W. G. Sebald
W.G. (Winfried Georg Maximilian) Sebald (* 18. Mai 1944 in Wertach, Allgäu; † 14. Dezember 2001 in Norfolk, England) war ein deutscher Schriftsteller.
Leben
Sebald besuchte ab 1954 die Oberrealschule in Oberstdorf und machte dort auch im Jahr 1963 sein Abitur. Nach zwei Jahren Studium der Literaturwissenschaft in Freiburg im Breisgau erwarb er 1966 in der französischsprachigen Schweiz eine Licence in Literaturwissenschaft. Von 1966 bis 1969 war Sebald Dozent an der Universität Manchester. Nach einem Jahr als Schullehrer in St. Gallen (Schweiz) lehrte er seit 1970 an der University of East Anglia in Norwich, seit 1984 als Professor.
Seine Namen "Winfried Georg" hat er gehasst. Winfried nannte er einen "richtigen Nazi-Namen", und er nannte sich selbst Bill oder Max. Sein Vater war Unteroffizier, der bereits vor dem Krieg in die Wehrmacht eintrat. Sein Vater hat seine Mutter während der Vorbereitungen für den Angriff auf Polen 1939 kennengelernt, deshalb, so sagte Sebald, könne man ihn für "ein Produkt des Faschismus" halten. Während seiner Jugend war er empört über das Schweigen der Generation seines Vaters über die Ereignisse während des Krieges. Diesem "Schweigen" gilt auch seine Empörung über die Weise, wie die Deutsche Literatur und die deutsche Gesellschaft sich mit der Vernichtung und Zerstörung durch die alliierten Bombardements Deutschlands gegen Ende des Krieges beschäftigt oder eben gerade nicht beschäftigt haben.
Neben seiner Universitätslaufbahn entstand seit Ende der 1980er Jahre sein literarisches Werk, das anfangs vor allem in Großbritannien, den USA (wo sich besonders Susan Sontag für ihn einsetzte) und Frankreich große Aufmerksamkeit fand. Dort wurde Sebald zuletzt sogar als Kandidat für den Nobelpreis gehandelt. Sein Auftritt beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb in Klagenfurt im Juni 1990 blieb ohne Auszeichnung. Ab Mitte der 1990er Jahre wurde auch die deutsche Literaturkritik auf ihn aufmerksam.
In seinen Werken widmete sich Sebald vor allem den Außenseitern, den Ausgewanderten, die, wie er, ihr Heimatland verlassen hatten und in der Fremde versuchten, sich neu zu orientieren. Besonderes Gewicht hatte dabei für ihn, auch in seinen Aufsätzen über Literatur, die Auseinandersetzung mit dem deutsch-jüdischen Vermächtnis.
Bis zuletzt setzte sich Sebald stark für die Germanistik in Großbritannien und für die Vermittlung deutschsprachiger Literatur im englischsprachigen Raum ein. Er starb 2001 an einem Herzinfarkt am Steuer seines Autos.
Werke
Literarische Werke
- Nach der Natur. Ein Elementargedicht, 1988
- Schwindel.Gefühle, 1990
- Die Ausgewanderten, 1992
- Die Ringe des Saturn, 1995
- Austerlitz, 2001
- Unerzählt, 33 Texte, 2003
- Campo Santo, Prosa, Essays, hrsg. von Sven Meyer, 2003
Literaturwissenschaftliche Werke
- Carl Sternheim: Kritiker und Opfer der Wilhelminischen Ära, Stuttgart: Kohlhammer, 1969
- Der Mythus der Zerstörung im Werk Döblins, Stuttgart: Ernst Klett, 1980
- Die Beschreibung des Unglücks. Zur österreichischen Literatur von Stifter bis Handke, 1985
- A radical stage: theatre in Germany in the 1970s and 1980s, ed. by W.G. Sebald, Oxford: Berg 1988
- Unheimliche Heimat, Essays, 1991
- Logis in einem Landhaus, Autorenportraits über Gottfried Keller,Johann Peter Hebel,Robert Walser u.a.,1998
- Luftkrieg und Literatur, 1999
Literatur über W. G. Sebald
- Scott Denham, Mark McCulloh: W. G. Sebald. De Gruyter Verlag (englisch, erscheint August 2005)
- Heinz L. Arnold (Hg.): Text + Kritik, Heft 158, W. G. Sebald. 2003. ISBN 3883777285
- Gerhard Köpf (Hg.): Mitteilungen über Max : Marginalien zu W. G. Sebald. Laufen Verlag, 1998. ISBN 3-87468-142-4
- Rüdiger Görner (Hg.): The Anatomist of Melancholy : Essays in Memory of W.G. Sebald. Iudicium, 2003. ISBN 3-89129-774-2
- Franz Loquai: W. G. Sebald, Edition Isele, 1997. ISBN 3-86142-103-8
- Rüdiger Görner: Bogen 48. W. G. Sebald. Gespräch mit Lebenden und Toten. Carl Hanser Verlag, 2001.
- Michael Krüger (Hg.): Akzente. Zeitschrift für Literatur. W. G. Sebald zum Gedächtnis. Heft 1/Februar 2003.
Auszeichnungen
- Berliner Literaturpreis 1994
- Johannes-Bobrowski-Medaille 1994
- Mörike-Preis der Stadt Fellbach 1997
- Joseph-Breitbach-Preis 2000
- Heinrich-Heine-Preis 2000
- National Book Critics Circle Award, 2002
- Literaturpreis der Stadt Bremen 2002
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Sebald, W.G. |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 18. Mai 1944 |
GEBURTSORT | Wertach, Allgäu, Deutschland |
STERBEDATUM | 14. Dezember 2001 |
STERBEORT | Norfolk, England |