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Amarant

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Amarant

Garten-Amarant (Amaranthus caudatus)

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae)
Unterfamilie: Amaranthoideae
Gattung: Amarant
Wissenschaftlicher Name
Amaranthus
L.

Amarant (Amaranthus), auch Fuchsschwanz genannt,[1] manchmal auch Amaranth geschrieben, ist eine Pflanzengattung in der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae).

Beschreibung

Amaranthus retroflexus, Illustration aus Thomé: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz, 1885.

Bei Amaranthus-Arten handelt es sich meist um einjährige, selten mehrjährige krautige Pflanzen. Die Stängel sind meist verzweigt. Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind gestielt.

Die Blütenstände sind meist sehr vielblütig. Die Blüten sind immer eingeschlechtig. Die Pflanzen sind entweder (bei den Untergattungen Amaranthus und Albersia) einhäusig getrenntgeschlechtig oder (bei Untergattung Acnida) zweihäusig getrenntgeschlechtig (diözisch). Bei den weiblichen Blüten können Blütenhüllblätter fehlen oder es sind ein bis fünf und ein Stempel vorhanden. Bei den männlichen Blüten sind drei bis fünf Blütenhüllblätter und drei bis fünf Staubblätter vorhanden.

Vorkommen

Die Gattung Amaranthus umfasst etwa 60 bis 70 Arten, die auf allen Kontinenten außer der Antarktis vorkommen. Amaranthus-Arten sind in den wärmeren Zonen der Erde verbreitet, meist in trockenen Steppengebieten, Ödland und Kulturland. Die größte Artenvielfalt findet sich in Amerika, allein in Nordamerika gibt es etwa 38 Arten.

In Europa vorkommende Arten

Einheimisch (Südeuropa) dürften nur Amaranthus graecizans L. und Amaranthus blitum subsp. oleraceus (L.) Costea sein.

Einige Amaranthus-Arten sind Kulturbegleitpflanzen. Fast alle in Europa vorkommenden Arten sind in den letzten zwei Jahrhunderten vor allem aus Amerika eingeschleppt worden. Alle Arten lieben warme und nährstoffreiche Böden. Da sie zur Keimung höhere Temperaturen benötigen, findet man sie vor allem in spät angebauten Kulturen, wie Gemüse, Mais, in Weinbergen u. ä. Mit der Ausweitung des Maisanbaus nach Mittel- und Nordeuropa breiten sich auch die Amarant-Arten als Ackerunkräuter aus.

Zu den in Mitteleuropa vorkommenden Arten zählen inzwischen: Weißer Amarant, Weißer Fuchsschwanz (Amaranthus albus L.), Westamerikanischer Amarant, Niederliegender Amarant, Westamerikanischer Fuchsschwanz (Amaranthus blitoides S.Watson), Bouchons Amarant (Amaranthus bouchonii Thell.), Krauser Amarant (Amaranthus crispus (Lesp. & Thév.) N.Terracc.), Herabgebogener Amarant (Amaranthus deflexus L.), Griechischer Amarant (Amaranthus graecizans L.), Ausgebreiteter Amarant (Amaranthus hybridus L.), Grünähriger Amarant (Amaranthus powellii S. Watson), Zurückgebogener Amarant (Amaranthus retroflexus L.), Standleys Amarant (Amaranthus standleyanus Covas).

Amaranthus albus
Westamerikanischer Fuchsschwanz (Amaranthus blitoides)
Garten-Fuchsschwanz (Amaranthus caudatus)
Rispiger Fuchsschwanz (Amaranthus cruentus)
Amaranthus dubius
Zurückgebogener Amarant (Amaranthus retroreflexus)
Küsten-Amarant (Amaranthus pumilus)
Dorniger Amarant (Amaranthus spinosus)
Gemüse-Amarant (Amaranthus tricolor)
Grüner Amarant (Amaranthus viridis)

Systematik

Die Gattung Amaranthus wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, 2, S. 989–991 aufgestellt.[2] Ein Homoonym ist Amaranthus Adans., veröffentlicht in Michel Adanson: Familles des Plantes, 2, 1763, S. 269. Der Lectotypus-Art ist Amaranthus caudatus L., sie wurde 1930 durch Hitchcock & Green in Prop. Brit. Botanists, S. 110-199 festgelegt.[3] Synonyme für Amaranthus L. sind: Acanthochiton Torr., Acnida L., Albersia Kunth, Amblogyna Raf., Euxolus Raf., Goerziella Urb., Mengea Schauer, Montelia A.Gray, Sarratia Moquin-Tandon, Scleropus Schrader. [4]

Die Gattung Amaranthus wird in drei Untergattungen gegliedert [4]:

  • Untergattung Acnida (L.) Aellen ex K. R.Robertson
  • Untergattung Albersia (Kunth) Grenier & Godron
  • Untergattung Amaranthus

Arten (Auswahl alphabetisch)

Es gibt etwa 60 bis 70 Amaranthus-Arten:

Geschichte

Ursprungs- (Rot) und aktuelles Verbreitungsgebiet (Grün) des Garten-Fuchsschwanzes (Amaranthus caudatus).

Amarant ist eine alte Kulturpflanze und zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Menschheit. Genutzt werden vor allem die Samen der an Hirse erinnernden Körner des Garten-Fuchsschwanzes (Amaranthus caudatus), in der Andenregion bis heute unter dem Namen Kiwicha bekannt. Bereits bei den Azteken, Inka und Maya waren die getreideähnlichen Amarant-Körner neben Quinoa und Mais ein Hauptnahrungsmittel. In fast 9000 Jahre alten Gräbern in Mexiko wurden Samen dieser Pflanzen nachgewiesen.

Wegen der auch religiösen Bedeutung des Amarants, unter anderem im Rahmen einer kommunionsähnlichen Zeremonie im Zusammenhang mit einem Fest zu Ehren des Aztekengottes Huitzilopochtli[5] (bei der auch Menschenblut zur Anwendung kam), wurde der Amarant-Anbau im 16. Jahrhundert von den Spaniern unter Androhung der Todesstrafe verboten. Nicht zuletzt diese Maßnahme trug in der Folge maßgeblich zur weiteren Verschlechterung der Versorgungslage der örtlichen Bevölkerung bei und ist daher mitverantwortlich für den Hungertod von Millionen von Indios. Nach dem Verbot geriet die Pflanze für Jahrhunderte fast völlig in Vergessenheit.

Wirtschaftlich genutzte Arten

Einige Amarant-Arten sind Nutzpflanzen.

In der alten Welt: Aufsteigender Amarant oder Aufsteigender Fuchsschwanz (Amaranthus blitum L.), Gemüse-Amarant (Amaranthus tricolor L.), Grüner Amarant (Amaranthus viridis L.).

In der neuen Welt: Kiwicha oder Garten-Fuchsschwanz (Amaranthus caudatus L.), Rispiger Fuchsschwanz, Rispen-Fuchsschwanz (Amaranthus cruentus L.), Amaranthus dubius Mart. ex Thell. (kein deutscher Name bekannt), Trauer-Fuchsschwanz (Amaranthus hypochondriacus L.), Dorniger Fuchsschwanz (Amaranthus spinosus L.).

Verwendung

Amarant-Müslimischung

Die Samen des Garten– und Rispen-Fuchsschwanzes werden ähnlich wie Getreide verwendet. Biologisch allerdings ist Amarant ein Pseudogetreide: Es sieht zwar aus wie Getreide, aber es ist keines, da es nicht zu den Süßgräsern gehört. Amarant ist glutenfrei. Dies macht es zu einem vollwertigen und verträglichen Getreideersatz bei Gluten-Unverträglichkeit (Zöliakie). Zudem ist der hohe Eisengehalt wertvoll bei Eisenmangelanämie und während der Schwangerschaft.

Die Blätter aller Amarantarten werden außerdem als Gemüse gegessen.

Die Nahrungsmittelindustrie verwendet Amarant heute in der Baby- und Kindernahrung, als Zumischung in Brot, Gebäck und Müsli, bei Eierkuchen und Pasta, auch in Wurstwaren sowie im Fast-Food-Bereich bei Riegeln und Snacks. Es gibt auch Versuche zur Herstellung von Getränken auf Basis von Amarant, unter anderem zum Brauen von glutenfreiem Bier.

Amarant entfaltet beim Kochen seinen typisch nussigen Geruch. Der Verzehr kann im Müsli oder zu Grütze gekocht als Beilage erfolgen. Amarantmehl eignet sich nur begrenzt zum Backen. Der Naturkosthandel führt Amarantkörner pur oder als Zutat (auch gepoppt) in Müslimischungen.

Inhaltsstoffe

Vergleich Amarant (links) und Weichweizen (rechts)

Amarant hat einen höheren Eiweiß- und Mineralstoffgehalt als die meisten weltweit traditionell angebauten Getreidesorten. Die Proteine bestehen zu einem hohen Anteil aus essenziellen Aminosäuren, der Gehalt an Calcium, Magnesium, Eisen und Zink ist sehr hoch. Ein relativ hoher Anteil der Kohlenhydrate sind Ballaststoffe. Amarant enthält viele ungesättigte Fettsäuren. Die Inhaltsstoffe sind in einem für die menschliche Ernährung günstigen Verhältnis kombiniert.

Allerdings enthält Amarant bestimmte Gerbstoffe, die die Aufnahme und Verdauung von Vitaminen, Proteinen sowie Spurenelementen hemmen. Für Kleinkinder und Säuglinge ist unbehandelter Amarant deshalb nicht zu empfehlen.

Hinweis

Das Nahrungsmittel ist nicht zu verwechseln mit dem Farbstoff Amaranth (E 123), einem roten, gut wasserlöslichen Azofarbstoff, der als Lebensmittelfarbe Verwendung findet.

Sonstiges

„Amaranth“-Holz

Das Wort „Amaranth“ entstammt dem Griechischen [ἀμάραντος] oder Amarantos in deutscher Lautschrift. Es ist zusammengesetzt aus zwei Wörtern, dem Präfix (ἀ)a=un- und dem Verb (μαραίνω) maraino = vergehen. Es bedeutet so viel wie „der/die Eine, die nicht vergeht/ewig blüht“. In der griechischen Mythologie ist Amarantos eine ewig blühende Blume, gut versteckt von den Göttern. Wem es gelingt, diese Blume zu finden, wird unsterblich.

In dem Lied „Amaranth“ der finnischen Band Nightwish wird diese Pflanze als Symbol für immerwährende Schönheit und Vollkommenheit verwendet. Diese Symbolik wurde bereits mehrere Jahre zuvor von der schwedischen Doom Metal Band Draconian verwendet. An den Namen ist außerdem der Titel des Enya-Albums „Amarantine“ angelehnt.

Nicholas Culpeper ordnete die Pflanze dem Saturn zu und hält sie für anaphrodisiakisch. Getrocknete und pulverisierte Blüten sollen die Monatsblutung unterbinden, wie auch Nasenbluten und das Bluten von Wunden. Weißer Amaranth sei dagegen gut gegen Syphilis („French Pox“).[6]

Als „Amaranth“ (englisch Purpleheart) wird auch das Holz von Johannisbrotgewächsen der Gattung Peltogyne bezeichnet, das wegen seiner auffälligen Farbe gerne für Einlegearbeiten, aber auch beispielsweise für Messergriffe verwendet wird.[7]

Literatur

  • Fangxiu Xu & Mei Sun: Comparative analysis of phylogenetic relationships of grain amaranths and their wild relatives (Amaranthus) using ITS, amplified fragment length polymorphism, and double-primer fluorescent intersimple sequence repeat markers., In: Molecular Phylogenetics and Evolution, Bd. 21, Nr. 3, 2001, S. 372–387.
  • Amaranthus in der Flora of North America. (Abschnitt Beschreibung)
  • J. Marinelli: Stalking the Wild Amaranth: Gardening in the Age of Extinction. Henry Holt & Co, New York 1998. ISBN 0-8050-4415-9 (engl., Buch über die Suche nach dem seltenen Küsten-Amarant)
  • K. Pavlovic: Herstellung und Charakterisierung von fermentierten Getränken aus Körneramaranth., Diplomarbeit, Universität Wien, Wien 2002.
  • M. Zeiler: Herstellung und Charakterisierung von Getränken aus Körner-Amaranth., Diplomarbeit, Universität Wien, Wien 2001.
  • E. J. Jäger (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Grundband. 20. Auflage. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2011. ISBN 978-3-8274-1606-3

Einzelnachweise

  1. Datenblatt bei blumeninschwaben.de.
  2. Erstveröffentlichung eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
  3. Amaranthus bei Tropicos.
  4. a b Amaranthus bei GRIN. (Update vom 9. Juni 2011)
  5. Historia natural y moral de las Indias
  6. Nicholas Culpeper: Culpeper's Complete Herbal, A book of remedies for ancient ills. Ware, Wordsworth 1995, 13
  7. Amaranth-Holz
Commons: Amarant – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien