Zum Inhalt springen

Chorleitung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. November 2005 um 00:26 Uhr durch Hostelli (Diskussion | Beiträge) (Chorleiter hinzu, aber nicht so bekannte, mögen es gute sein, entfernt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Chorleitung ist im engen Sinne die musikalische Führung, das Dirigieren eines Chores auf der Bühne bzw. bei Aufführungen. Sie umfasst in aller Regel aber auch die stimmliche und musikalisch-sängerische Ausbildung der Chorsänger und die musikalische Leitung der Probenarbeit und bei Aufführungen. Hierüber hinaus ist die Chorleitung oft auch personen-identisch mit der formalen Führung einer Gruppe von Chorsängern im Sinne eines Vereins-Vorstands, nicht jedoch zwingend.

Im allgemeinen Sinn ist die Chorleitung die Führung eines Chores, einer Gemeinschaft von Menschen, die zusammen singen, durch eine eigens hierfür ausgebildete oder auch lediglich ambitionierte und talentierte Person.

Entwicklung

Schon mit dem Aufkommen des Begriffs Chor in der frühchristlichen Zeit ging immer auch die Frage des für die Einstudierung und die musikalische Leitung Verantwortlichen einher. So hat sich der Begriff Kantor, den auch Johann Sebastian Bach trug, bis in die heutige Zeit erhalten. Da allerdings die Chöre in dieser Zeit nicht nur sehr viel kleiner waren und oft auch einigermaßen professionell ausgestattet waren, spielte die musikalische Leitungstätigkeit eine untergeordnete Rolle. Das heute übliche Dirigat war nicht verbreitet, zumal der Verantwortliche sehr oft selbst als Sänger oder Instrumentalist bei Aufführungen tätig war.

Spätestens mit der Entwicklung des Chorwesens hin zu großbesetzten Chören im Rahmen der allgemeinen Singbewegung zu Beginn des 19. Jahrhunderts nahm die Bedeutung des Chorleiters an Wichtigkeit zu; aus dieser Zeit ist auch erstmals eine dirigentische Leitung (Frontaldirigat) nachgewiesen. Die Entwicklung gipfelte letztlich in der Mitte des 20. Jahrhunderts zu einem professionellen Berufsbild mit eigens entwickelter Literatur (z. B. Kurt Thomas, Lehrbuch der Chorleitung, 3 Bände; Martin Behrmann, Chorleitung) und entsprechenden Ausbildungsmöglichkeiten.

Aufgaben

Die Aufgaben eines Chorleiters lassen sich in mehrere Teilbereiche aufgliedern, die allerdings nicht zwingend von ein und derselben Person ausgeführt werden müssen und je nach Art und Ambitionen des Chores unterschiedlich gewichtet ausfallen.

  • musikalische Leitung (Dirigat) in Aufführungssituationen
  • Durchführung der regelmäßigen Probenarbeit (Didaktik, Methodik)
  • Durchführung von Stimmgruppenproben
  • Korrepetition (Begleitung/Unterstützung der Chorproben am Klavier)
  • chorische Stimmbildung, Einzelstimmbildung
  • inhaltliche Fragen (Literaturauswahl)
  • organisatorische Belange (Probentermine, Werbung, Konzerte, Chorreisen)
  • Nachwuchsarbeit (Kinderchor, Vorchor)
  • beratene Betreuung in Konfliktsituationen unter Chormitgliedern
  • Orchesterleitung im Rahmen von Oratorien

Ausbildung

Bei den professionellen Kirchen- und Schulmusikern gehört Chor- bzw. Ensembleleitung traditionell zu den Hauptfächern des Musikstudiums. Man kann aber durchaus Chorleitung auch als alleiniges Fach studieren, was allerdings wegen der sehr eingeschränkten Berufsaussichten nicht die Regel ist.

Chorleiter-Ausbildungen können aber auch ohne Studium absolviert werden, in Deutschland beim Deutschen Allgemeinen Sängerbund, beim Deutschen Sängerbund und bei den Kirchen (C-Kirchenmusiker). Diese Ausbildungen führen meist zu einer nebenberuflichen Chorleitertätigkeit.

Anstellungsmodelle

Chorleiter können fest angestellt nur zur Führung eines Chores sein. Das ist jedoch die Ausnahme. Häufigster Fall dürfte in Deutschland die Chorleitung von Kirchenchören und Kantoreien durch den Organisten oder Kirchenmusiker sein, der neben der Aufgabe des Orgelspiels während der Gottesdienste meistens noch die Leitung mehrere Chöre bzw. Instrumentalensembles übernimmt. Verbreitet ist auch die Chorleitungstätigkeit durch Schulmusiker, die oft über den schulischen Rahmen hinausgeht.

Die Funktion eines Chorleiters kann aber grundsätzlich auch freiberuflich ausgeübt werden: es nicht unüblich, dass ein Chorleiter bei mehreren Ensembles oder Chören in Teilzeit unter Vertrag steht und sich sein Einkommen dann aus diversen Chorleitungen, Musikunterricht und anderen Tätigkeiten zusammensetzt. Kritisch ist in solcher Konstellation regelmäßig das zeitliche Überschneiden bei wochenend-gebundenen Auftritts-Tätigkeiten mehrerer Chöre, besonders in der Advents- und Vorsommerzeit.

Den größten Anteil an Chorleitern in Deutschland stellen allerdings die nebenberuflich (und zum Teil auch ehrenamtlich) tätigen Chorleiter, die diese Funktion quasi als "Hobby" neben einem Hauptberuf ausüben.

Probleme

Viele traditionelle Gesangsvereine, Kirchenchöre und Kantoreien haben Nachwuchssorgen. Die Gründe sind vielfältiger Natur, Forscher führen die Unattraktivität von Chören bei jüngeren Menschen auf die allgemeine Reduktion singender Aktivitäten im Alltag zurück. Andere Gründe können in der allgemeinen Überalterung unserer Gesellschaft sowie der fehlenden Nachwuchsarbeit (Kinderchöre) der letzten Jahrzehnte gesehen werden.

Ein weiteres Problem stellt außerdem der immer größer werdene Mangel an qualifizierten Chorleitern im semi-professionellen bzw. nebenamtlichen Bereich dar.

Bekannte Chorleiter der Gegenwart

Literatur