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Gewalt an Schulen

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Gewalt an Schulen äußert sich in physischer und psychischer Gewalt zwischen Schülern, zwischen Schülern und Lehrern, zwischen Schulfremden und Schülern bzw. Lehrern sowie als Gewalt gegen öffentliches Eigentum (siehe auch Vandalismus) oder privates Eigentum. Eine spezielle Form der Gewalt an Schulen ist Mobbing in der Schule (auch Bullying genannt).[1]

Definitionen

Unter den Begriff Gewalt fallen Handlungen, durch die auf Menschen oder Gegenstände schädigend eingewirkt wird. Die Konflikte betreffen die Spannungsbögen

  • Schüler gegen Schüler
  • Schüler gegen Sachen
  • Schüler gegen Lehrer
  • Institution Schule gegen Schüler
  • Institution Schule gegen Lehrer

Auch strukturelle Formen von Gewalt sind in der Schule anzutreffen.[2]

Zu den Körperverletzungen zählen laut einem Bericht der Unfallkasse Hessen unter anderem Blutergüsse, Schürfwunden, Zahnschäden und Knochenbrüche.[3] Die Vorfälle ereignen sich auf dem Schulweg, während der Schulpause oder während des Unterrichts, zum Beispiel beim Schulsport.

Raub oder räuberische Erpressung von Geldbörse, Handy, Markenkleidung oder Schutzgeld heißen in der Jugendsprache euphemistisch „Abziehen“ (manchmal auch „Abzocken“). Auch schwere Beleidigungen können eine Straftat und eine Form der Gewalt sein.

Das persönliche Empfinden der Lehrer, wo Gewalt beginnt und was diesen Begriff umfasst, ist subjektiv und von der wissenschaftlichen Definition abweichend. 1995 befragt, welche Verhaltensweisen sie unter den Begriff „Gewalt“ subsumieren, nannten Schulleiter in Baden-Württemberg das Mitführen von Waffen. Einige sahen auch Ungehorsam, Boykott des Unterrichts oder ähnliches als Gewalt an.[4]

Auch strukturelle Formen von Gewalt sind in der Schule anzutreffen.[5]

Körperstrafen (auch „Züchtigung“ genannt) sind als Erziehungs- und Ordnungsmaßnahme seit dem Jahr 2000 gemäß dem Gesetz zur Ächtung von Gewalt in der Erziehung in Deutschland verboten (und auch im Strafgesetzbuch)[6]. Sie waren bis in die 1970er Jahre gebräuchlich. Reformpädagogen und Alternativpädagogen verfolgten unter anderem das Ziel, Gewalt in der Schule zu vermeiden bzw. zu verringern.

Ursachen

Unmittelbare Kausalitäten gibt es anscheinend nicht. Vielmehr wird angenommen, dass es ein Geflecht von sich wechselseitig begünstigenden persönlichen und sozialen Ursachen, Anlässen und Gründen gibt.[7]

Zu den sozialen Risikofaktoren zählen:

  • Familie: Erziehungsstil ist zurückweisend, bestrafend, inkonsistent, restriktiv und/oder gewalttätig (Täter), überbehütet (Opfer);
  • Schule: hoher Anpassungsdruck, negative Sozialbeziehungen, schulisches Versagen bzw. Misserfolg, Etikettierung, restriktives Erziehungsverhalten;
  • Peergroup: gewalttätige, gewaltverherrlichende und/oder straffällige Gruppen;
  • Soziales Umfeld: kriminelles/gewalttätiges Umfeld, geringer sozioökonomischer Status (Armut, Arbeitslosigkeit, Sozialhilfe);
  • Medien: unreflektierte/einseitige Gewaltdarstellung (selten die Opferperspektive), Darstellung von Gewalt als normales Konfliktlösungsmittel in Medien (Film, Computer-Spiele, etc.) - siehe auch Medienverwahrlosung;
  • Gesellschaft: Aggression (aggressive Rhetorik, Krieg o.ä.) gegen andere Staaten, gesellschaftliche Gruppen und/oder Minderheiten.

Obwohl Studien den Einfluss persönlicher (biologischer) Merkmale[8] nachweisen, ist dieser Zusammenhang in der Forschung stark umstritten. Die meisten Forscher haben sich auf folgendes Modell geeinigt: Biologische Merkmale prägen das Potential zu gewalttätigem Verhalten, dieses kann aber durch soziale Faktoren verstärkt oder vermindert werden.

Die hohe Gewaltrate unter Jugendlichen wird unter anderem dadurch erklärt, dass in der Jugend ein hohes Bedürfnis an Autonomie und Selbstverwirklichung besteht, welches durch das Testen und Brechen sozialer Normen vorübergehend gestillt werden kann. Sozialforscher wie zum Beispiel Ferdinand Sutterlüty nennen mangelnde gesellschaftliche Anerkennung als Gewaltmotiv.[9]

Der Soziologe Norbert Elias warnte 1989: „Wenn die Gesellschaft den Menschen der heranwachsenden Generation eine kreative Sinnerfüllung versagt, dann finden sie schließlich ihre Erfüllung in der Zerstörung.“ [10]

Deeskalation und Prävention

Angebote der Schulsozialarbeit wie zum Beispiel Schulmediation, Schlichtungsstellen, Workshops und gemeinsame Projekte können zur Gewaltdeeskalation beitragen.

Um Gewalt, insbesondere physische, im Vorfeld zu verhindern, werden an den betroffenen Schulen Programme zur Veränderung der Lern- und Schulkultur ins Leben gerufen. Hierbei wird unter anderem eine Öffnung der Schule angestrebt, wodurch der Unterricht näher an die Lebenswelt der Schüler gebracht werden soll.

Primäre, universelle Gewaltprävention, aber auch sekundäre, selektive Prävention, der Zugang auf Risikogruppen, sollte auf mehreren Ebenen ansetzen:

  1. bei den Schülern (potentielle Täter wie Opfer und ihren Eltern),
  2. in der Klasse, bei den Lehrern und auf Unterrichtsebene (Lehrer-Schüler-Interaktion) und
  3. auf der Schul- und Curriculumsebene (Schulklima).

Für die Präventionsarbeit mit Kindern sind verschiedene Konzepte entwickelt worden: verhaltenstherapeutisch orientierte Einzel- oder Gruppenprogramme wie das Training mit sozial unsicheren Kindern oder Training mit aggressiven Kindern von Franz Petermann und Ulrike Petermann beinhalten neben vielen Einzel- und Gruppeneinheiten zum Training von sozialen Kompetenzen oder dem Aufbau von Empathie auch Einheiten zur Elternarbeit.

Das Programm Faustlos von Manfred Cierpka 2001 für die Grundschule fördert soziale und emotionale Kompetenzen und ist wie die beiden vorher genannten wissenschaftlich evaluiert.

Die Intervention „Peer Support“ von Helen Cowie 2000 beinhaltet ein Training ausgewählter „Patenkinder“ in Kommunikationsfertigkeiten, die dann den Opfern beistehen und ihrerseits andere Kinder in Kommunikationsfertigkeiten trainieren.[11] Das Befriending, d.h. einen Freund an der Seite zu haben, hat sich als zentrale Ressource gegen die Opferrolle erwiesen und wird in vielen Grundschulen mittlerweile praktiziert.

Der „Triple P-Ansatz“ von Matt Sanders 1996 hat den Aufbau positiven Erziehungsverhaltens bei den Eltern zum Ziel und hat unterschiedliche Stufen der Unterstützung, Schulung und Begleitung von Eltern in der Verbesserung der Erziehung und des Modellverhaltens.

Hilfreich können Lehrertrainings anknüpfend an subjektive Theorien und Wissensbestände des Lehrers mit dem Ziel sein, die diagnostische Handlungskompetenz zu stärken. Beispiel wäre das „Konstanzer Trainingmodell“ (KTM) von Tennstädt & Dann 1994, ein integratives Selbsthilfeprogramm zur Bewältigung von Störung und Aggression im Unterricht (Begreifen-Begründen-Bewältigen). Schulkultur und Schulklima lassen sich durch verbesserte Pausenaufsichtregelungen und Einbindung von Streitschlichtern (Mediatoren) gewaltfreier gestalten.

Die „klassische“ Intervention bei Bullying (nach Dan Olweus) oder nach einem Gewaltfall an der Schule setzt auf drei Ebenen an:

  • auf Schulebene wird eine besondere Konferenz empfohlen, auf der über alle relevanten Schüler gesprochen wird,
  • auf Klassenebene werden gemeinsame Regeln erarbeitet, Mobbing als Thema direkt besprochen (neutraler Aufhänger durch Lektüre wichtig),
  • auf individueller Ebene werden Gespräche mit beiden Seiten geführt (ultima ratio: Klassen- oder Schulwechsel des Täters).

In Bremerhaven gibt es das Konzept „gewaltfreie Schule“.[12]

Deutschland

Es gab laut Bundesverband der Unfallkassen 2003 93.295 gemeldete „Raufunfälle“. Die Anzahl der Raufunfallrate (pro 1.000 Schüler) betrug 11,3 (an Hauptschulen 32,8). Der Bundesverband stellte in seinen Statistiken eine Abnahme gegenüber 1993 fest, ebenso bei der Frakturenquote. [13]

Nach einer Studie von Thomas Feltes und seinen Mitarbeitern an der Ruhr-Universität Bochum 2004 unter 4.000 Schülern der achten Klassen sämtlicher Schulformen in Bochum hat „jeder fünfte Hauptschüler einen anderen Jugendlichen schon einmal so brutal verprügelt, dass dieser zum Arzt musste.“ In den zurückliegenden 12 Monaten haben 14 % der befragten Schüler an Gesamtschulen und 8 % an Gymnasien nach eigenen Angaben eine solche Tat begangen. [14]

Im August 2005 wandten sich 180 der 240 Lehrerinnen und Lehrer der neun Hauptschulen Bochums an Barbara Sommer, damals Schulministerin von NRW, um auf Mängel und Probleme an den Schulen hinzuweisen. Hauptschulen müssten nahezu allein die Integration ausländischer Schüler übernehmen. Auf ihnen laste zudem der Zwang, abgewiesene und „abgeschulte“ Kinder und Jugendliche anderer Schulen aufzunehmen. Probleme wie zum Beispiel Beleidigungen, Mobbing und Übergriffe auf Lehrer wurden als Folgen genannt. Das Ministerium verwies in seiner Antwort auf den Dienstweg.[15] [16]

Im November 2005 ereignete sich an der Alfred-Teves-Schule in Gifhorn während einer Pause eine Schülerkonfrontation, in deren Verlauf strafbare Inhalte (Gewaltvideos) auf Schülerhandys gefunden wurden. Die Schule machte das Problem mit Hilfe von Medien (unter anderem Gestaltung von Vorträgen und Schulwebseiten) publik. Die Vorgehensweise wird bundesweit als vorbildlich bezeichnet. [17]

Im März 2006 gingen die Lehrer der Rütli-Hauptschule in Berlin-Neukölln an die Öffentlichkeit, um auf die für sie aussichtslos erscheinende Gewaltlage hinzuweisen.[18]

Gewaltexzesse nach Datum

Deutschland

  • 20. Juni 1913: Beim Amoklauf an einer Mädchenschule in Bremen-Walle wurden fünf Mädchen im Alter von sieben bis acht Jahren getötet sowie 18 weitere Kinder und fünf Erwachsene teilweise lebensgefährlich verletzt.
  • 11. Juni 1964. In der Volksschule des Kölner Stadtteils Volkhoven läuft der ehemalige Schüler und Kriegsveteran Walter Seifert (42) Amok. Mit einer Lanze und einem selbstgebauten Flammenwerfer tötet er acht Schüler und zwei Lehrerinnen, darunter seine ehemalige Klassenlehrerin. 20 Kinder werden verletzt. Auf der Flucht begeht der Täter Selbstmord. Siehe: Attentat von Volkhoven
  • 3. Juni 1983. In der Freiherr-vom-Stein-Gesamtschule in Eppstein schießt der 34-jährige Karel Charva um sich und tötet drei Schüler, einen Lehrer sowie einen Polizisten und verletzt 15 Menschen, ehe er sich selbst richtet.
  • 26. April 2002. In Erfurt, Thüringen erschießt der 18-jährige ehemalige Gymnasiast Robert Steinhäuser im Gutenberg-Gymnasium 16 Menschen und sich selbst. Siehe: Amoklauf von Erfurt
  • Mai 2006. An einer Hauptschule in Hamm verletzte ein 15-Jähriger einen gleichaltrigen Mitschüler mit drei Messerstichen in den Rücken lebensbedrohlich.
  • 29. Mai 2006. In Berlin-Kreuzberg erleidet eine Lehrerin an der Lemgo-Grundschule mehrere Knochenbrüche im Gesicht durch die Schläge eines 12-jährigen Schülers.
  • 20. November 2006. An der Realschule Geschwister-Scholl-Schule in Emsdetten verletzt ein 18-jähriger Amokläufer 37 Menschen und tötet sich selbst. Sein Sprengstoffgürtel musste nach der Tat von der Polizei entschärft werden. Siehe: Amoklauf von Emsdetten
  • 11. März 2009. In der Albertville-Realschule in Winnenden (Rems-Murr-Kreis) erschießt ein 17-jähriger Ex-Schüler neun Schüler und drei Lehrerinnen sowie auf der anschließenden Flucht drei Passanten. Der Täter kommt bei einer Schießerei mit der Polizei in einem Supermarkt im ca. 40 km entfernten Wendlingen ums Leben. Siehe: Amoklauf von Winnenden
  • 11. Mai 2009 im Gymnasium in Sankt Augustin wird ein Mädchen von einer Mitschülerin bei deren Amoklauf mit einem Messer verletzt.
  • 17. September 2009. Am Gymnasium Carolinum in Ansbach verletzt ein Schüler zwei Schülerinnen schwer. Sieben weitere Schüler sowie eine Lehrerin werden leicht verletzt. Der Täter wurde am 29. April 2010 unter anderem des versuchten Mordes in 47 Fällen schuldig gesprochen und zu neun Jahren Jugendstrafe verurteilt. Die Jugendstrafkammer des zuständigen Landgerichtes verfügte zudem die Unterbringung in eine psychiatrische Klinik.[19] Siehe: Amoklauf von Ansbach
  • Am 22. Mai 2012 bedrohte ein 14-jähriger Schüler in der Lindenschule, einer Mittelschule in Memmingen, andere Mitschüler mit Waffen und floh darauf hin auf einen Sportplatz. Verletzte gab es nicht.

Vorfälle in Österreich

  • Am 6. Oktober 1993 wurde in Hausleiten (Bezirk Korneuburg, Niederösterreich) ein Direktor, der einen Schüler beim Rauchen erwischt hatte, von diesem angeschossen und schwer verletzt. Nach der Tat erschoss sich der Schüler.
  • Im Juli 1994 verletzte eine 15-Jährige in einer Hauptschule in Wien-Meidling einen 14-Jährigen. Motiv waren ein familiärer Streit und Eifersucht.
  • Am 5. Mai 1997 versuchte der 15-jährige Schüler Helmut Z. in der Hauptschule Zöbern, im niederösterreichischen Bezirk Neunkirchen, eine Mitschülerin zu vergewaltigen. Die 48-jährige Lehrerin Anne-Marie Kral versuchte dies zu verhindern und wurde von Z. mit zwei Kopfschüssen getötet. Danach rannte er ins Treppenhaus und schoss auf eine weitere Lehrerin, die schwerverletzt liegenblieb. Nachdem er mit einem Fahrrad geflüchtet war, konnte er auf einer Landstraße verhaftet werden. 1997 wurde er zu acht Jahren Haft verurteilt und ist heute wieder in Freiheit.
  • Im Juni 1998 griff ein Berufsschüler im Internat im obersteirischen Murau im Streit mit einem Mitschüler zum Klappmesser und verletzte ihn leicht.
  • Im Oktober 2003 setzte ein 13-Jähriger an einer Linzer Hauptschule zwei Mitschülerinnen ein Fixiermesser an den Hals und bedrohte auch einen Jungen. Der als Problemschüler bekannte Schüler wurde von einer Lehrerin entwaffnet.
  • Am 15. April 2004 stach ein 13-Jähriger in der Hauptschule Wies in der Weststeiermark eine gleichaltrige Mitschülerin nieder und verletzte sie schwer. Der psychisch kranke Junge wollte ursprünglich die Lehrerin attackieren. Der 13-Jährige wurde danach in die Landesnervenklinik eingeliefert.
  • Am 15. September 2005 kam es in Wien 18., Schopenhauerstraße, in einer Polytechnischen Lehranstalt zu einer Rauferei unter mehreren Schülern. Im Zuge dessen nahm der 15-jährige Nikola N. aus Wien sein Fixiermesser und stach einem 14-jährigen Klassenkameraden in den Bauch und in den Bereich des Herzens. Das Opfer erlitt schwerste innere Verletzungen und verstarb im Spital.
  • Im Jahr 2005 nahm ein Schüler der HTBLuVA Wien 5 Spengergasse die Pistole seines Vaters mit in die Klasse und bedrohte seine Mitschüler. Er konnte jedoch überredet werden aufzugeben noch bevor es zu einer Bluttat kam.

USA

  • Beim Schulmassaker von Bath am 18. Mai 1927 tötet Andrew Kehoe, ein Mitglied des Schulkomitees, 45 Personen, weitere 58 wurden zum Teil schwer verletzt.
  • 30. Dezember 1974 in Olean, New York: Der 17-jährige Anthony Barbaro tötet an der Olean High School drei Menschen und verletzt neun weitere.
  • 12. Juli 1976 in Fullerton, Kalifornien: Der 37-jährige Edward Charles Allaway tötet an der California State University sieben Menschen und verletzt zwei weitere. Er wurde für nicht schuldfähig erklärt und in ein psychiatrisches Krankenhaus eingeliefert.
  • 29. Januar 1979 in San Diego, Kalifornien: Die 16-jährige Brenda Ann Spencer tötet zwei Erwachsene und verletzt weitere neun Kinder an der Cleveland Elementary School.
  • 17. Januar 1989 in Stockton, Kalifornien: Der 24-jährige Patrick Edward Purdy erschießt an der Cleveland Elementary School fünf Schüler und verletzt 30 weitere, ehe er Selbstmord begeht.
  • 24. März 1998 in Jonesboro, Arkansas: Der 13-jährige Mitchell Johnson und der 11-jährige Andrew Golden lösen an der Westside Middle School Feueralarm aus und schießen anschließend auf die fliehenden Schüler und Lehrer; vier Schülerinnen und ein Lehrer sterben, 10 Menschen werden verletzt. Beide erhielten mehrjährige Haftstrafen.
  • 21. Mai 1998 in Springfield, Oregon: Der 15-jährige Kipland Phillip Kinkel tötet zuerst seine Eltern, geht dann in die Thurston High School und erschießt zwei Schüler; 22 weitere werden verletzt. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
  • 20. April 1999 in Littleton, Colorado: Der 18-jährige Eric Harris und der 17-jährige Dylan Klebold töten beim Schulmassaker von Littleton zwölf Schüler, einen Lehrer und sich selbst.
  • 29. Februar 2000 in Mount Morris, Michigan: Ein erst sechs Jahre alter Junge erschießt in der Grundschule eine ebenfalls sechsjährige Mitschülerin.
  • 21. März 2005 in Red Lake, Minnesota: Der 16-jährige Schüler Jeffrey Weise tötet seine Großeltern und fährt anschließend in die Red Lake High School, wo er fünf Mitschüler, eine Lehrerin und einen Wachmann erschießt und sieben Menschen verletzt, ehe er sich selbst tötet.
  • 2. Oktober 2006 in Bart Township, Pennsylvania: Der 32-jährige Milchlieferant Charles Carl Roberts tötet an der West Nickel Mines School fünf Mädchen und verletzt 5 weitere Menschen, ehe er sich selbst das Leben nimmt.
  • 16. April 2007 in Blacksburg, Virginia: An der Virginia Polytechnic Institute and State University tötet der 23-jährige Cho Seung-Hui 32 Menschen und verletzt 29. Siehe: Amoklauf an der Virginia Tech
  • 14. Februar 2008 in DeKalb, Illinois: Der 27-jährige Steven Phillip Kazmierczak tötet an der Northern Illinois University fünf Menschen und verletzt 18 weitere, ehe er Selbstmord begeht.
  • 27. Februar 2012 in Chardon, Ohio: Bei einem Amoklauf an der Chardon High School wurden ein Schüler getötet und fünf weitere verletzt. Zwei weitere Schüler erlagen später ihren Verletzungen. Der mutmaßliche Täter wurde verhaftet.
  • 15. Dezember 2012 in Newtown, Connecticut: Der 20-jährige Adam Lanza erschoss zunächst seine Mutter in deren Haus. Anschließend fuhr er zur Sandy Hook Elementary School, erschoss dort 12 Mädchen und acht Jungen im Alter von fünf bis zehn Jahren sowie sechs Schulmitarbeiterinnen, darunter die Direktorin Dawn Hochsprung. Anschließend erschoss Lanza sich selbst. Siehe: Amoklauf an der Sandy Hook Elementary School

Andere Länder

  • 6. Dezember 1989 in Montreal, Kanada: Der 25-jährige Marc Lépine erschießt beim Amoklauf an der Polytechnischen Hochschule Montréal 14 Frauen und verletzt 13 weitere Menschen, ehe er Selbstmord begeht.
  • 13. März 1996 in Dunblane, Schottland: Der 43-jährige Thomas Watt Hamilton erschießt an der Primary School 16 Schüler und eine Lehrerin und verletzt 15 Menschen, ehe er sich selbst tötet.
  • 30. März 1997 in Sanaa, Jemen: Der 48-jährige Mohammad Ahman al-Naziri erschießt an zwei lokalen Schulen sechs Studenten und zwei Lehrer. Er wird zum Tode verurteilt und noch im selben Jahr hingerichtet.
  • 8. Juni 2001 in Ikeda, Japan: Der 37-jährige Mamoru Takuma ersticht an der pädagogischen Hochschule acht Kinder und verletzt 15 weitere Menschen. Er wurde 2004 hingerichtet.
  • 2006 in Danzig, Polen: Mobbing gegen die 14-jährige Schülerin Anna Halman, die daraufhin Selbstmord beging; der Fall wurde über die Grenzen hinaus viel beachtet.
  • 7. November 2007 in Jokela, Finnland: Der 18-jährige Pekka-Eric Auvinen erschießt an der Hochschule acht Menschen und verletzt 12 weitere, ehe er sich selbst richtet. Siehe: Schulmassaker von Jokela
  • 6. März 2008 in Kiryat Moshe, Israel: Der 26-jährige Alaa Abu Dhein erschießt an einer religiösen Schule acht Menschen und verletzt 10 weitere, ehe er sich selbst tötet.
  • 23. September 2008 in Kauhajoki, Finnland: Der 22-jährige Matti Juhani Saari erschießt an der örtlichen Berufsschule 10 Menschen und tötet sich anschließend selbst.
  • 7. April 2011 in Rio de Janeiro, Brasilien: Ein 23-jähriger ehemaliger Schüler erschießt an der Escola Municipal Tasso da Silveira zwölf Kinder im Alter von 12 bis 14 Jahren. Nach einem Schusswechsel mit einem Polizisten tötet sich der Amokläufer selbst.[20] Siehe: Amoklauf von Realengo

Situation in anderen Staaten (Auswahl)

Frankreich

Nach Angaben von Betty Galy, Sprecherin der Lehrer-Selbsthilfe-Organisation Fédération Autonome de Solidarité (FAS) in Frankreich, ereigneten sich im Schuljahr 2004/2005 allein gegen Lehrer 1.651 Gewalttaten (etwa 8 pro Tag). Der damalige französische Innenminister Nicolas Sarkozy sprach 2006 von 80.000 Gewalttaten in Realschulen und Gymnasien im Jahr 2005. [21]

Großbritannien

Im Vereinigten Königreich wird das Phänomen, dass sich angeblich 29 % aller britischen Schülerinnen zwischen 11 und 15 Jahren mindestens einmal im Jahr mit einem anderen Mädchen prügeln, „Ladette“ genannt. Hier wird die Gewalt als Mittel zur Anerkennung verstanden. [22]

USA

Nach Angaben des National Center for Education Statistics (NCES) wurden im Schuljahr 2002/2003 15 Schüler getötet, es gab ferner zwei Millionen Verbrechen, darunter 150.000 schwere Verbrechen wie Vergewaltigungen oder Körperverletzungen. [23] Der Bestsellerautor Ron Suskind hat 1995 für akribisch recherchierte Artikelserie („feature story“) über Gewalt an Schulen den Pulitzer-Preis erhalten.

Bei der Suche nach Ursachen für Gewaltexzesse darf, so der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen Christian Pfeiffer, nicht außer Acht gelassen werden, dass die körperliche Bestrafung von Kindern in der Schule in den USA weiterhin verbreitet ist. So werden in den USA jährlich über 200.000 Kinder von ihrem Lehrer mit dem Stock gezüchtigt. Diese Gewalterfahrung in der Kindheit könne einer der Auslöser sein für einen Wunsch nach Waffenbesitz [24] (siehe auch: Körperstrafen: Situation heute).

Russland

In manchen Schulen treiben Berichten der Presse zufolge 16-jährige „inoffizielle Schulleiter“ von Mitschülern Schutzgelder ein. Die Kriminalität unter Jugendlichen ist allgemein sehr hoch, so begingen russische Jugendliche im Jahr 2004 154.000 Straftaten, darunter rund 1.500 Morde.

Thailand

In Thailand sind unter anderem die berufsbildenden Schulen von Gewalt durch Gangs betroffen.[25]

Siehe auch

Literatur

  • Manuel Eisner, Denis Ribeaud, Rahel Jünger, Ursula Meidert: Frühprävention von Gewalt und Aggression. Ergebnisse des Zürcher Präventions- und Interventionsprojektes an Schulen. Verlag Rüeger, 2007, ISBN 978-3-7253-0880-4
  • Klaus Fröhlich-Gildhoff: Freiburger Anti-Gewalt-Training (FAGT)" Stuttgart: Kohlhammer, 2006, ISBN 978-3-17-018847-1
  • Freerk Huisken: Jugendgewalt. Hamburg: VSA-Verlag. 1996, ISBN 3-87975-631-7
  • Klaus Hurrelmann, Heidrun Bründel (2007): Gewalt an Schulen. Pädagogische Antworten auf eine soziale Krise. Beltz, Weinheim, Basel, ISBN 978-3-407-22184-1.
  • Anne Kühling: School Shooting - Ursachen und Hintergründe zu extremen Gewalttaten an deutschen Schulen. VVSWF, 2009, ISBN 978-3-937870-08-3 (PDF-Datei; 671 kB)
  • Dan Olweus: Gewalt in der Schule. Bern: Verlag Hans Huber. 2006, ISBN 978-3-456-84390-2
  • Elsa Pollmann: Tatort Schule. Wenn Jugendliche Amok laufen. Marburg: Tectum Verlag, 2008, ISBN 978-3-8288-9801-1
  • Frank Robertz, Ruben Wickenhäuser: Der Riss in der Tafel. Amoklauf und schwere Gewalt in der Schule. Heidelberg: Springer Medizin Verlag. 2007, ISBN 978-3-540-71630-3
  • Ferdinand Sutterlüty: Gewaltkarrieren. Jugendliche im Kreislauf von Gewalt und Missachtung. Frankfurt: Campus Verlag. 2002, ISBN 3-593-37081-6
  • Reihe sowiOnline: Gewalt in der Schule - Bestandsaufnahme im Jahr 2006. Ein Überblick über sozialwissenschaftliche Forschung. Informationszentrum Sozialwissenschaften der Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V. (Gesis) ISSN 1616-3893 (pdf-Datei)
  • Hans Jürgen Groß: Bullying (Gewalt in der Schule) Begriff, Ausmass, Folgen: unter besonderer Berücksichtigung des Opfermerkmals "überbehütetes Kind" Saarbrücken: Trainerverlag. 2012, ISBN 978-3-8417-5044-0
  • Stefan Drewes, Klaus Seifried: Krisen im Schulalltag. Prävention, Management und Nachsorge Stuttgart: Kohlhammer. 2012, ISBN 978-3-17-021692-1

Einzelnachweise

  1. zum Beispiel von Dan Olweus (2006) Gewalt in der Schule. Bern: Verlag Hans Huber. ISBN 978-3-456-84390-2
  2. Matthias Koch: Gewalt in der Realschule und Möglichkeiten der Prävention. 2006. ISBN 3-8288-9106-3
  3. Unfallkasse Hessen: Gewalt auf der Spur. September 2000 (pdf)
  4. Sikorski, Thiel: Gewalt an Schulen: Ergebnisse einer Befragung von Schulleitern in Baden-Württemberg zur Gewaltentwicklung und zu möglichen Interventionsmaßnahmen. Bericht. Landesinstitut für Schulentwicklung, Baden-Württemberg. 1995 (pdf-Datei)
  5. Matthias Koch: Gewalt in der Realschule und Möglichkeiten der Prävention. 2006. ISBN 3-8288-9106-3
  6. Bundesgesetzblatt vom 7. November 2000; Gesetz zur Ächtung der Gewalt in der Erziehung und zur Änderung des Kindesunterhaltsrechts; S. 1479
  7. Raithel, J.; Mansel, J.: Deliquenzbegünstigende Bedingungen in der Entwicklung Jugendlicher. In: Kriminalität und Gewalt im Jugendalter. Hell- und Dunkelfeldbefunde im Vergleich, hrsg. v. J. Raithel & J. Mansel, Weinheim u. a.: Juventa – 2003, S. 25. Dieses kann man als "Ursachengeflecht" bezeichnen.
  8. Booth, A.; Osgood, D. W.: The influence of testosteron on deviance in adulthood. Assessing and explaining the relationship. In: Criminology 31 (1993), S. 93–117.
  9. Die Zeit, 6. April 2006: Dynamik der Gewalt. Wie Ohnmachtsgefühle sich in einen Machtrausch verkehren können. Der Fall der Neuköllner Rütli-Schule.
  10. Norbert Elias: Studien über die Deutschen, Frankfurt 1989, ISBN 3-518-28608-0
  11. Helen Cowie, Patti Wallace: Peer Support in Action: From Bystanding to Standing By. September 2000, ISBN 978-0761963530
  12. www.gewaltfreie-schule.com
  13. Bundesverband der Unfallkassen: Gewalt an Schulen. Empirischer Bericht. (pdf)
  14. Gewalt an Schulen: Prügeln, bis der Arzt kommt. In: Der Spiegel, 28. März 2005 (online)
  15. Westdeutsche Allgemeine Zeitung, Ortsteil Bochum, 4. April 2006: Düsseldorf watschte Hauptschul-Brandbrief ab.
  16. Resolution Bochumer Hauptschullehrer(innen), 2005: Maßnahmen zur Stärkung der Hauptschule
  17. Alfred-Teves-Schule: Gewaltvideos auf Schülerhandys - Berichterstattung und Chronik (online)
  18. Der Brief der Neuköllner Lehrer, 30. März 2006. In: RBB Online, März 2006 (online)
  19. http://www.sueddeutsche.de/bayern/711/509838/text/
  20. Spiegel Online: Brasilien feiert Polizisten als Held, 8. April 2011
  21. Schulgewalt in Frankreich: Die stolze Bildungsnation kapituliert In: Der Spiegel, 21. Februar 2006
  22. Gewalt an Schulen - ein weltweites Problem In: RP Online, 1. April 2006
  23. Vorlage:Tagesschau In: tagesschau.de, 1. April 2006
  24. Erziehungskultur der USA Schuld an Amokläufen. Welt Online, 17. Dezember 2012, abgerufen am 17. Dezember 2012.
  25. Süddeutsche Zeitung (online)