Groß Fredenwalde
Groß Fredenwalde ist ein Ortsteil der Gemeinde Gerswalde (mit 131 Einwohnern) im Landkreis Uckermark, im Norden von Brandenburg (Deutschland). Es ist umschlossen vom Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin. In ca. 4 km Entfernung geht der Radfernweg Berlin–Usedom vorbei. Der Wallpfad um den Oberuckersee läuft durch das Dorf. Im Jahr 2001 wurde die damalige Gemeinde Groß Fredenwalde mit anderen kleineren Gemeinden (Friedenfelde, Kaakstedt und Kronhorst) in die Gemeinde Gerswalde eingemeindet. Heute gibt es zwei Deutungen zur Herkunft des Ortsnamens. Die eine Deutung sagt, der Name bedeute "frei von Wald." Die zweite Deutung argumentiert es hieße "Friedenswald" Beide Deutungen leiten sich beide vom Mittelhochdeutschen "Vredewolde" ab.
Geschichte
Vor- und Frühgeschichte
Die Landschaft um Groß Fredenwalde ist ein Ergebnis der letzten Eiszeit, ein typisches Endmoränengebiet. Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde auf dem Weinberg, der mit 111 m die höchste Erhebung der Umgebung darstellt, ein Begräbnis- und vermutlich auch Kultplatz aus der Mittelsteinzeit (ca. 7000 v. Chr.) gefunden. Neben Werkzeugen und Schmuck wurden dort die Leichen von mindestens 7 Personen (3 Erwachsene und 4 Kinder) gefunden. Nach heutigem Kenntnisstand stellt sie den bisher ältesten bekannten Fund menschlicher Kultur in der Uckermark dar. Damit gehört Groß Fredenwalde zu den bedeutendsten Fundstätten der Mittelsteinzeit in Norddeutschland. In den nachfolgenden Jahrtausenden der Jungsteinzeit sowie der Bronze- und Eisenzeit hat sich zwischen Gerswalde und Groß Fredenwalde ein Hügelgräberfeld erhalten. Vermutlich war die Gegend um Groß Fredenwalde ebenso in den kommenden Jahrhunderten bis zum Ende der Germanenzeit im sechsten Jahrhundert n. Chr. besiedelt.
Die Slawenzeit
Nach Abwanderung der Germanenstämme wurde ab dem 6. Jahrhundert in Groß Fredenwalde auf dem späteren Wallberg eine slawische Siedlung errichtet. Ab dem achten Jahrhundert entstand hier auf einem künstlichen Plateau (75 × 100 m) eine slawische "Volksburg." Diese diente als lokaler Schutz für die gleichzeitigen Handelsaktivitäten slawischer Kaufleute im hiesigen Raum. Vermutlich gab es zu diesem Zeitpunkt eine Art Wasserverbindung von Groß Fredenwalde bis an die Ostsee. Bei einer Grabung um 1910 wurden mittelalterliche Handelswaren aus dem 10. Jahrhundert (z. B. eine Hanseschale) gefunden. Diese Gegenstände überdauerten den Zweiten Weltkrieg nicht. Um das Jahr 1000 verließen die Slawen die befestigte Siedlung auf dem Wahlberg. Die Gründe sind leider nicht bekannt.
Das Mittelalter
Im zwölften Jahrhundert wurde im Rahmen der Ostkolonisation der Wallberg von Ministerialen der Markgrafen von Brandenburg und weiterer Siedler aus dem Westen wieder neu besiedelt. Es entstand eine vermutlich landesherrliche Burg zur Grenzsicherung Brandenburgs nach Pommern. 1267 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung von Groß Fredenwalde in der Stiftungsurkunde des Klosters Marienpforte mit "Alexander de Vredewolde." In der folgenden Zeit gelangte Groß Fredenwalde in den Besitz der Herren von Stegelitz. Diese förderten als sogenannte Lokatoren den Ort. Zur gleichen Zeit entstand eine Feldsteinkirche. Diese gehörte zu den wenigen Kirchen der Uckermark, die eine doppelte Pfarrhufenzahl besaßen. Dies bedeutete, dass die Möglichkeit bestand, pro Tag zwei heilige Messen abzuhalten. Ebenso entwickelte sich eine Marienwallfahrt, die bis zur Zeit der Reformation sehr beliebt war. Im 15. Jahrhundert wurde Groß Fredenwalde als "oppidum" (Städtchen) bezeichnet. Dies bedeutet, dass der Ort mittlerweile als Handelsstützpunkt zu Wohlstand gekommen war. Im 14. Jahrhundert wurde nach einem Brand die Burg auf dem Waldberg verlassen. Es entstand ein befestigtes Haus, das später im Stil der Renaissance umgestaltet wurde, an der Stelle des heutigen Gutshauses.
Die Familie von Arnim
1498 erwarb Bernd II. von Arnim von den mit ihm stammesverwandten Herren von Stegelitz die Herrschaft Fredenwalde. Zu dieser Herrschaft gehörten unter anderen die Orte Götschendorf, Temmen, Milmersdorf, Sternhagen und Golmitz. Unter den Söhnen Bernd II. wurde 1545 der gesamte nunmehrige Rittersitz aufgeteilt. 1621 starb der erste Familienzweig der Arnims in Fredenwalde im Mannesstamm aus. Das Erbe traten ihre arnimschen Vettern aus Götschendorf an. Der Dreißigjährige Krieg hat auch die Uckermark nicht unbeschadet gelassen. An seinem Ende war auch Fredenwalde stark zerstört. Kirche und Herrenhaus waren vermutlich Ruinen und der Ort war entvölkert.
Alexander Magnus von Arnim

Mit Alexander I. Magnus von Arnim (1659-1727) kam es zu einer erneuten Blüte Groß Fredenwaldes. Er errichtete das heutige Gutshaus an der Stelle des vormaligen Renaissance Herrenhaus. Ebenso renovierte er die Kirche und gab ihr ein neues Inventar. Im Nachbarort Temmen begründete er mit Neu Temmen eine Neuansiedlung mit Herrenhaus, das heute noch steht. Aus seiner Zeit stammt auch der Taufengel in der Kirche, der nach der Kirchenrenovierung seit 2009 erneut wieder an seinen Platz kam. Als Alexander 1727 starb, hinterließ er seinen Erben ein Vermögen von mehr als 60.000 Reichstalern. Aus einem überkommenen Nachlassverzeichnis wissen wir, dass er Silberbestecke, ein Dresdener Kaffee- sowie ein japanisches Teeservice besaß. Hinzu kam noch eine Spieluhr, die alleine einen Wert von 60 Reichstalern besaß. 1714 führte er auf seinen Gütern lange vor der preußischen Krone die Allgemeine Schulpflicht ein. Ganz ohne Probleme scheint dies aber nicht funktioniert zu haben. So wissen wir, dass er 1735 sich einer Forderung des Schulrektors stellen musste, er möge dafür sorgen, dass die Schulpflicht auf seinen Gütern ernster genommen würde.
Groß Fredenwalde vom späten 18. Jahrhundert bis zur Wende 1990
Im späten 18. und im 19. Jahrhundert wurden von Fredenwalde aus die Dörfer Willmine und Klein Fredenwalde als eigenständige Gutsbetriebe (sogenannte Vorwerke) begründet. Zum Unterschied von Klein Fredenwalde bürgerte sich der Name Groß Fredenwalde ein. Im Jahr 1847 starb der letzte männliche Nachkomme des Alexander Magnus. Erben wurden die von Arnims in Temmen. Bis 1945 war das Gut in ihrem Eigentum. Anfang 1945 floh die Familie von Arnim vor der heranrückenden Roten Armee. Anschließend wurde das Gut enteignet. Zu DDR Zeiten wurde aus dem Gut ein VEG (volkseigenes Gut) gebildet. Die Bewohner von Groß Fredenwalde fanden dort Arbeit.
Groß Fredenwalde heute
Die Wende 1990 beendete die Existenz des VEG. Die Beschäftigten gingen in Rente oder wurden arbeitslos. Heute wird in Groß Fredenwalde weiterhin Landwirtschaft betrieben. In den letzten 20 Jahren entstanden im Dorf neue Schwerpunkte. Hier ist zum einen die umweltpädagogische Station „Feld-, Wald und Wiesenschule" zu nennen. Diese hat ihren Sitz im ehemaligen Schulhaus. Sie bietet Umweltbildung für Schulklassen, Kinder und Familien an. Neben einem Programm mit eigenen Angeboten können Schulen und andere Bildungseinrichtungen auch eigene Veranstaltungen im Umweltbereich durchführen. Zum Zweiten ist die Radwandererherberge der GfB Potsdam zu nennen. Hier können Gruppen, Radfahrer, Wanderer und Naturinteressierte übernachten und die Schönheit der Landschaft erleben. 2012 gesellte sich zu diesen Angeboten der Uckermärker Picknickkorb hinzu. Touristen und andere Picknickliebhaber können ein Picknickerlebnis mit regionalen uckermärkischen Spezialitäten genießen und anschließend auf dem kulinarischen Erlebnisweg das Dorf erkunden.
Siehe auch
Literatur
- Hagen, J.O. v.d. Hagen: Der Fredenwalder Wallberg, In: Mitt. des Uckermärkischen Museums- u. Geschichtsvereins, Prenlzlau (1910) S. 1-10
- Endres, L.: Historisches Ortslexikon für Brandenburg Teil VIII Uckermark, Weimar 1986
- Endres, L.: Die Uckermark - Geschichte einer kurmärkischen Landschaft vom 12. bis zum 18.Jahrundert, Weimar 1992
- Kirsch, K.: Slawen und Deutsche in der Uckermark - Vergleichende Untersuchungen zur Siedlungsentwicklung vom 11. bis zum 14. Jahrhundert, Stuttgart 2004
- Gramsch, B u. Schoknecht, U.: Groß Fredenwalde, Lkr. Uckermark - eine mittelsteinzeitliche Mehrfachbestattung in Norddeutschland, In: Veröffentlichungen zur brandenburgischen Landesarchäologie 34 (2000) S. 9-38
- Grimm, H. u. Blume, W.: Die menschlichen Skelettreste aus dem mesolithischen Grab von Groß Fredenwalde, Lkr. Uckermark, In: Veröffentlichungen zur branddenburgischen Landesarchäologie 34 (2000) S. 39-60.