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Dialektik

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Dialektik (griechisch διαλεκτική (τέχνη), dialektiké (téchne), eigentlich: "Kunst der Unterredung"; gleichbedeutend zu lateinisch (ars) dialectica: "(Kunst der) Gesprächsführung") ist ein Begriff der Philosophie und der Rhetorik. Ursprünglich bezeichnete er in der griechischen Antike eine Methode oder Theorie der Diskussion. Bei späteren Philosophen hat der Begriff eine zum Teil deutlich abweichende Bedeutung.

Frühe, vorterminologische Entwicklungsformen der Dialektik

(...) Zenon von Elea soll jedoch, so Aristoteles, den Begriff "Dialektik" als erster verwendet haben.

Dialektik als Methode der Gesprächsführung

Platon

Zum ersten Mal findet sich der Terminus "Dialektik" bei Platon. Die eindeutige Klärung des Begriffs stellt sich bis heute als schwierig dar, da bereits in Platons Dialogen mindestens drei verschiedene Dialektikbegriffe kursieren. In seiner frühen Philosophie bezeichnet er damit lediglich eine bestimmte Form der Gesprächsführung, bekannt als sokratischer Dialog. Später unterscheidet er drei Verfahren; im einzelnen sind das der Elenchos, das Hypothesis-Verfahren und das Dihairesis-Verfahren.

Für alle Verfahren gilt, dass an einem dialektischen Gespräch zwei Gesprächspartner teilnehmen: Der Fragende (Opponent) stellt eine Frage, die der Antwortende (Proponent) nur mit Ja oder Nein beantworten soll bzw. darf (z.B.: ist die Seele unsterblich?). Die Zuteilung der Rollen ist dabei zwingend. Ausgangspunkt ist die Definition des Proponenten. Der Opponent stellt nun auf Grundlage dieser Definition solange Fragen, bis sich der Proponent in argumentationslogische Widersprüche verwickelt und seine These aufgeben muss, oder bis die These durch langes Prüfen so erhärtet und unerschüttert ist, dass sie als wahr angesehen werden kann. Klassisches Beispiel für diese Art von Gespräch sind alle platonischen Dialoge. Dort ist Sokrates immer der Opponent, der eine ungeprüfte Meinung seines Proponenten (dessen Namen meistens der Dialog als Titel trägt) auf den Kopf stellt bzw. widerlegt. Oft enden diese Gespräche in einer Aporie (griechisch aporia - Ausweglosigkeit), d.h. nach dem dialektischen Gespräch ist nur bewiesen, dass die alte These zu verwerfen ist, aber eine neue ist dadurch (noch) nicht gefunden.

Später entwickelt Platon Dialektik zu einer Methode, mit der in der Philosophie Wissen über die Ideen zu erlangen sei.

Aristoteles

Aristoteles arbeitet in seiner Topik eine methodische Anleitung der Argumentation aus, die er "Dialektik" nennt. Zu Beginn der Topik schreibt er:

"Die Abhandlung beabsichtigt, ein Verfahren zu finden, aufgrund dessen wir in der Lage sein werden, über jedes vorgelegte Problem aus anerkannten Meinungen zu deduzieren, und, wenn wir selbst ein Argument vertreten, nicht Widersprüchliches zu sagen." (zitiert nach Rapp/Wagner 2004)

Nach Aristoteles ist demnach Dialektik ein Instrument, jede mögliche These auf ihre Tragfähigkeit zu überprüfen. Wahrscheinlich bezieht sich Aristoteles auf den Dialektikbegriff Platons. Von den meisten Forschern wird er als Schüler Platons bezeichnet, den er wohl an der Akademie erlebt hatte. Wie bei Platon ist der Ausgangspunkt seines Denkens ein Gespräch zwischen einem Fragenden und einem Antwortenden, der die These verteidigt.

Konzept der Dialektik im deutschen Idealismus und später

Hier bezeichnet Dialektik (... wegen URV gelöscht ...) Diese Widersprüche sollen aufgelöst werden und dadurch eine Erkenntnis entstehen (Synthese), wobei Fichtes Terminologie - These, Antithese und Synthese - von Hegel nicht benutzt, sondern kritisiert wird (siehe Triade). Es besteht also eine enge Verwandtschaft mit der Logik. Dialektik wird oft als Teil der Logik oder informale Logik bezeichnet oder gar mit Logik gleichgesetzt.

Kant definierte die Dialektik als höchsten, jedoch nur rein "geistig" sich abwickelnden Prozess auf dem Weg der Gewinnung einer jeglichen Erkenntnis. Hierbei werden erste "Thesen" in Bezug auf z.B. das WESEN eines Dinges aufgestellt. Diese konfrontieren sich im Denken bald mit einer tieferen Einsicht, die als "Antithese" bezeichnet wird, und aus der logischen Erwägung beider entsteht die "Synthese", welche hier also als eine "Theorie" zum WESEN eines Dinges (- z.B. der Wikipedia: Was ist das?) bezeichnet werden kann. Sofern dieser Prozess sich aber allein "geistig" vollzieht, sah Kant sich gezwungen, die Dialektik (ohne die es in Wirklichkeit kein "denken" gibt)als "Logik des Scheins" zu definieren. Solche 'dialektische Logik' ist nach Kant eine Beschäftigung mit den Dingen (Vorstellungen), die außerhalb des "möglichen Erfahrungsbereiches" liegen (eben allein im "Denken"). "Erfahrung" setzt nämlich den Kontakt des Denkens (bzw. seiner "Theorien") zur konkreten Praxis voraus; wird dieser Bereich der "möglichen" - d.h. nicht zwingend ("notwendig") zu gewinnenden Erfahrung gemieden - etwa wegen "traumatischer Erfahrungen", die gemacht wurden -, oder bleiben sonstwie "unmöglich", einfach weil es die erörterten Dinge gar nicht gibt -(wie Gott 'das GUTE' im Himmel mit Vollbart, und das 'BÖSE' des Teufels in der Hölle)-, so bleibt das Denken bei seinen Operationen mit den 'heraklitischen' Paaren von Gegensätzen, auf denen es beruht ('Ying&Yang; Hell-Dunkel usf.) und verwickelt sich in unauflösbare Widersprüche... Kant nannte die dualistischen Pole in den Grundlagen des Denkens Antinomien). Einsteins Begriff der RAUM-ZEIT stellt solch' ein Paar von 'Gegen-Namen', bzw. eine "Antinomie" dar. Mit ihnen befaßte er sich in seinen berühmten "Gedanken-Experimenten", die als Prozess zu verstehen sind, der sich "dialektisch" selbst regelt, und der in den synthetischen Entwurf der Theorie des "Kontinuum der Raum-Zeit" mündete.

Das Verständnis der Dialektik, so wie es durch Kant gewonnen wurde, bezeichnen einige spätere Philosophen als abgeschlossen, z.B. Schopenhauer. (Dies hinderte ihn nicht, sich weiterhin mit Kants Erkenntnis, daß wir denkend aus unserer Vorstellungswelt nicht hinauskommen, zu befassen, versuchend, sie und ihr unvorstellbares "Ding an sich" als WILLE zu verdeutlichen [s. "Die Welt als Wille und Vorstellung"]). Andere hingegen gehen davon aus, daß Kants Auffassung der Dialektik noch fehlerhaft gewesen sei und weiterentwickelt wurde, so bei Karl Klemens Serol, Johann Gottlieb Fichte und Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling, um schließlich seinen absoluten Höhepunkt in der Logik Hegels zu erreichen. Der Begriff "absoluter Höhepunkt" stellt hier übrigens die subjektive Wertung mancher Philosophen dar, darf also nicht als allgemeingültig mißverstanden werden. Hegels Ansatz wird von Kant aus als eine "Logik des Scheins" beurteilt (Grund: Fehlen eines Bezugs der Theorie zum praktischen Bereich der "möglichen Erfahrung").

Zum Ansatz der Dialektik bei Hegel

Die Dialektik ist nach Hegel (...) Die nach Hegel benannte Methode stammt allerdings ursprünglich aus dem Hinduismus und zwar aus den Upanishaden.

(...) Die Dialektik ist nach Hegel auch die echte metaphysische Methode, die es erlaubt, sich über die unausbleibliche Begrenztheit des empirischen Wissens auf jedes beliebige Entwicklungsniveau zu erheben.

Kategorien und Kategorienpaare

Manchmal werden diese Gesetzmäßigkeiten auch als dialektische Wechselwirkungen bezeichnet.

Eine besondere Entwicklung hat die marxistische Dialektik in der Volksrepublik China (siehe Mao Zedongs Widerspruchstheorie) genommen.

Literatur

  • Christof Rapp, Tim Wagner: Aristoteles, Topik. Übersetzung, Einleitung und Kommentar. Reclam, Stuttgart 2004
  • Rupert Lay: Dialektik für Manager. Econ
  • Calixt Hötschl: Das Absolute in Hegels Dialektik: sein Wesen und seine Aufgabe. Schönigh, Paderborn 1941

Zur hegelschen Dialektik: