Improvisationstheater
Allgemein
Improvisationstheater (oft auch kurz Improtheater) ist eine Form des Theaters, bei dem das Stück improvisiert wird, d.h. es wird zuvor nicht einstudiert. Die SpielerInnen kommen auf die Bühne und wissen nicht, was passieren wird. In der Regel bekommen sie ein Thema oder einen Vorschlag aus dem Publikum. Der Moderator fragt z.B. nach einem Ort, einer Beziehung, einem Beruf, einer brenzligen Situation, nach einem Gefühl. Diese Vorschläge sind dann Auslöser und Leitfaden für die daraufhin spontan entstehenden Szenen.
Eine Geschichte entsteht aus der Spontaneität und gegenseitigen Inspiration der Impro-Spieler/-innen, fern ab von der Rationalität. Das tägliche Leben wird zur Bühne. Der verneinende Intellekt weicht der Phantasie. „Damals gilt, was heute gilt: Bin ich inspiriert, geht alles gut, doch versuche ich es richtig zu machen, gibt es ein Desaster.“(Keith Johnstone 1993, S. 36).
Geschichte
"Erfunden" wurde das Improvisationstheater vom Briten Keith Johnstone in der Mitte des 20. Jahrhunderts, welcher allerdings dafür nach Kanada auswandern musste, da die Zensur in Großbritannien verlangte, dass Theaterstücke vor der Aufführung überprüft werden müssen. Heutzutage gibt es aber auch dort Improtheater. Zurückgeführt werden muss diese Theaterform allerdings auf das Stegreiftheater, das Jakob Levy Moreno mit psychotherapeutischen Zielsetzungen Anfang des 20. Jahrhunders zunächst in Wien und später in den USA zum psychodramatischen Rollenspiel weiterentwickelte.
Formen des Improtheater
- Kurzformen: Die jeweilige Szene dauert nur wenige Minuten. Hier gibt es viele dutzende von Spielen. Z.B. die Kettenimprovisation: Auf Klatschen eines außenstehenden Spielers frieren die gerade Spielenden ein, der Außenstehende übernimmt die Körperhaltung eines der "Eimgefrorenen", der daraufhin die Bühne verläßt. Es beginnt, inspiriert durch die Körperhaltung, eine völlig andere Kurzszene - bis zum nächsten Klatschen usw.
- Theatersport: Beim Theatersport treten zwei Mannschaften in verschiedenen Disziplinen gegeneinander an und versuchen, durch besonders gute Szenen die Gunst des Publikums zu erlangen.
- Harold: Impressionen über ein Thema, oft auch mit autobiographischen Elementen der Schauspieler
- Krimi: Ein Krimi, bei dem ein Mord geschieht. Die auftretenden Charaktere werden dabei von den Zuschauern bestimmt. Nach dem Mord darf das Publikum entscheiden, wer der Mörder war.
- Improvisation mit Regisseur: Ein längeres Theaterstück, bei dem ein Regisseur eingreifen kann.
- Impro-Soap: Eine improvisierte Soap-Opera
- Biographietheater: Ein geladener Gast erzählt aus seinem Leben. Diese Geschichte wird gleichzeitig improvisiert.
- Impro-Oper: Improvisierte Oper, mit Arien, Duetten, Chören.
- Playback Theater
(Der Begriff "Theatersport" wurde von Keith Johnstone rechtlich geschützt und darf nur mit dessen Genehmigung (die an einige Auflagen gebunden ist) für Auftritte verwendet werden.)
Bekannte Gruppen des Improvisationstheaters
- fast food theater, München fastfood-theater.de
- Gorillas, Berlin
- Hidden Shakespeare Hamburg, Leitung: Mignon Remé
- ex&hopp, Nürnberg
- opera-players, München, spezialisiert auf improvisierte Opern opera-players.de
- PottpüReh, Bochum
- Anonyme Improniker, Bamberg
- Das Improvisationstheater Hannover 98, hannover98.de
Literatur
- Workshop Improvisationstheater von Radim Vlcek, 276 Seiten