OGame
OGame ist ein Browserspiel der Gameforge GmbH, in dem der Spieler im Weltraum friedlich und/oder kriegerisch ein Imperium aufbaut. Die erste Spielwelt ("Universum", kurz "Uni") wurde am 3. Oktober 2002 eröffnet; jedes Uni ist von den anderen Unis komplett unabhängig und beherbergt etwa 5.000 bis 12.000 Spieler. Inzwischen gibt es allein in der deutschen Version 44 Unis, und etwa jeden Monat kommt ein weiteres hinzu. Dadurch ist OGame eines der größten Spiele seiner Art (mittlerweile schon das größte Europas); derzeit (2005) gibt es über 1.000.000 Spieler-Accounts in mehr als 100 verschiedenen Unis, wobei viele Spieler in mehreren Unis einen Account haben. OGame ist in zahlreichen anderen Sprachversionen spielbar, etwa auf Bosnisch (2), Brasilianisch/Portugiesisch (2), Chinesisch (3), Englisch (11), Französisch (30), Italienisch (13), Kroatisch (2), Niederländisch (4), Polnisch (33), Russisch (5), Spanisch (24) und Türkisch (19). In Klammern ist die gegenwärtige (29.11.2005) Anzahl der Universen angegeben.
Spielszenario
Der Spieler übernimmt die Rolle eines Herrschers über einen Planeten (anfangs, später bis zu neun) und baut eine wirtschaftliche und militärische Infrastruktur auf. An die dafür benötigten Rohstoffe - es gibt ihrer drei: Metall, Kristall und Deuterium - kann er durch friedlichen Minenausbau, Handel mit anderen Spielern und/oder Überfälle auf andere gelangen. Durch Forschung erhält er zudem Zugang zu neuen, überlegenen Technologien und besseren Waffensystemen. OGame kennt keine Spielrunden - ein Uni hat also kein zeitliches Ende - und es wird auch kein Ziel vorgegeben. Allerdings erhält man für verbaute oder verforschte Rohstoffe Punkte, wodurch man in einer Rangliste aufsteigt, während für verlorene Schiffe und Gebäude Punkte abgezogen werden; in der Regel wählen sich Spieler daher das Ziel, in dieser Rangliste möglichst weit nach oben zu klettern.
Wie die meisten Browsergames dieser Art läuft das Spiel rund um die Uhr in Echtzeit, das eigene Imperium ist somit bei Spielerabwesenheit "ungeschützt". Das stellt auch den entscheidenden Faktor bei der Entwicklung suchtartiger Verhaltensweisen dar, wie sie bei solchen Spielen durchaus auftreten können.
Die Grafik OGames ist vergleichbar mit den meisten anderen ähnlichen Browsergames, sie ist sehr schlicht, begrenzt und funktional und damit auch für User mit langsamen Übertragungsraten problemlos spielbar. Das Spiel bietet aber die Möglichkeit, Skins zu benutzen - inzwischen kann man auf Fanseiten aus über dreißig Skins wählen - und die Grafik damit drastisch zu verbessern.
Die Komplexität des Spieles entwickelt sich mit zunehmender Verfügbarkeit von Schiffen und Technologien. Obwohl das Spiel recht leicht verstehbar ist, sollte jeder Neueinsteiger idealerweise Gebrauch von den umfangreichen Hilfsangeboten zu OGame machen, vor allem dem Tutorial oder der offiziellen Hilfeseite Projekt-OGame.
Finanzierung
OGame ist für den Spieler ein kostenloses Spiel und finanziert sich über Werbeinblendungen. Gegen eine Gebühr kann man aber wie bei vielen anderen Spielen dieser Art auch einen Premium-Account erwerben, der Vorteile gegenüber einem normalen Account hat. Dieser wird bei OGame "Commanderaccount" oder auch "OGame Commander" genannt. Obwohl man dadurch lediglich einen Anspruch auf Werbefreiheit erhält, werden einem auch noch einige andere Komfortfunktionen zur Verfügung gestellt wie etwa die Möglichkeit Nachrichten längere Zeit zu speichern, eine Bauliste, eine Übersicht über alle Planeten in einem Fenster und anderes. Je nach Zeitraum und Bezahlart kostet dieser Service entweder 2,99 Euro monatlich oder 7,99 Euro für 3 Monate.
Die Einführung des Service Packs 2 für Windows XP mit einem integrierten Werbeblocker hat OGame schwer getroffen. So werden derzeit etwa 80% aller Popups geblockt, womit eine Haupteinnahmequelle weggefallen ist.
Community
OGame verfügt über eine große und aktive Community. Neben dem Hauptforum, das zu den 16 größten Foren Deutschlands zählt, existieren Allianzforen und Allianzbereiche. Im OGameNet gibt es mittlerweile über 3.000 eigene Allianzchannels. Auch gibt es einen Roman der in der Welt von OGame spielt. Er heißt "Erdenkind und Drachentod" und wurde von Ilka Penzhorn geschrieben. Heraus kam der Roman 2004 beim Dark Sun Verlag. Ein Nachfolger mit dem Titel "Der neutrale Ratsplanet" war für das Jahr 2005 angekündigt.
Das Spiel hat sein eigenes IRC-Netzwerk, das OGameNet, welches unter irc.ogamenet.net zu erreichen ist. Im Hauptchannel #o.game findet man alle Hardcore-OGamer und wer Hilfe braucht findet diese im Channel #ogame-support. Viele Allianzen (siehe Spielszenario) verwenden dieses (oder ähnliche) Netzwerke für ihre Allianz-Kommunikation.
Da OGame keine Programme, Skins, Tabellen oder Formeln von sich aus preisgibt, stammen sie alle von Spielern. Eine Übersicht darüber kann im rechten Frame der Tutorial-Seite angewählt werden.
Es gibt auch eine von Fans erstellte Satire-Seite namens Ohh-Game, die verbreitete Userfehler, OGame-Eigenarten und Bugs persifliert.
Besonderheiten
Die Beliebtheit OGames legt nahe, dass es sich in diversen Punkten von anderen Spielen seiner Art unterscheidet:
- Zunächst einmal ist es recht einfach gehalten und erschließt dadurch einen großen potentiellen Userkreis. Die Kurzbeschreibungstexte, die sich unter jedem Gebäude, jedem Schiff und jeder Forschung befinden, klären sofort über die Eigenschaften und Funktionen auf, und klickt man auf den Namen des Bau- oder Forschungsprojekts, gelangt man zu einer ausführlichen Beschreibung dessen.
- Es beginnt auch psychologisch geschickt mit sehr günstigen Gebäuden, die nur wenige Sekunden zum Bau brauchen, so dass man gleich zu Beginn schon sichtbare Fortschritte macht, wodurch wiederum die anfängliche Motivation erhalten bleibt und gefördert wird. Später kosten die Ausbaustufen dann ein Millionenfaches der Startgebäude und können Tage bis zur Fertigstellung brauchen.
- Dann gewährleistet es trotz seiner prinzipiellen Einfachheit eine Vielfalt an Strategien, aus denen man wählen kann. Viele Spiele sind vor allem auf den kriegerischen Aspekt ausgerichtet, während hier sowohl defensive als auch offensive Strategien angemessene Vor- und Nachteile haben und als gleichwertig konzipiert sind. Es finden sich also Elemente einer Wirtschaftssimulation wie auch Aspekte eines Echtzeit-Strategiespieles, und es ist unvermeidbar, grundlegende Fertigkeiten in beiden Bereichen zur Anwendung kommen zu lassen. Gerade unter Anfängern ist der Irrtum weit verbreitet, dass es sich bei OGame um ein Kriegsspiel handle, weswegen viele die wirtschaftlichen Anforderungen ignorieren und sich dadurch Nachteile einkaufen. Andererseits folgen die militärischen Einheiten zu einem gewissen Grad dem Schere-Stein-Papier-Prinzip, und da auch eher wirtschaftlich orientierte Spieler ihre Rohstoffe schützen müssen, sind sie ebenfalls gezwungen sich mit dem kampfstrategischen Teil auseinandersetzen.
- Weiterhin wird der Anteil der Wirtschaftssimulation durch die Berechenbarkeit der einzelnen Spielinhalte stark gefördert. Obwohl Zeit als eine wichtige "Ressource" betrachtet werden kann, kann sie durch kluge Planung zu einem guten Teil von jenen kompensiert werden, denen aus beruflichen, privaten oder technischen Gründen nicht sehr viel Onlinezeit zur Verfügung steht und hilft den Nachteil gegenüber jenen Spielern ausgleichen, die lediglich zeitlich aktiver sind. Die Formeln werden seitens OGame nicht preisgegeben, aber sie sind relativ einfach und wurden zum größten Teil von den Spielern herausgefunden, so dass in sie öffentlich in einer Formelsammlung eingesehen werden können. Seitens der Spieler wurden auch diverse Programme wie Kampfsimulatoren und Excel-Berechnungstabellen entwickelt, die frei zugänglich sind.
- Sehr ungewöhnlich ist auch der Umstand, dass für die Unis kein Ende geplant ist. Somit wird die Arbeit von Jahren nicht irgendwann zunichte gemacht, und aufgrund des planerischen Anteils entscheidet sich der Erfolg nicht allein nach der Onlinezeit, sondern es kann sich auch ein Späteinsteiger in einem alten Uni bei entsprechender Befähigung nach oben arbeiten. Dies erfordert allerdings natürlich Geduld, da die ältesten Accounts nunmehr über drei Jahre alt sind und man diesen Vorsprung auch bei exzellenter Planung nicht ohne Weiteres einholen kann. Die Gebäude und Forschungen sind in ihren Ausbaustufen nur durch ihre steigenden Kosten beschränkt, prinzipiell kann das Spiel also ewig laufen.
- Im Laufe der Zeit wurde auch die Möglichkeit der Kooperation immer weiter ausgebaut. Dies begann mit Allianzen und gipfelte bis jetzt in der Einführung des Allianzkampfsystems (AKS), das gemeinsame Angriffe und gemeinsame Verteidigung ermöglicht. Insbesondere für schwächere Spieler ist dies eine bedeutsame Verbesserung, da eine gut organisierte Allianz es so mit wesentlich stärkeren Spielern aufnehmen kann.
- OGame will zudem vollkommen barrierefrei zu sein und versucht, Blinden und Sehbehinderten die Teilnahme am Spiel zu erleichtern. Mehrere sehbehinderte Spieler helfen den Entwicklern dabei.
- Am stärksten fällt aber wohl die Betonung der Fairness auf. Bei den meisten Spielen ist es möglich, dass beispielsweise ein zehn Monate lang aufgebauter Account in wenigen Tagen von übermächtigen Gegner auf die Stufe eines Neuanfängers "heruntergebombt" wird. Dies ist bei OGame nicht machbar aufgrund einer Reihe von Regelungen: Es gibt günstige Verteidigungsanlagen ("Def" genannt von "Defense"), die sich zu 70% wieder aufbauen, bei jedem Überfall werden maximal 50% der vorhandenen Rohstoffe geraubt, eine übertriebene Zahl von Angriffen auf einen Spieler ist verboten, nur Schiffe und Def werden zerstört, andere Gebäude können nicht beschädigt werden, Kolonien können nicht erobert werden, es gibt einen Anfängerschutz und dergleichen mehr. Dies macht das Spiel attraktiv für Unerfahrene (z.B. junge Schüler) sowie Menschen mit wenig Zeit (z.B. erwachsene Berufstätige), die somit trotz ihrer schlechteren Voraussetzungen gute und dauerhafte Erfolge im Spiel erzielen.
Kritik
Trotz seines Erfolges kann man an OGame auch - zum Teil recht harsche - Kritik üben:
- Eine Ursache wie Folge der Beliebtheit ist, dass Menschen aller Alters- und Gesellschaftsschichten in Spiel und Forum aktiv sind, insbesondere auch jüngere. Bei Diskussionen oder Konflikten tritt unreifes und aggressives Verhalten daher auffallend häufiger auf als bei anderen, kleineren Spielen. Dies bezieht sich nur auf das Kommunikationsverhalten, nicht auf das Verhalten im Spiel.
- Dieser Unmut liegt zu einem nicht geringen Teil in der fortschreitenden Kommerzialisierung OGames begründet, was sich insbesondere in der Häufung der Werbung sowie dem stetig steigenden Preis für den Commanderaccount niederschlägt (begonnen hatte er mit 5 DM für ein Jahr nur für die Werbefreiheit ohne Extras). Dieser Prozess verleitet die User dazu, sich als Kunden zu sehen, und fördert daher eine gewisse Anspruchshaltung.
- Der Vorwurf ungezügelten Profitstrebens flammt auch bei jeder Eröffnung eines neuen Universums auf (was etwa jeden Monat einmal stattfindet), da hierin eine Ursache für den Userrückgang in den alten Unis gesehen wird. Dahinter steht seitens der User die Befürchtung, dass für den kurzfristigen Gewinn das Aushungern der alten Unis in Kauf genommen wird, da neue Spieler so in die neuen Unis gelangen und nicht die alten aufstocken. Die OGame-Leitung entgegnet, dass sie solange Universen eröffnen werde, wie sich aufgrund der Zahl der Anmeldungen für ein neues Uni auf entsprechendes Interesse schließen lassen.
- Auch wird den Überwachern der Universen (Gameoperatoren) von gesperrten Teilnehmern regelmäßig Parteilichkeit vorgeworfen, was von der Spielführung jedoch ebenso regelmäßig zurückgewiesen wird. Derartige Beschwerden gehen in der Regel einher mit dem ersten Kritikpunkt in dieser Aufzählung. Im Forum sind Konflikte zwischen Usern und Board-Moderatoren/-Admins daher nicht unüblich und vor allem im Beschwerdebereich lokalisiert.
- Es fehlen auch Verweise auf (durchaus existente) Fan-Prosa, Fan-Lyrik und Fan-Musik, die zwar nicht notwendig wären oder üblich sind, aber ein positives Klima schaffen würden. Links zu von Fans zum Spiel erstellten Programmen, Tools, Tabellen, Skins etc. sind ebenfalls nicht sofort zugänglich oder nur über Seiten Dritter.
- Die schiere Größe OGames ist auch verantwortlich für einen hohen Grad an Anonymität, während bei kleineren Spielen vor allem im Forum eine sehr viel familiärere Atmosphäre herrscht. In dem Zusammenhang fühlen sich viele Spieler übergangen und ignoriert in ihren Wünschen und Bedürfnissen, insbesondere wenn wichtige, sie betreffende Entscheidungen unvorhergesehen und ohne Möglichkeit der Einflussnahme gefällt und verkündet werden (wie die Abschaffung des günstigen Jahrescommandertarifs). Diese fehlende Transparenz und Feedback-Suche erweckt bei ihnen Eindruck, dass sie und ihre Gedanken nicht wichtig genommen werden.
- Trotz seiner Einsteigerfreundlichkeit kann OGame zudem keinen Einführungskurs vorweisen, so wie ihn viele andere Spiele vor oder nach der Anmeldung anbieten. Auch in Bezug auf Nachrichten, Versionsänderungen, Regelaktualisierungen und dergleichen wird vom User im Grunde Forenaktivität verlangt, da er sonst diese Informationen nicht mitbekommt, anstatt Gebrauch von alternativen Möglichkeiten wie einer News-Seite nach dem Einloggen zu machen.
- Der mit Abstand größte Kritikpunkt an OGame ist jedoch die langsame Weiterentwicklung des Spieles, welche laut den Entwicklern auf die langen Test- und Programmierungszeiten und den den noch unausgereiften Programmcode zurückzuführen ist. Obwohl das Spiel bereits seit Jahren läuft und ein gut entwickeltes Spiel darstellt, handelt es sich offiziell um eine Beta-Version; andererseits sind noch diverse Bugs vorhanden, die nur langsam beseitigt werden. Der Vergleich mit kleineren Browsergames zeigt, dass die Ursache dafür in der Größe des Projektes zu vermuten ist. Bereits einfache HTML-Änderungen auf der Startseite, die nur wenige Minuten kosten, nehmen zum Teil Monate in Anspruch. Auch finden sich bei kleineren Spielen Neuerungen, Korrekturen und Events bisweilen mehrmals die Woche, während hier keine besonderen Ereignisse stattfinden und Versionsupdates wesentlich seltener sind.
- Das Spiel kann außerdem bei entsprechender Persönlichkeitsstruktur süchtig machen. Da Aktivität mehr Sicherheit und Kontrolle über den Account zur Folge hat und unter Tausenden Spielern stets Personen sind, die online sind wenn man es selbst nicht ist, verleitet dies einen leicht zu immer stärkerer Aktivität.
Siehe auch: Massive Multiplayer Online Game
Weblinks
- http://www.ogame.de/ (Startseite des Spiels)
- http://www.ogame-tutorial.com (Online-Handbuch/Hilfe zum Spiel)
- http://www.owiki.de/ OGame Wiki (noch sehr am Anfang)
Um den enzyklopädischen Charakter zu wahren, sind hier nicht alle Links und Informationen angegeben, die von Vorteil oder Interesse wären. Umfassender ist da der Eintrag zu OGame in der englische Wikipedia.