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Wärmedämmung

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Wärmedämmung bei einer Gebäudefassade
Wärmegedämmte Rohrleitungen in einem Heizungskeller
Steinwolle zur Wärmedämmung innerhalb einer Leichtbauwand in Kanada
Temperaturverlauf in einer außen gedämmten Kalksandsteinwand im WDV-System

Wärmedämmung soll den Durchgang von Wärmeenergie durch eine Hülle reduzieren, um einen Bereich entweder vor Abkühlung oder Erwärmung zu schützen.

Insbesondere bei Gebäuden ist die Wärmedämmung zu unterscheiden vom Wärmeschutz. Die Eindämmung von Wärmeübertragung durch sogenannte Lüftungswärmeverluste zählt hier nicht als Wärmedämmung, sondern als (baulicher) Wärmeschutz. Die Wärmedämmung deckt nur den Bereich der sogenannten Transmissionswärmeverluste ab.

Wärmedämmung wird eingesetzt, um den Heizwärmebedarf von Gebäuden zu minimieren, um technische Prozesse zu ermöglichen oder deren Energiebedarf zu verringern, sowie bei Bekleidung, um den Körper vor Auskühlung zu schützen. Weitere Einsatzgebiete sind beispielsweise die Verhinderung von Frostschäden oder der Schutz von Lebensmittel vor Abkühlung oder Erwärmung.

Eine andere, eher umgangssprachliche Bezeichnung für Wärmedämmung ist Isolierung oder Wärmeisolierung. Im englischen Sprachraum wird nur dieser Begriff benutzt. (Englisch: thermal insulation). Bei Wärmedämmung im Bauwesen spricht man auch von Bauisolierung. (Englisch: building insulation). Die Begriffe Isolierung und Bauisolierung sind jedoch zweideutig. Damit könnte auch eine Bauwerksabdichtung zum Schutz gegen eindringendes Wasser gemeint sein.

Funktionsweise

In allen Fällen wird durch den möglichst kleinteiligen Einschluss (inklusive Windschutz) von Gas oder Vakuum durch festes Material dem Wärmefluss thermischer Energie ein möglichst hoher Widerstand entgegengesetzt.

Gebräuchliche Strukturgeometrien sind:

Gebräuchliche Formen sind:

Gebräuchliche Materialien sind:

Dies bezeichnet die spezifischen wärmedämmenden Eigenschaften eines Stoffes unter der Annahme, dass kein Luftzug (Konvektion) auftritt. Je kleiner der Wert, desto besser ist die wärmedämmende Wirkung. Bei Wärmedämmstoffen im Bauwesen wird in der Regel nicht die Wärmeleitfähigkeit sondern die Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG) angegeben.

Dieser bezeichnet die spezifischen wärmedämmenden Eigenschaften eines Bauteils unter Einbeziehung des Wärmeübergangswiderstands zu den angrenzenden Luftschichten. Das Bauteil kann aus mehreren Stoffen bestehen kann, die hintereinander oder nebeneinander angeordnet sind. Ein Beispiel wäre die Außenwand eines Gebäudes oder ein Fenster. Je kleiner der Wert, desto besser ist die wärmedämmende Wirkung. Der Kehrwert ist der Wärmedurchgangswiderstand.

Dieser entspricht dem Wärmedurchgangskoeffizienten, jedoch ohne Einbeziehung des Wärmeübergangswiderstands zu den angrenzenden Luftschichten. Der Kehrwert ist der Wärmedurchlasswiderstand.

In Nordamerika werden Bauteile üblicherweise mit dem R-Value charakterisiert und Baustoffe mit dem R-Value per Inch. Dies entspricht dem Wärmedurchlasswiderstand mit angloamerikanischen Maßeinheiten. Der Wärmedurchlasswiderstand in der metrischen Variante wird dort als RSI oder R(SI) bezeichnet. Ein RSI-Value [m²•K/W] entspricht etwa dem 0,176-fachen[1] eines R-Value [h•ft²•°F/Btu]

Der 0,144-fache Kehrwert des R-Value per Inch [h•ft²•°F/(Btu•in)] bzw. der 0,0254-fache Kehrwert des RSI-Value per Inch [m²•K/(W•in)] ergibt die Wärmeleitfähigkeit λ [W/(m•K)].
[Der Umrechnungsfaktor 0,144 wird aus dem Faktor 0,176 für den R-Value nach RSI-Value und dem Faktor 0,0254 für Inch nach Meter wie folgt berechnet: 1 / (0,176 / 0,0254) = 0,144]

Wie schnell sich eine Temperaturänderung in einem Material ausbreitet, hängt nicht nur von seiner Wärmeleitfähigkeit, sondern auch von seinem Wärmespeichervermögen ab. Maßgeblich hierfür ist die Temperaturleitfähigkeit.

Wärmedämmung von Lebewesen

Die Bandbreite körpereigener Wärmedämmung reicht von der natürlich vorhandenen Behaarung bzw. Befiederung, über das Fettgewebe bis zur Speckschicht gleichwarmer Wirbeltiere (besonders bei polarer oder mariner Lebensweise). Darüber hinaus verwenden viele Tiere beim Nestbau isolierende Materialien. Menschen bedienen sich zusätzlich tierischer Felle oder pflanzlicher oder synthetischer Fasern zur Bekleidung, um sich auch unterwegs vor Wärmeverlusten zu schützen (siehe auch Nacktheit).

Wärmedämmung von Anlagen

Der Schutz vor Wärmeverlusten bzw. Kälteverlusten durch 'Wärmegewinne' bei Kältemaschinen und ihren Rohrleitungen (Kälteanlagen), ist sowohl für die Energieeffizienz, als auch für die Anlagenfunktion an sich in vielen Fällen betriebsnotwendig. Durch die gestiegenen Kosten fossiler Energieträger kommt ein ökonomischer Anreiz hinzu.

Wärmedämmung von Gebäuden

Die Wärmedämmung von Gebäuden zur Einsparung von Heizenergie hat durch die Verteuerung von Energie in den Jahren 1973 und 1979 und im Rahmen des Bewusstwerdens für nachhaltige Entwicklung einen hohen Stellenwert erhalten. In den 1970er-Jahren wurden gesetzliche Vorschriften zur Wärmedämmung von Gebäuden beschlossen. Die erste Verordnung über einen energiesparenden Wärmeschutz bei Gebäuden trat 1977 in Kraft, weitere Verordnungen folgten. Die erste Fassung der Energieeinsparverordnung ist im Jahr 2002 in Kraft getreten und seitdem sind mehrere Novellierungen erfolgt. Derzeit gültig ist die EnEV 2009 und die nächste Novellierung ist für das Jahr 2012 vorgesehen.[2] Mit steigendem Bewusstsein für die Erschwernisse durch sommerliche Überhitzung des Gebäudeinneren werden die Vorteile einer starken Wärmedämmung für den Sommer deutlicher erkennbar.

Baustoffe wie Stahl, Beton und Glas, aber auch Natursteine sind relativ gute Wärmeleiter, so dass die daraus errichteten Außenwände von Gebäuden bei kalter Witterung sehr schnell die Wärme von der Innenseite an die Außenseite abgeben. Beim Einsatz dieser Baustoffe werden die Außenwände, auch nachträglich, mit so genannten Dämmstoffen versehen, um so den Heizenergiebedarf zu reduzieren. Gleichzeitig wird der sommerliche Hitzeschutz verbessert, da die Wärme nur langsam in das Gebäude eindringt und die Behaglichkeit reduziert. Beim Einsatz von Klimaanlagen führt dies zur Einsparung von Betriebsenergie.

Arten der Wärmedämmung

Man unterscheidet Außen-, Innen- und Kerndämmung. In weiten Teilen Deutschlands ist der einschalige Wandaufbau aus tragenden und wärmedämmenden Baustoffen wie zum Beispiel Ziegel oder Bims- und Porenbeton gängig. In Verbindung mit Kalksandstein oder schlecht dämmenden anderen Bausteinen wird eine zweischalige Wand mit vorgesetzter Dämmschicht zu einer geschickten Kombination von Statik, Schallschutz, Wärmespeicherung und Wärmedämmung.

Qualitativ kann grob unterschieden werden, zwischen der:

1. Reinen wärmetechnischen Sanierung des Bestandes, mit einer zweischaligen Konstruktion die oft als Wärmedämmverbundsystem bezeichnet wird.
2. Dem dreischalige Wandaufbau mit Kerndämmung häufig beim Neubau.
3. Moderneren Fassadensystemen wie sogenannte Bio-Solarhäuser, die mir eine Glas-Luft-Glas-Fassade auch ohne Dampfsperren und Ventilatoren auskommen.

Sowie als eine besondere Art der Wärmedämmung, mit jedoch hohem Anspruch an das Mauerwerk, auch die Fassadenbegrünung und die Dachbegrünung

Sonderfälle

In manchen Fällen ist eine Außendämmung nicht möglich oder nicht gewünscht. So kann man bei Lehmaußenwänden in Fachwerkhäusern und Gebäuden, deren Außenfassade erhalten bleiben soll, auch nachträglich eine Innendämmung aufbringen. Innendämmungen sind problematischer, da der Taupunkt nach innen wandert und dadurch die Gefahr von Feuchtigkeitsbildung und damit von Gebäudeschäden besteht. Wenn die Konstruktion mit diffusionsoffenen kapillaraktiven Dämmstoffen ausgeführt wird, lassen sich diese Probleme heute im Regelfall beherrschen.
Innendämmungen mit Dampfsperren sind ebenfalls möglich, müssen jedoch sehr sorgfältig ausgeführt werden, da bei Beschädigung der Dampfsperre sich bildende Feuchtigkeit kaum mehr aus der Konstruktionsebene entweichen kann. Eine recht elegante Alternative ist das Ankleben mineralischer Schaumplatten, die etwa den gleichen Wasserdampfwiderstand haben wie Mauerwerk. In jedem Fall muss eine Innendämmung durchgehend luftdicht gegenüber der Raumluft abgeschlossen werden, um Hinterlüftung und dadurch zwangsläufig entstehende Kondensation durch Konvektion zu vermeiden.

Wärmedämmung und Feuchtigkeit

Die bauphysikalischen Auswirkungen der Wärmedämmung können nicht losgelöst von weiteren Maßnahmen des (baulichen) Wärmeschutzes betrachtet werden. Eine Wärmedämmung entfaltet seine volle Wirksamkeit erst dann, wenn zugleich die Lüftungswärmeverluste eines Gebäudes durch Verbesserung der Luftdichtigkeit der Gebäudehülle verringert werden.

Baulicher Wärmeschutz kann während der Heizperiode den Anfall von Tauwasser verursachen. Wird eine Baukonstruktion über einen längeren Zeitraum durchfeuchtet, kann dies Pilzwachstum (Schimmelpilz) hervorrufen und Fogging-Effekte fördern, mit entsprechenden Gefahren für die Gesundheit der Bewohner sowie der Funktionstüchtigkeit und Werthaltigkeit der Bausubstanz. Durch geeignete Materialen, Konstruktionsweisen und zusätzlichen Maßnahmen können diese unerwünschten Auswirkungen verringert oder vermieden werden.

Luftdichtigkeit
Die Erhöhung der Luftdichtigkeit der Gebäudehülle verhindert das Eindringen von kalter und deshalb (absolut) trockener Außenluft, welche die durch die Bewohner verursachte Feuchtigkeit "wegtrocknet". Mittels einer kontrollierten Wohnraumlüftung kann die Raumluftfeuchtigkeit verringert werden, bei gleichzeitiger Zufuhr von Frischluft.
Tauwasseranfall durch Innenluft
Wärmedämmung vergrößert die Temperaturunterschiede innerhalb einer bestimmten Strecke. Falls Innenluft oder Wasserdampf in entsprechend kalte Bereiche eindringt, kann dies zum Anfall von Tauwasser führen. Je niedriger dort die Temperatur und je höher die Raumluftfeuchtigkeit, desto eher wird Kondenswasser anfallen. Mit einer luftdichten Abdichtung, die sogenannte Dampfsperre, kann das unmittelbare Einströmen von Innenluft sowie die Wasserdampfdiffusion erschwert, in der Praxis jedoch kaum gänzlich verhindert werden. In aller Regel werden deshalb zusätzliche Vorkehrungen getroffen, damit die trotzdem eingetretene Feuchtigkeit wieder abtransportiert wird oder bis zu einem gewissen Grad unschädlich aufgenommen werden kann.
Verlagerung des Tauwasseranfalls
Tauwasser fällt vornehmlich an der kältesten Stelle an. Durch wärmedämmende Maßnahmen kann die kälteste Stelle in ungünstigere Bereiche verlagert werden, beispielsweise beim Fenster von der Glasscheibe zur Laibung. Es ist deshalb anzustreben in allen der Innenluft zugänglichen Bereichen eine Oberflächentemperatur oberhalb des Taupunktes zu erreichen, die Luftfeuchtigkeit durch Wohnungslüftung zu vermindern oder an diesen Stellen weniger problematische Baustoffe zu verwenden.
Feuchtetransport, Hygroskopische Speicherfähigkeit und Kapillarität
Jeder Baustoff steht in einem Feuchtegleichgewicht zu seiner Umgebung. Je nach Standort, wo er eingesetzt ist, wird sich das Feuchtegleichgewicht und die Höhe des Wassergehalts anders schnell einstellen.[3]
Die Fähigkeit, Wasser kurzzeitig aufzunehmen und so bei Situationen wie Schlagregen oder Kondensatbildung eine kritische Durchfeuchtung zu vermeiden, wird als hygroskopische Speicherfähigkeit bezeichnet (siehe auch w-Wert, Wasseraufnahmekoeffizient). Kapillaraktive Baustoffe (siehe zum Beispiel kapillaraktive Kleidung) sorgen dann für den Abtransport von Feuchtigkeit innerhalb der Konstruktion. Baustoffe, die beide Eigenschaften vereinen, sind unter anderem Ziegel, Gips, Holzfaserwerkstoffe, Lehm oder Calciumsilikat-Platten. Porenbeton besitzt zwar eine hohe Speicherfähigkeit, ihm fehlt aber die Eigenschaft, das Wasser wieder schnell abzugeben. Wichtig hierbei ist bei den Konstruktionen, dass sie den Wassertransport nicht durch ungeeignete Wandbeschichtungen (Dispersionsfarben, Tapeten, Dampfsperren) behindern.
Neben der Wasserleitung durch Kapillarität gibt es auch Wasserdampfleitung durch Diffusion (siehe dazu auch Wasserdampfdiffusionswiderstand und Atmende Wand).

Wärmedämmung – ein kontroverses Thema

Wärmedämmmaßnahmen wurden oft für Bauschäden verantwortlich gemacht, die sich meistens als Feuchtigkeitsschäden zeigen. Tatsächlich sind Entwurfs- und Baufehler oder falsches Verhalten der Bewohner dafür verantwortlich. Als Planungshinweis bezüglich der Feuchtigkeit dienen die Normen DIN 4108–3 bzw. EN ISO 13788, die eine Berechnung nach dem Glaserverfahren benutzen. Hier wird anhand physikalischer Parameter wie Dampfdruck, Temperaturen und Wärmeleitfähigkeit der Konstruktion bestimmt, ob während der kritischen Winterperiode in der Konstruktion Kondensat auftreten kann und wie viel. Aufgabe des Planers ist es, die Konstruktion feuchtigkeitssicher zu wählen. Ob die nach der Norm allgemein als unkritisch geltende Kondensatmenge von 0,5 bis 1 kg/m² im speziellen Fall auch unkritisch ist, unterliegt dem Fachwissen des Planers – ggf. hat er eine andere Konstruktion zu wählen. In der Regel kann eine geringe Kondensatmenge von der Konstruktion aufgenommen und während der Wärmeperiode wieder abgegeben werden. Wenn der Planer aber nicht berücksichtigt, ob der Konstruktionsaufbau zur Wasseraufnahme überhaupt in der Lage ist, bzw. kapillaraktive Baustoffe das entstehende Kondensat fast sofort ableiten, ist die Berechnung weit von der Realität entfernt. Deshalb gilt das Verfahren als überholt und es gibt ausführlichere Rechenprogramme (Links), die bessere Ergebnisse liefern. In einem neuen Norm-Entwurf soll dieses berücksichtigt werden.

Gegner der üblichen Wärmedämmung stellen wichtige Punkte davon in Frage. Sie vertreten die Meinung, die Bauphysik lasse erhebliche solare Gewinne bei massiven Baustoffen (wie zum Beispiel Ziegeln) unberücksichtigt. Aus diesem Grund erfanden sie einen neuen „effektiven“ Wärmedurchgangskoeffizienten Ueff. Der wissenschaftliche Nachweis für die Richtigkeit dieser Behauptung ist umstritten. Gegen die Argumentation diese Gruppe spricht, dass für den solaren Gewinn – gemittelt über einen ausreichend langen Zeitraum (2 Tage bis 2 Wochen, je nach Speicherkapazität) – allein der U-Wert und die Oberflächengestaltung verantwortlich ist. Bei einer hellen Oberfläche wird zum Beispiel viel Sonnenlicht reflektiert (im Sommer erwünscht – im Winter unerwünscht). Die Masse des Bauteils ist nur für die Zeitdauer der Wärmeausbreitung verantwortlich. Nachfolgend die Erklärung, warum jedoch kein Unterschied im Energiegewinn entsteht:

Zunächst nehmen Konstruktionen aus homogenem Material (ganz gleich ob aus leichten wie zum Beispiel Dämmstoff oder schweren wie zum Beispiel Ziegel) bei gleicher Oberflächenfarbe fast die gleiche Solarenergie auf. Eine leichte Konstruktion heizt sich dabei an der Oberfläche und in der Tiefe schneller und stärker auf, gibt aber wegen der hohen Oberflächentemperatur auch schon während der Einstrahlung mehr Wärme ab. Dabei ist ein Großteil der Wärmeenergie in der Tiefe (innen), so dass nach dem Ende der Einstrahlung relativ wenig nach außen abgegeben wird. Eine massereiche Konstruktion nimmt an der Oberfläche genau so viel Wärme(energie) auf – hat dabei aber eine geringere Temperatur und dementsprechend eine geringere Abstrahlung. Allerdings bleibt die aufgenommene Wärme näher unter der Oberfläche konzentriert, da mehr gespeichert wird. Nach Ende der Einstrahlung wird relativ viel gespeicherte Wärme nach außen abgegeben, da der Weg von der warmen Zone nach innen viel länger ist. Die rechnerische Untersuchung zeigt dabei, dass nach ausreichend langer Zeit der solare Energiegewinn bei gleichen U-Werten der gleiche ist.

Das Verhalten der Außenseite der Wand bei Dämmstoffen ist unterschiedlich zu einer massiven Wand. Eine massive Außenwand wird am Tage nicht so schnell warm (obwohl sie die gleiche Wärme speichert) und in der Nacht nicht so schnell kalt (obwohl sie die gleiche Wärme abgibt). Dieser starke nächtliche Temperaturabfall kann aber den Taupunkt unterschreiten wodurch Feuchtigkeit auf der Außenwand kondensieren kann mit der Folge Algenbildung und / oder Schimmelpilz. Bei mehrschaligem bzw. massiven Mauerwerk ist diese immer vorhandene Temperaturschwankung niedriger.

Studien des IBP-Instituts für Bauphysik der Fraunhofer Gesellschaft und des Hamburger Gewos-Institut zeigen höhere Heizkosten mit Dämmung höher als ohne. Dies liegt laut der IBP-Studie und Professor Fehrenberg (Baukonstruktion an der Hochschule für angewandte Wissenschaft in Hildesheim) zufolge daran, dass massive Bauteile in der Lage sind, die Wärme der Sonnenstrahlen zu speichern und bis in den späten Abend hinein in die Innenräume abzugeben. Bei gedämmten Häusern ist dies hingegen aufgrund der dicken Kunststoffhülle an den Außenwänden nicht möglich."[4]

Fassadenhacker

Problematisch ist auch das Vögel leichte Außenfassaden lieben. Die leicht zu bearbeitenden Styropor-Platten ziehen z.B. Spechte geradezu magnetisch an, sich hier ein Loch zu picken und ein Nest zu bauen, so das hier bei einer Leichtdämmung mit weiteren jährlichen Wartungskosten zu rechnen ist, wie die regelmäßige Nest-Entsorgung aber auch das anbringen von Vogelscheuchen oder auch Raubvogelattrappen.

Eine nachhaltige Lösung für diesen Problem stellen z.Z. nur massivere Dämm-Alternativen wie etwa Dämmziegel dar, diese sind jedoch auch ungleich teurer als wie die heutige übliche Flächendämmung mit Leichtbaumaterialien.

Gesundheitsgefahren

Bei jedem Fehler können Gefahren entstehen - die sich verschieden bemerkbar machen (sowohl zeitlich, als auch in der Art und Weise). Beispiel für eine mögliche schwere Folge sind Fehler in der Statik eines Gebäudes, einer Brücke usw., denn dann kann das Bauwerk einstürzen - was in der Regel mit sofortigen erheblichen Gesundheitsschäden verbunden ist. Die Folgen bauphysikalischer Fehler sind oft schleichend (z.B. Schimmelbildung) und es werden falsche Ursachen für die Gesundheit vermutet. Oft wird z.B. nicht ausreichend gelüftet (aus Prinzip oder wegen längerer täglicher Abwesenheit), so daß die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung zu hoch wird. Abhilfe schafft dann eine Kontrollierte Wohnraumlüftung.

In den USA haben mehrere Bundesstaaten die Dämmung von Wohnimmobilien durch vorgefertigte Platten aus Polystyrol, Polyurethan, Glas- oder Steinwolle bereits verboten – um die Gesundheit der Bewohner vor Schimmelpilzbefall zu schützen.

In Oregon erfolgte das Votum der Politiker einstimmig: Alle 26 Senatoren entschieden schon im Juli 2007, dass fortan keine Wohnhäuser im Küstenstaat mehr mit einfachen Wärmedämmverbundsystemen ummantelt werden dürften. Demokraten und Republikaner in der Hauptstadt Salem waren sich einig, dass die in den USA Exterior Insulation and Finish Systems, kurz EIFS, genannten Wärmedämmverbundysteme gravierende Krankheiten auslösen können.

Zuvor hatte unter anderem der US-Bundesstaat North Carolina seine Bauvorschriften so verändert, dass dadurch die Verwendung dieser Systeme unterbunden wurde. Initiiert wurde das Verbot in Oregon durch die republikanische Senatorin Jackie Winters, deren elfjährige Enkelin an einem Hirntumor erkrankt war.

Auch in Deutschland steht die massive Dämmung von Wohnhäusern seit längerem im Verdacht, Krankheiten zu begünstigen. "Die hermetische Abdichtung des Wohnbereichs hat zu einer deutlichen Zunahme des Schimmelpilzbefalls geführt", berichtete bereits 2002 das Deutsche Ärzteblatt, das Fachorgan der Bundesärztekammer.

Wärmedämmstoffe im Vergleich

Dämmstoff Rohdichte
[kg/m³]
Wärmeleitfähigkeit λR *
[W/(mK)]
Schadstoffabgabe
bei der Nutzung
Schadstoffabgabe
entlang der Produktlebenslinie
Primärenergieinhalt
bezogen auf was?
Brandverhalten **
Baustoffklasse nach DIN 4102-1
Aerogelmatte 10 150 0,013 nein nein gering A1/A2 B oder E
Blähglasschüttung 270-1100 0,040-0,060 nein nein hoch A1
Blähglimmerschüttung (Vermiculit) 70–150 0,07 nein nein mittel A
Blähperlitschüttung 90 0,05 nein nein mittel A
Blähtonschüttung 300 0,16 nein nein mittel A
Calciumsilikat-Platte 300 0,065 nein nein ? A1
Celluloseeinblasdämmung (Recycling) 35–70 0,040 nein nein 1 sehr gering B
Glasschaumgranulat 130-170 0,07-0,09 nein ? ? A1
Holzfaserdämmplatte 130–270 0,037–0,05 nein nein 1 gering ? B
Holzwolle-Leichtbauplatte 360 0,09 nein nein gering B
Kokosfasermatte bzw. -platte 75–125 0,045 nein nein gering B
Korkplatte 120–200 0,045 nein 3 nein 3 gering B
Magnesiumoxidzement-Ortschaum 11 33 0,037 nein nein ? A1
Mineralschaumdämmplatte 350 0,045 nein nein mittel A1
Mineralwolleplatte (Glas, Steinwolle) 80 0,04 bis 0,032 möglich 2 ja 1 2 mittel A
Polyesterfaservlies 15 - 30 0,035 – 0,040 nein ? ? B1
Polystyrolplatte 15-30 0,03 ja 4 ? 4 hoch B
Polyurethanplatte 30 0,025 möglich 5 ja 5 hoch B
Porenbeton 200-700 0,08-0,21 nein nein ? A1
Resolharzplatte 9 >35 0,025-0,022 ? ? ? C
Schafwollefilz 20–120 0,04 nein 7 nein 7 gering B
Schaumglasplatte 130 0,05 nein 6 nein mittel A
Schilfrohrplatte k.A. 0,06 nein nein gering B
Strohplatte 500 0,11 nein nein gering B
Strohballen 8 100 0,045 nein nein gering B2
Vakuumdämmplatte 180–210 0,008–0,003 nein nein gering ? B2
Zellstoffdämmung 35–60 0,04 nein nein gering B2
1 
Ggf. Atemschutz bei der Verarbeitung zum Schutz gegen Faserfreisetzung erforderlich.
2 
Fasern kritischer Geometrie und niedriger Biolöslichkeit können im Tierversuch krebserzeugend sein. Eine Freisetzung der Fasern ist möglich. Seit 1. Juni 2000 darf in der Bundesrepublik Deutschland Mineralwolle nur noch verkauft oder weitergegeben werden, wenn sie frei von Krebsverdacht ist.
3 
Bei schlechten Qualitäten bzw. bei Verwendung von Chemikalien Emissionen möglich.
4 
Aus Polystyrol kann aber auch unter Umständen monomeres unvernetztes Styrol aber auch das Treibmittel Pentan[5] ausgasen, bei der Degradation kann Chrom(VI) freigesetzt werden.[6] [7] Bei der Herstellung und im Brandfall Freisetzung giftiger Chemikalien.
5 
Bei Gebrauch Abgabe von Reaktionsprodukten der Isocyanate nicht auszuschließen. Bei der Herstellung und im Brandfall Freisetzung giftiger Chemikalien.
6 
Bei Verletzung der Poren Freisetzung von Schwefelwasserstoff.
7 
Pestizidrückstände möglich. Verwendung von Mottenschutzmitteln möglich.
8 
Wärmedämmleitwert-Überprüfung: Zertifikat der MA39/Wien vom April 2000
9 
Produktblatt Kooltherm K3 http://www.meha.de/Kooltherm_k3.pdf
11 
Produktblatt Air Krete http://www.airkrete.com/specifications.php US-Patent 4731389
* 
Index R = nach Norm ermittelter Rechenwert
** 
Baustoffklasse nach DIN 4102-1: A1 = nicht brennbar; A2 = nicht brennbar mit brennbaren Anteilen; B1 = schwer entflammbar; B2 = normal entflammbar

Neben dem Wärmedämmvermögen sollte bei einem Vergleich von Dämmstoffen auch das Verhalten im Brandfall (etwa bei einem Wohnungsbrand mit aus dem Fenster herausschlagenden Flammen oder nach Einschlag einer Feuerwerksrakete) einbezogen werden.

Erforschung der Wärmedämmung

Im Zuge der Entwicklung von Kältetechnikverfahren besonders durch Professor Carl von Linde, ab 1868 für mehrere Jahrzehnte an der Technischen Hochschule (heute: Technische Universität München) und der 1879 von ihm gegründeten Gesellschaft für Lindes Eismaschinen Aktiengesellschaft (heute: Linde AG) im Süden Münchens wurde auch die Entwicklung der Wärmedämmung vorangetrieben und 1918 das Forschungsheim für Wärmeschutz (heute: Forschungsinstitut für Wärmeschutz e. V. München, Abk. FIW) in München gegründet.[8]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Umrechnungsfaktor für R-Value nach RSI-Value beispielsweise bei: Dow Styrofoam, abgerufen am 17. Nov 2012
  2. Wärmedämmung Energieeinsparverordnung
  3. Die Kellertrockenlegung und Mauertrocknung sowie die Ursachen der Feuchtigkeit im Mauerwerk
  4. Wärmedämmung kann Heizkosten in Höhe treiben (Online-Artikel der Welt vom 8. Oktober 2012) als Indiz auf die Studien
  5. Pentan in expandiertem Styrol XPS
  6. Schadfstoffenzyklopädie: Styrol
  7. Norbert Weis, Michael Köhler, Gerd Lemmers:Styrolbelastungen in Innenräumen – Fallbeispiele, online abrufbar, abgerufen am 10. Februar 2012
  8. Hans-Liudger Dienel: Ingenieure zwischen Hochschule und Industrie, veröffentlicht von Vandenhoeck & Ruprecht, 1995, Original von University of Michigan, Digitalisiert am 5. Juni 2008, ISBN 3525360479, S. 398
Commons: Wärmedämmung – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien