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Chiapas

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Chiapas
Wappen von Chiapas
Wappen von Chiapas
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Hauptstadt Tuxtla Gutiérrez
Fläche 75.634 km² (Rang 8)
Einwohnerzahl 4.796.580[1] (Rang 7)
Bevölkerungsdichte 63,4 Einwohner pro km²
(Zensus 2010)
Gouverneur Juan José Sabines Guerrero (PRD)
(2006–2012)[veraltet]Bitte nutze in Fällen, in denen die Jahreszahl bereits in der Vergangenheit liegt, {{Veraltet}} anstatt {{Zukunft}}
Bundesabgeordnete PRI = 7
PRD = 5
(12 Bundeswahlkreise)
Senatoren PRI = 1
PRD = 1
PVEM = 1
ISO 3166-2 MX-CHP
Postalische Abkürzung Chis.
Website www.chiapas.gob.mx

Chiapas ist ein Bundesstaat im Südosten Mexikos, dessen Namen von dem vor der Kolonialzeit im Hochland siedelten indigenen Volk der Chiapa rührt. Im Norden grenzt er an den Bundesstaat Tabasco, im Süden an den Pazifischen Ozean, im Osten an Guatemala und im Westen an die Bundesstaaten Veracruz und Oaxaca. Er ist administrativ in 122 Municipios unterteilt.

Chiapas ist 75.634 km² groß und weist eine große Arten- und Naturvielfalt auf. Der Staat hat etwa 4,8 Millionen Einwohner, wovon bei vierzehn indianischen Ethnien ca. eine Million indigener Abstammung ist. Die meisten Indigenen gehören der Maya-Volksgruppe an, diese sprechen vor allem Tzeltal oder Tzotzil. Kaum Spanisch sprechen ca. 250.000. Die östlichen zwei Drittel des Staates werden überwiegend von Indigenen bewohnt.

Die Hauptstadt ist Tuxtla Gutiérrez, wichtigste Stadt aus ökonomischer Sicht ist Tapachula. Touristisch am bekanntesten sind San Cristóbal de las Casas, früher auch Ciudad Real genannt, und die dem Weltkulturerbe zugehörige Ruinenstadt Palenque aus der klassischen Maya-Epoche.

Der Bundesstaat Chiapas ist von Armut geprägt, trotz optimaler klimatischer Bedingungen für die Landwirtschaft ist die indigene Bevölkerung partiell unterernährt.

Geschichte

Palenque

Vorkoloniale Zeit

Nach derzeitigem Stand der Forschung wanderten die ersten Menschen in Chiapas vor ca. 8000 Jahren aus Nordamerika kommend ein.

Etwa vor 4000 Jahren begann die in Chiapas, Guatemala, Honduras, El Salvador, Belize und die auf der Halbinsel Yucatán siedelnde Volksgruppe der Mayas, eine stetig in Größe und Komplexität anwachsende Hochkultur beachtlichen naturwissenschaftlichen Wissensstandes zu entwickeln.

Erwähnenswert ist der Mayakalender, der sich als der genaueste erwies, die bislang einzige bekannte Schrift (Hieroglyphenschrift) der indigenen Völker, die Verwendung eines Vigesimalsystems in der Mathematik und die Kenntnis der Zahl 0.

Die Mayas organisierten sich in autonomen Stadtstaaten, bildeten aber eine kulturelle und religiöse Einheit. Einige Städte sollen eine Einwohnerzahl von mehreren hunderttausend Bewohnern gehabt haben. In der Architektur und im allgemeinen Bauwesen gelangen den kulturell nahezu isolierten Mayas außergewöhnliche Höchstleistungen, die sich vor allem in der Gestaltung der Städte, der Anlage eines Straßennetzes, dem Ausbau eines weitverzweigten Kanalsystemes und bei der Herstellung von Kunstwerken wie beispielhaft der Bildhauerei und Wandmalereien manifestierten.

kreisrunder Bildstein vom Ballspielplatz der Ruinenstätte Chinkultic

Den Mayas war als architektonisches Baustilelement der Bogen unbekannt, daraus resultierend gab es auch keine Gewölbe oder Kuppeln innerhalb ihrer Gebäude. Ein hydraulischer Kalk (Zement) wurde von den Mayas entdeckt und als Mörtel verwendet. Die enormen Bautätigkeiten bewältigten die Mayas ohne den Einsatz von Lasttieren, obwohl den Mayas das Rad bekannt gewesen ist (Zahnrad zur Kalenderberechnung, oder auch kreisrunde Bildstelen) wurde von den Mayas das Rad nicht zum Transport genutzt.[2]

In der Metallverarbeitung war nur die Herstellung von Schmuck aus Edelmetallen wie Gold und Silber den Mayas vertraut. Ihre Waffen wurden zumeist mit Obsidian- oder Glasspitzen bestückt. Gleiche Materialien fanden bei der Herstellung von Klingen Verwendung.[3]

Chichén Itzá - Weltkulturerbe, Venussymboldarstellung im Venustempel

Bei der Beobachtung des Sternenhimmels (Astronomie) gelangen den Mayas sehr genaue Berechnungen - die exaktesten betrafen dabei den Mondzyklus, inklusive der Vorhersage von Sonnenfinsternissen und Mondfinsternissen sowie den Lauf der Venus, die als Morgenstern und somit Ankünder des Sonnenaufgangs eine besondere Aufmerksamkeit erfuhr.

Auch die Astrologie wurde von den Mayas in stark ausgeprägtem Ausmaß betrieben. Dabei wurde ein eigenständiges Deutungsspektrum angewandt. Nach dem Maya-Schriftexperten Nikolai Grube von der Universität Bonn bestimmte der Standort der Venus, die von den Mayas auch als Kriegsgott gedeutet worden ist, den Beginn von Kriegshandlungen, den so genannten Sternenkriegen.[4]

Die Mayas waren ein kriegerisches Volk, nahezu durchgehend bekämpften sich die Städte in ständig wechselnden Allianzen. Die Stadtstaaten funktionierten als streng hierarchisch gegliedertes Kastensystem. Die Oberschicht wurde aus Adligen und Priestern gebildet, darunter befanden sich die Unterpriester (Ah Kinoob), Beamte sowie Militärführer (Nacom). Die Mittelschicht (Ah Chembal Uinicoob) strukturierte sich aus Handwerkern, Soldaten, Bauern und Händlern. Die Unterschicht (P'entac) stellten die zumeist bei Kriegszügen erbeuteten Sklaven dar.Referenzfehler: Ungültiger Parameter in <ref>.

In der klassischen Periode (bis ca. 900 v. Chr.) war die Religion Dreh- und Angelpunkt der Kultur der Mayas. Dies ist auch an der architektonischen Gliederung der Städte erkennbar, wo jeweils das Zeremonialzentrum des Tempels die Stadtmitte markiert. Um den Tempelbezirk gruppieren sich die steinernen Häuser der Oberschicht, die Mittelschicht und Unterschicht wohnten in den Randgebieten der Städte, zumeist in Holzhäusern und Hütten, von denen nicht viel erhalten geblieben ist. Bestandteil der Religion war ein großer Götterpantheon.[3] Gelegentlich wird berichtet, dass die Mayas religiös motiviert Menschen geopfert hätten, wissenschaftlich ist diese These umstritten.[5]

Der Zerfall der Hochkultur fand ab dem 8. Jahrhundert statt - der endgültige Fall wird in das 10. Jahrhundert datiert. Die Städte wurden hastig verlassen und sehr schnell vom Urwald überwuchert. Warum ist ungeklärt, als Erklärung werden derzeit die zermürbenden Kriege, Revolutionen und eine Dürreperiode als zeitlich zusammentreffende Phänomene angeführt.[6]

Koloniale Zeit

Gonzalo de Sandoval
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Pedro de Alvarado

1523 unternahm, vom bereits eroberten Teil des heutigen Mexikos ausgehend, mehrere spanische Armeen einen Feldzug in südlicher Richtung.[7] Die westlich ziehende Armee wurde angeführt von Gonzalo de Sandoval und Pedro de Alvarado. Begleitet von einigen hundert indianischen Verbündeten (zumeist Tlaxcalteken und Cholulas) zogen 420 Conquistadoren, davon 120 Kavalleriesten, in das südlich gelegene Hochland in Richtung Guatemala.[8]

Pedro de Alvarado hatte sich bereits bei der Eroberung des Aztekenreiches als rücksichtsloser, brutaler und vor allem kaltblütiger Heerführer „ausgezeichnet“. Mitverantwortlich an dem Massaker von Cholula am 18. Oktober 1519, war er darauffolgenden Jahres Hauptverantwortlicher eines weiteren Massenmordens in Tenochtitlan, der Hauptstadt des Aztekenreiches. (Siehe hierzu auch Artikel: Noche Triste).

Bei ihrem letztendlich siegreichen Kriegszug nach Guatemala unterwarfen die Conquistadoren die meisten indigenen Stämme im Hochland von Chiapas. Über die Geschehnisse während dieses Feldzuges ist nicht viel überliefert worden, in Erinnerung geblieben ist der Massenselbstmord hunderter Frauen und Kinder vom Volk der Chiapas, die sich, so der Versklavung entziehend, in den Cañón del Sumidero stürzten.[9] Berichtet worden ist auch, dass üblicherweise gefangen genommene Indigene (Männer, Frauen und Kinder) gezeichnet worden sind und diesen, zur besseren Erkennung ihres Sklavenstandes, mit einem glühenden Brandeisen ein G für guerra (span. Krieg) auf die Stirn eingebrandt wurde.[10]

Hernán Cortés führte zeitgleich eine Armee durch das tropische Tiefland von Chiapas. Er beabsichtigte, erst die Halbinsel Yucatán zu erobern, um von dort Honduras zu kolonialisieren. Strategisches Kalkül dieser militärischen Zweiteilung war eine klammerartige Umfassung der Maya-Völker.

Der Chronist Bartolomé de Las Casas beschrieb die Vorgangsweise der Conquistadoren folgendermaßen: „Es ereignete sich mehr als einmal, dass sie von 4000 Indianern nicht ihrer 6 lebend nach Hause brachten; alle übrigen büßten ihr Leben ein.“ Er bezog sich damit auf die blutigen Versklavungsversuche ganzer Stämme durch die Eroberer.[11]

Nicht nur das gewalttätige Vorgehen der Conquistadoren dezimierte die indianische Bevölkerung, auch eingeschleppte Krankheiten wie die Pocken, Grippe und diverse Kinderkrankheiten entvölkerten ganze Landstriche, so die Hochländer von Chiapas und Guatemala, in denen sich binnen eines Jahrhunderts die Bevölkerungsdichte um 70% bis 90% reduziert haben soll.

Bartolomé de Las Casas

Nach lange dauernden Kämpfen gründete 1528 Diego de Mazariegos Ciudad Real, das spätere San Christóbal de las Casas; die später erfolgte Umbenennung ehrt den am 30. März 1544 zum Bischof von Chiapas geweihten Bartolomé de Las Casas, da er den Indigenen freundlich gesinnt war.

Nach der Gründung der Provinzhauptstadt kamen sehr bald Mercedarier nach Chiapas, die später durch Dominikaner ersetzt wurden.[7] Beide Orden waren darin bestrebt, die Glaubensinhalte der einheimischen Bevölkerung als teuflisch zu verdammen, dabei bemühten sie sich mit allen, sogar militärischen, Mitteln, den indigenen Völkern ihr christliches Weltbild aufzudrängen.[12]

Die indigene Urbevölkerung leistete diesen Unterdrückungs- und Verdrängungsversuchen der eignen Kultur wiederholt massiven Widerstand, der regelmäßig in blutige Revolten mündete. Zu erwähnen ist der 1712 von der Metropole Cancuc ausgehende Tseltalesaufstand und die 1772 von Gomez de la Gloria angeführte Widerstandsbewegung, der sich über 6000 indigene Kämpfer anschlossen. Alle Revolten nahmen den gleichen Verlauf - sie wurden brutal und blutig niedergeschlagen.[13]

Mangels einheimischer Sklaven wurden Ende des 17. Jahrhunderts 50000 afrikanische Sklaven in das Hochland verschleppt.[8] Neben den Mestizen gab es daher bald auch Mulatten und Zambos.

Die rassistische Grundeinstellung der europäischen Eroberer manifestierte sich in der regionalen Gesetzgebung. So war es Schwarzen und Mulatten bei Androhung von 100 Peitschenhieben verboten, auf Pferden oder Maultieren zu reiten. Auch der Weigerung der Indianer, sich in Unfreiheit zu vermehren, wurde per Gesetz entgegengewirkt, denn Kinderlosigkeit in der Ehe wurde mit 25 Peitschenhieben bestraft.

Wie im angrenzenden (damaligen) Mexiko, entstand in Chiapas und Guatemala ein rassistisch ausgerichtetes Kastenwesen. Die Unterschicht bestand aus Menschen, die entweder nicht europäischer oder teilweise afrikanischer Abstammung waren: Indianer, Mulatten, Schwarze und Zambos. Über ihnen standen die Mestizen, darüber befindlich die in der Neuen Welt geborenen Spanier, die Kreolen, während der (europäische) spanische Adel an der Spitze stand.[14]

Nachkoloniale Zeit

Agustín de Itúrbide

Chiapas wurde in der Kolonialzeit von Guatemala aus regiert. Guatemala wurde 1822 – nach dem erfolgreichen Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien – auf Betreiben von Agustín de Iturbide an Mexiko angegliedert, spaltete sich jedoch schon 1823 wieder ab. Chiapas entschied per Volksentscheid, mexikanisch zu bleiben.

1867 kam es ausgehend von der von Tzotzil-Indianern bewohnten Ortschaft Chamula zu einer indigenen Rebellion die etwa bis 1870 anhielt und äußerst blutig verlief, die meisten Opfer waren Tzotzil. Ursache des Aufstandes war die Unterdrückung einer in Folge einer Dürre ausgelösten religiösen Bewegung der Chamulatzotzils.[15][16] In Erwartung eines heilbringenden "indianischen Jesus" wurde ein Freiwilliger vor der Kirche San Juan gekreuzigt. Zufällig aus San Cristóbal de las Casas angereiste Missionare verlangten mit der Unterstützung von zu Hilfe gerufenen militärischen Einheiten die Abhängung des noch lebenden indianischen Messias und entfachten dadurch den Aufstand.[15][16]

Die kath. Pfarrkirche San Juan in Chamula

Drei Missionare sollen in unmittelbarem Zusammenhang mit der erzwungenen Abhängung ums Leben gekommen sein. Bei der Niederschlagung dieses Aufstandes kam es zu massiven Gräueltaten, so wurden als Exempel gefangen genommenen Tzotzilindianern öffentlich in San Cristóbal de las Casas Nasen und Ohren abgeschnitten.[16] Fotografien der Gemarterten konnten noch bis zur zapatistischen Revolution von 1994, die wiederum von Chamula ausging, auf Postkarten in der Provinzhauptstadt käuflich erworben werden.

Subcomandante Marcos in Chiapas

Durch den Aufstand der Zapatisten unter Führung des Subcomandante Marcos wurde der von starker Armut geprägte mexikanische Bundesstaat auf der ganzen Welt zur Kenntnis genommen. Die Zapatisten, die sich in der EZLN (Ejército Zapatista de Liberación Nacional) zusammengeschlossen haben, kämpfen für die Rechte und die freie Entwicklung der indigenen Bevölkerung, und wenden sich auch mit gewalttätigen Mitteln gegen die Folgen der kolonialen Ausbeutung, diversen Missionierungsversuchen, vor allem aber gegen die von Rassismus und religiösem Fanatismus geprägten Motivlage, die die letzten Reste der fast 5000 Jahre alten Hochkultur der Maya auszurotten droht.[17]

Bei ihren Vorgehen gegen die Guerilla übte die mexikanische Armee auch massive Gewalt gegen unbeteiligte Indigene aus und verübte zahlreiche Greueltaten. Das bekannteste Massaker fand in Acteal statt, unter den 45 Opfern sollen sogar schwangere Frauen und Kinder gewesen sein (siehe hierzu auch Artikel EZLN).[17][18]

Von 1994 bis 2000 sind nach Angaben der EZLN über 1000 Guerillas und sympathisierende Mayas getötet und mehr als 15000 vertrieben worden. Wegen der hohen Opferzahlen und des dadurch in Mitleidenschaft gezogenen, ehemals profitträchtigen Tourismus haben sich viele der indigenen Unterstützer mittlerweile von der EZLN abgewendet.[17][19]

Indigene Ethnien

Tzeltal

Tzeltaltänzer in Tracht, in San Cristóbal de las Casas

Die Tzeltals nennen sich selber „Winik Atel“, was schlicht „arbeitender Mensch“ bedeutet und leben von der Landwirtschaft. Sie stellen die größte indigene Ethnie und siedeln südöstlich von San Cristóbal de las Casas. Heute gibt es etwa 500.000 Tzeltal in Chiapas. Das Tzeltal-Maya gehört zur Maya-Sprachfamilie und wird heute von über 470.000 Menschen gesprochen – somit ist es die viertgrößte Sprachgruppe Mexikos. Die Tzeltal-Sprache teilt sich in zwei Dialekte. Der eine hat sich im Hochland, der andere im Tiefland ausgebildet. Die meisten Kinder dieses Volkes sprechen mittlerweile auch spanisch, die Erwachsenen sind zumeist einsprachig. Die Tzeltal bilden örtlich gebunden, eine soziale und kulturelle Einheit. Haupthandelsprodukt der Tseltales sind neben landwirtschaftlichen Erzeugnissen unglasierte Töpferwaren.[20]

Tzotzil

Prozession in San Juan Chamula, dem kulturellen Zentrum der Tzotzil

Die Tzotzil leben im Stammesverbund konzentriert im Hochland und Grenzgebiet zu Tabasco, sie verteilen sich aber fast landesweit. Die Tzotzilsprache wird von ca. 350.000 Menschen gesprochen und ist somit nur geringfügig kleiner als die Sprache der Tzeltal. Hauptsiedlungspunkte sind Chamula, Zinacantán, Chenalhó und Simojovel. Die Sprache ist eng verwandt mit der Tzeltalsprache und entfernt verwandt mit dem Yucatec-Maya der Lacandonen.

Traditionell tragen viele Männer kurze Hosen, ein langes, helles Baumwollunterhemd unter einem Ziegenfell- oder Baumwollponcho. Der Hut ist mit Bändern geschmückt. Die Farbigkeiten der Trachten variieren von Dorf zu Dorf. Die Chamulatzotzils tragen beispielsweise dunkle Trachten, die freundlicher gestimmten Zinacantantzotzils hingegen violette und rosafarbene Tracht mit gestickter Blumenzier. Die Tzotzilfrauen tragen ihre Haare offen oder geflochten und ihre Kleinkinder in Tüchern an den Körper angeschmiegt.[21]

Hochwertige indigene Webarbeiten auf einem Markt in San Cristóbal de las Casas

Handel betreiben in erster Linie Frauen und Mädchen, während die Männer abseits stehend das Treiben beobachten. Neben landwirtschaftlichen Produkten werden hochwertige Handwerksartikel angeboten. Geflochtene, sehr farbenfrohe, reichhaltig ornamentierte Gürtel und Armbänder sind zu nennen, aber auch prachtvoll gewebte Decken und Tonwaren werden angeboten. Verkauft werden an Touristen andere Ornamentmotive als der Tzotziltracht zugehörige. Diese ist von vordergründiger magischer Symbolik.

Bei den Tzotzils ist der ritualisierte Schamanismus ausgeprägt vorhanden und wird vor allem von Frauen ausgeführt. Ein sehr wichtiger Bestandteil dieser Rituale nimmt als Opfertier das Huhn ein (siehe auch: Chamula). Bei den Männern ist die Kampfbereitschaft erwähnenswert. Die Tzotzilindianer haben den Freiheitskampf der EZLN nicht nur unterstützt sondern auch daran teilgenommen, dadurch gewannen sie die Autonomie.

Lakandonen

Lakandonen-Kanu vor einem Museum in San Cristóbal de las Casas

Die auch Lacandonen genannten Maya (lakandonisch Hach Winik, „wahre oder echte Menschen“) sind ein indigenes Volk im Tiefland von Chiapas. Sie unterteilen sich in zwei Unterethnien, die nördlichen und die südlichen Lacandonen.

Unter den Nachkommen der alten Maya lebt diese Ethnie am stärksten isoliert, da sie mitten im Tieflanddschungel siedelt. Die Lakandonen haben sich im letzten Jahrhundert kulturell gespalten - die Lacandonen, die in der Nähe von Bonampak siedeln, wurden von evangelischen Missionaren christianisiert. Diese haben sich für den Tourismus geöffnet und auch Übernachtungsmöglichkeiten für Reisende errichtet. Durch den Verkauf von Holzfällerrechten sind einige dieser Lakandonen sehr wohlhabend geworden. Die immer noch traditionell lebenden Lacandonen siedeln in der Nähe der Ortschaft Nahè - bei Palenque, dort pflegen diese Mayas noch ihre jahrhundertealte Lebensweise und Religion.[22]

Seit dem 20. Jahrhundert ist diese kleine Kultur also verstärkt in den Kontakt mit der „westlichen“ Zivilisation geraten. Die Kultur der heute etwa 700 Lacandonen ist in Folge von dieser Akkulturation und den diversen Missionierungsversuchen akut vom Verschwinden bedroht. Die Lacandonen siedeln auch in Nähe von Tourismusmagneten, wie den Ruinen von Palenque.[23] Dort handeln oder tauschen männliche Lacandonen selbstgefertigte Waren (Pfeile, kleine Bögen). B. Traven schreibt, dass die Lacandonen Anfang der 1930er Jahre noch nackt im Urwald lebten, mittlerweile tragen die Lakandonen-Männer weiße lange Baumwollhemden und die Frisur ist häufig mit einem Pony versehen. Die Haarlänge variiert, meistens erreichen die Haarspitzen den Brustbereich.[24] Die Lacandonen haben sich der EZLN nicht angeschlossen.

Tojolabal

Tojolabaltracht in einem Museum in San Cristóbal de las Casas

Die Tojolabal siedeln im Grenzgebiet zu Guatemala. Es wird vermutet, dass sie noch vor der Kolonialisierung aus dem heutigen Guatemala nach Chiapas eingewandert sind. Die etwa 35.000 Angehörigen der Tojolabal sprechen eine eigene Sprache und nur wenige sind auch noch des Spanischen kundig. Nur die Frauen tragen Tracht, die Blusen sind weiß, die Röcke bunt. Alle Kleidungsstücke sind mit reich ornamierten Bandmotiven bestickt. Unverheiratete Frauen tragen ihre Haare offen, verheiratete Frauen zu zwei Zöpfen gebunden. Alle verheirateten Frauen tragen Kopftücher, unverheiratete Frauen und Mädchen nur gelegentlich.[25]

Landwirtschaft, Bodenschätze, Klima

Viehweide in der Sierra von Chiapas

Aufgrund der klimatischen Verhältnisse von Chiapas, das gleich mehrere Klimazonen umfasst (Hochland, tropischer Regenwald im Tiefland, (Regenzeit Mai - Oktober) subtropische Übergangsbereiche, und Bergnebelwald an der Pazifikküste), gedeiht hier eine große Vielfalt an Pflanzenarten. Das Klima im Hochland ist mild und keinem Wechsel der Jahreszeiten unterworfen, der deutsche Schriftsteller B. Traven nannte seinen in Buchform erschienen Reisebericht über Chiapas deshalb Land des Frühlings.[26]

Anbauprodukte

im Hochland:

Weizen, Gerste, Hafer, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Mais

im Tiefland:

Kaffee, Kakao, Mais, Gummi, Bananen, Ananas, Kokosnuss, Baumwolle, Avocado, Agaven, Sisal,Tomaten, Bohnen, Maniok, Kürbis, Chilischoten, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Chayote[27]

in der Übergangsregion:

Mais, Zuckerrohr, Wein, Orangen, Zitronen, Mandeln, Kastanien, Oliven, Nüsse, Äpfel, Birnen, Kirschen, Pfirsiche, Avocado, Agaven, Sisal, Tomaten, Bohnen, Kartoffeln, Kürbis, Süßkartoffeln, Maniok[27]

Bodenschätze

Eisen, Edelsteine, Halbedelsteine, Gold, Silber, Kupfer, Schwefel, Kohle, Erdöl, Gas[27]

Fauna und Flora

Jaguar auf Dschungelpirsch

Obwohl seltener geworden, leben in Chiapas zahlreiche exotische Säugetiere wie Affen, Brüllaffen, Tapire, Ameisenbären und Nabelschweine. Aber auch Großkatzen wie Pumas, Ozelots und Jaguare sind zu finden.

Unter den Reptilien des Regenwalds sind insbesondere zahlreiche Schlangenarten sowie Krokodile und Leguane hervorzuheben. Auch gibt es in den Regenwäldern zahlreiche Vogelarten. Der etwa 35 cm große Quetzal, einer der farbenprächtigsten Vögel des tropischen Regenwaldes sei hier stellvertretend genannt.

Wie bereits erwähnt können in Chiapas alle Pflanzen der Erde gedeihen, natürlich vorkommend und von wirtschaftlicher Nutzung und Handel betroffen sind vor allem Mahagoni, Teak, Gummi, Kautschuk und Kakao.

Touristische Attraktionen

Attraktionen kultureller Art

Der Templo Mayor in Yaxchilán

In Chiapas liegen bedeutende Maya-Ruinenstätten, unter anderem das Weltkulturerbe Palenque, Bonampak, Yaxchilán, Toniná, Izapa und Chinkultic.

Die meisten und auch bekanntesten Sehenswürdigkeiten der klassischen Epoche befinden sich im Tiefland von Chiapas, somit in der tropischen Klimazone. Einst vom Dschungel überwuchert, sind sie mühselig freigelegt worden. Fast alle diese Ruinen sind mittlerweile über Straßen erreichbar.

In den Ruinenstätten wurden bedeutende Artefakte der untergegangenen klassischen Periode entdeckt, wie Wandmalereien, Maya-Stelen, aber auch Dinge des täglichen Bedarfs. Ihnen allen ist zu eigen, dass sie von Handwerkern besonderer Kunstfertigkeit erzeugt worden sind.

Attraktionen natürlicher Art

Misol-ha in der Regenzeit
Das Kaskadenfinale von Agua Azul
Der Miramarsee mitten im Lacandonendschungel

Wahre Weltwunder der Natur sind gleich in der Nähe von Palenque zu finden: Der Steilsturz-Wasserfall von Misol-Ha sowie die in der Trockenzeit smaragdgrün-saphirblau schimmernde Wasserfallkaskade von Agua Azul, die mit über 6 Kilometern Gesamtlänge zu den längsten der Welt zählt.

Etwa 10 km von San Christobal entfernt befinden sich die Grutas de San Christobal ein weit verzweigtes Höhlensystem, diese sind ohne nennenswerte Tropfsteinformationen und werden daher nicht stark frequentiert.

Weitere touristische Attraktion sind der Cañón del Sumidero und der Nationalpark Lagunas de Montebello, der eine Seenplatte mit unterschiedlich farbigen Gewässern umfässt. Der unmittelbar an Guatemala grenzende Nationalpark weist eine an Flora und Fauna besonders große Artenvielfalt auf.

Ein weiters Naturschutzgebiet befindet sich im Tiefland mitten im Lacandonendschungel, dieses umfasst das größte Binnengewässer Südmexikos den Miramarsee. Dieser liegt im Biosphärenreservat von Monte Azules, dem größten erhaltenen Regenwaldgebiet Nordamerikas, auch dieser Nationalpark weist eine aussergewöhnlich hohe Artenvielfalt auf.

Von der einheimischen Bevölkerung wird der Reiseweg zu diesen Sehenswürdigkeiten als Gringo-Trail bezeichnet.

Naturkatastrophen

Vulkanausbrüche

El Chichón, 4. November 1982

1982 brach der Vulkan El Chichón in Chiapas aus. Der Berg verlor durch den Ausbruch ca. 200 Meter an Höhe und bildete nachfolgend eine Caldera mit innerem saurem Kratersee aus. Etwa 2000 Menschen verloren durch den Ausbruch ihr Leben.

Die Eruption des El Chichón war eine der größten im 20. Jahrhundert, insgesamt wurden 1,5 km³ an Magma ausgestoßen, und sie wurde in der Menge des in die Stratosphäre eingebrachten Materials nur durch die des Pinatubo 1991 übertroffen. Die entstandene Aerosolwolke umrundete die Erde in drei Wochen, und verteilte sich im Laufe der nächsten sechs Monate vom Äquator bis zum 30. nördlichen Breitenkreis. Man vermutet, dass das die Temperatur der Atmosphäre um mindestens 0,2 °C sinken ließ und den Effekt eines überaus starken El Niños in diesem Jahr vermindert hat.

1986 brach der Vulkan Tacaná im Grenzgebiet zu Guatemala aus. Opferzahlen sind nicht bekannt.

Orkane

Zugbahn des Hurrikan Stan 2005

Anfang Oktober 2005 verursachte der Hurrikan Stan große Schäden in Chiapas, betroffen waren auch angrenzende Regionen wie: Yucatán, Quintana Roo, Hidalgo, Oaxaca, Puebla und Veracruz.

Erdbeben

Am 16. Oktober 2008 ereignete sich in Chiapas ein Erdbeben mit der Stärke von 6,5 auf der Richterskala. Das Epizentrum lag in der Nähe des Ortes Suchiate an der Grenze zu Guatemala.

Literatur

  • José de Acosta: Das Gold des Kondors. Berichte aus der Neuen Welt 1590 und Atlas zur Geschichte ihrer Entdeckung. Herausgegeben und übertragen von Rudolf Kroboth und Peter H. Meurer. Edition Erdmann in K. Thienemanns Verlag, Stuttgart u. a. 1991, ISBN 3-522-60750-3 (Originalausgabe: America, Oder wie mans zu Teutsch nennet Die Neuwe Welt/ oder West India. Von Herrn Josepho De Acosta in Sieben Büchern/ eins theils in Lateinischer/ und eins theils in Hispanischer Sprach/ Beschrieben. Sutorius, Ursel 1605. Nach dem Exemplar der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin[28]).
  • B. Traven: Land des Frühlings. Büchergilde Gutenberg, Berlin 1928.
  • Hans Dollinger, Schwarzbuch der Weltgeschichte. 5000 Jahre der Mensch des Menschen Feind. Lizenzausgabe. Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft, Herrsching 1973, ISBN 3-88199-030-5.
  • K'ayum Ma'ax, Christian Rätsch (Hrsg.): Ein Kosmos im Regenwald. Mythen und Visionen der Lakandonen-Indianer (= Diederichs Gelbe Reihe. Indianer. Bd. 48). Diederichs, Köln 1984, ISBN 3-424-00748-X (2., überarbeitete Auflage. Diederichs, München 1994).
  • Helmut Hermann: Yucatán, Chiapas. Von der Karibikküste bis San Cristóbal de las Casas und über Oaxaca nach Mexiko-Stadt. (Handbuch für individuelles Entdecken. Unterwegs mit Reise Know-How von der Karibikküste bis Mexiko-Stadt). 2. Auflage. Reise-Know-How-Verlag Grundmann, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89662-371-3.
  • Frank Herrmann: Guatemala, Travel Handbuch, Stefan Loose Verlag, Berlin, September 2001
  • John Fisher, Sylvia Meyer: Mexico ,Travel Handbuch, Stefan Loose Verlag, Berlin, Januar 2002 ISBN 3-922025-92-7
  • Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko. Insel-Verl., Frankfurt a.M. 1988, ISBN 3-458-32767-3.
Commons: Chiapas – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Mexico en Cifras. INEGI, abgerufen am 5. April 2011.
  2. http://www.youtube.com/watch?v=dLRjcEyvxgE&feature=related
  3. a b John Fisher, Sylvia Meyer: Mexico, Travel Handbuch, Stefan Loose Verlag, Berlin, Januar 2002 ISBN 3-922025-92-7 S.652
  4. http://www.die-mayas.de/index.html
  5. http://www.die-mayas.de/index.html
  6. http://www.die-mayas.de/index.html
  7. a b Hermann: Yucatán, Chiapas. 2012, S. 334.
  8. a b Frank Herrmann: Guatemala, Travel Handbuch, Stefan Loose Verlag, Berlin, September 2001 S.79
  9. John Fisher, Sylvia Meyer: Mexico ,Travel Handbuch, Stefan Loose Verlag, Berlin, Januar 2002 ISBN 3-922025-92-7 S.627
  10. Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko. Insel-Verl., Frankfurt a.M. 1988, ISBN 3-458-32767-3.S.173
  11. Dollinger: Schwarzbuch der Weltgeschichte. 1973, S. 235.
  12. de Acosta: Das Gold des Kondors. 1991.
  13. Helmut Hermann: Yucatán, Chiapas. Von der Karibikküste bis San Cristóbal de las Casas und über Oaxaca nach Mexiko-Stadt. (Handbuch für individuelles Entdecken. Unterwegs mit Reise Know-How von der Karibikküste bis Mexiko-Stadt). 2. Auflage. Reise-Know-How-Verlag Grundmann, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89662-371-3.S.337
  14. Frank Herrmann: Guatemala, Travel Handbuch, Stefan Loose Verlag, Berlin, September 2001 S.79-80
  15. a b books.google.de
  16. a b c Traven: Land des Frühlings. 1928, zB. S. 78–80.
  17. a b c http://enlacezapatista.ezln.org.mx/
  18. http://www.mexiko-lexikon.de/mexiko/index.php?title=Acteal
  19. Hermann: Yucatán, Chiapas. 2012, S. 337.
  20. John Fisher, Sylvia Meyer: Mexico ,Travel Handbuch, Stefan Loose Verlag, Berlin, Januar 2002 ISBN 3-922025-92-7 S.641
  21. John Fisher, Sylvia Meyer: Mexico, Travel Handbuch, Stefan Loose Verlag, Berlin, Januar 2002 ISBN 3-922025-92-7 S.640
  22. John Fisher, Sylvia Meyer: Mexico, Travel Handbuch, Stefan Loose Verlag, Berlin, Januar 2002 ISBN 3-922025-92-7 S.659
  23. Ma'ax, Rätsch (Hrsg.): Ein Kosmos im Regenwald. 1984.
  24. Helmut Hermann: Yucatán, Chiapas. Von der Karibikküste bis San Cristóbal de las Casas und über Oaxaca nach Mexiko-Stadt. (Handbuch für individuelles Entdecken. Unterwegs mit Reise Know-How von der Karibikküste bis Mexiko-Stadt). 2. Auflage. Reise-Know-How-Verlag Grundmann, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-89662-371-3. S.659
  25. http://honeymoon-destinations.biz/tag/tojolabals/
  26. Traven: Land des Frühlings. 1928.
  27. a b c Traven: Land des Frühlings. 1928, S. 8.
  28. vgl. VD17 39:133228S

Koordinaten: 16° 25′ N, 92° 25′ W