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Beutelwolf

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Beutelwolf
Beutelwölfe im Zoo in Washington (D.C.) (1902)
Vorlage:Taxonomy
Vorlage:Classis: Säugetiere (Mammalia)
Vorlage:Subclassis: Beutelsäuger (Metatheria)
Vorlage:Superordo: Australidelphia
Vorlage:Ordo: Raubbeutlerartige (Dasyuromorphia)
Vorlage:Familia: Thylacinidae
Vorlage:Genus: Thylacinus
Vorlage:Species: Beutelwolf
Wissenschaftlicher Name
Thylacinus cynocephalus
Harris, 1808

Der Beutelwolf (Thylacinus cynocephalus), auch Tasmanischer Wolf oder Beuteltiger sowie Tasmanischer Tiger genannt, war das größte fleischfressende Beuteltier, welches in geschichtlicher Zeit auf dem gesamten australischen Kontinent lebte. Das letzte bekannte Exemplar starb 1936.


Beschreibung

Beutelwölfe erreichten eine Kopfrumpflänge von 85 bis 130 Zentimetern, eine Schwanzlänge von 38 bis 65 Zentimetern und ein Gewicht von 15 bis 30 Kilogramm. Ihre Schulterhöhe betrug rund 60 Zentimeter. Ihr Fell war kurz und rau, grau oder gelbgrau gefärbt. Auffällig waren die 13 bis 19 schwarzbraunen Querstreifen am hinteren Teil des Körpers und an der Schwanzwurzel, denen er auch seinen Namen „Beuteltiger“ verdankt und die der Tarnung dienten. Im Gesicht hatte er weiße Zeichnungen um die Augen und Ohren. Der Beutelwolf wies im Körperbau verblüffende Ähnlichkeiten mit einigen Raubtieren aus der Familie der Hunde (Canidae) auf und stellt so ein Paradebeispiel für konvergente Evolution dar. Der Schädel war etwas breiter gebaut, die Zahnformel lautete 4/3-1/1-3/3-4/4 x2, insgesamt also 46 Zähne. Ähnlich wie bei Hunden waren die Eckzähne lang und die Backenzähne scharf. Bemerkenswert ist, dass die Tiere ihren Unterkiefer sehr weit aufklappen konnten, nach manchen Angaben bis zu 70 Grad. Die Gliedmaßen waren eher kurz, die Beine endeten jeweils in fünf Zehen. Die Tiere waren Zehengänger.

Verbreitung und Lebensraum

Zur Zeit der Ankunft der Europäer in Australien lebte der Beutelwolf vermutlich nur mehr in Tasmanien, auf dem australischen Festland und auf Neuguinea wurde er wahrscheinlich durch den eingeführten Dingo verdrängt. Sein ursprünglicher Lebensraum waren offene Waldgebiete und Grasländer, in den letzten Jahrzehnten seiner Existenz wurde er aber durch den Menschen in dichte Wälder abgedrängt.

Lebensweise

Datei:Tasmanian tiger.gif
Beutelwolf mit weit geöffnetem Maul

Beutelwölfe waren in der Regel nachtaktiv, konnten aber des Öfteren beim Sonnenbaden beobachtet werden. Über die Jagdtechnik gibt es unterschiedliche Berichte. Nach manchen Berichten verfolgte er seine Beute, bis sie ermattet war und er sie überwältigen konnte, nach anderen Berichten schlich er sich an seine Opfer an und überrumpelte sie. Dabei half ihm sein kräftiger Kiefer – einem Bericht zufolge zertrümmerte er den Schädel eines Hundes mit einem einzigen Biss. Auf alle Fälle war er kein allzu schneller, sondern ein ausdauernder Läufer. Manchmal richtete er sich auch känguruartig auf seine Hinterbeine auf, wobei der Schwanz als Stütze diente. Er lebte vorwiegend allein, manchmal jagte er aber auch in Paaren oder kleinen Gruppen. Zu den bekannten Lauten zählten ein dumpfes Bellen während der Jagd, ein Knurren wenn er verärgert war und ein Jaulen, das vermutlich der Kommunikation mit Artgenossen diente.

Generell werden Beuteltiere als eher scheue und im Vergleich zu Beutelteufel etwa eher wenig aggressive Tiere beschrieben. Es existieren ganz wenige Berichte über Angriffe auf Menschen, auch Tiere in Gefangenschaft sollen sich sehr zahm benommen haben.

Nahrung

Man vermutet, dass Beutelwölfe vorwiegend von Säugetieren wie Wallabys und anderen kleinen Kängurus lebte, daneben nahm er auch andere Säugetiere (darunter Wildkaninchen und eventuell auch Ameisenigel) und Vögel zu sich. In welchem Ausmaß er nach Ankunft der Europäer Schafe und andere Weidetiere jagte, ist umstritten.

Fortpflanzung

Weibliche Beutelwölfe hatten einen nach hinten geöffneten Beutel, der vier Zitzen beinhaltete. Die meisten Jungtiere kamen im Sommer (Dezember bis März zur Welt), und die Wurfgröße betrug zwei bis vier. Nach drei Monaten verließen die Jungtiere den Beutel, blieben aber bei der Mutter, bis sie knapp ein Jahr alt waren. Die Lebenserwartung wird auf maximal zwölf bis vierzehn Jahre geschätzt.

Beutelwolf und Menschen

Beutelwolf

Die Zeit vor den Europäern

Als die ersten Menschen den australischen Kontinent besiedelten, waren Beutelwölfe in weiten Teilen Australiens und Neuguineas verbreitet, wovon auch Felszeichnungen der Aborigines Zeugnis ablegen. Vermutlich durch die Nahrungskonkurrenz des von den Aborigines eingeführten Dingos starben Beutelwölfe jedoch auf Neuguinea und dem australischen Festland aus, die jüngsten Fossilfunde vom Festland (aus dem Northern Territory) datieren auf 3000 v. Chr.

Wann dieses Aussterben letztendlich wirklich stattfand, ist umstritten; es gibt Behauptungen, wonach eine kleine Population im nördlichen Australien bis nach der Ankunft der Europäer überlebt haben könnte. Gelegentlich gibt es Behauptungen über Sichtungen aus dem Festland, dafür gibt es jedoch keine Belege.

Die Ausrottung

In Tasmanien (wo es nie Dingos gab) war die Art jedoch noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts weit verbreitet und häufig. Nach Einführung von Schafen auf der Insel bekam der Beutelwolf den Ruf eines blutrünstigen Jägers, obwohl in Wirklichkeit die meisten Schafe von verwilderten Haushunden getötet wurden, und in den 1830er-Jahren wurde eine Belohnung für das Erlegen der Tiere eingesetzt. In den 1860er-Jahren war die Art auf die unzugänglicheren Bergregionen im Südwesten der Insel beschränkt, die Jagd mit Fallen und Hunden ging jedoch unvermittelt weiter. Um das Jahr 1910 galt die Art als selten. Zoos auf der ganzen Welt machten sich auf die Suche nach Tieren, obwohl sie in verschiedenen Tiergärten gehalten wurden, gelang dort jedoch nie die Nachzucht. Die letzte bekannte Tötung eines Tieres in der Natur war im Jahr 1930; das bis heute letzte bekannte Exemplar, ein Weibchen namens "Benjamin" (das zeitlebens für ein Männchen gehalten worden war), starb in der Nacht vom 6. auf den 7. September 1936 im ehemaligen Beaumaris Zoo von Hobart in Tasmanien.

Schutzmaßnahmen

Die Schutzmaßnahmen, die zum Erhalt der Art ergriffen wurden, kamen zu spät. 1936 wurden Beutelwölfe gesetzlich geschützt, kurz bevor der letzte Beutelwolf in Gefangenschaft starb. Mehrere Expeditionen in den nachfolgenden Jahrzehnten fanden keine Anhaltspunkte mehr, die auf ein Überleben der Art hindeuten könnten. 1966 errichtete die tasmanische Regierung ein 647.000 Hektar großes Schutzgebiet im Südwesten der Insel für den Fall, dass sich manche Tiere noch in Rückzugsgebieten halten konnten.

Gegenwärtiger Stand

Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist der Beutelwolf ausgestorben. Dennoch wird heutzutage immer wieder von Sichtungen lebender Tiere aus Tasmanien berichtet, Fotografien oder Videoaufzeichnungen dieser Sichtungen existieren jedoch nicht.

Im Jahr 2000 begannen Wissenschaftler mit der weiteren Erforschung der DNA des Tieres, um die ausgestorbene Art vielleicht erneut züchten zu können. Fünf Jahre später gaben die Forscher den Versuch auf: Das vorliegende Genmaterial sei zu sehr zerstört, um es zu rekonstruieren. Die Wissenschaftler hatten u.a. mit der DNA eines Fötus experimentiert, der 1886 in Alkohol eingelegt worden war. Am 22. März 2005 setzte die australische Zeitschrift The Bulletin eine Belohnung von umgerechnet 750.000 Euro für den Beweis eines lebendigen und unverletzten Tieres aus. Über die Anerkennung würden Experten und schließlich auch ein DNA-Test entscheiden.

Systematik

Der Beutelwolf war der einzige lebende Vertreter der Familie der Beutelwölfe (Thylacinidae), die zur Ordnung der Raubbeutlerartigen (Dasyuromorphia) gerechnet wird. Die Familie selbst ist seit dem Oligozän belegt und mit zahlreichen ausgestorbenen Gattungen bekannt. Es folgt eine kurze Auswahl:

  • Badjcinus turnbulli aus dem unteren Oligozän dürfte in Gestalt und Lebensweise den heutigen Beutelmardern entsprochen haben. Er war rund 25 Zentimeter lang.
  • Nimbacinus dicksoni lebte im unteren Oligozän und dem Miozän und erreichte eine Kopfrumpflänge von rund 50 Zentimetern. Fossilie Überreste wurden in Riversleigh (Queensland) und im Nordterritorium gefunden.
  • Thylacinus potens lebte vor rund acht Millionen Jahren im späten Miozän. Mit 150 Zentimetern Länge und 40 Kilogramm Gewicht war die Art etwas größer als der spätere Beutelwolf und unterschied sich auch durch den kürzeren, breiteren Kopf.

Literatur

  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, 1999 ISBN 0801857899
  • Ronald Strahan: Mammals of Australia. 756 S., Smithsonian Books 1996, ISBN 1560986735