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Papierfabrik Penig

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Papierfabrik Penig (Schoeller Technocell GmbH & Co. KG Werk Penig)

Datei:FSG neu.jpg
Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1537
Sitz Penig, Deutschland
Mitarbeiterzahl 100
Branche Papierhersteller
Website [1]
Einfahrt der Schoeller Technocell GmbH & Co. KG Werk Penig im Jahre 2012

Die Papierfabrik Penig (heute Felix Schöller GmbH & Co. KG Werk Penig) wurde im Jahre 1537 in Penig als Papiermühle gegründet. Sie ist mit einer über 475-jährigen Geschichte die älteste noch produzierende Papierfabrik in Deutschland [1]

Von den Anfängen bis 1834

Wasserzeichen der Peniger Papiermühle um 1538
Papiermühle um 1750

Am 15.04.1537 richtete Burghardt Schmidt aus Glauchau eine erste Papiermühle in Penig ein. Zu diesem Zweck erhielt er ein Darlehen in Höhe von 200 Gulden von Hugo von Leisnig. Die Neuerrichtung des Muldenwehres durch den Bürger Hans Horn aus Chemnitz 1539 begünstigt den Aufschwung der Papiermühle. In den ersten Jahren enthalten die aus den Bütten geschöpften Papiere das Peniger Stadtwappen die Altenburger Rose. Im Jahre 1562 übernimmt Gregor Schmidt, der Sohn Burghardts die Mühle. Ab 1570 ist Simon Schmidt der Besitzer der Papiermühle. Dieser verkauft am 14.01.1603 die Mühle an Caspar Lenkersdorfer, dessen Nachkommen sie bis ins 18. Jahrhundert führen.

Der sächsische Kurfürst Christian II. erteilt 1609 der Peniger Papiermühle das "Lumpensdammel-Privileg", welches 1613 von Kürfürst Johann Georg I. bestätigt wird.

Im Jahre 1711 ereignet sich ein großer Stadtbrand in Penig, in dessen Zuge auch die Mühle abbrennt, danach aber wieder schnell aufgebaut wird.

1729 erwarb Johann Christian Keferstein die Mühle für 3000 Gulden, damit begann die über 100jährige Ära Keferstein, in der 1805 bis 1823 mit Johanna Maria Keaferstein auch eine Frau an der Spitze der Papiermühle stand. Carl Heinrich Graf von Schönburg bestätigte 1765 erneut das Privileg zum Lumpensammeln für die Peniger. Im Jahre 1772 wurde das erste deutsche Papiergeld in Sachsen eingeführt, die "Churfürstliche Sächsischen Cassen-Billets". Das Papier dazu wurde in Christian August Käfersteins Papiermühle in Penig hergestellt[2].

Von 1834 bis zum Ende des zweiten Weltkrieges

Ansicht der Papierfabrik um 1884
Kollersaal um 1900
Aktie von 1923

Im Jahre 1834 steigt Ferdinand Traugott Flinsch als Teilhaber in die Firma, ab 1836 als alleinger Besitzer für 14.000 Taler ein. Er formt die Mühle zu einer Fabrik um. Wurde das Papier bisher von Hand geschöpft, konnte es jetzt als Endlosband produziert werden. Im Jahre 1835 wird eine erste Papiermaschine aus England der Firma Bryan Donkin aufgebaut. Ein Jahr später übernimmt Ferdinand Flinsch die Firma komplett. 1847 stattet die Fabrik Penig mit Öllampen aus. 300 Arbeiter arbeiten 1848 in der Fabrik. 1857 und 1858 erwarben die Söhne des 1848 verstorbenen Ferdinand Flinsch das benachbarten Wagnerschen Hammerwerk und der Milkerschen Mahlmühle und benutzten deren Wasserkraftanlagen. Der nach einem Hochwasser zerstörte obere Mühlgraben wurde erneuert. Eine eine zweite, größere Papiermaschine der Firma Bertram & Sons, Edinbourg wurde 1863 angeschafft, diese fertigte bis zu 5 t Papier in 24 Stunden. Gefertigt wird vor allem Schreib- und Druckpapier. Im Jahre 1864 entsteht eine eigene Gasanstalt, die nicht nur die Fabrik sondern auch Penig mit Leuchtgas versorgt. Als Zulieferer wird 1871 die Strohzellstofffabrik Reisewitz gebaut, später wird das Werk zu einer Papierfabrik umgebaut. Der Name Reisewitz stammt von einem Lokal in der Nähe, in dem Bier aus der Aktienbrauerei Reisewitz bei Dresden ausgeschenkt wurde. 1872 wird die Firma zu einer Aktiengesellschaft mit dem Namen Patentpapierfabrik zu Penig umgewandelt. Im Jahre 1874 werden das Werk Wolkenstein und die Hadernsortieranstalt Geithain erworben. Die Firma wurde 1888 durch das Werk Willischthal bei Zschopau erweitert, welches für 900.000 Mark erworben wird. Ein Jahr später verkauften die Schönburger das Neue Schloss an die Papierfabrik, die es zur Lagerung und Sortierung von Alttextilien nutzte. Das führte im Volksmund zu der Bezeichnung "Lumpenschloss". Im Jahre 1897, 25 Jahre nach der Gründung der AG hatte sich die Produktion auf das 85fache im Vergleich zu 1840 erhöht. In diese Zeit fiel die Erneuerung des gelben Gebäudes, der Bau der Frischwasserleitung vom Höllteich und die Erneuerung von Mühlgraben und Wehranlage für die Wasserkraftnutzung. Die Lieferung einer Francis-Turbine durch J. M. Voith in Heidenheim erfolgt im Jahre 1890. Nach dem ersten Weltkrieg stagnierte die Produktion und die Inflation brachte große Not. Im August 1923 zogen Wilischthaler Arbeiter nach Penig um eine Auszahlung von 250 Mark für jeden durchzusetzen. Die Forderung wurde teilweise erfüllt. Vom 27.08.1923 bis 17.10.1923 wurde im Werk wieder Banknotenpapier hergestellt. Nach der Einführung der Rentenmark im Dezember wird das nun wieder zurückflutende wertlose Papiergeld monatelang zu Packpapier aufgearbeitet. Im Jahre 1938 arbeiten etwa 960 Personen in der Papierfabrik.

Erweiterungen in der DDR-Zeit

Logo der Peniger Patentpapierfabriken

Nach Ende des zweiten Weltkriegs betrug die Jahresproduktion nur 3400 t/Jahr. Der Betrieb wird von der Besatzungsmacht beschlagnamt und der Treuhänderschaft des Landes Sachsen unterstellt. Es folgte 1948 die Überführung in Volkseigentum. Der neue Name lautete jetzt VEB Papierfabrik Penig. Ein Jahr später gehört die Papierfabrik zum "Verband der Zellstoff und Papierindustrie" mit Sitz in Heidenau. Im Jahre 1950 wird wieder eine Jahresproduktion von 25000 t/a erreicht. In den Jahren 1958 bis 1968 wurde die Fertigung von Schreib- und Druckpapieren zugunsten von Dekorpapieren eingestellt. Seit 1965 gehören die Papierfabriken Göritzhain und Lunzenau zum Betrieb. Der veraltete Betrieb bei Reisewitz wurde 1971 eingestellt und in ein Beschichtungswerk umgebaut. Im Jahre 1972 wird die Rochsburger Papier-und Pappenfabrik Christian Braun KG gekauft. Am 2.Januar 1974 erfolgt die Einweihung des Beschichtungswerkes Reisewitz. Die Papierfabrik wird 1976 um die Papierfabrik Wolkenburg und erweitert. Die Produktionspalette umfasste 1977 Laminat und Dekopapier für Möbelindustrie, Strukturtapete, Tapetenrohpapier, Schreibblocks, Isolierpapier für Schichtpressstoffindustrie und Kabelindustrie, Zinkoxidpapier und Ohne-Kohle Papiere und Zigarettenfilter. Etwa 44% der Produkte sind Dekorpapiere, rund 70% der Möbelindustrie der DDR verwenden Dekorpapiere aus Penig. Zu dieser Zeit hat das Hauptwerk in Penig ca. 2000 Beschäftigte und 1982 wird der VEB Feinpapierfabrik Bad Muskau eingegliedert. Das Werk hatte eine eigene Betriebssportgemeinschaft die BSG "Rotation".

Die Papierfabrik nach der Wende

Nach der Wende 1989 erfolgte eine Umwandlung in eine GmbH Papierfabriken zu Penig GmbH. Am 1. September 1991 kaufte die "Felix Schöller GmbH & Co. KG" das Peniger Hauptwerk von der Treuhand. Anfang 1993 erfolgt auch ein Neustart der Reisewitz Beschichtungsgesellschaft mbH.

Einzelnachweise

  1. http://www.penig.de/die-behoerde-als-dienstleister/grusswort-des-buergermeisters/
  2. http://www.sachsenbund.de/wp-content/uploads/SBK_02_2011.pdf

Literatur

  • Die Papierfabrik Penig. Ein Beitrag zur Geschichte des Papieres. Magdeburg, Wohlfeld (1897).
  • Die Peniger Papiermühle und ihre Wasserzeichen. Niederfrohna, Mironde (2005).

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