Lyon


Lyon [Stadt im östlichen Frankreich am Zusammenfluss der Flüsse Rhône und Saône, in der Region Rhone-Alpes.
Das Stadtzentrum hat 445.453 Einwohner, der Ballungsraum 1.348.832 Einwohner, was Lyon zum zweitgrößten Ballungsraum Frankreichs macht, nach Paris.
Die historische Altstadt wurde von der UNESCO 1998 zum Weltkulturerbe erklärt [1].
Lyon ist die Hauptstadt der Region Rhône-Alpes und des Départements Rhône. Die Stadt gilt als französische Hauptstadt der Gastronomie (der weltbekannte Koch Paul Bocuse stammt aus Lyon und unterhält mehrere Restaurants in der Umgebung), als Stadt der Seide und des Lichts. Jedes Jahr am 8. Dezember feiern die Lyoner die 'Fête des lumières' (das Fest der Lichter), bei der tausende von Kerzen und Windlichtern in die Fenster gestellt werden.
In Lyon wurde von den Gebrüdern Lumière das Kino erfunden. Lyon (eigentlich Polemieux-au-mont-d'Or nahe bei Lyon) ist die Geburtsstadt von André Marie Ampère sowie von Savitri Devi Mukherji (eigentlich Dr. Maximiani Portas).
Lyon ist ein Bistum der römisch-katholischen Kirche.
Lyon wird von zwei Hügeln überragt: Fourvière, der sich hinter der Kathedrale von St-Jean erhebt und auf dessen Spitze 1871 die Basilika Sainte-Marie de Fourvière errichtet wurde, und la Croix-Rousse, wo die canuts, die Lyoner Seidenweber, die Seide erzeugten und ihre Stoffe webten.
Lyon ist Sitz der internationalen Polizeibehörde Interpol.
In der Nähe von Lyon befinden sich zwei der wichtigsten Weinanbaugebiete Frankreichs: Beaujolais im Norden, und die Côtes du Rhône im Süden.
Geschichte
Lyon wurde 43 v. Chr. von den Römern unter dem Namen Lugdunum (Hügel des Lichts oder Hügel der Raben: die Etymologie ist nach wie vor umstritten) als Verwaltungszentrum Galliens gegründet; vorher bestand jedoch bereits eine keltische Siedlung. Diese Rolle hatte die Stadt über drei Jahrhunderte inne, bevor ihre Bedeutung im Zuge des Untergangs des Römischen Reiches zurückging.
Im Jahr 177 wurde hier die Märtyrerin Blandina verbrannt, die man später zur Stadtpatronin von Lyon machte. In der Spätantike bestand hier eine "Hochschule", an der unter anderem auch Sidonius Apollinaris studierte; auch war Lyon frühzeitig Bistum bzw. Erzbistum. 461 fiel die Stadt an die Burgunden und blieb bis zur fränkischen Eroberung 534 Königsresidenz. Die Stadt wurde 725 von den Arabern, die aus Spanien kommend ins Frankenreich einfielen, verwüstet.
Erst im 11. Jahrhundert erlangte Lyon wieder größere überregionale Bedeutung, als die katholische Kirche der Stadt den Hauptsitz über Gallien (Primat des Gaules) zusprach, den sie noch heute besitzt. Der Kardinal von Lyon ist nach wie vor das Oberhaupt der katholischen Kirche in Frankreich.
Die Stadt fiel 1032, wie auch das gesamte Königreich Arelat, an das Heilige Römische Reich. In der Renaissance erlebte Lyon aufgrund des Seidenhandels einen erneuten Entwicklungsschub. 1348 wütete jedoch die Pest auch in Lyon, welches 1310 von französischen Truppen besetzt worden war.
Während der Französischen Revolution erhielt Lyon den Namen Ville sans Nom, da es sich durch monarchistische Umtriebe negativ hervorgetan hatte. Im 19. Jahrhundert wurde Lyon zu einer bedeutenden Industriestadt.
Lyon war zur Zeit der deutschen Besatzung im 2. Weltkrieg Mittelpunkt der "Résistance".
Universitäten
- Université Claude Bernard Lyon 1 [2]
- Université Lumière Lyon 2 [3]
- Université Jean Moulin Lyon 3 [4]
- Ecole Normale Supérieure Lettres et Sciences humaines [5]
- Institut d'Etudes Politiques (Sciences-Po) de Lyon [6]
- Ecole nationale supérieure des sciences de l'information et des bibliothèques [7]
- Ecole Nationale des Beaux-Arts de Lyon [8]
- Ecole Normale Supérieure de Lyon [9]
- Ecole de Management de Lyon [10]
- Ecole Centrale de Lyon [11]
- Institut National des Sciences Appliquées de Lyon [12]
- École Supérieure Chimie Physique Électronique de Lyon CPE [13]
Wirtschaft
Lyon ist eines der ältesten Zentren der französischen Fayence-Herstellung; seit 1512 wird hier Fayence gefertigt, anfangs wohl von italienischen Einwanderern. Die Erzeugnisse des späten 16. Jahrhunderts erinnern an zeitgenössische Majolica aus Urbino.
Das bekannteste Unternehmen aus Lyon dürfte die Großbank Crédit Lyonnais sein, deren Hauptsitz sich in einem markanten Hochhaus im Osten der Stadt befindet, das seiner Form wegen Crayon (Bleistift) genannt wird.
Daneben ist Lyon ein wichtiger Standort des Pharma-Unternehmens Aventis, dessen Vorläufer Rhône-Poulenc seinen Hauptsitz in Lyon hatte.
Ferner existieren Raffinerien und weitere Industrie.
Verkehr
Lyon ist Frankreichs zweitgrösster Eisenbahnknotenpunkt mit den Bahnhöfen Perrache und Part-Dieu sowie dem Rangierbahnhof Sibelin und war 1982 die erste Stadt, die mit Paris durch den TGV verbunden wurde.
An der Autoroute du Soleil gelegen, die an der Westseite die Altstadt in einem Tunnel unterquert, kennen viele Touristen Lyon nur aus der Tunnelperspektive.
Lyon hat mit Saint-Exupery in Satolas, 20 km östlich der Stadt, einen internationalen Flughafen. Er ist nach Antoine de Saint-Exupéry benannt.
Lyon verfügt über eine moderne Metro mit vier Linien, von denen eine fahrerlos und eine mit Zahnradbetrieb unterwegs ist. Als zusätzliches Angebot des ÖPNV wurde neben dem Bus- und Oberleitungsbus-Netz zu Beginn des Jahrtausends auch eine Straßenbahn erbaut. Auf den Fourvière-Hügel führen außerdem zwei Standseilbahnen.
Kultur
Neben zahlreichen Theatern und Kinos bietet Lyon auch ein Opernhaus, das überregionale Bedeutung hat.
Lyon ist insbesondere bekannt für sein Marionettentheater, das sich um die stadtgeschichtlich geprägte Figur des Guignol rankt.
Lyon zählt an die 30 Museen (Musée des Confluences,..), 15 stadteigene Bibliotheken, ein Nationalorchester (Orchestre National de Lyon), ein Nationalkonservatorium, sowie zahlreiche bedeutende Chöre, und gilt zudem als das gastronomische Zentrum des Landes.
Ein Lyoner Straßenname dürfte weltweit wohl einmalig sein: die „Straße des ersten Films“. Die Straße liegt im 3. Stadtbezirk und befindet sich genau an der Stelle, wo die Brüder Lumière 1895 den angeblich ersten Film der Welt gedreht haben. Heute kann man in dieser Straße ein Museum zur Geschichte des Films im ehemaligen Wohnhaus der Familie Lumière besichtigen. Ein modernes Kino wurde für das "Institut Lumière" an der Stelle der ehemaligen Chemiefabrik der Lumières gebaut.

Eine weitere kulturelle Besonderheit ist das Maison de la Danse. Dieses bietet ein vollständig auf Tanz in all seinen Formen ausgerichtetes Programm an, von klassischem Ballett über modernen Tango bis zu experimentellem Tanztheater. Alle zwei Jahre organisiert das Maison de la Danse eine jeweils unter einem anderen Thema stehende Biennale, die die gesamte Stadt im September zwei Wochen lang in eine gigantische Tanzbühne verwandelt. Im Jahre 2004 lautete das Thema 'Europa'.
Am linken Sâoneufer, nördlich des Stadtzentrums, befinden sich die Subsistances. Es handelt sich hierbei um einen in einem alten Konvent am Saône-Ufer untergebrachten Kulturkomplex, der sich den aktuellen Ausdrucksformen artistischer Kreation in all seinen Formen widmet, d.h. Tanz, Theater, neue Zirkusformen, Video, Computerperformances, etc
Im Parc de la Tête d'or gibt es einen kleinen Tierpark, auf dem Fourvière-Hügel im Westen der Stadt befindet sich ein Amphitheater aus der Römerzeit, das auch heute noch für Aufführungen, vor allem in den Sommermonaten, genutzt wird.
Ein bemerkenswertes Bauwerk in Lyon ist der für die Öffentlichkeit nicht zugängliche Tour métallique de Fourvière.
Sport
In Lyon ist der Fußball-Club Olympique Lyonnais zu Hause.
Söhne und Töchter der Stadt
- Pierre-Laurent Aimard, französischer Pianist
- Clodius Albinus, war einer der Kaiser des römischen Fünfkaiserjahres 193
- André Marie Ampère, Mathematiker und Physiker
- Sidonius Apollinaris, Schriftsteller, Bischof von Clermont-Ferrand, heilig gesprochen
- Raymond Aubrac, Bauingenieur und führendes Mitglied der Résistance
- Pierre Bertaux, Germanist
- Marc Bloch, Historiker
- Paul Bocuse, Koch
- Sylvain Calzati, Radfahrer beim Rennstall Ag2r Prévoyance
- Caracalla, römischer Kaiser
- Alexis Carrel, französischer Chirurg und Nobelpreisträger
- Boniface de Castellane, General und Marschall von Frankreich
- Eugène Chaboud, französischer Formel-1- und Sportwagenrennfahrer
- Jean Chacornac, französischer Astronom
- Yves Chaland, französischer Zeichner und Comicbuchautor
- Chlothilde von Burgund, Frau von Chlodwig I.
- Jean-Paul Civeyrac, französischer Filmregisseur
- Claudius, römischer Kaiser
- Laurent Clerc, historische Figur in der Geschichte des Taubseinswesens der USA
- Guillaume Coustou d. Ä., Maler und Bildhauer
- Nicolas Coustou, Bildhauer, Bruder von Guillaume Coustou
- Antoine Coysevox, französischer Bildhauer
- Philibert Delorme, französischer Architekt der Renaissance
- Jacques Deray, französischer Regisseur
- Gérard Desargues, französischer Mathematiker
- Savitri Devi, Philosophin und Schriftstellerin
- Youri Djorkaeff, Fußballspieler
- Raymond Domenech, Fußballspieler und Nationaltrainer der französischen Fußballnationalmannschaft
- Jules Favre, französischer Politiker
- Henri Frenay, Politiker und Mitglied der Résistance
- Tony Garnier, Architekt
- Walter Gieseking, deutscher Pianist und Komponist
- Michèle Girardon, französische Schauspielerin
- Robert Giscard, Arzt und einer der ersten sieben Brüder der Communauté de Taizé
- Ludovic Giuly, französischer Fussballspieler
- Hector Guimard, französischer Architekt
- Maurice Herzog, Bergsteiger und Politiker
- Irenäus von Lyon, Kirchenvater, war Bischof in Lugdunum in Gallien
- Joseph-Marie Jacquard, französischer Erfinder, entwickelte den Webstuhl entscheidend weiter
- Pauline Marie Jaricot, Gründerin des Werkes der Glaubensverbreitung
- Jean Michel Jarre, französischer Vertreter der Elektronischen Musik
- Maurice Jarre, französischer Komponist
- Marie Ennemond Camille Jordan, Mathematiker
- Antoine Laurent de Jussieu, Botaniker
- Allan Kardec, Pseudonym des Begründers des Spiritismus, Hippolyte Léon Denizard Rivail
- Louise Labé, Dichterin
- Pierre-François Lacenaire, Dichter, Verbrecher und Mörder
- Jean-Marie Leclair, Komponist und Geiger des Barock
- Louis Marchand, Organist und Cembalist
- André Morellet, Ökonom und Schriftsteller
- Thierry Noir, französischer Maler
- Olivier Panis, ehemaliger Formel 1-Rennfahrer
- Dominique Perben, französischer Politiker
- Adolphe Perraud, Geistlicher, Bischof von Autun, Kardinal; Mitglied der Académie française
- Abbé Pierre, Priester und Gründer der Emmaus-Gemeinde
- Louis Antoine Ranvier, französischer Anatom
- Julie Récamier, französische Salondame
- Antoine de Saint-Exupéry, Dichter und Flugzeugpilot
- Valentine de Saint-Point, französische Dichterin und Futuristin
- Jean-Baptiste Say, Ökonom und Geschäftsmann
- Eric-Emmanuel Schmitt, Schriftsteller
- Louis Sclavis, Klarinettist, Saxophonist, Komponist und Bandleader
- Josephin Soulary, Dichter
- Louis-Gabriel Suchet, französischer Marschall, Herzog von Albufera
- Bertrand Tavernier, Filmemacher
- Sylvie Testud, französische Schauspielerin
- Jean-Claude Trichet, Finanzexperte und Präsident der Europäischen Zentralbank
- Petrus Valdes, Kaufmann, Wanderprediger und Begründer der Waldenser
- Charles-Marie Widor, Organist, Komponist und Lehrer
Weblinks
Städtepartnerschaften
- Frankfurt am Main, Hessen, Deutschland, seit 1960
- Leipzig, Sachsen, Deutschland, seit 1981 sogenannter "Pacte d'amitié"= Städtefreundschaft
- Beerscheba in Israel