Kunststoffgeldschein
Kunststoffgeldscheine (auch Polymer-Banknoten) ersetzen in immer mehr Ländern das Bargeld aus Papier oder Baumwolle.
Die ersten Scheine wurden von der Reserve Bank of Australia (RBA) und der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) entwickelt und am 27. Januar 1988 erstmals in Umlauf gebracht. Diese Banknoten sind aus biaxial gerecktem Polypropylen (BOPP), das die Haltbarkeit der Banknoten erhöht. Zusätzlich enthalten sie viele Sicherheitsfunktionen, die mit Papiernoten nicht möglich sind. Somit erhöht sich auch die Fälschungssicherheit.
Zusammen mit Innovia Films hat die RBA die Firma „Securency“ gegründet, die das Kunststoffgeld unter der Marke „Guardian“ an andere Staaten vertreibt. Für bisher 19 Staaten ohne eigene Druckereien produziert die Tochtergesellschaft der RBA, „Note Printing Australia“, Banknoten.
Eine Alternative aus Polyethylen (PE), von DuPont als „Tyvek“ vermarktet, wurde Anfang der 1980er Jahre von der American Bank Note Company entwickelt. Tyvek war aber in Versuchen nicht erfolgreich genug, die Tinte war verwischbar und es lies sich zerreissen. Nur Costa Rica, Haiti und die Isle of Man hatten Banknoten aus PE für einige Zeit im Umlauf; diese sind heute Sammlerobjekte.
Verbreitung
In Australien, Neuseeland und Rumänien wurde der Bargeldbestand bereits vollständig auf Kunststoffgeldscheine umgestellt.
Bangladesh, Brasilien, Brunei, Chile, China, Indonesien, Kuwait, Malaysia, Mexiko, Nepal, Nordirland (siehe unten), Papua-Neuguinea, Singapur, die Salomonen, Sri Lanka, Taiwan, Thailand, Vietnam und Samoa führen entweder die neuen Geldscheine ein oder haben dies geplant.
- 1996: Australien ist das erste Land mit einem kompletten Satz an Polymer-Banknoten.
- 1999: Neuseeland folgte, angefangen mit einem $20-Schein.
- 1999: Rumänien stellt als erstes europäisches Land komplett auf Polymer-Banknoten um.
- 1999: Taiwan gibt einen 50 Yuan-Schein aus, um das 50. Jubiläum der Ausgabe des Neuen Taiwan-Dollars zu feiern.
- 2000: Die Volksrepublik China gibt einen 100 Yuan-Schein heraus, um das neue Jahrtausend zu feiern.
- 2000: Nordirland und Neuseeland geben ebenfalls eine spezielle Polymer-Banknote heraus, um das neue Jahrtausend zu feiern. Diese Fünf-Pounds-Note ist die einzige der Northern Bank, die nach dem Bankraub von 26,5 Millionen Pounds im Dezember 2004 nicht umgetauscht wird.
- April 2000: Brasilien gibt eine 10-Reais-Note heraus, um die Ankunft portugischer Entdecker vor 500 Jahren zu feiern.
- 2003: Sambia führt als erstes afrikanisches Land zwei Polymer-Banknoten ein.
- 2003: Rumänien gibt als erstes Land infolge einer Inflation eine Polymerbanknote zu 1 Million Lei aus, das höchste Nominal auf Polymerbanknoten, was ausgegeben wurde. (Stand 2005)
- 2005: Rumänien gibt als erstes Land einen zweiten Satz an Polymer-Banknoten heraus.
- 2005: Papua-Neuguinea erweitert zum 30jährigen Jubiläum seiner Unabhängigkeit die Nominalkette mit einer weiteren Polymernote zu 100 Kina
Sicherheitsmerkmale
Traditionelle Sicherheitsmerkmale von Banknoten können auch bei Kunststoffgeld verwendet werden. Dazu gehören Offset-, Tief- und Hochdruck, Wasserzeichen, Schwarzlicht-Bilder, Mikroschrift etc.
Neue Sicherheitsmerkmale, die mit Papier nicht möglich sind, sind zum Beispiel transparente Ausschnitte und Beugungsgitter. Am beliebtesten und effektivsten ist das durchsichtige Fenster. Es kann alle Abstufungen von Transparenz tragen. Üblicherweise hat es eine komplexe Form um die anderen Design-Elemente der Note zu unterstützen. Oft wird es mit einer fühlbaren Prägung, einem Hologramm oder einem Filterelement versehen, das von komplexem Offsetdruckmustern umgeben ist.
Das Hologramm ist ein Mechanismus, der sichtbares Licht in seine Spektralfarben zerlegt und hochauflösende, manchmal dreidimensionale Bilder trägt. Wird es im durchsichtigen Fenster platziert, kann es von beiden Seiten der Note gesehen werden.
Die selbstauthentifizierende Funktion oder Metamerischer Filter sind im durchsichtigen Fenster platziert. Mikroskopisch feine, meist farbige, Linien werden verwendet, um versteckte Bilder der gegenüberliegenden Seite sichtbar zu machen, wenn die Note gefaltet wird. Wird manchmal mit einer Prägung kombiniert.
Mikrodruck kann mit einer Lupe gelesen werden. Wird meist in der Nähe von Portraits, in der Wertangabe oder als schmale Linie unter oder über Text oder grafischen Elementen gefunden.
Der Kippeffekt wird kombiniert mit einem reflektierenden metallischen Substrat, um Farben oder Formen bei verschiedenen Beleuchtungs- und Blickwinkeln zu verändern.
Das Latenzbild ist nur sichtbar in Verbindung mit starkem Lichteinfall, wenn die Note flach vor das Auge gehalten wird. Zu finden in der Wertangabe und als Banknamen.
Das Durchsichtregister formt mit Elementen der einen Seite durch Kombination ein neues Bild mit Elementen der anderen Seite, wenn die Note gegen das Licht gehalten wird.
Das Schattenbild ist ähnlich einem Wasserzeichen und sichtbar, wenn die Note gegen das Licht gehalten wird, meist bei Wappen, die Wertangabe oder Portraits.
Die Imitation des Sicherheitsfadens ist ebenfalls ein Unterdruck und gegen das Licht sichtbar. Wird oft kombiniert mit Mikrodruck. Üblicherweise magnetisch und wird von Zähl- und Sortiermaschinen gelesen.
Spezialtinte, die ihre Farbe unter verschiedenen Blickwinkeln verändert, unübliche Farbmischungen und das Einbringen von magnetischen Partikeln werden verwendet, aber selten beschrieben.
Fluoreszierende Tinte wird verwendet, um versteckte farbige Bilder, Zahlen, Seriennummern usw. auf eine Note zu drucken. Sichtbar nur unter ultraviolettem Licht.
Mehrfarbige feine Linien, Anti-Kopierer-, Anti-Scanner-Muster werden als Unterdruck auf jeder Seite der Note verwendet.
Stichtiefdruck kann mit dem Finger oder dem Fingernagel gefühlt werden, wenn er über die Note geführt wird. Meist bei Portraits, Wertangaben und dem Namen des Staates und der Bank.
Mikro-Perforation ist nur sichtbar, wenn die Note gegen das Licht gehalten wird. Zeigt üblicherweise die Wertangabe.
Irisierender Streifen. Wenn unter hellem Licht gekippt, erscheint ein glänzender Streifen, der ein wenig aber deutlich erkennbar die Farbe ändert.
Das diffraktive optische Element, kurz DOE genannt, ist eine holographische Struktur auf der Oberfläche des durchsichtigen Fensters. Ein handelsüblicher Laserpointer kann ein Bild auf eine nahe Oberfläche projizieren.
Der metallische Patch dient als Plattform für weitere Sicherheitsmerkmale. Er produziert einen optisch veränderlichen Farbeffekt, wenn man sehr schräg auf die Note schaut.
Das Omron, CDS, oder Fälschungsabschreckungsmittel-System ist ein Muster von gelben Punkten oder Ringe, das moderne Fotokopierer und Software erkennen um das Kopieren zu verhindern.
Aufgrund dieser Komplexität ist es nicht möglich, Kunststoffgeldscheine mit einfachen Mitteln wie Farbkopierern zu reproduzieren und Fälschungen sind leicht zu erkennen.
Entwicklung der Banknoten
Schon als 1967 in Australien die ersten großen Mengen gefälschte $10 Noten gefunden wurden und die [RBA] über die Einführung der Farbkopierer nicht gerade begeistert war, wurden die ersten Überlegungen zu fälschungssicherem Geld begonnen. Im Jahr darauf begann die RBA eine Kooperation mit [CSIRO] und ab 1969 wurde die versuchsweise Produktion von markanterem Papier aufgenommen.
Die Einarbeitung von Hologrammen, die je nach Blickwinkel das Bild ändern, wurde 1972 vorgeschlagen. 1974 wurde das Laminieren als Technik entwickelt, um die verschiedenen Materialien zusammenzufassen. Als umschließendes Material benutzte man PP, wodurch die Hologramme problemlos verwendet werden konnten.
Das Polypropylen durchlief folgende Schritte:
- Zwei Schichten Tinte (normalerweise weiße Farbe) wurde auf beiden Seiten aufgetragen, die Felder für die Hologramme wurden ausgelassen.
- Der Zuschnitt brachte das Material auf die passende Größe für die Druckmaschinen.
- Für den Druck wurde normaler Offset-, Tief- und Hochdruck verwendet.
- Die Schutzschicht ermöglichte längere Haltbarkeit.
Herstellung
Die (bislang bekannten) ersten Banknoten aus Polymer stammen aus Haiti (1979/80) und sind aus Tyvek, was ebenfalls ein Polymer ist wie Bakelit oder PVC
Heutige Kunststoffgeldscheine bestehen aus biaxial gerecktem Polypropylene (BOPP, biaxially oriented polypropylene), die Bezeichnung dafür lautet Guardian.
Der führende Hersteller von BOPP ist das belgische Unternehmen Innovia Films.
Chemisch gesehen entsteht das Gas Propylen beim raffinieren von Erdöl. Es besteht praktisch nur aus Kohlenstoff und Wasserstoff. Es ist nahezu frei von Schwermetallen und Chlor. Zur Herstellung von BOPP (Biaxial orientiertes Polypropylen) wird das Propylen unter Vakuum polymerisiert. Damit hat man allerdings nur den inneren Kern der BOPP-Folie. Da diese Folie nur sehr schwer bedruckt werden kann, beschichtet man die BOPP-Trägerfolie. Dazu nimmt man Polypropylen mit anderer Taktizität und Polyethylen. Da derartige Schichten in der Regel mehrfach aufgebracht werden, spricht man vom Polyolefin-Coating, obwohl das eigentlich irreführend ist, denn BOPP ist schließlich auch ein Polyolefin. In der Regel werden die Folien mit Coating-Schichten mit ca. 1 µm Dicke flächig überzogen. Durch diese Coatings verliert das BOPP seine Transparenz. An der Stelle wo das Durchsichtfenster sein soll, wird das Coating unterbrochen und weiträumig ausgespart. Um das Durchsichtsregister später mit dem Motiv zu versehen wird das Coating punktuell aufgetragen im Bild schön zu sehen), dabei ist es deutlich dicker als auf dem Rest der Folie. Durch die Dickenunterschiede vermeidet man ein Bedrucken der nachträglich gecoateten Bereiche.
1. Sicherheitsabstand des Druckes zur beflockten Fläche
2. Übergangsbereich von der Beflockung und dem Flächencoating
3. hier wurden die Konturen auf das durchsichte Trägermaterial geflockt
4. der durchsichtige Bereich, in der Regel gar nicht oder nur einmal gecoatet