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Leonid Iljitsch Breschnew

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Leonid Iljitsch Breschnew

Leonid Iljitsch Breschnew (russisch Леонид Ильич Брежнев anhören/?, wiss. Transliteration Leonid Il'ič Brežnev; * 19. Dezember 1906 in Kamenskoje/Ukraine (heute Dniprodserschinsk); † 10. November 1982 in Moskau) war von 1964 bis 1982 Parteichef der KPdSU und damit der erste Mann in der Sowjetunion. Er war vierfacher Held der Sowjetunion.

Biographie

Leonid Iljitsch Breschnew wurde im heutigen Dniprodserschynsk (ukrainisch Дніпродзержинськ) als Sohn eines Metallarbeiters geboren. Wie viele Jugendliche aus Arbeiterfamilien, widmete er sich einer technische Ausbildung, später auch in der Metallurgie, und wurde Techniker. 1923 trat er dann der kommunistischen Jugendorganisation Komsomol bei. 1931 folgte sein Beitritt in die kommunistische Partei.

Militärdienst und Parteikarriere

Zwischen 1923 und 1936 wurde Breschnew für die obligatorische Militärdienstzeit einberufen. Dort erhielt er nach seiner Ausbildung als Panzersoldat die Zuteilung als Politkommissar. Nach dem Militär 1936 wurde er kurzzeitig Leiter des technisches Instituts in seinem Heimatort, indem er auch seine Ausbildung absolvierte. Noch im selben Jahr schickte man ihn in den Regionshauptort nach Dnipropetrowsk (ukrainisch Дніпропетровськ), wo er 1939 Parteisekretär der wichtigen lokalen Verteidigungsindustrie wurde. Während der Zeit zwischen 1936 und 1938 war Stalins "Große Säuberung" und jene Parteimitglieder, welche überlebten, erhielten rasche Beförderungen.

Breschnew gehörte zur ersten Generation von sowjetischen Kommunisten, die noch zu jung waren, um sich als Erwachsene in die Zeit vor dem Kommunismus zurück besinnen zu können. In der Zeit als Breschnew der Partei beitrat, war Josef Stalin unangefochtener Führer und viele junge Parteibeitreter sahen ihn als ein grosses Vorbild.

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Leonid Breschnew

Am 22. Juni 1941 begann mit dem Unternehmen Barbarossa der deutsche Angriff auf die Sowjetunion. Wie die meisten Parteioffiziere wurde Breschnew unverzüglich in die Armee berufen. Sein Auftrag war die Evakuierung der örtlichen Verteidigungsindustrie von Dnipropetrowsk in den Osten. Die Stadt fiel am 26. August 1941 in deutsche Hände. Dies brachte ihm erneut die Zuteilung als Politkommissar. Im Oktober wurde er schliesslich Brigade-Kommissar und stellvertretener Leiter der politischen Verwaltung der südlichen Front.

Im Jahr 1942 fiel das gesamte ukrainische Gebiet an die Deutschen. Breschnews Leitung wurde daraufhin an die Transkaukasische Front in den Kaukasus verlegt. Im April 1943 wurde er schliesslich mit der Leitung der politischen Abteilung der 18. Roten Armee beauftragt. Dort lernte er auch Nikita Sergejewitsch Chruschtschow kennen, der nun zu einem wichtigen Schirmherr Breschnews wurde. Als sich der Krieg zu Gunsten der Sowjetunion wendete, wurde die 18. Armee teil der 1. Ukrainischen Front und stiess über die Ukraine weiter nach Westen vor. Gegen Ende des Kriegs war Breschnew politischer Chefkommissar der 4. Ukrainischen Front, als diese am 9. Mai 1945 die Stadt Prag nach der deutschen Kapitulation einnahm.

Im August 1946 wurde Breschnew mit dem Rang eines Generalmajors aus dem Militärdienst entlassen. Den grössten Teil des Krieges erlebte er als Kommissar, nur teilweise war er in der Rolle eines Kommandanten. Nach zahlreichen Arbeiten an Wiederaufbauprojekten in der Ukraine wurde er Generalsekretär von Dnipropetrowsk, wo er bereits vor dem Krieg als Parteisekretär der wichtigen lokalen Verteidigungsindustrie eingesetzt wurde.

Im Jahr 1950 wurde Breschnew Stellvertreter beim Obersten Sowjet, dem höchsten Staatsorgan der UdSSR. Noch im selben Jahr wurde er zum Generalsekretär der Moldawischen Sowjetrepublik (heute Moldawien). Ein Gebiet, welches vor dem Zweiten Weltkrieg Teil von Rumänien war, und mit Breschnews Hilfe in die Union eingegliedert werden sollte.

1952 wurde Breschnew Mitglied des Zentralkomitees, einem Gremium der kommunistischen Parteien und wurde als ein Mitgliedskandidat ins Politbüro eingeführt.

Breschnew gehörte seit 1952 dem Zentralkomitee der KPdSU an und seit 1957 dem Politbüro. In der Zeit zwischen 1960 und 1964 war Breschnew Vorsitzender des Obersten Sowjets. 1964, nach dem Sturz Chruschtschows, wurde er Generalsekretär der KPdSU.

Nachdem Breschnew sich machtpolitisch gegen seine Rivalen Alexei Nikolajewitsch Kossygin und Nikolai Podgorny durchgesetzt hatte, war seine Position unantastbar geworden. 1968 ließ er den Prager Frühling durch eine Militär-Invasion niederwerfen und etablierte die so genannte "Breschnew-Doktrin", mit der die UdSSR die begrenzte Souveränität der Warschauer-Pakt-Staaten postulierte. Andererseits blieb nach 1970 die sowjetische Unterstützung für die sozialistisch-kommunistische Unidad-Popular-Regierung in Chile weitgehend rhetorisch, obwohl Salvador Allende gegen den drohenden Militär-Putsch um Wirtschafts- und Militärhilfe bat.

Sowjetische Führer der Bolschewiki (1917–1952)
und der KPdSU (1952–1991)
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Kollektive Führung
Duumvirat

Seine Teilnahme am KSZE-Prozess, der seinen Abschluss 1975 in der Schlussakte von Helsinki fand, erweckte den Eindruck, Breschnew fördere die Entspannungspolitik. Dies erwies sich aber als Trugschluss, wie der von Breschnew im Dezember 1979 befohlene Einmarsch in Afghanistan deutlich zeigte. Dieser Einmarsch entwickelte sich zu einem Debakel und trug wesentlich zum Niedergang der Sowjetunion bei. 1977 wurde Breschnew als Nachfolger von Podgorny auch sowjetisches Staatsoberhaupt.

Breschnew und US-Präsident Carter bei der Unterzeichnung des SALT-II-Vertrags 1979

Leonid Breschnew galt als Apparatschik ohne hervorstechende Eigenschaften und personifizierte zum einen die Verkrustung und Erstarrung, der das Sowjetsystem zu seiner Zeit anheim gefallen war. Zum anderen waren die Jahre unter Breschnew auch die einzige Zeit der Sowjetunion, in denen diese innerlich zur Ruhe kam. Zwischen Revolution, Stalinismus, Entstalinisierung und später Perestroika waren die Jahre unter Breschnew die einzigen der gesamten Geschichte der UdSSR, in denen diese keine innerlichen Verwerfungen erfuhr. Unter ihm lag das Durchschnittsalter des Politbüros bei über 70. Michail Gorbatschow bezeichnete die Breschnew-Ära später als "Zeit der Stagnation", vom russischen Historiker Wiktor Kozlow später leicht spöttisch zum "Goldenen Zeitalter der Stagnation" umgewandelt. Außenpolitisch profitierte Breschnew ab Anfang der 1970er Jahre von einer durch den verlorenen Vietnam-Krieg hervorgerufenen temporären Schwäche der USA, die der Sowjetunion eine kurze Atempause im Rüstungswettlauf verschaffte. Dieser kurzen Phase der Entspannung (sie dauerte nur von ca. 1972 bis 1979) setzte Breschnew mit der Invasion in Afghanistan im Dezember 1979 selbst ein Ende.

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Sowjetische Briefmarke, Personenkult um Leonid Breschnew

In seinen letzten Jahren erlitt Breschnew mehrere Schlaganfälle und Herzinfarkte, die seine intellektuelle Aufnahmefähigkeit stark herabsetzten. Er wurde als Generalsekretär aber immer wiedergewählt, unter anderem weil seine Parteigänger ihre Posten behalten wollten und jede Veränderung fürchteten. Die Agonie des Sowjetsystems war schon zu Breschnews Zeit unübersehbar und führte dann wenige Jahre später zu dessen Untergang.