Collioure
Collioure (katalanisch Cotlliure), ist eine französische Gemeinde im Département Pyrénées-Orientales, die zur Region Languedoc-Roussillon gehört. Seine ca. 2.800 Einwohner (1999) nennen sich Colliourencs.
Geographie
Collioure ist neben Argelès-sur-Mer und dem angrenzenden Banyuls-sur-Mer und Port-Vendres ein touristischer Anziehungspunkt an der Côte Vermeille südlich der Pyrenäen. Es gehört zum Anbaugebiet des Süßweins Banyuls (AOC). Collioure ist ein altes Fischerdorf mit zwei durch eine alte Königsburg getrennten Hafenbuchten, begrenzt durch seine weit ins Meer vorgeschobene malerische Wehrkirche, deren Turm früher ein Leuchturm war.
Geschichte
Der Ort Collioure war schon den Menschen in vorgeschichtlicher Zeit gut bekannt, wie man den zahllosen verschiedenen Dolmen entnehmen kann: Nahe dem ziemlich gut erhaltenen Weiler Rimbau am Molló-Paß und in l'Arqueta.
Aufgrund von Ausgrabungen vor der Burg weiß man, daß der Ort schon im 6. Jahrhundert v. Chr. existierte. Er spielte eine bedeutende Rolle in der Antike, wo er als Hafen für die Stadt Elne diente.
Collioure wird erstmals 673 als Castrum Caucoliberi erwähnt. Ein späterer Text aus dem 9. Jahrhundert, der aber auf einen aus dem 5. Jahrhundert zurückgreift, benutzt ebenfalls den Namen Caucholiberi. In der Folgezeit entwickelten sich daraus die Schreibweisen Cochliure, Cocliure, zeitweise in Cobliure oder Copliure gleichzeitig in Coblliure oder Coplliure transformiert. Die catalanische Schreibweise Cotlliure wurde nicht sehr häufig benutzt. Die französische Schreibweise entwickelte sich im 19. Jahrhundert.
Der Name ist iberischer Herkunft (ibero-baskisch für die einen, ibero-ligurisch für die anderen). Er ist zusammengesetzt aus dem Stamm kauk (tief, Bucht) und der Endung illiberi (Neustadt); die Endung wurde ebenfalls bis zum 4. Jahrhundert für den Ort Elne verwendet.
Seine Burg wurde bereits 673 erwähnt, Beweis für seine strategische und kommerzielle Bedeutung während der merowingischen Epoche.
Die Burg gehörte zunächst dem Grafen des Roussillon, danach verschiedenen Königen, die ihm folgten. Collioure war noch königliches Eigentum zur Zeit der Revolution). Unter der Herrschaft der Könige von Mallorca wurde der quadratische Donjon auf dem Felssporn zwischen 1242 und 1280 komplett erneuert und zur königlichen Residenz umgewandelt. Der Ort war in seinem Reich der erste Handelshafen des Roussillon. Der Handel war insbesondere während der Herrschaft des Königs von Aragón intensiv: Namentlich das berühmte Tuch von Perpignan, Bettwäsche, Öl und Wein wurden exportiert, wohingegen Gewürze, orientalische Stoffe und andere exotische Produkte importiert wurden. Die spanischen Könige Karl II. und Felipe II. ließen die Burg in eine Zitadelle umbauen, verstärkt durch das Fort St.-Elme im Süden und das Fort Miradou im Norden. Erwähnt sei, daß es in Collioure eine andere Burg gab, die der Templer, die nach Auflösung des Templerordens zur Malteserburg wurde.
Ohne auf einzelen Episoden der Geschichte Collioures einzugehen, muß die französische Besatzung am Ende des 15. Jahrhunderts erwähnt werden, bei der der Ort auf Befehl König Louis XI. in Saint-Michel (1475 - 1481) umbenannt wurde. Nach der Einnahme des Ortes 1643 infolge des Pyrenäenfriedens wurde seine strategische Bedeutung durch Festungsbaumeister Vauban neu definiert, der einen Garnisonsort daraus machen wollte, in dem er die Altstadt schliff, um die Burg und neu zu errichtenden Forts und ausgedehnte Schanzwälle zu erweitern. Die Bevölkerung, der die Umsiedlung nach Port-Vendres drohte, entschied sich für den Wiederaufbau der Stadt anstelle der Unterstadt, ihrem gegenwärtigen Ort, dem Vieux Quartier du Mouré. 1793 wurde der Ort durch spanische Truppen besetzt und durch General Dugommier im Mai 1794 befreit.
Im 19. Jahrhundert erfuhr Collioure einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung aufgrund der Expansion des Fischfangs, insbesondere des Erfolgs der Anchovis aus Collioure und des Weinbaus. Der Aufschwung setzte sich bis zum Anfang des 20. Jahrhundert fort: Nach einem Höhepunkt 1857 mit 3.846 Einwohnern fiel man 1901 auf 2.830 Einwohner zurück, was einem Verlust von 1.000 Einwohnern in 5 Jahrzehnten entspricht. Die Entwicklung von Port-Vendres gleicht dies zweifellos aus.
In dieser Epoche erfuhr Collioure eine tiefgreifende Änderung, die zu seiner touristischen Entwicklung beitrug: 1904 kam Henri Matisse in Begleitung von André Derain, die den Fauvismus entwickelten, um in Collioure zu malen. Andere Maler folgten, unter ihnen Georges Braque, Raoul Dufy, Foujita, Friesz, Juan Gris, Albert Marquet, Othon, Pablo Picasso.
Daraufhin stabilisierte sich die Einwohnerzahl zwischen 2.500 und 2.900 Einwohnern. In der Saison wird der Ort jedes Jahr von Zehntausenden von Touristen besucht, die das Bild der kleinen Stadt bestimmen und auf der einen Seite eine Belastung für die Infrastruktur und das Leben der Einheimischen darstellen, auf der anderen Seite viele Arbeitsplätze schaffen und sichern und dem Ort ein internationales Flair verleihen.
Sehenswürdigkeiten
Der Chemin du Fauvisme führt an 20 Ansichten, die von den Fauvisten auf Gemälden festgehalten und auf Reproduktionen, die auf Tafeln sich an Ort und Stelle befinden, zu sehen sind. Die schon erwähnte Wehrkirche Notre-Dames-des-Anges wurde zwischen 1684 und 1691 von Vauban anstelle der geschleiften Kirche der Oberstadt errichtet. Ihr düsteres Inneres birgt neun ungewöhnlich sehenswerte Schnitzretabel, darunter das drei Stockwerke hohe, die ganze Apsis einnehmende des Hochaltars, das vom Katalanen Joseph Sunyer 1698 geschaffen wurde. Der merkwürdige Glockenturm erinnert nicht zufällig an einen Leuchtturm, handelt es sich doch tatsächlich um einen ehemaligen Leuchtturm. Das ehemalige Inselchen Ilot St-Vicent, auf dem ein Kapellchen und ein Leuchtturm stehen, ist durch zwei kleine Strände mit der Kirche verbunden. Das Vieux Quartier du Mouré steigt mit seinen schmalen Gassen und steilen Treppen vom Hafen neben der Kirche aus an und ist mit Blumen einladend geschmückt.
In der Brasserie Hôtel des Templiers am Quai Amiraute befinden sich neben unzähligen Originalkunstwerken von Künstlern, die sich in Collioure niederließen, auch solche von Henri Matisse, Maurice Utrillo und Pablo Picasso, die der Wirt seinerzeit anstelle einer Bezahlung angenommen hat. Leider befindet sich darunter keines der berühmten Kunstwerke, die in Collioure geschaffen wurden.
Das Château Royal ist die schon mehrfach erwähnte, von Vauban gebaute Königsburg, die das Hafenbecken Port d'Amont vom Port d'Avall trennt. Unterirdische Gänge, Wehrgänge und der Exerzierplatz sind ebenso zu besichtigen, wie das Gefängnis aus dem 16. Jahrhundert, die Kapelle aus dem 13. Jahrhundert und das Schlafzimmer der Königin.
Weblinks
- Webseite von Collioure (in französisch und englisch; mit Fotos)
- Webseite von J.Tosti
- Fotos aus Collioure Bericht von einem Ausflug nach Collioure mit vielen Fotos