Geschichte Kroatiens
Kroatien war bis zum Zusammenbruch des osteuropäischen Kommunismus Teil von Jugoslawien. Die im Juni 1991 nach einer Volksabstimmung einseitig erklärte Unabhängigkeit wurde am 8. Oktober 1991 offiziell in Kraft gesetzt und im Dezember 1991 / Januar 1992 international anerkannt.
Vorgeschichte
Slawische Besiedelung
Die älteste schriftliche erwähnung der Kroaten stammt aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus: Auf zwei steintafeln die in Tanais, einer griechischen Koloniestadt im Nordosten des Asowschen Meeres (Südrussland) gefunden wurden, ist von Horovathos die Rede, dem frühen namen der Kroaten.
"Herkunft und Bedeutung des Ethnonyms "Kroate", in der modernen Lautung der Selbstbezeichnung "Hrvat", sind bis heute ungewiss. Mit Sicherheit ist der Name nicht slawischer Wurzel; demnach ist auszuschliessen, dass sich die Ethnogenese der Kroaten unabhängig von ihrer späteren sprachlichen Slavisierung einfach als Ausdifferenzierung slawischer Stämme vollzog. Am wahrscheinlichsten ist eine iranische Herkunft des Namens; doch kann man hieraus keinesfalls die Vorstellung ableiten, es sei ein geschlossenen Volk aus dem Kaukasus an die Adriaostküste gewandert."
(aus Ludwig Steindorffs Buch "Kroatien")

Nach dem Untergang des römischen Reiches fielen Istrien und Teile Dalmatiens an Byzanz. Die ursprünglich aus einer Region der heutigen Ukraine stammenden Kroaten siedelten sich im 6. Jahrhundert nach Christus in den ehemals römischen Provinzen Dalmatien und Pannonien an.
Die Kroaten befreiten sich im 7. Jahrhundert von der Herrschaft der Awaren und traten als erste Slawen dem Christentum bei. Zu Beginn des 9. Jahrhunderts wurde Pannonien Teil des Frankenreiches, Dalmatien Teil des Byzantinischen Reiches. Etwa zur gleichen zeit griffen die Araber die Kroatische Küste an.
Um 925 erlangten beide Fürstentümer ihre Unabhängigkeit und gründeten gemeinsam das Königreich Kroatien. Im 11. Jahrhundert führten interne Machtkämpfe zum Niedergang und zur Aufteilung Kroatiens, das in den folgenden Jahrhunderten unter wechselnder Herrschaft des Byzantinischen Reiches, des Osmanischen Reiches, Ungarns und Venedigs stand und 1848 schließlich unter österreichische Herrschaft geriet.
Kroatisches Königreich
Trpimir (845-864) war ein kroatischer Fürst. Sein Enkel, Tomislav, sollte zum ersten kroatischen König werden.
"Im Jahr 924 krönte sich Tomislav (Regierungszeit 910-928) zum ersten König von Kroatien, vermutlich selbst, da keine Zeugnisse für eine Verleihung durch den fränkischen oder oströmischen Kaiser vorliegen. Jedoch wurde seine Königswürde zumindest vom Papst anerkannt. Während seiner Regierungszeit fielen die Magyaren im pannonischen Becken ein, wodurch es zu der für die weitere Entwicklung der europäischen Geschichte sehr bedeutenden Teilung der Slawen in Nord- und Ostslwen einerseits sowie Südslawen andererseits kam.
König Tomislav konnte sein Land - bestehend aus Zentralkroatien, Slawonien und Teilen Dalmatiens sowie Bosniens- erfolgreich gegen die Ungarn verteidigen. Er hatte aber noch weitgehendere Ziele. Er baute eine Armee auf, die laut Konstantin VII. 100.000 Mann Fußvolk, 60.000 Reiter und 180 Kriegsschiffe umfasste. Die Byzantiner waren über die kroatische Bundesgenossenschaft froh, da sie Alliierte gegen die Bulgaren brauchten. Das Bulgarische Reich umfasste zu diesem Zeitpunkt auch einen Großteil de heutigen Länder Serbien und Bosnien, welche noch nicht zu Eigenstaatlichkeit gekommen waren, wodurch es zur ersten großen Westmigration der Serben kam. Durch das Bündnis mit Byzanz bekam Kroatien auch die Adriainseln und die Städte Spalato/Split, Traù/Trogir und Zara/Zadar zugesprochen, welche bis dahin formell unter byzantinischer Herrschaft gestanden hatten. Dieser Staat, welcher später rückblickend als "dreieiniges Königreich" bezeichnet werden sollte, umfasste somit bis auf Istrien alle kroatischen Gebiete.
Unter Tomislavs Nachfolgern ging diese Machtstellung verloren. Durch innere Streitigkeiten begünstigt, machten sich die durch die Völkerwanderungszeit hindurch romanisch gebliebenen Küstenstädte selbstständig und suchten Kontakt zu Venedig, welches dadurch seine Oberhoheit in der Adria erreichte. Einzig Ragusa (Dubrovnik) blieb unabhängig und konnte durch geschicktes tarieren mit den Großmächten Venedig, Österreich und dem osmanischen Reich bis in die napoleonische Zeit als Stadtrepublik bestehenbleiben. Unter König Stefan Držislav (969 - 997) sprach Byzanz Kroatien nach einem neuerlichen Bündnis jedoch wieder die Hoheit über Dalmatien wieder zu. Zu dieser Zeit erschien zum ersten Mal das noch heute gebräuchliche kroatische Staatswappen: ein rot-weißes Schachbrettmuster, die šahovnica. In der heutigen Version wird es mit einer Krone aus fünf regionalen Wappen geschmückt.
In der folgenden Zeit geriet Kroatien durch Venedig im Westen und Ungarn im Osten immer mehr in Bedrängnis. Die byzantinische Politik verlegte sich mehr auf die Beziehungen mit Venedin, und das durch Thronstreitigkeiten geschwächte Kroatien wurde sich selbst überlassen. Der byzantinische Kaiser Basileos II. übertrug die Verwaltung Dalmatiens, eines ehemaligen oströmischen Themas an Venedig. Im Mai 1000 besiegte eine venezianische Kriegsflotte Kroatien, Zadar, Trogir und Split wurden unter venezianische Verwaltung gestellt, und mit Dubrovnik ein Vertrag geschlossen. König Krešimir III. hob die ohnehin nur noch formell bestehende Tributpflicht Venedigs auf, erkannte den venezianischen Dogen Peter Orseolo als Fürst von Dalmatien an und musste auch noch seinen Sohn als Geisel ausliefern.
Doch der Kampf um Dalmatien war damit nicht vorbei. Zvonimir I. (1075-1089), dem letzten König kroatischer Abstammung, gelang ein Vordringen an die Küste, und die Hauptstadt wurde nach Biograd na moru verlegt. Nach dem Zvonimir, der mit einer ungarischen Prinzessin verheiratet war, kinderlos starb, stellte Ungarn Erbansprüche auf Kroatien. König Ladislaus I.und Koloman besiegten anti-ungarische Bündnisse des heimischen Adels, beschränkten sich dann aber in der "pacta conventa" statt auf Eingliederung auf eine Personalunion. Die Verwaltung übernahm ein einheimischer Vertreter, der Ban. Die ungarischen Könige nahmen den Titel "König von Ungarn, Kroatien und Dalmatien" an, wobei aber de facto Dalmatien venezianisch kontrolliert war.
(Quelle der Aussagen: Der Standard, gründlich umformuliert)
Siehe auch: Liste der kroatischen Könige
Ungarische Herrschaft
Seit 1102 waren die ungarischen Könige auch die Herrscher in Kroatien. Der kroatische Adel konnte sich aber eine gewisse Autonomie im Rahmen des ungarischen Reiches erhalten. Gemeinsam mit den nicht von den Osmanen besetzten Teilen Ungarns kam Kroatien 1526 unter das Szepter der Habsburger. Nach wie vor blieb das Land aber Teil des ungarischen Königreiches.
Habsburgermonarchie und Venedig
Jugoslawien
Erstes Jugoslawien
Bereits 1917 vereinbarten das von aus Österreich-Ungarn emigrierten südlawischen Politikern gegründete Südslawische Komitee und die Exilregierung des Königreiches Serbien in der Erklärung von Korfu die Errichtung eines gemeinsamen Staates der Serben, Kroaten und Slowenen.
Nach der Niederlage der Mittelmächte erklärte der neugebildete Nationalrat der Slowenen, Kroaten und Serben Österreich-Ungarns, dem auch der letzte kroatische Sabor seine Befugnisse übertragen hatte, am 29. Oktober 1918 in Zagreb die Loslösung der südslawischen Länder der Monarchie. Diese bildeten zunächst vorübergehend den Staat der Slowenen, Kroaten und Serben. Dem Nationalrat gelang es jedoch nicht, seine Autorität durchzusetzen, vielmehr herrschte auf großen Teilen seines theoretischen Territoriums praktisch Anarchie. Im Vorgriff auf die Italien in Geheimverträgen von den Alliierten zugesagte Annexion Dalmatiens begannen zudem italienische Truppen mit der Besetzung von Gebieten längs der Ostküste der Adria. Angesichst dessen beschloss der Nationalrat Ende November 1918 die sofortige Vereinigung mit dem Königreich Serbien.
Aleksandar I. Karađorđević, Thronfolger und Prinzregent von Serbien, proklamierte daraufhin am 1. Dezember 1918 das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (Kraljevina Srba, Hrvata i Slovenaca, abgekürzt auch SHS-Staat).
In den Friedenverhandlungen gelang es dem ersten Außenminister des neuen Staates, dem aus Dalmatien stammenden vormaligen Vorsitzenden des Südslawischen Komitees, Ante Trumbić, einen Anschluss Dalmatiens an Italien zu verhindern. Lediglich die Stadt Zadar und das ehemaligen österreichischen Küstenland (das auch Istrien umfasste) kamen zu Italien. Rijeka wurde zunächst zur Freistadt erklärt, dann jedoch von irregulären italienischen Truppen besetzt. Der Streit um die Zugehörigkeit der Stadt wurde erst 1924 durch einen Vertrag beigelegt, der Rijeka bei Italien beließ, die unmittelbar östlich angrenzende Stadt Sušak hingegen dem SHS-Königreich zusprach.
In den Wahlen zur Verfassungsgebenden Versammlung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen, bei denen erstmals in Kroatien das allgemeine Wahlrecht für Männer galt, gewann in Kroatien-Slawonien die 1904 gegründete Kroatische Bauernpartei unter Stjepan Radić, die vor dem Krieg nur eine geringe Rolle gespielt hatte, die absolute Mehrheit der Stimmen. In Dalmatien hingegen behielten zunächst bürgerliche Gruppierungen aus dem Umfeld des vormaligen Südslawischen Komitees die Mehrheit.
Die Kroatische Bauernpartei lehnte die Gründung des Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen in der From, wie sie stattgefunden hatte, ab. Unter Berufung auf das vom amerikaniechen Präsidenten Woodrow Wilson proklamierte "Selbstbestimmunsgrecht der Völker" verlangte sie die Anerkennung eines separaten Selbstbestimmungssrechtes für Kroatien und ebenso die anderen südslawischen Vöker. Zudem lehnte sie die monarchische Staatsform ab und verlangte für Kroatien die Gründung einer Republik.
Da im Prozedere der Verfassungsgebenden Versammlung ein Vetorecht der einzelnen Völker nicht anerkannt wurde und zudem die monarchische Staatsform nicht in Frage gestellt werden durfte, boykottierten die Abgeordneten der Kroatischen Bauernpartei diese und erarbeiteten stattdessen eine Verfassung für eine Bauernrepublik Kroatien, die Teil einer zukünftigen Konföderation südslawischer Bauernrepubliken werden sollte. Diese blieb jedoch augfrund der realen Machtverhältnisse bloßes Papier.
Die durch den Boykott der Kroatischen Bauernpartei und das Fehlen der Abgeordneten der Kommunistischen Partei Jugoslawiens, die kurz nach den Wahlen als "staatsfeindlich" verboten worden war, zahlenmäßig geschrumpfte Verfassungsgebenden Versammlung verabschiedete 1921 mit knapper Mehrheit eine Verfassung, die eine zentralistische Staatsorganisation und die Auflösung der historischen Provinzen vorsah, was denen Serben als zahlenmäßig größtem Volk de facto die Vorherrschaft sicherte.
Die Kroatische Bauernpartei verzeichnetet in der Folge weiteren Zulauf und wurde auch in Dalmatien und unter den Kroaten Bosnien-Herzegowinas zur stärksten Partei. Nachdem sie mit reiner Boykottpolitik keinen Erfolg gehabt hatte, gab sie den Boykott des Zentralparlamentes und die Ablehnung der Monarchie auf und beteiligte sich zeitweise auch an der Zentralregierung. Zu einer dauerhaften Übereinkunft der unterschiedlichen politischen Kräfte über die künftige Staatsordnung des süslawischen Königreiches kam es jedoch nicht.
Am 20. Juni 1928 erschoss ein monenegrinischer Abgeordneter in der laufenden Parlamentssitzung vier Abgeordnete der kroatischen Bauernpartei, darunter deren Führer Stjepan Radić.
Banovina Kroatien
Zweiter Weltkrieg
Nach dem Überfall Deutschlands auf Jugoslawien am 6. April 1941 wurde am 10. April 1941 der Unabhängige Staat Kroatien proklamiert. Dies geschah durch die faschistische Ustaša-Bewegung unter Führung von Ante Pavelić. Dieser formal unabhängige Staat wurde aber sowohl politisch als auch militärisch von Deutschland gestützt, insbesondere bei den ab 1942/43 aufkommenden Kämpfen gegen die Jugoslawischen Partisanen unter Führung des Kroaten Josip Broz Tito und gegen die Serbisch-Nationalistischen Tschetniks. Das am 29. November 1943 im bosnischen Jajce als provisorische Regierung gegründete Nationalkomitee des Antifaschistischen Rates des Volksbefreiung Jugoslawiens (AVNOJ) erhob folglich auch den Anspruch, für das vom Faschismus befreite Kroatien zu sprechen. Die Partisanen schafften es, durch breite Unterstützung in der Bevölkerung, aber auch durch geschicktes Taktieren mit den Alliierten, große Teile Kroatiens und Bosnien-Herzegowinas ohne direkte ausländische Unterstützung in ihre Hand zu bringen. Die Einnahme Belgrads durch die Rote Armee am 20. Oktober 1944 war ein weiterer Ansporn für die Partisanen, was schließlich im Frühjahr 1945 zum Ende des Krieges auch in Kroatien führte.
Zweites Jugoslawien
Der Kroatische Frühling 1971
Die Krise der 1980er
In der tiefen Krise, in welcher sich Jugoslawien in den späten 1980er Jahren befand, wuchs ein immer stärkerer Gegensatz zwischen zentralistischen und großserbischen Tendenzen einerseits und einem wiedererwachenden kroatischen Nationalismus andererseits. Nach dem Tod Titos 1980 war ein wichtiger Stabilisierungsfaktor weggefallen. In dieser Situation suchten Kroatien und Slowenien größere Autonomie, später auch Unabhängigkeit. Dabei spielte neben der nationalen Frage vor allem die Wirtschaft eine große Rolle: Die durch die günstige Lage zum Westen hin und durch den Tourismus an der Küste verhältnismäßig wohlhabenden Republiken wollten nicht mehr ärmere und weniger entwickelte Regionen subventionieren.
In der zunehmend vergifteten Atmosphäre waren Angstpropaganda und gegenseitige Verleumdungen an der Tagesordnung.
Das unabhängige Kroatien seit 1990
Während die Kriegshandlungen in Slowenien binnen kurzer Zeit zugunsten Sloweniens eingestellt wurden, entbrannte in Kroatien und auch Bosnien-Herzegowina ein viele Jahre dauernder Bürgerkrieg.
1990 - 1994
Als nach den ersten freien Wahlen 1990 die HDZ unter Franjo Tuđman in Kroatien mit Abstand gewann, und der Trend zur Unabhängigkeit, aber auch steigender Nationalismus offensichtlich wurden, war es leicht, den Krajina-Serben einzureden, sie seien in einem solchen Staat in ihrer Existenz gefährdet. Dabei spielten vor allem die von der Belgrader Regierung kontrollierten serbischen Medien eine große Rolle.
Die Belgrader Regierung versorgte sie mit Waffen, damit sie sich gegen die Kroaten „verteidigen“ konnten, von denen man sie glauben machte, sie wollten das Ustascha-Regime wiederauferstehen lassen. Straßensperren wurden errichtet, um Nicht-Serben davon abzuhalten, in das als serbisch proklamierte Gebiet der Krajina zu gelangen. Als die kroatische Regierung Polizisten sandte kam es zu ersten Kämpfen. Der Krieg in Kroatien war ausgebrochen.
Zu schwereren Kämpfen kam es im Herbst 1991 in Vukovar im Osten Slawoniens. Dabei kam es zu den ersten großen Massakern an Zivilisten im Laufe des Balkankriegs. Näheres unter Vukovar#Geschichte.
Bald griff die Bundesarmee, die nach der de-facto Auflösung des Bundesparlaments keiner zivilen Kontrolle mehr unterstand, auf Seiten der Aufständischen Serben in den Konflikt ein, während aus Polizei und Territorialverteidigung die kroatische Armee improvisiert wurde.
Serben errichteten in der Krajina die sogenannte Republik Serbische Krajina, welche etwa 30% der Staatsfläche Kroatiens umfasste. Während die westlichen Regionen tatsächlich mit großer Mehrheit serbisch bevölkert waren, hatten Westslawonien um Okučani und Pakrac sowi Ostslawonien sehr gemischte Bevölkerungen. Hier kam es zu Massenvertreibungen. Allerdings kam es auch im kroatischen Kernland, vor allem in Slawonien und Dalmatien, zur Inhaftierung und Ausweisung von Tausenden serbischer Zivilisten.
Der HDZ-Regierung gelang es, mit Hilfe von Kriegsgesetzen bei Wahrung einer äußerlichen Demokratie autoritäre Maßnahmen gegen Minderheiten und Regimekritiker durchzuführen. Die katholische Kirche bekam großen Einfluss auf das politische Geschehen.
1993 waren Teile der kroatischen Armee im Krieg in Bosnien-Herzegowina involviert.
Oluja und Blijesak
Oluja (Aktion Sturm) bezeichnet die kroatische Rückeroberung der Krajina, Blijesak (Aktion Blitz) ist das Äquivalent in Westslawonien.
1995 eroberten die kroatische Armee und Spezialeinheiten der Polizei die sogenannte Republik Serbische Krajina von den Serben zurück. Es ist bekannt, dass die Aktion von langer Hand und teilweise mit deutscher und amerikanischer Unterstützung geplant war.
Ausgenommen waren die ebenfalls serbisch kontrollierten Gebiete an der Grenze zur Vojvodina, Ostslawonien um Vukovar und die Baranja. Diese kamen unter eine provisorische UN-Verwaltung (UNTAES - United Nations Transitional Administriation of Eastern Slavonia, Baranja and Western Syrmia) und wurden erst 1998 auf friedliche Weise in Kroatien wiedereingegliedert.
Während und nach diesen Aktionen flohen die weitaus meisten der dortigen serbischen Bevölkerung, großteils in die Republika Srpska in Bosnien-Herzegowina und nach Serbien und Montenegro, aber auch in die UNTAES-Zone. In Kroatien ist dabei bis heute umstritten, ob es sich um geplante Vertreibungen von Seiten der kroatischen Streitkräfte gehandelt hat. Es wird oft behauptet, die politische Führung der Krajina-Serben habe die Evakuierung angeordnet. Tatsache ist jedoch, das etwa 80 - 90 % der verlassenen serbischen Häuser vernichtet oder von Kroaten aus Bosnien in Beschlag genommen wurden, was die Rückkehr der serbischen Bevölkerung bis heute sehr schwierig macht. Doch auch hier ist umstritten, welche Rolle die Streitkräfte hatten und inwiefern es sich um Zerstörungen von rückkehrenden kroatischen Zivilisten handelt.
Von den ursprünglich mehr als 220.000 geflohenen Serben sind mindestens ca. 140.000 bis heute nicht zurückgekehrt. Dazu tragen auch weiterhin hohe ethnische Spannungen in diesen Regionen bei. In der Krajina gibt es seitdem keine größeren geschlossenen serbischen Siedlungsgebiete mehr.
Wegen Verbrechen an der Menschlichkeit, die sie im Zuge von Oluja und Blijesak angeordnet oder zumindest bewusst zugelassen haben sollen, sind mehrere hohe kroatische Offiziere vor dem internationalen Gerichtshof in Den Haag angeklagt, so unter anderem der seit 2001 flüchtige General Ante Gotovina, damals Kommandant der in Zadar stationierten Einsatztruppe West.
Kroatien hat mit der Vertreibung der Krajina-Serben die gleichen Probleme wie Serbien und Montenegro mit den Ethnischen säuberungen im Kosovo: Man ist anscheinend nicht bereit die eigene Verantwortung abzuarbeiten.
Ich hoffe, ich hab's halbwegs neutral getroffen, bitte um Daten, Namen etc. erweitern
1996 - heute
Am 6 November 1996 wird Kroatien in den Europarat aufgenommen.
Nach dem Tod Tuđmans am 11. Dezember 1999 und den Parlamentswahlen am 3. Januar 2000 kam es zum ersten Regierungswechsel in 10 Jahren. Eine breite Koalition aus sechs bisherigen Oppositionsparteien unter Führung der SDP übernahm die Regierung. Präsident wurde nun Stipe Mesić und Premier Ivica Račan.
Die anfängliche Euphorie bei vielen Gegnern der HDZ legte sich schnell, als offensichtlich wurde, dass die erhofften Veränderungen nicht über Nacht stattfinden konnten. 2001 kam es zu ersten internen Konflikten um die Zusammenarbeit mit dem internationalen Gerichtshof in Den Haag, und die HSLS unter Dražen Budiša verließ die Regierung. Der Koalitionsregierung wird oft vorgeworfen, sie sei zu zögerlich mit der Aufarbeitung von 10 Jahren HDZ-Regierung vorgegangen und habe vor wichtigen Reformen zurückgeschreckt.
Am 21 Februar 2003 stellte Kroatien den Beitrittsantrag zur Europäischen Union. Die Chancen für eine Aufnahme in die EU in der zweiten Erweiterungsrunde (neben Bulgarien und Rumänien) werden als gut eingeschätzt. Größte Stolpersteine sind dabei nicht sosehr die Wirtschaft wie gesellschaftliche Themen - unter anderem die Aufarbeitung des Krieges. Besonders die Niederlande und Großbritannien haben angekündigt, vor der Verhaftung Ante Gotovinas auf keinen Fall grünes Licht geben zu wollen. Bei einem Beitritt währe Kroatien der zweite Nachfolgestaat des ehemaligen Jugoslawien welcher Mitglied der Union wird.
Bei den Wahlen im November 2003 wurde die HDZ wieder stimmenstärkste Partei und bildet seither eine Minderheitsregierung mit Unterstützung durch die Pensionistenpartei HSU und weiterer Kleinparteien sowie die meisten Vertreter der ethnischen Minderheiten.
Siehe auch: Liste der Kroatischen Könige, Liste der Bane von Kroatien, Liste der Präsidenten und Ministerpräsidenten von Kroatien, Geschichte Jugoslawiens, Balkankonflikt
Weblinks:
Weitere Artikel zum Thema Südosteuropa unter Portal Südosteuropa Zur Geschichte Jugoslawiens siehe folgende Literatur: 1. (Studienhandbuch Östliches Europa / hrsg. von Harald Roth) Band: 1 Geschichte Ostmittel- und Südosteuropas. - 1999. - IX, 560 S. : Kt.; (dt.) ISBN 3-412-13998-X 2. Südosteuropa : Gesellschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur ; ein Handbuch / hrsg. von Magarditsch Hatschikjan .... - München : Beck, 1999. - XV, 570 S. : Kt.; (dt.) ISBN 3-406-45344-9 Standnummer: LS: Allg 640/1 3. Krisenherd Balkan : Ursprünge und Hintergründe des aktuellen Konflikts / Michael W. Weithmann. - Orig.-Ausg.. - München : Heyne, 1992. - 235 S. : Kt. ; 18 cm; (dt.) ISBN 3-453-05908-5 4. Der ruhelose Balkan : die Konfliktregionen Südosteuropas / hrsg. von Michael W. Weithmann. - Orig.-Ausg.. - München : Dt. Taschenb.-Vlg., 1993. - 335 S. : Kt. ; 18 cm; (dt.) ISBN 3-423-04612-0 5. Das Ende Jugoslawiens : Selbstzerstörung, Krieg und Ohnmacht der Welt / Wolfgang Libal. - 2., erw. und aktualisierte Aufl.. - Wien : Europaverl., 1993. - 214 S. : Ill., Kt.; (dt.) ISBN 3-203-51204-1 6. Wie Jugoslawien verspielt wurde / Viktor Meier. - Orig.-Ausg., 3., durchges. und aktualisierte Aufl.. - München : Beck, 1999. - 467 S.; (dt.) 7. Chaos Jugoslawien : historische Ursachen - Hintergründe - Perspektiven / Dorothea Gräfin Razumovsky. - 2., aktualisierte Aufl., 9. - 12. Tsd.. - München ; Zürich : Piper, 1992. - 191 S. : Kt.; (dt.) ISBN 3-492-11577-2 8. Das jugoslawische Desaster : historische, sprachliche und ideologische Hintergründe / hrsg. von Reinhard Lauer .... - Wiesbaden : Harrassowitz, 1995. - 199 S. : Ill., Kt.; (dt.)(Sammlung Harrassowitz) ISBN 3-447-03623-0 9. Bruderkrieg : der Kampf um Titos Erbe / Laura Silber/Allan Little. [Übers. aus dem Engl. von Walter Erdelitsch]. - Graz ; Wien ; Köln : Verl. Styria, 1995. - 463 S. : Kt.; (dt.) ISBN 3-222-12361-6 10. Südosteuropa zu Beginn der neunziger Jahre : Reformen, Krisen und Konflikte in den vormals sozialistischen Ländern / hrsg. von Holm Sundhaussen. - Wiesbaden : Harrassowitz, 1993. - 240 S.; (dt.) ISBN 3-447-03401-7 11. Religion und Nation im Krieg auf dem Balkan : Beiträge des Treffens deutscher, kroatischer und serbischer Wissenschaftler vom 05. - 09. April 1995 in Freising / Thomas Bremer (Hrsg.). - Bonn : Zentralstelle Weltkirche der Dt. Bischofskonferenz, 1996. - 216 S.; (dt.) ISBN 3-928214-80-2 12. Serbiens Weg in den Krieg : kollektive Erinnerung, nationale Formierung und ideologische Aufrüstung / Thomas Bremer ... (Hrsg.). - Berlin : Berlin-Verl. Spitz, 1998. - 526 S.; (dt.) ISBN 3-87061-694-6 13. Krieg der Religionen : der ewige Kreuzzug auf dem Balkan / Karlheinz Deschner ; Milan Petrovic. - 2. Aufl.. - München : Heyne, 1999. - 345 S. : Kt.; (dt.) ISBN 3-453-16742-2 14. Jugoslawien: ein Staat zerfällt : der Balkan - Europas Pulverfaß / Josip Furkes ... (Hg.). - Orig.-Ausg., 23. - 25. Tsd.. - Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1992. - 205 S. : graph. Darst., Kt.; (dt.) ISBN 3-499-13074-2
Balkankrieg : zehn Jahre Zerstörung Jugoslawiens / Hannes Hofbauer. - Wien : Promedia, 2001. - 295 S. : Kt.; (dt.)(Brennpunkt Osteuropa) ISBN 3-85371-179-0 15. Politische und ethnische Gewalt in Südosteuropa und Lateinamerika / hrsg. von Wolfgang Höpken .... - Köln ; Weimar ; Wien : Böhlau, 2001. - XX, 273 S. : graph. Darst.; (dt.) ISBN 3-412-02697-2 16. Krieg auf dem Balkan : der jugoslawische Bruderstreit ; Geschichte, Hintergründe, Motive / Christian Kind. - Paderborn : Schöningh, 1994. - 184 S. : Kt.; (dt.) ISBN 3-506-74449-6 17. Der Jugoslawien-Krieg : Handbuch zu Vorgeschichte, Verlauf und Konsequenzen / Dunja Melcic (Hrsg.). - Opladen ; Wiesbaden : Westdt. Verl., 1999. - 590 S. : Kt.; (dt.) ISBN 3-531-13219-9 18. Pulverfass Balkan : Mythos oder Realität ; internationales Symposium Rousse, Oktober 1998 / [... dritte Elias-Canetti-Konferenz ...]. Penka Angelova ... (Hrsg.). - Sankt Ingbert : Röhrig, 2001. - 318 S. : Ill.; (dt., engl.) ISBN 3-86110-274-9 Beitr. teilw. dt., teilw. engl. 19. Der Balkan : Friedenszone oder Pulverfass? / Valeria Heuberger ... (Hrsg.). - Frankfurt am Main ; Berlin ; Bern ; Wien : Lang, 1998. - 235 S. : Ill., Kt.; (dt.|engl.) Institut ; 7) ISBN 3-631-32532-0 Text teilw. dt., teilw. engl. 20. Ethnizität, Identität und Nationalität in Südosteuropa : Beiträge zu einem Präsentationstag der Südosteuropa-Forschung an der Universität Münster am 27.11.1998 / Südosteuropa-Gesellschaft. Hrsg. von Cay Lienau und Ludwig Steindorff. - München : Südosteuropa-Ges., 2000. - 221 S. : Kt.; (dt.) ISBN 3-925450-83-1