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Geschichte Georgiens

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Die aufgezeichnete Geschichte Georgiens begann vor über 3.500 Jahre und die georgische Sprache ist eine der ältesten lebenden Sprachen der Welt.

Georgien in der Antike und im Mittelalter

In den 1979er Jahren haben archäologische Ausgrabungen in der ostgeorgischen Region Imiris-Gora eine Anzahl antiker Siedlungen zum Vorschein gebracht, die aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. datieren und die Häuser mit Emporen einschlossen. Diese Wohnstätten hatten einen runden oder ovalen Grundriß. Ihr charakteristisches Merkmal waren eine zentrale Stütze und ein Schornstein. Diese Besonderheiten wurden in georgischen Siedlungen und Häusern des Darbasi-Typs benutzt und weiterentwickelt. Archäologische Ausgrabungen brachten auch die Überreste der Siedlungen von Beschtascheni und Osni (4. und 3. Jahrhundert v. Chr.) sowie Hünengräber (2. Jahrhundert v. Chr.) in den Provinzen Rialeti und Tsalka (Ostgeorgien) ans Licht. Sie belegen eine fortgeschrittene und gut entwickelte Gebäude- und Architektur-Kultur.

Die Region wurde bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. von einer jungsteinzeitlichen Kultur besiedelt. In der Antike war die Region bei den Griechen als Kolchis bekannt. Dort spielte die griechische Legende von Jason und den Argonauten, die kamen, um das das Goldene Vlies zu finden. Die georgischen Regionen wurden als Kolcheti für die westliche Küstenebene und Iberia für den gebirgigen Osten bekannt. 66 v. Chr. eroberte der römische Feldherr Pompejus beide Regionen, machte sie zu einem einheitlichen Satellitenstaat des Römischen Reiches. 317 n. Chr. wurde Georgien einer der ersten Staaten der Welt, die zum Christentum konvertierten. König Marian II. von Iberia führte das Christentum als offizielle Staatsreligion ein. Ab 585 n. Chr. galt das oströmische Glaubensbekenntnis.

Obgleich es später von verschiedenen Invasoren – vor allem Arabern, Mongolen und Türken – heimgesucht wurde, behielt das georgische Königreich für mehr als 1.000 Jahre einen mehr oder weniger hohen Grad an Unabhängigkeit. Zwischen dem 11. und 13. Jahrhundert erreichte es unter mächtigen Herrschern wie König David dem Erbauer (David IV. Agmaschenebeli, 10891125) und Königin Tamara (11841213) einen Höhepunkt an Macht und Prestige. Beide Könige werden heute als Heilige der Georgischen Orthodoxen Apostelkirche verehrt.

Die folgenden Jahrhunderten brachten Georgien eine lange Periode des Niedergangs. Die Mongolen verursachten eine schnelle Entvölkerung des Landes und das Reich zerfiel Ende des 15. Jahrhunderts in drei Königreiche (Imeretien, Kachetien und Kartli) und fünf Fürstentümer. Die westlicheren waren Vasallenstaaten des Osmanischen Reiches, die östlichen von Persien abhängig.

Georgien im Russischen Reich, 1801–1918

Im Jahre 1783 stellte sich Georgien im Vertrag von Georgiewsk unter russischen Schutz. 1801 wurde es von Russland annektiert und russische Provinz. Zar Alexander I. schaffte das georgische Königreich ab, schickte die königliche Familie der Bagratiden ins Exil. Ab 1804 wurde Georgien einer intensiven Russifizierung unterworfen, um das soziale und kulturelle System dem Russlands anzupassen.

Immer wieder versuchten die Georgier Eigenständigkeit zu gewinnen. 1830 scheiterte ein Versuch, die Bagratiden-Dynastie wieder an die Macht zu bringen. Der Zar entsandte Großfürst Michail Semjonowitsch Prinz Woronzow, um als Vizekönig des Kaukasus die russische Herrschaft zu sichern.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs die Unzufriedenheit der Georgier zu einer nationalen Befreiungsbewegung. 1905 brach eine großangelegte Bauernrevolte aus, der politische Reformen folgten und Spannungen zeitweise abbaute. Führende politische Kraft wurde die menschewistische Sozialdemokratische Arbeiterpartei. Bei den Wahlen zur russischen Staatsduma 1905 errang sie in Georgien sämtliche Sitze. Führer der bolschewistischen Sozialdemokraten wurde Jossif Wissarinowitsch Dschugaschwili (genannt Stalin).

Georgien als demokratische Republik, 1917-1921

1917 brachte die Februarrevolution in Russland auch in Georgien die zaristische Ordnung zum Fall. Georgien bildete zusammen mit Armenien und Aserbaidschan ein Besonderes Transkaukasisches Komitee (russisch Osobyi Zakavkazskii Komitet), das in der Umbruchphase für Ordnung sorgen sollte. Seine militärischen Kräfte waren jedoch zu schwach, um die drei Länder gegen die Türkei zu schützen, deren Truppen den abziehenden russischen Streitkräften unmittelbar nachrückten.

Um Georgien vor einer türkischen Eroberung zu bewahren, nahm die georgische Nationalversammlung (georgisch Dampudsnebeli Kreba) Verhandlungen mit Deutschland auf, das bereit war, ein unabhängiges Georgien vor dem Zugriff des Osmanischen Reiches zu schützen. Als Gegenleistung verlangte Berlin Privilegien bei der Ausbeutung von Mangan und Kupfer sowie dem Öltransfer vom Kaspischen Meer. Die Reichsregierung hatte bereits 3.000 deutsche Soldaten in Georgien stationiert, um die Belieferung der deutschen Schwerindustrie mit Rohstoffen zu sichern.

Am 26. Mai 1918 erklärte sich Georgien als Demokratische Republik Georgien für unabhängig. Zwei Tage später erkannte Deutschland die Republik als erster Staat an. Es folgten Rumänien, Argentinien, die Türkei. Auch Großbritannien, dessen Truppen den nach der Kapitulation abziehenden deutschen Truppen in Georgien folgten, erkannte Georgien an und am 7. Mai 1920 auch Sowjetrussland.

Erster Präsident Georgiens wurde der Sozialdemokrat Noe Schordania, Premierminister Noe Ramischwili. Er stand einem Koalitionskabinett aus menschewistischen Sozialdemokraten, National-Demokraten und Sozial-Föderalisten vor. Die Regierung setzte eine Agrarreform und eine umfassende Sozialgesetzgebung durch, führte den Acht-Stunden-Tag ein und ging hart gegen bolschewistische und separatistische Bewegungen in Georgien vor. Am 21. Februar 1921 verabschiedete die Verfassungsversammlung Georgiens erste Verfassung nach dem Vorbild der Schweiz.

Am 15. Februar 1921 marschierte die 11. Rote Armee unter Führung Sergo Ordschonikidses in Georgien ein. Tiflis wurde am 25. Februar von drei Seiten angegriffen und besetzt. Die demokratische Regierung floh zunächst nach Kutaisi, schließlich am 17. März über Batumi außer Landes.

Georgien in der Sowjetunion, 1921-1990

Am 28. August 1924, dem georgischen Mariä Himmelfahrtstag (georgisch Mariamoba), kam es in Tiflis zu einem Aufstand gegen die sowjetische Besatzung. Die Aufständischen bedienten sich einer Vielzahl versteckter Waffen. Der Befehlshaber der Roten Armee in Georgien wurde von einem einheimischen Piloten getötet, der das Flugzeug im Kamikaze-Stil abstürzen ließ. Stalin ließ den Aufstand niederschlagen.

Georgien wurde in die Sowjetunion eingegliedert und Teil der Transkaukasischen Föderativen Sozialistischen Sowjetrepublik (TFSSR), die Georgien, Armenien und Aserbaidschan umfaßte. Die TFSSR zerfiel 1936 in ihre Teile und Georgien wurde zur Georgischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Über 30.000 Georgier, vor allem aus der politischen und sozialen Elite des Landes, wurden zwischen 1921 und 1924 erschossen oder verschwanden in sowjetischen Straflagern. Den sowjetischen Säuberungen 1935 - 1938, 1942 und 1945 - 1950 fielen ca. 50.000 Georgier zum Opfer.

Obgleich es ein Kriegsziel Adolf Hitlers war, die kaukasischen Ölfelder zu erreichen, kamen die Achsenmächte nicht bis nach Georgien. Georgier kämpften auf beiden Seiten der Front. Eine Minderheit in den Reihen der deutschen Wehrmacht unter der Leitung der Abteilung fremde Heere Ost, die Mehrheit, rund 500.000 Georgier, in den Reihen der Roten Armee. Das Land wurde ein wichtiger Standort für die Munitionsproduktion. Der georgische Sergeant Meliton Kantaria hißte die sowjetische Fahne als Zeichen des Sieges auf dem Berliner Reichstagsgebäude.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfuhr Georgien einen Schub der Industrialisierung und Urbanisierung. Rustavi wurde zu einem schwerindustriellen Zentrum ausgebaut. 1956 wurden hunderte Georgier, darunter auch Kinder, von der Armee getötet als sie gegen den Abbau eines Stalin-Denkmals in Tiflis auf die Straße gingen.

Das Dezentralisierungsprogramm, das Chruschtschow Mitte der 1950er Jahre einführte wurde von der georgischen Kommunistischen Partei genutzt, um ihre regionale Machtbasis auszubauen. Neben der offiziellen staatlichen Wirtschaft entstand eine florierende private Schattenwirtschaft, die Georgien zu einer der erfolgreichsten Sowjetrepubliken machte, zugleich aber auch zu einer stark ansteigenden Korruption führte.

Obgleich Korruption in der Sowjetunion nicht unbekannt war, war verbreitete sie sich in Georgien dermaßen offensichtlich, daß sie die Leitung in Moskau in Verlegenheit brachte. Selbst höchste Ämter galten als käuflich. Eduard Schewardnadse, zwischen 1964 und 1972 Innenminister in Tiflis, machte sich einen Namen als Streiter gegen die Korruption und organisierte die Ablösung von Wassily Mschawanadse, den korrupten Ersten Parteisekretär der Georgischen Kommunistischen Partei. Schewardnadse stieg mit dem Segen Moskaus zum Ersten Parteisekretär auf. Von 1972 bis 1985 war er ein effektiver und fähiger Lenker Georgiens, verbesserte die Staatswirtschaft und entließ hunderte korrupter Funktionäre. 1978 kam es zu Studentenprotesten gegen die Verankerung des Russischen als Amtssprache in der georgischen Verfassung.

Schewardnadses Ernennung zum sowjetischen Außenminister 1985 brachte Jumber Patiaschwili an die Spitze der georgischen Kommunisten, einen konservativen und ineffektiven Funktionär, der mit den Herausforderungen der Perestroika-Periode nicht zurecht kam. Ende der 1980er Jahre kam es zu zunehmend gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den kommunistischen Machthabern und der wiedererstehenden georgischen Nationalbewegung sowie den Nationalbewegungen in den von ethnischen Minderheiten bewohnten Gebieten (besonders Südossetien). Am 9. April 1989 lösten sowjetische Truppen eine gewaltfreie Demonstration vor dem Parlamentsgebäude in Tiflis mit Spaten und Giftgas auf. 20 Georgier wurden getötet. Der Vorfall radikalisierte die georgische Politik, veranlaßte viele Menschen, auch Kommunisten, zu dem Schluß, daß die staatliche Unabhängigkeit einer Fortsetzung der sowjetischen Herrschaft vorzuziehen sei.

Der oppositionelle Druck manifestierte sich in Demonstrationen und Streiks, die schließlich in freie und demokratische Mehrparteien-Wahlen zum Obersten Sowjet am 28. Oktober 1990 mündeten. Wahlsieger wurde das national-reformistische Wahlbündnis Runder Tisch/Freies Georgien, dessen Vorsitzender der führende Dissident Swiad Gamsachurdia war, der Vorsitzender des Obersten Sowjets von Georgien wurde. Für den 31. März 1991 organisierte Gamsachurdia einh Referendum über die staatliche Unabhängigkeit, das mit 98,9% der Stimmen bestätigt wurde. Die Unabhängigkeit Georgiens wurde am 9. April 1991 erklärt. Gamsachurdia wandte sich gegen jede Dominanz der Sowjetunion in Georgien, forderte die Auflösung der sowjetischen Militärbasen im Lande und weigerte sich, an der Gründung der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) teilzunehmen.

Georgien als unanhängiger Staat

Gamsachurdia wurde am26. Mai 1991 mit 86% der Stimmen zum Präsidenten gewählt. Seine Politik wurde zunehmend sprunghaft und autoritär. Er ließ sich mit diktatorischen Vollmachten ausstatten, verhaftete Oppositionsführer. Nationalisten und Reformisten vereinten ihre Kräfte in einer Anti-Gamsachurdia-Koaltion. Die angespannte Situation wurde durch eine wachsende Macht verschiedener paramilitärischer Gruppen verschärft. Am 22. Dezember 1991 organisierten paramilitärische Gruppen und Teile der Nationalgarde unter Tengis Kitowani und Dschaba Joseliani einen Militärputsch, belagerten Gamsachurdia und die Präsidialgarde im Parlamentsgebäude in der Innenstadt von Tiflis. Gamsachurdia konnte seinen Gegnern entkommen und flüchtete mit seiner Familie im Januar 1992 zunächst nach Armenien und schließlich nach Tschetschenien.

Die siegreichen Streitkräfte luden Eduard Schewardnadse im März 1992 ein, Vorsitzender eines neugebildeten Staatsrates zu werden. Er gab dem Staatsstreich ein moderates Antlitz und Georgien neues Ansehen. Im August 1992 eskalierte ein Disput mit separatistischen Kräften in Georgiens Autonomer Republik Abchasien. Tiflis entsandte die Nationalgarde und paramilitärische Verbände, um die separatistischen Aktivitäten zu unterbinden. Die Separatisten wehrten sich und im September 1993 erlitten die Regierungsstreitkräfte eine kathastrophale Niederlage. Die gesamte georgische Bevölkerung wurde aus der Autonomen Republik vertrieben. Rund 10.000 Menschen starben und etwa 200.000 mußten fliehen.

Ethnische Gewalttätigkeiten flammten auch in Südossetien auf, wurden dort schließlich unterdrückt. Das kostete mehrere hundert Menschen das Leben und viele Georgier und Osseten flohen aus dem Gebiet. Im Südwesten Georgiens kam die Autonome Republik Adschara unter die Kontrolle von Aslan Abaschidse, der die Republik sei 1991 wie ein persönliches Fürstentum führt, in dem Tiflis nur wenig Einfluß hat.

Am 24. September 1993, am Ende des Abchasienkonflikts, kehrte Swiad Gamsachurdia aus dem Exil zurück, um einen Aufstand gegen die Regierung zu organisieren. Seine Anhänger konnten Nutzen aus der Unordnung der Regierungsstreitkräfte ziehen und überrannten einen großen Teil Westgeorgiens. Russland, Armenien und Aserbaidschan waren alarmiert. Einheiten der russischen Armee wurde nach Georgien entsandt, um der Regierung zu helfen. Gamsachurdias Rebellion brach schnell in sich zusammen. Er starb am 31. Dezember 1993 nachdem er von seinen Gegnern in die Enge getrieben worden war. Schewardnadses Regierung schloß sich als Preis für die erfahrene militärische und politische Unterstützung gegen starke Strömungen in Georgiens öffentlicher Meinung im März 1994 der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) an.

Im August 1995 entkam Schewardnadse einem Bombenattentat auf seine Regierungslimousine. Er gab die Schuld dafür seinen bisherigen paramilitärischen Alliierten und ließ den Militärführer Joseliani verhaften. Der paramlitärische Miliz Mchedrioni wurde als Mafiaverband aufgelöst. Schewardnadses Regierung und seine Familie wurden zunehmend mit der alles durchdringenden Korruption in Georgien identifiziert. Er gewann die Präsidentschaftswahlen im November 1995 und im April 2000 mit großen Mehrheiten. Zugleich wurde ihm jedoch vorgeworfen, die Ergebnisse nur durch Wahlbetrug erreicht zu haben.

Der Krieg in Tschetschenien verursachte beträchtliche Reibungen mit Russland, das Georgien beschuldigte, Tschetschenische Partisanen zu beherbergen. Weitere Reibungen entstanden durch Schewardnadses enge Beziehungen zu den USA, die in ihm ein Gegengewicht zum russischen Einfluß in der strategischen südkaukasischen Region sahen. Georgien wurde ein wichtiges Partnerland für US-amerikanische außenpolitische und militärische Hilfe, unterschrieb eine strategische Partnerschaft mit der NATO und erklärte den Wunsch, sowohl der NATO wie der Europäischen Union beizutreten. Ende 2002 entsandten die USA mehrere hundert Militärausbilder, um die georgische Armee zu befähigen, gegen tschetschenische und islamische Partisanen im Grenzgebiet zu Russland zu kämpfen. Wichtigste Errungenschaft der Regierung Schewardnadse war die internationale Sicherung des drei Milliarden Dollar schweren Projekts einer Ölpipeline von Aserbaidschan über Georgien in die Türkei, der sogenannten Baku-Tiflis-Ceyhan (BTC) Pipeline.

Am 2. November 2003 trat eine machtvolle Reformkoalition, angeführt von Michail Saakaschwili, Surab Schwania und Nino Burdschanadse an, um gegen Schewardnadses Regierung bei den Parlamentswahlen zu opponieren. Die Wahlen wurden national und international als offenkundig verfälscht angesehen. Die Opposition organisierte Massendemonstrationen in den Straßen von Tiflis. Die Demonstrationen führten zur samtenen Revolution in Georgien. Nach zwei angespannten Wochen erklärte Schewardnadse am 23. November 2003 seinen Rücktritt und wurde von Parlamentspräsidentin Nino Burdschanadse als amtierender Präsidentin abgelöst.

Georgien nach Schewardnadse

Am 4. Januar 2004 gewann Michail Saakaschwili die Präsidentschaftswahlen mit einem Erdrutschsieg von 96% der Stimmen. Er muß sich vielen Problemen gegenüber. Mehr als 230.000 Vertriebene setzen die Wirtschaft unter enormen Druck. Der Frieden in den sezessionistischen Gebieten Abchasien und Südossetien, der von russischen und UN-Friedenstruppen kontrolliert wird, bleibt zerbrechlich. Es wird Jahre wirtschaftlicher Entwicklung und Verhandlungen brauchen, um die lokalen Feindseligkeiten abzubauen. Im südossetisch-georgischen Konflikt haben Verhandlungen erste Fortschritte gebracht, die Verhandlungen zwischen Georgien und Abchasien dauern an.

Die Beziehungen zu Russland bleiben problematisch, besonders weil russische Streitkräfte nach wie vor auf zwei Militärbasen in Georgien stationiert und als Friedenstruppen in Abchasien und Südossetien tätig sind. Die sezessionistische Frage bleibt ungelöst. Saakaschwilis öffentliche Äußerungen zur Lösung haben bereits Kritik in den abgefallenen Regionen ausgelöst.

Georgien bleibt ein nach europäischen Maßstäben sehr armes Land, nicht zuletzt wegen seiner weitverbreiteten Korruption. Die georgische Regierung hat sich gegenüber dem Weltwährungsfonds (IWF) und der Weltbank zu wirtschaftlichen Reformen verpflichtet und setzt seine Zukunft auf die Wiederbelebung der alten Seidenstraße als eurasischem Korridor, versucht Georgiens Geografie als Brücke für den Transit von Gütern zwischen Europa und Asien zu nutzen. Saakaschwili hat dafür plädiert, die Wirtschaft allgemein zu verbessern, Löhne und Renten zu erhöhen, gegen die Korruption durchzugreifen und die unrechtmäßig erworbenen Gewinne von Exponenten der früheren Regierung aufzuspüren.

Siehe auch: