Dieter Bührle
Dietrich «Dieter» Bührle, geboren als Ernst Joseph Sylvester Dietrich Bührle[1] (* 31. Dezember 1921 in Ilsenburg, Deutschland; † 9. November 2012; heimatberechtigt in Zürich) war ein Schweizer Unternehmer.
Leben
Dieter Bührle kam als Sohn von Emil Georg Bührle und seiner Frau Wilhelmine Charlotte, geborene Schalk, im deutschen Ilsenburg zur Welt. 1924 zog die Familie nach Zürich, dort wurde der Vater Geschäftsführer der im Jahre 1923 von der Magdeburger Werkzeugmaschinenfabrik übernommenen Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon. Dieter Bührle hatte eine um fünf Jahre jüngere Schwester namens Hortense. 1937 wurde die Familie Bührle in Zürich eingebürgert.
Er studierte Rechtswissenschaft an der Universität Zürich und trat 1953 in das als inzwischen Oerlikon-Bührle firmierende Unternehmen ein. Dort wurde er Chef der Planungsgruppe Ausland, zuständig für Fabriken in Indien und Ägypten. Das bekannteste Produkt der Firma war die 20-mm-Oerlikon-Kanone, eine der meistverwendeten Flugabwehrkanonen des Zweiten Weltkrieges. Als der Vater Emil Georg Bührle 1956 verstarb, übernahm der damals 35-jährige Sohn die Oerlikon-Bührle, die in Spitzenzeiten 37'000 Leute beschäftigte. Bührle betrieb zusammen mit seiner Schwester eine Privatholding, die wiederum 42 Prozent an der Oerlikon-Bührle besass. Er leitete das Unternehmen die nächsten 37 Jahre, obwohl er gerne Kunstgeschichte studiert hätte. Nach dem Biafra-Krieg 1970 wurde er wegen unerlaubter Ausfuhr von Kriegswaffen in Krisengebiete zu einer Haftstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe verurteilt. Eine Konsequenz der Verurteilung war auch, dass er als Oberst im Schweizer Generalstab, diesen verlassen musste.
Dieter Bührle versuchte die Konversion des Rüstungsunternehmens in zivile Produkte. Er erwarb 1977 die Bally-Schuhgruppe, die Balzers Vakuumtechnik im Fürstentum Liechtenstein, die Limmat-Versicherung und das Hotel Zürich in Zürich. Mit der Entwicklung des Lenkwaffen-Abwehrsystem Adats geriet das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Bührle trat 1990 von der Leitung des Unternehmens, das später in Unaxis umfirmierte, zurück. Fortan widmete er sich schwerpunktmässig der Familienholding, den Hotels Storchen in Zürich, Castello del Sole in Ascona, dem landwirtschaftlichen Versuchsbetrieb auf dem Maggia-Delta und einem Weingut in der Toskana. Im Jahre 2010 verkaufte er seine 50-prozentige Beteiligung an der Betreibergesellschaft des Flughafens Altenrhein, an Markus Kopf.[2]
Bührle war verheiratet und hatte einen Sohn und eine Tochter.[3] Er verstarb am 9. November 2012 im Alter von 90 Jahren.[4]
Literatur
- Ruedi Christen u. a.: Die Bührle-Saga: Festschrift zum 65. Geburtstag des letzten aktiven Familiensprosses in einer weltberühmten Waffenschmiede. Limmat, Zürich 1986, ISBN 3-85791-033-X. Aktualisierte und erweiterte Neuauflage.
Weblinks
- Ueli Müller: Bührle, Dieter. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Dokumente von und über Bührle, Dieter in der Datenbank Dodis der Diplomatischen Dokumente der Schweiz
- Rita Flubacher: Er glaubte ans Rüstungsgeschäft. In: Tages-Anzeiger vom 12. November 2012
- Michael Funk: In jungen Jahren geprüft. Zum Hinschied von Dieter Bührle. In: Neue Zürcher Zeitung vom 14. November 2012
- Peter Hartmann: Nachruf: Dieter Bührle. In: Die Weltwoche 46/2012 vom 15. November 2012
- Willi Wottreng: Skandal um Schweizer Waffen. Nachruf in: NZZ am Sonntag vom 18. November 2012
Einzelnachweise
- ↑ Dokumente von und über Bührle, Dieter in der Datenbank Dodis der Diplomatischen Dokumente der Schweiz
- ↑ Vorarlberg Online: Flughafen Altenrhein: Vorarlberger jetzt Alleineigner vom 3. Juni 2010, aufgerufen am 14. November 2012
- ↑ Unternehmer Dieter Bührle ist tot. In: Schweizer Fernsehen vom 12. November 2012
- ↑ Dieter Bührle gestorben. In: Neue Zürcher Zeitung vom 12. November 2012, aufgerufen am 14. November 2012.
Personendaten | |
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NAME | Bührle, Dieter |
ALTERNATIVNAMEN | Bührle, Ernst Joseph Sylvester Dietrich (vollständiger Name); Bührle Dietrich |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Unternehmer |
GEBURTSDATUM | 31. Dezember 1921 |
GEBURTSORT | Ilsenburg (Harz), Deutschland |
STERBEDATUM | 9. November 2012 |