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Heinrich Basilius Streithofen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Heinrich Basilius Streithofen OP (* 20. Dezember 1925 in Anrath; † 5. Dezember 2006 in Bonn) war ein deutscher Dominikanerpater, Theologe und Publizist.

Ausbildung und Studium

Nach Abschluss einer Lehre als Textilkaufmann, Militärdienst und Abitur trat er 1950 dem Orden der Dominikaner (OP) bei. Er studierte Philosophie und Theologie. 1956 wurde er im Dominikanerkloster bei Bonn zum Priester geweiht. Von 1958 bis 1962 war er als Seelsorger in Düsseldorf tätig. Anschließend studierte er Nationalökonomie und Sozialethik an der Universität Freiburg (Schweiz) und wurde dort promoviert.

Priester und Publizist

Streithofen ging 1967 an das von Eberhard Welty begründete Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg in Bornheim (Rheinland) [1] und machte sich bald als streitbarer Publizist einen Namen.

Im November 1992 erklärte Streithofen in einem öffentlichen Vortrag unter dem Titel "Gesellschaft - Kapital - Moral" in Meppen: „Die Juden und Polen sind die größten Ausbeuter des deutschen Steuerzahlers“.[2][3] Obwohl die Staatsanwaltschaft Osnabrück ein Ermittlungsverfahren gegen ihn wegen Volksverhetzung einleitete, wiederholte er bezüglich „der Juden“ diese Aussage wörtlich auf einer Veranstaltung des CDU-Kreisverbandes Ransbach-Baumbach im März 1993 unter Applaus der Hälfte der 130 Gäste [4]. Streithofen musste deshalb eine Geldbuße von 4000 DM an eine karitative Organisation zahlen. Der Historiker Wolfgang Benz attestierte ihm 2004 eine „demagogische Begabung“.[2]

Streithofen war seit 1993 Vorsitzender des Walberberger Instituts und Herausgeber der katholischen Zeitschrift Die Neue Ordnung. Außerdem war Streithofen als Berater und Vertrauter von Helmut Kohl maßgeblich an der Erstellung des Parteiprogramms der CDU beteiligt. Wiewohl ein Verteidiger der katholischen Soziallehre, konnte er mit dem Begriff der sozialen Gerechtigkeit nicht viel anfangen. So lehnte er das im Grundgesetz garantierte Streikrecht als Erpressungsmittel gegenüber der Gesamtgesellschaft ab. [5] In vielen gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen erhob er seine Stimme und hielt der Wohlstandsgesellschaft der Bundesrepublik des Öfteren seinen (sozialkonservativen) Spiegel vor. Seiner rheinischen Herkunft blieb er eng verbunden: Er war Zigarrenraucher und Liebhaber teurer Automobile.[6] Gerhard Schröder und Joschka Fischer waren für ihn reine Machtmenschen, verkrampfte Laienschauspieler ohne Verfassungsverständnis. Von Claudia Roth sagte er, dass sie auf ihn „hochgradig zölibatverstärkend“ wirke.[7] An der Berliner Politik vermisste er die rheinische Leichtigkeit, sie sei eine Mischung aus Geschwätzigkeit, Disziplinlosigkeit, Wichtigtuerei und Feigheit. Insgesamt konstatierte er in der Berliner Politik ein „heidnisches Klima“.[8] In seiner eigenen Kirche beklagte er einen Riss zwischen den Gemeinden und der „Funktionärskirche“. Auf die Frage, was er mache, wenn er „einmal nicht stänkere“, entgegnete er humorvoll in einem Interview: „Espresso trinken, Bücher schreiben, für die Menschheit beten und mir in meiner Hauskapelle die Predigt halten.“[8]

Schriften (Auswahl)

Sachbücher

Herausgebertätigkeit

  • Die Neue Ordnung (Zeitschrift)
  • Frieden im Lande. Vom Recht auf Widerstand. Bastei Lübbe, Bergisch Gladbach 1983, ISBN 3-404-60099-1

Quellen

  1. STERN: Pater Basilius Streithofen gestorben
  2. a b Wolfgang Benz: Was ist Antisemitismus?, Bonn, 2004, S.119-121
  3. Der Spiegel 04/1993, S.16 Pater braun
  4. Der Spiegel 23/1993, S.287 Personalien
  5. [1]
  6. Die Welt: Beichtvater der Bonner Polit-Prominenz 6. Dezember 2006
  7. Stern: Claudia Roth hochgradig zölibatverstärkend Heft 30; 2005
  8. a b Stern: Was macht eigentlich...Basilius-Streithofen Heft 30, 2005