Benutzer:Mautpreller/Eugen Berthold
Biografik: allg. Knopf, Fuegi, Mittenzwei, Völker, Jaretzky. Und natürlich Hecht!!
Augsburg: Frisch/Obermeier, Hillesheim, mehr?
Frauen: Theweleit (?), Kebir, Kugli
Marxismus: ?? Lit zusammentragen! Knopf und Mittenzwei können nicht alles sein. Evtl. Rülicke?
Themensammlungen: E.T., Prosa (!), Musik! (Hennenberg, Lucchesi, Dümling), Oper (?), "Schriften" (?)
Kindheit und Jugend: Augsburg 1898 bis 1917
Eltern und soziales Umfeld
Eugen Brecht wuchs in gesicherten ökonomischen und sozialen Verhältnissen auf. Sein Vater Berthold Friedrich Brecht (1869–1939), Sohn eines Lithografen im badischen Achern, hatte keine höhere Bildung: Er hatte die Volksschule besucht und danach eine kaufmännische Lehre absolviert. 1893 war er als Kommis bei der Augsburger Haindl’schen Papierfabrik eingetreten, einem prosperierenden Unternehmen, das damals allein in Augsburg ca. 300 Beschäftigte hatte. Dort stieg Berthold Brecht rasch auf, 1901 zum Prokuristen und 1917 zum Direktor der kaufmännischen Abteilung.[1] Brechts Mutter Sophie, geb. Brezing (1871–1920), stammte aus dem oberschwäbischen Roßberg bei Wolfegg und kam aus einem kleinen Beamtenhaushalt (ihr Vater war Stationsvorstand am Eisenbahnknoten Roßberg). Seit September 1900 bewohnte die Familie, Berthold und Sophie Brecht sowie Eugen und der jüngere Bruder Walter, zwei Wohnungen mit zusammen immerhin sechs Zimmern in der Augsburger Klaucke-Vorstadt, die heute zum Bezirk Bleich und Pfärrle zählt. Die Wohnung gehörte zu einer vier Häuser umfassenden Stiftung der Haindls, hauptsächlich für verdiente Arbeiter und Angestellte der Papierfabrik; zu Berthold Brechts Aufgaben zählte die Verwaltung dieser Stiftung (Mieteinzug, Versorgung der Häuser usw.). Die Brechts beschäftigten ein Dienstmädchen und später, als Sophie Brecht an Brustkrebs erkrankt war, auch eine Hausdame. Für die Hausdame musste Eugen sein Zimmer räumen, erhielt aber dafür eine Mansarde mit eigenem Eingang.
Der Vater war katholisch, die Mutter protestantisch. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass die Kinder im protestantischen Glauben erzogen wurden. Der junge Eugen Brecht besuchte standesgemäß das Realgymnasium (heute Peutinger-Gymnasium) und brachte regelmäßig gute, wenn auch nicht sehr gute Zeugnisse nach Hause. Er erhielt Klavier-, Geigen- und Gitarrenunterricht, freilich schlug nur der letztere an. Frühzeitig litt er unter Nervosität, „Herzkrämpfen“ und Extrasystolen, was sich auch später immer wieder bemerkbar gemacht hat.[2] Dies scheint ihn jedoch nicht wesentlich beeinträchtigt zu haben, obwohl es einige Kuraufenthalte nach sich zog.[3]
Erste Veröffentlichungen
Frühzeitig begann Brecht zu dichten. Bereits als Fünfzehnjähriger gab er gemeinsam mit seinem Freund Fritz Gehweyer eine Schülerzeitung heraus, Die Ernte, in der er den größten Teil der Beiträge selbst verfasste, teilweise unter fremden Namen, und zudem die Vervielfältigung übernahm. Er schrieb dafür Gedichte, Prosatexte und sogar ein einaktiges Drama, Die Bibel.[4] In den folgenden Jahren produzierte Brecht unablässig weiter Gedichte und Dramenentwürfe. Nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 gelang es ihm, eine Reihe von (meist patriotischen) Reportagen von der Heimatfront, Gedichten, Prosatexten und Rezensionen in lokalen und regionalen Medien unterzubringen: die von ihm so betitelten „Augsburger Kriegsbriefe“ in der München-Augsburger Abendzeitung, andere Texte in den Augsburger Neuesten Nachrichten und insbesondere deren literarischer Beilage, Der Erzähler. Sie waren meist mit Berthold Eugen gezeichnet, also einer Kombination seiner Vornamen. Er schrieb auch Texte für Kriegspostkarten, die von Gehweyer illustriert wurden.
Brecht ließ in seinen Texten bald von der patriotischen Verklärung des Krieges ab, die Produktion für die Lokalzeitungen ließ nach. Ab 1916 entstanden bereits Gedichte, die 1927 in die Sammlung Bertolt Brechts Hauspostille aufgenommen wurden, zu denen Brecht also auch später noch stand. Das erste von ihnen war das Lied von der Eisenbahntruppe von Fort Donald, zuerst erschienen im Juli 1916 im Erzähler und gezeichnet „Bert Brecht“. Hier nutzte Brecht zum ersten Mal die Namensform, unter der er bekannt wurde.[5]
Freund- und Liebschaften
In den Kriegsjahren sammelte er einen Kreis von Freunden um sich, die zusammen mit ihm Lieder schrieben und sangen und an Publikationen arbeiteten. Brecht bildete das Zentrum dieses Kreises. Caspar Neher (Cas), den Brecht aus der Schule kannte, blieb bis zu Brechts Tod als Grafiker und vor allem Bühnenbildner ein enger Mitarbeiter; auch die Freundschaften zu Georg Pfanzelt (den Brecht in der Hauspostille als Orge verewigte) und Hanns Otto Münsterer erwiesen sich (mit Unterbrechungen) als dauerhaft. Gemeinsam mit seinen Freunden (vor allem Ludwig Prestel, Lud) entwarf Brecht nicht nur die Texte, sondern auch die Melodien für Lieder und Gedichte und trug sie dann zur Gitarre vor. In dieser Phase zeigten sich bereits zwei Charakteristika von Brechts Arbeitsweise: die kollektive Arbeit in einem Team, das jedoch eindeutig auf die Zentralfigur Brecht ausgerichtet ist, und die sehr enge Verbindung mit anderen Künsten mit Blick auf die Realisierung, insbesondere Grafik/Bühnenbild und Musik.[6]
In dieser Zeit hatte der junge Brecht auch seine ersten Liebschaften. Er umwarb etwa die Schülerin Rosa Maria Amann, deren Name später in den Titel eines seiner bekanntesten Gedichte einging (Erinnerung an die Marie A.), aber auch ihre Schwester. Bald trat jedoch die Liebe zu Paula Banholzer in den Vordergrund, die er „Bi“ nannte (für Bittersweet oder „Bittersüß“, nach dem Vorbild des Dramas Der Tausch von Paul Claudel, das einen Partnertausch zum Vorwurf hat). Trotzdem bemühte er sich weiter um Amann und andere junge Frauen, auf die er ein Auge geworfen hatte, ein Zug, der sich durch sein ganzes Leben hindurch fortsetzte.[7]
Im März 1917 meldete sich Brecht zum Kriegshilfsdienst und erlangte so die Genehmigung für ein vereinfachtes Notabitur. Seinen Dienst leistete er mit Schreibarbeiten sowie in einer Gärtnerei ab. Er wurde vom Kriegsdienst zurückgestellt. Im Sommer arbeitete er am Tegernsee als Hauslehrer bei einem Mitschüler aus reichem Elternhaus; dann begann ein Studium der Medizin und Philologie in München.[8]
Auf dem Weg zum Berufsschriftsteller (Augsburg, München, Berlin 1917 bis 1924)
Brecht besuchte jedoch kaum medizinische Vorlesungen, sondern konzentrierte sich auf ein Seminar von Artur Kutscher zur Gegenwartsliteratur. Er lernte dort den von ihm bewunderten Lyriker und Dramatiker Frank Wedekind, Otto Zarek sowie Hanns Johst kennen und knüpfte eine lockere Beziehung zu der Medizinstudentin Hedda Kuhn an, die in seinen Psalmen als „He“ erscheint. Johsts Grabbe-Drama Der Einsame, das er im März 1918 sah, inspirierte ihn zu einem Gegenentwurf unter dem Titel Baal, dessen erste Fassung im Juni fertig war. Brechts Vater ließ von den Firmensekretärinnen eine Reinschrift tippen, die Brecht zunächst erfolglos an Kutscher, Lion Feuchtwanger, Jacob Geis und Alfred Kerr verschickte. In dieser Zeit entstanden auch einige der bekanntesten Gedichte Brechts, vor allem die Legende vom toten Soldaten und Luzifers Abendlied, später umbenannt in Gegen Verführung.
In den ersten zwei Semestern war es Brecht mit Unterstützung seines Vaters gelungen, eine Zurückstellung vom Militärdienst zu erreichen; im Oktober 1918 wurde er aber als Militärkrankenwärter in ein Augsburger Reservelazarett einberufen. Er schrieb damals sein Lied an die Kavaliere der Station D – der Buchstabe steht für Dermatologie, es handelte sich um eine Station für Geschlechtskrankheiten – und produzierte mit seinem Freundeskreis ein Büchlein Lieder zur Klampfe von Bert Brecht und seinen Freunden. Nach der Novemberrevolution war Brecht Mitglied des Lazarettrats und damit des Augsburger Arbeiter- und Soldatenrats, tat sich aber in keiner Weise hervor. Am 9. Januar 1919 konnte er seinen Dienst schon wieder beenden.
Brecht hatte seine Liebesbeziehung zu Paula Banholzer während dieser Zeit aufrechterhalten, und im Januar 1919 stellte sich heraus, dass die 17-Jährige von ihm schwanger war. Banholzers Vater hielt nichts von einer Ehe mit dem bislang erfolglosen Dichter und schickte sie in das Allgäuer Dorf Kimratshofen, wo sie am 30. Juli 1919 Frank Banholzer zur Welt brachte. Brecht schrieb bereits seit Januar an einem neuen Drama, Spartakus (später in Trommeln in der Nacht umbenannt). Im Februar suchte er Lion Feuchtwanger auf, um ihm eine erste Fassung des Stücks zu zeigen. Der einflussreiche Feuchtwanger äußerte sich sehr positiv und wurde zu einem der wichtigsten und dauerhaftesten Förderer des jungen Brecht.
Ende 1918 stellte sich heraus, dass Paula Banholzer von Brecht schwanger war. Dieser bat ihren Vater um eine Heiratsgenehmigung für die minderjährige Banholzer, dieser versagte seine Einwilligung aber und schickte seine Tochter zur Entbindung nach Kimratshofen. Dort brachte sie Brechts ersten Sohn Frank Banholzer zur Welt, dessen Vorname nach Wedekind gewählt war. Brecht besuchte sie mehrmals dort und schrieb in dieser Zeit auch einige Einakter, unter anderem Die Kleinbürgerhochzeit.
Er arbeitete zugleich bereits an einem weiteren größeren Drama, das zuerst Spartakus heißen sollte. Gezielt versuchte er, Förderer seiner literarischen Arbeiten anzusprechen, und geriet dabei an den etablierten Dramatiker Lion Feuchtwanger, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Feuchtwanger erhielt von ihm die Manuskripte zu Baal und Spartakus, das, offenbar auf eine Anregung von Marta Feuchtwanger hin, in Trommeln in der Nacht umbenannt wurde.
Baal (als Gegenentwurf zu Hanns Johst: Der Einsame), Spartakus, später: Trommeln in der Nacht mit UA, Im Dickicht der Städte; Leben König Eduards II; die meisten gedichte der Hauspostille, speziell Legende vom toten Soldaten, Gegen Verführung (Luzifers Abendlied), Apfelböck, Marie A. Bargan läßt es sein! Zahlreiche Auftritte in halböffentlichem Rahmen als "Liedermacher".
Sanitätsdienst (Kavaliere der Station D), Lazarettrat (Mitglied des ASR), Prem, Theaterkritiker im "Volkswillen".
Connections: Feuchtwanger und Geis, Frank Warschauer, Arnolt Bronnen, Zarek, Zuckmayer usw.
Karl Valentin! Filmdrehbücher.
Bis Schwangerschaft, Heirat Marianne Zoff, Beziehung Helene Weigel, Hedda Kuhn (He).
Berlin
Exil
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Rezeption: Tucholsky (Plagiat, "Männlichkeit", großes Talent); Kerr; Lukács; Handke ("Ich bin ein Bewohner ..."); DDR-Traditionspflege; Boykotte; der neue Brecht.
Brecht und der Marxismus
Brecht und die Frauen
Brecht und Musik
Kollektive Produktion
Wirkungsästhetik
Einzelnachweise
- ↑ Jürgen Schmid: Brecht und Haindl, Wißner, Augsburg 1999, ISBN 3-89639-194-1.
- ↑ Carl Pietzcker: „Ich kommandiere mein Herz.“ Brechts Herzneurose – ein Schlüssel zu seinem Leben und Schreiben, Königshausen & Neumann, Würzburg 1988, ISBN 3-88479-342-X; für weniger bedeutsam hält dies Jan Knopf: Bertolt Brecht. Lebenskunst in finsteren Zeiten, Hanser, München 2012, ISBN 978-3-446-24001-8, S. 16–17.
- ↑ Insgesamt zu diesem Abschnitt: Werner Frisch/K. W. Obermeier: Brecht in Augsburg, Aufbau, Berlin und Weimar 1975; Jürgen Hillesheim: Bertolt Brechts Augsburger Geschichten, Verlagsgemeinschaft Augsbuch, Augsburg 2005, ISBN 3-938332-01-8, S. 11–19; Jan Knopf: Bertolt Brecht. Leben Werk Wirkung, Suhrkamp, Frankfurt 2006, ISBN 978-3-518-18216-1, S. 11–13; Werner Mittenzwei: Das Leben des Bertolt Brecht oder der Umgang mit den Welträtseln, Band 1, Suhrkamp, Frankfurt 1987, ISBN 3-518-02671-2, S. 9–30.
- ↑ Jürgen Hillesheim/Uta Wolf (Hrsg.): Bertolt Brechts „Die Ernte“. Die Augsburger Schülerzeitschrift und ihr wichtigster Autor. MaRo Verlag, Augsburg 1997.
- ↑ Insgesamt zu diesem Abschnitt: Werner Frisch/K. M. Obermeier: Brecht in Augsburg, Aufbau, Berlin und Weimar 1975; Helmut Gier: Brecht im ersten Weltkrieg. In: Virginia Viscotti/Paul Kroker: 1898–1998. Poesia e Politica. Bertolt Brecht a 100 anni dalla nascita, Mailand 1998, S. 39–51; Jürgen Hillesheim: „Ich muss immer dichten.“ Zur Ästhetik des jungen Brecht. Königshausen & Neumann, Würzburg 2005, ISBN 3-8260-3057-5; Jan Knopf: Bertolt Brecht. Lebenskunst in finsteren Zeiten. Hanser, München 2012, ISBN 978-3-446-24001-8, S. 25–30.
- ↑ Jürgen Hillesheim: Bertolt Brechts Augsburger Geschichten. Verlagsgemeinschaft Augsbuch, Augsburg 2005, ISBN 3-938332-01-8; Werner Frisch/K. W. Obermeier: Brecht in Augsburg. Aufbau, Berlin und Weimar 1975; Jan Knopf: Bertolt Brecht. Lebenskunst in finsteren Zeiten. Hanser, München 2012, ISBN 978-3-446-24001-8, S. 23–25.
- ↑ Vgl. Jürgen Hillesheim: Bertolt Brecht – erste Liebe und Krieg. Verlagsgemeinschaft Augsbuch, Augsburg 2008, ISBN 978-3-938332-12-2; Sabine Kebir: Ein akzeptabler Mann? Aufbau, Berlin 1998, ISBN 3-7466-8028-X.
- ↑ Werner Frisch/K. W. Obermeier: Brecht in Augsburg. Aufbau, Berlin und Weimar 1975, S. 112–114; Werner Hecht: Brecht Chronik. Suhrkamp, Frankfurt 1997, S. 42–45.