Esskultur
Während Ernährung das ist, was Mensch, Tier und Pflanze am schieren Leben hält, so geht es bei der Esskultur um mehr. Speisen als Symbole der Reinheit oder auch der Sünde, regionale Spezialitäten und damit kulturelle Identifikation, Dekoration und Tischsitten, Regeln, Rituale oder gar Zeremonien, das alles beinhaltet dieser weite Begriff. Seit der Antike (Brot und Spiele) hatte das Essen stets mit der gesellschaftlichen Stellung und politisch-religiöser Macht zu tun.
Man ist, was man isst - das Essen war und ist auch Ausdruck des sozialen Status, aber auch Gesundheit und Wohlbefinden hängen von der Qualität und Form der Ernährung ab.
Wenn ich gut gegessen habe, ist meine Seele stark und unerschütterlich; daran kann auch der schwerste Schicksalsschlag nichts ändern. (Jean Baptiste Molière)
Heute bestimmen in unserem Kulturkreis weniger die Fastengebote als vielmehr die Einsicht in gesundheitliche Zusammenhänge eventuelle Bestrebungen zur Mäßigung. Gleichzeitig dominieren die Hektik und damit Fertignahrung und Fast-Food unseren Alltag. Die Kochkunst hingegen ist bestimmt von Tradition und Innovation, denn das Kochen war einer der ersten kreativen Akte der Menschheit, die Haute Cuisine versteht sich als echte Kunst. Die Esskultur hat umgekehrt auch die Menschen beeinflusst: weil unsere frühen Vorfahren ihre Speisen garen konnten, bildete sich ihr Gebiss mit der Zeit zurück, und der Mund wurde schließlich zur Artikulation von Sprache tauglicher.
siehe auch: Slow Food, Trinkkultur
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Literatur
- Gunter Hirschfelder: "Europäische Esskultur. Eine Geschichte der Ernährung von der Steinzeit bis heute." (2001) Campus, Frankfurt am Main, ISBN 3593368153
- Gert von Paczensky, Anna Dünnebier: "Kulturgeschichte des Essens und Trinkens" (1999) Orbis, München, ISBN 357210047X