Jesus von Nazareth. Die Kindheitsgeschichten

Jesus von Nazareth. Prolog – Die Kindheitsgeschichten ist der dritte Band der Jesus-Trilogie Jesus von Nazareth von Papst Benedikt XVI. über die Gestalt und Botschaft von Jesus Christus. Das Buch erschien kurz vor Advent 2012, im Jahr des Glaubens.[1] Zeitgleich mit der deutschen Originalausgabe erschienen Ausgaben in 7 weiteren Sprachen in 50 Ländern mit einer Gesamtauflage von über einer Million Exemplaren. Der Band soll 2013 in 20 weiteren Sprachen in 72 Ländern erhältlich sein.[2]
Ratzinger-Exegese
Mit dem Band über die Kindheitsgeschichten der Evangelien von Matthäus und Lukas möchte Papst Benedikt XVI. den Lesern „auf ihrem Weg zu Jesus und mit Jesus“ eine einleitende Orientierungshilfe zur Gestalt und Botschaft Jesu von Nazareth mitgeben, die er im ersten und zweizen Bänd mit seiner neuartigen Bibelauslegung vielschichtig analysiert und interpretiert.
Auch im Prolog-Band verwebt die Ratzinger-Exegese die historische Komponente der Auslegung – Frage nach der einstigen Absicht der Bibelautoren – mit der Frage nach einer universellen und individuellen Bedeutung des für Gegenwart und Zukunft bleibenden Wahrheitsgehalts biblischer Texten, „dessen letzter und tiefster Urheber nach unserem Glauben Gott selber ist“.
Für ausführliche Angaben zur Ratzinger-Exegese siehe Wikipedia-Artikel zum 1. Band des Buches:
Inhalt
- 1. Kapitel – Woher bist du? (Joh 19,9)
Die Kapiteltitel gebende Pilatus-Frage des Johannes-Evangeliums gehört nur inderekter Weise zu den Kindheitsgeschichten Jesu. Sie bildet aber einen Kernpunkt aller vier kanonischen Evangelien, bei denen es um die Beantwortung der untrennbar zusammen gehörenden Fragen «Wer ist Jesus?» und «Woher kommt er?» geht. Denn die Frage nach der inneren Herkunft Jesu und so nach seinem wahren Wesen ist als Frage nach Sein und Sendung betrachtet werden muss. Die Menschen von Nazareth kennen Jesus, wie die anderen Bewohner, paradoxer Weise bleibt ihnen das «Woher» seiner Krafttaten und Weisheit, seine Schriftauslegung mit göttlicher Vollmacht und Aussage über seine himmlische Herkunft immerhin ein Rätsel.
Die Evangelisten Matthäus und Lukas wollen durch den Stammbaum Christi den „Ort Jesu in der Geschichte“ darstellen. Bei Matthäus steht durch die Zentralität von Abramam und David die Universalität von Jesu Sendung, die in seinem Woher mitgegeben ist, und die Erfüllung der Davidverheißung – Josef ist rechtlicher Vater Jesu – im Mittelpunkt. Der verheißene neue König Jesus erscheint allerdings „ganz anders, als man vom Modell David her hätte denken mögen“. Die Universalität ist auch für Lukas wichtig, er führt aber den Stammbaum noch weiter bis Adam zurück, so wird die Neuschöpfung des Menschen in Jesus, der als „Sohn“ noch radikaler „von Gott“ stammt, als der erstgeschöpfte Mensch Adam, sichtbar.[3]
Die symbolische Struktur beider Stammbäume zeigen die Verbindung von Geschichtliches und Neues bei Jesu, sein „Verwobensein in die geschichtliche Wege der Verheißung“ einerseits und den Neubeginn des Menschseins andererseits. Der Neubeginn bedeutet paradoxer Weise eine Fortsetzung, die „Kontinuität von Gottes geschichtlichem Handeln“. Die unterschiedlich überlieferten männliche Ahnenreihe beider Stammbäume endet jeweils mit Maria aus Nazareth, in der dieser neue Anfang geschieht, und die damit „den ganzen Stammbaum relativiert“.
Der Johannesevangelium fasst ohne Jesus-Stammbaum „die tiefste Bedeutung der Stämmbaume“ zusammen. In seinem Prolog (Joh 1,1-14) gibt er eine nachdrückliche Antwort auf das «Woher» und weitet dies zugleich zu einer Definition der christlichen Existenz aus. Der Anfang, der ewige göttliche Logos, das Wort Gottes, ist in Jesus menschliche Existenz gewinnt: „Er kommt von Gott. Er ist Gott“. Jesus – „als Anfang“ – eröffnet eine neue Weise des Menschseins, eine neue Geburt, den Eintritt in die Herkunft Jesu Christi durch den Glauben:
„So wie Stmmbäume am Ende abbrechen, weil Jesus nicht von Josef gezeugt wurde, sondern ganz wirklich durch den Heiligen Geist aus der Jungfrau Maria geboren worden ist, so gilt nun auch für uns: Unser wahrer „Stammbau“ ist der Glaube an Jesus, der uns eine neue Herkunft schenkt, uns „aus Gott“ gebiert.“
- 2. Kapitel – Dia Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers und der Geburt Jesu
- 3. Kapitel – Die Geburt Jesu im Betlehem
- 4. Kapitel – Die Weisen aus dem Morgenland und die Flucht nach Ägypten
- Epilog – Der zwölfjährige Jesus im Tempel
- Literaturhinweise des Autors
Rezensionen
- Benedikt XVI.: Jesus von Nazareth, Band III. Eine Übersicht. Münchner Kirchenradio – Sankt Michaelsbund: «Ein sehr spiritueller Dialog des 85-Jährigen mit den biblischen Texten ist daraus geworden [...] Immer wieder findet der Autor nach eingehenderen Analysen des biblischen Textes zu einfachen, eingängigen Sentenzen: „Dies ist wahrhaft Grund zur Freude: Es gibt die Wahrheit, es gibt das Gute, es gibt die Schönheit. Sie ist da – in Gott –, unzerstörbar.“ Hier haben wir den typischen Ratzinger-Benedikt-Ton.»
- Papst veröffentlicht drittes Jesus-Buch, Berliner Zeitung, 20. November. 2012: «Ratzingers Deutungen sind feinfühlig und geistvoll.»
- Sympathischer „Skandal für den modernen Geist“, Buchbesprechung bei religionsreport.de: «Die „Kindheitsgeschichten“ eignen sich keineswegs nur für theologisch interessierte Leser, sondern sprechen – schon weil Ratzinger sich einer für seine Verhältnisse vergleichsweise einfachen Sprache bedient – auch jene an, die um theologische Sachbücher bislang eher einen Bogen gemacht haben.»
Titelangaben
- Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.: Jesus von Nazareth. Prolog – Die Kindheitsgeschichten, Verlag Herder, Freiburg im Breisgau, Basel, Wien 2012, ISBN 978-3-451-34999-7.
Siehe auch
Wikipedia-Artikel zu den vorherigen Bänden des Buches:
→ Jesus von Nazareth - Von der Taufe im Jordan bis zur Verklärung
→ Jesus von Nazareth - Vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Drittes Jesus-Buch erscheint im November. buchjournal, abgerufen am 27. Oktober 2012
- ↑ Krönender Abschluss der Jesus-von-Nazareth-Trilogie, an der Webseite von Zenit, 21. November 2012
- ↑ vgl. Kapitel Christus »der letzte Mensch« in: Joseph Rathzinger, Einführung in das Christentum (Seite 189–196).