Zum Inhalt springen

Erkältung

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. November 2005 um 12:07 Uhr durch Muck (Diskussion | Beiträge) (Sprachwissenschaftliche Aspekte des Begriffs ''Erkältung'': erg). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Erkältung bzw. der grippale Infekt ist eine akute Infektion der Nasen-, Hals- und Bronchialschleimhäute, die in erster Linie von Viren, manchmal zusätzlich auch von Bakterien verursacht wird. Beide Begriffe entstammen der Alltagssprache und sind wissenschaftlich bzw. medizinisch nicht scharf definiert. Man sollte den grippalen Infekt nicht mit der deutlich schwereren echten Grippe (Influenza) verwechseln, die für immungeschwächte Personen (vor allem Säuglinge und alte Menschen) auch tödlich enden kann.

Der mit dem Wort „Erkältung“ suggerierte Zusammenhang mit Kälte war bislang strittig. Als gesichert gilt, dass Kälte alleine keine Erkältung auslösen kann. Sie ist weder notwendige Bedingung noch Ursache für eine Erkältung. Möglicherweise führt aber übermäßig lange oder intensive Kälteeinwirkung zu einer Schwächung des Immunsystems und so zu einer schlechteren Abwehr der Krankheitserreger. Nachdem es den Forschern seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts nicht gelungen war, die Kälte als einen begünstigenden Faktor für Erkältungen zweifelsfrei nachzuweisen, findet die moderne Wissenschaft in letzter Zeit zunehmend Beweise für einen auch von unseren Vorfahren schon lange geahnten Zusammenhang [1], [2].

Sprachwissenschaftliche Aspekte des Begriffs Erkältung

In Europa vermuteten zumindest schon die alten Römer einen wie auch immer gearteten Zusammenhang zwischen Kälte und Erkältung. In ihren Wort für Erkältung frigus ist die Bezeichnung für die Eigenschaft kalt frigidus enthalten. Daher auch "frigore tactum esse" für "an einer Erkältung leiden". Alle Romanischen Sprachen übernehmen diesen Begriffszusammenhang (Beispiele - Italienisch: freddo=kalt; raffreddere=Erkältung / Französisch: friod,e=kalt; refriodissement=Erkältung / Spanisch: frio=kalt; resfriado=Erkältung / Potugisisch: frio=kalt; resfriamento=Erkältung).

Auch im Polnischen als einem Beispiel einer slawischen Sprache ist dieser Begriffszusammenhang vorhanden: kalt = zimniej, na zimno, zimny; frieren = ziębnąć; Erkältung = przeziębienie.

Eine begriffliche Unterscheidung von Erkältung einerseits und der Krankheitsform Grippe andererseits ist bei den Römern nicht nachweisbar, in den sich später entwickelnden Romanischen Sprachen jedoch klar vorhanden (Beispiele - Italienisch: grippe=Grippe / Französisch: grippe=Grippe / Spanisch: gripe=Grippe / Potugisisch: gripe=Grippe).
Die moderne Bezeichnung Influenza für Grippe geht zwar auf das lateinische Wort influó für hineinfließen, hineinströmen, unbemerkt eindringen, einschleichen zurück, ist jedoch nur eine sprachwissenschaftlich erschlossene Form, die in der lateinischen Sprache der Römer nicht belegt ist.

Damit hat sich letztlich auch am Beispiel der Erkältung doch erwiesen, dass es töricht ist, unseren Vorfahren einzig und allein nur Unwissenheit und Aberglauben zu unterstellen.

Krankheitserreger

Als Krankheitsverursacher kommt eine große Anzahl unterschiedlicher Viren in Betracht, unter anderen:

Diese Viren gehören zu den behüllten Einzel(+)-Strang-RNA-Viren [ss(+)RNA].
Diese Viren gehören zu den unbehüllten doppelsträngigen DNA-Viren (dsDNA).
Und diese Viren gehören zu den unbehüllten Einzel(+)-Strang-RNA-Viren [ss(+)RNA].

Die Vielzahl verschiedener Viren und Varianten erklärt wie bei der Influenza, warum Menschen so häufig an einer virusbedingten Erkältung erkranken können. Die Tatsache, dass bei nicht erheblich vorgeschädigten Menschen und bei nicht erfolgter Doppelinfektion oder Sekundärinfektion (siehe auch Infektion) ein grippaler Infekt keinen tödlichen Verlauf nimmt, zeigt zum Einen, dass die für diese Erkrankung als Krankheitsverursacher festgestellten Viren sehr stark an den Menschen als ihren Reservoirwirt angepasst sind. Ein Virus hat natürlich kein Interesse an dem Tod seines Reservoirwirts, denn es braucht ihn ja für seine Vermehrung. Die dennoch ausgelösten Erkrankungssymptome sind von diesen Viren im Grunde nicht beabsichtigt und eher als ein Unfall anzusehen. Zum Zweiten wird dadurch auch deutlich, dass sich der Mensch ebenfalls im Verlaufe vieler Generationen an diese Viren anpassen konnte. In diesem Aspekt besteht somit auch ein deutlicher Unterschied zu den Influenzaviren und den von ihnen beim Menschen verursachten Erkrankungen.

Verbreitung

Die eine Erkältung auslösenden Viren mit ihren zahllosen Arten und ihren durch Mutationen ständig neu entstehenden Varianten können weltweit in allen Klimazonen auftreten und durch Infektion sich überall dort ausbreiten, wo Menschen anzutreffen sind.

Übertragung

Die Ergebnisse aller bislang vorliegenden Studien deuten darauf hin, dass die krankheitsverursachenden Viren in erster Linie direkt oder indirekt über kontaminierte Gegenstände per Kontaktinfektion oder Schmierinfektion übertragen werden. Die Möglichkeit einer Übertragung per Tröpfcheninfektion ist wissenschaftlich nicht zweifelsfrei nachgewiesen. Auch über die Art der eine Übertragung und Infektion begünstigenden Faktoren und deren unterschiedliche Gewichtung herrscht keine Einigkeit.

Krankheitsverlauf

Ob und wie schwer der infizierte Organismus an einer Erkältung erkrankt, hängt neben der Dosis und Virulenz der Viren auch vom aktuellen Zustand des Immunsystems beziehungsweise den für dieses Abwehrsystem beeinträchtigenden Faktoren ab. Siehe ausführlicher dazu Immunsystem und Infektion.

In der Regel verläuft eine Erkältung nach einer Inkubationszeit von etwa 2 bis 8 Tagen harmlos und dauert selten länger als eine Woche. Viele Menschen haben im Jahr mehrere Erkältungen, bei Kleinkindern gelten auch vier bis neun Erkrankungen pro Jahr noch als normal.

Eine erkrankte Person kann die Krankheitserreger etwa 2 bis 10 Tage ausscheiden, bei einer Behandlung mit Steroiden (Cortison) auch länger.

Folgende Krankheitsanzeichen werden oft beobachtet:

  • zu Beginn leichtes Frösteln
  • Entzündung der Nasenschleimhäute, auch Schnupfen (Rhinitis) genannt
  • Halskratzen bis Halsschmerzen

Im weitern Verlauf möglich:

Komplikationen

Eine mögliche Komplikation der Erkältung ist die Nasennebenhöhlen-Entzündung. Weitere Komplikationen können dadurch entstehen, dass jeder Virusinfekt das Immunsystem vorübergehend schwächen kann. Dadurch können zur sogenannten Standortflora gehörende und normalerweise keine Infektion verursachende Bakterien doch pathogen werden und dann beispielsweise eine Pneumonie verursachen.

Diagnose

Die Diagnose eines grippalen Infekts wird üblicherweise rein klinisch, das heißt aufgrund der Symptome und einer körperlichen Untersuchung, gestellt. Differenzialdiagnostisch ist hier eine echte Influenza A, B, oder C und andererseits eine Parainfluenza abzugrenzen. Daneben verlaufen Erstinfektionen von Herpesviren (HSV, CMV, EBV) bei Kindern gelegentlich als grippaler Infekt. Außerdem verlaufen abortive Formen einer Infektion mit Exanthemviren wie Masern, Ringelröteln, Röteln und Varizellen oft nur als grippaler Infekt.

Therapie

Die wirkungsvollste Behandlung einer Erkältung besteht darin, dem Körper Ruhe zu gönnen und sich in warmen, nicht überheizten Räumen aufzuhalten. Bei Husten und Schnupfen sollte man viel Wasser, Fruchtsäfte und Tee trinken, um den Schleim flüssig zu halten und einen Flüssigkeitsverlust des Körpers durch Schweiß, Tränen- oder Nasenflüssigkeit auszugleichen, insbesondere bei kleinen Kindern. Inhalationen können helfen, die Schleimhäute anzufeuchten und vom Schleim zu befreien. Auch Halsschmerzen und Husten können durch diese Befeuchtung gelindert werden.

Abschwellende Nasensprays sollten nur kurzzeitig (i. d. R. bis 5 Tage) verwendet werden. Eine dauerhafte Anwendung kann zur Austrocknung und zum Anschwellen der Nasenschleimhaut sowie zur Abhängigkeit bzw. Gewöhnung führen.

Andere Medikamente mit den Wirkstoffen Ibuprofen, Paracetamol oder Acetylsalicylsäure lindern zwar in der Regel Symptome wie beispielsweise Kopfschmerzen und senken auch das Fieber, doch besitzen sie abgesehen von möglichen Nebenwirkungen gerade auf Grund der beschriebenen Wirkung auch einen unerwünschten Nebeneffekt. Nach Abschwächung der Krankheitszeichen kann sich ein Patient zu früh fast wieder gesund fühlen, sich anschließend zuviel zumuten und damit die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls erhöhen.

Studien

  • Von Douglas et al. (2003) konnte gezeigt werden, dass durch täglich 1.000 mg Vitamin C die Dauer der Symptomatik bei undifferenzierten Erkältungen abgekürzt werden konnte. Mit einem halben Tag der Verkürzung des Krankheitsverlaufs fiel dieser günstige Effekt jedoch äußerst gering aus und könnte auch nach Angaben der Autoren eventuell durch einen Publikationsbias (eine nach Abschluss von wissenschaftlichen Studien in verschiedenen Formen auftretende systematische Verzerrung) bedingt sein.
  • Eine Metaanalyse eines finnisch-australischen Forscherteams konnte die Wirksamkeit von Vitamin C nicht bestätigen. Eine vorbeugende Wirkung hat das Vitamin nur bei körperlichen Extrembedingungen, und auch den Verlauf einer Erkältung kann es kaum beeinflussen, berichten sie im Fachblatt "PLoS Medicine" (06/2005)

Vorbeugung

Im Gegensatz zur Grippe gibt es gegen Erkältungen keine Impfung.

Eine wirksame Vorbeugung besteht darin, den Kontakt mit erkrankten Personen und deren viralen Schnupfen- und Hustensekreten zu vermeiden.

Für eine erfolgreiche Vorbeugung durch eine hochdosierte zusätzliche Einnahme von Vitamin C gibt es keine Bestätigung, wenn bereits eine ausreichende Vitaminversorgung durch gesunde Ernährung gegeben ist.

Bei Echinacea-Präparaten wurde zunächst eine reduzierte Infektrate im Rahmen einer Prophylaxe auf der Basis von drei Kontrollstudien ermittelt (Melchart et al. 2003). Eine neuere Studie von Ronald Turner an der University of Virginia in Chalottesville durchgeführt und Juli 2005 veröffentlicht [3] spricht Echinacea jedoch jegliche Wirkung ab und kommt zu der Schlussfolgerung, es habe lediglich einen Placeboeffekt [4].

Ein gesundes und gestärktes Immunsystem kann jedem Menschen dabei helfen, diverse Krankheitserreger und damit auch die einer Erkältung besser zu bekämpfen und manchmal auch einen Krankheitsausbruch zu verhindern oder Krankheitssymptome zu mildern, beziehungsweise den Krankheitsverlauf zu verkürzen. Alle Maßnahmen wie beispielsweise gesunde, ausgeglichene Ernährung inklusive aller für den Organismus notwendigen Stoffe wie beispielsweise Mineralstoffe und Vitamine, ausreichend Schlaf, möglichst stressfreier Tagesablauf, regelmäßige Bewegung oder gar sportliches Ausdauertraining und regelmäßige Abhärtung durch Kneippen [5] und Saunieren können daher sehr wohl als Vorbeugemaßnahmen im weitesten Sinne angesehen werden.

Schwedische Forscher im Team von Py Tubelius, die bei der Firma Tetra Pak in Lund Forschungen betreiben, haben als Ergebnis einer kontrollierten Studie dargelegt, dass eine tägliche Einnahme von probiotischen Produkten, die Milchsäurebakterien aus der Familie Lactobacillus enthalten, die Anzahl der Infektionen der Atemwege oder des Magen-Darm-Traktes verringert. Die Forscher sind überzeugt, dass der festgestellte Effekt auf eine Stärkung des Immunsystems durch die genannten Bakterien zurückgeht [6], [7].