr eine Million Touristen um die Schauplätze zu besichtigen.[24][25] Insbesondere nach dem Erfolg des Musikvideos zu Psy's Gangnam Style verzeichnete Südkorea eine deutlich erhöhte Nachfrage von Touristen aus aller Welt.[26]

Im November 2012 verkündete die Bank von Korea, dass sich die Außenhandelsbilanz des Landes ins Plus gedreht hat. Eine Ursache hierfür ist der stark steigende Export von Kulturgütern wie Gangnam Style und anderen K-Pop-Songs.[27] Der koreanische Zolldienst teilte mit, dass vor allem fünf besonders vielversprechende Exportartikelbereiche verstärkt zu fördern seien, wenn man den Export mithilfe der populären K-Pop-Kultur steigern wolle. Dies seien die Bereiche Kosmetik, Accessoires, Damenbekleidung, Mobiltelefone und Kaffee- und Zigarettenprodukte. Der Export von Bedarfsgütern nach Iran, wo koreanische Fernsehserien seit Jahren stetig an Beliebtheit gewinnt, kletterte im 2011 auf eine Milliarde US-Dollar.[28] Auch in Südamerika sowie in Zentralasien konnten Exportgewinne verzeichnet werden.[29]

Internationale Ansehen des Landes

Laut eine Umfrage der BBC hat sich das Internationale Ansehen Südkoreas seit 2009 jährlich verbessert: Während 2011 das Publikum in Russland, Indien, China und Frankreich des Einfluss Südkoreas als überwiegend negativ bewertete, sahen 2012 die Mehrheit der Befragten aus oben genannten Ländern Südkoreas globalen Einfluss als überwiegend positiv an.[30]

Ursachen

Girls' Generation im Madison Square Garden in New York City

Als Ursachen für den Erfolg in China werden unter Anderem die gemeinsame Kultur und Geschichte sowie der Konfuzianismus genannt.[15][12][31]

In Europa ist die überwiegende Mehrheit der Fans uber soziale Netzwerke wie Facebook oder YouTube auf die zeitgenössische Popkultur Südkoreas gestoßen.[32] Gerade die südkoreanische Musikindustrie ist aufgrund des kleinen, und aktuell schrumpfenden, einheimischen Musikmarktes auf Export ausgerichtet.[33]

Ablehnung

In einigen asiatischen Staaten stößt der Import koreanischer Kultur jedoch zunehmend auf eine ablehnende Haltung,[13][14] so dass Quotenregeln eingeführt worden sind.[15]

Japan

Ken-Kanryū bezeichnet die Gegenbewegung und Ablehnung der Koreanischen Welle in Japan. Diese ist insbesondere in Mangas zu finden. So stand der Manga Hating the Korean Wave (jap. マンガ 嫌韓流, Manga Kenkanryū) für über vier Monate in der japanischen Bestsellerliste.[23][14] Aus Sicht vieler Japaner sei Japan für den wirtschaftlichen Aufstieg (Süd-)Koreas verantwortlich.[14] 2011 sorgte der Manga K-POP Boom Netsuzō Setsu o Oe! (dt. Analyse der K-Pop-Boom-Lügen) für Aufsehen, in dem die Umstände der südkoreanischen Unterhaltungsindustrie kritisiert werden. So geht der Comic auf den Fall Jang Ja-yeon ein, eine Schauspielerin, die Selbstmord beging, da sie von ihren Managern zum Sex gezwungen wurde. Auch die Gruppen Girls' Generation und Kara, die Ende 2010 große Popularität in Japan erreichten, werden in diesem Kontext dargestellt.[34]

Quellen

  1. Yoon Ja-young: YouTube taking 'hallyu' on international ride. Firms taking advantage of user contents sites. In: Korea Times. 8. Februar 2011, abgerufen am 19. Februar 2011 (englisch).
  2. Südkorea will zweiten Hallyu-Boom auslösen, KBS World, 23. Dezember 2010
  3. PETER LARSEN: K-Pop wave rolls into Irvine at KCON '12. Orange County Register, abgerufen am 13. Oktober 2012.
  4. Zoe Chace: Gangnam Style: Three Reasons K-Pop Is Taking Over The World. National Public Radio, abgerufen am 26. Dezember 2012.
  5. Kwon Mee-yoo and Rachel Lee: K-drama leads ‘hallyu’. The Korea Times, abgerufen am 26. Dezember 2012: „Hundreds of people gather at such websites to share information and thoughts on Korean soaps. Though the programs are aired in Korean, they are translated into English and other languages by fans within 24 hours and quickly spread across the globe via the Internet.“
  6. Survey shows 41% of hallyu fans in US learning Korean language. Korea Times, abgerufen am 26. Dezember 2012.
  7. Friederike Milbradt: Koreanisches Essen: Bibimbap, Banchan und Kimchi. Die Zeit, abgerufen am 29. Dezember 2012.
  8. a b c Anthony Faiola: Japanese Women Catch the 'Korean Wave', The Washington Post, 31. August 2006 (englisch)
  9. Claire Lee: Remembering ‘Winter Sonata,’ the start of hallyu. The Korea Herald, abgerufen am 26. Dezember 2012: „The show’s popularity in Japan was surprising to many, including the producer Yoon Suk-ho and then-Japanese Prime Minister Junichiro Koizumi, who in 2004 famously said, “Bae Yong-joon is more popular than I am in Japan.”“
  10. Ralph Umard: Angst vor Hallyu, Welt, 15. August 2007
  11. Passport to Korean Culture, Korean Culture and Information Service, 12. Februar 2010, Seoul, ISBN 978-89-7375-153-2 03910 (englisch)
  12. a b South Korea’s pop-cultural exports: Hallyu, yeah! In: The Economist. 25. Januar 2010, abgerufen am 12. Dezember 2010 (englisch).
  13. a b Yoo Soh-jung: Hallyu faces turning point, Korea Herald, 15. April 2010 (englisch)
  14. a b c d Norimitsu Onishi: Ugly Images of Asian Rivals Become Best Sellers in Japan, The New York Times, 19. November 2005 (englisch)
  15. a b c Roald Maliangkay: When the Korean Wave ripples, Australian National University (englisch)
  16. Beast---erfolgreicher-Pop-aus-Suedkorea In: ZDF. Abgerufen am 7. September 2012 
  17. Wonder Girls Enters Billboard Hot 100. Korea Times, abgerufen am 3. Dezember 2012.
  18. Der letzte Schrei: Pop aus Korea ... Musik: Der letzte Schrei: Pop aus Korea In: fokus.de. Abgerufen am 7. September 2012 
  19. Der letzte Schrei: Pop aus Korea ... Musik: Der letzte Schrei: Pop aus Korea. Focus, abgerufen am 11. Oktober 2012.
  20. Boris Johnson: How Gangnam Style and Fifty Shades gave culture a spanking. The Daily Telegraph, abgerufen am 23. Dezember 2012.
  21. Remarks by President Obama at Hankuk University. White House, abgerufen am 27. Oktober 2012: „"And you know that in our digital age, we can connect and innovate across borders like never before -- with your smart phones and Twitter and Me2Day and Kakao Talk. It’s no wonder so many people around the world have caught the Korean Wave, Hallyu."“
  22. André Tucic: Schön frisiert und wohlerzogen. Berliner Zeitung, abgerufen am 29. Dezember 2012.
  23. a b Ch. S. Dury Chung; Eun-Soon Choi: Hallyu - Eine neue Form kultureller Diversität in Asien. Abgerufen am 19. Februar 2011.
  24. Matthias Kolb: Koreanische Welle, Berliner Zeitung, 4. Juli 2008
  25. Hallyu - die Korea-Welle, EU-Asien.de
  26. Jayne Clark: 'Gangnam Style' puts Seoul on the travel map. USA Today, abgerufen am 30. November 2012.
  27. Services account surplus expected this year due to K-pop. Korea.net, abgerufen am 6. Dezember 2012.
  28. K-Pop sorgt für wachsende Exporte im Mittleren Osten und in Lateinamerika In: KBS World. Abgerufen am 8. September 2012 
  29. K-Pop sorgt für wachsende Exporte im Mittleren Osten und in Lateinamerika In: KBS World. Abgerufen am 8. September 2012 
  30. 2012 BBC Country Ratings. Globescan/BBC World Service, abgerufen am 29. Dezember 2012.
  31. Die nachstehende Seite ist nicht mehr abrufbar. (Suche in Webarchiven.) @1@2Vorlage:Toter Link/www.ourorient.com Why Is Korean Wave Popular In China?, ourorient.com (englisch)
  32. Christian Oliver: South Korea’s K-pop takes off in the west. Financial Times, abgerufen am 30. Dezember 2012: „These European fans have largely discovered K-Pop through social networking sites, Facebook and YouTube.“
  33. Chung Kang-hyun: Korean musicians leading a new wave. In: JoongAng Daily. 30. November 2010, abgerufen am 22. November 2012 (englisch).
  34. Klatsch-Manga sorgt in Südkorea für Furore. In: e-anima.de. 14. Januar 2011, abgerufen am 19. Februar 2011.

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