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Alfeld (Leine)

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Wappen Deutschlandkarte
Alfeld (Leine)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Alfeld (Leine) hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 51° 59′ N, 9° 50′ OKoordinaten: 51° 59′ N, 9° 50′ O
Bundesland: Niedersachsen
Landkreis: Hildesheim
Höhe: 145 m ü. NHN
Fläche: 72,88 km2
Einwohner: 17.956 (31. Dez. 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 246 Einwohner je km2
Postleitzahl: 31061
Vorwahl: 05181
Kfz-Kennzeichen: HI, ALF
Gemeindeschlüssel: 03 2 54 002
Adresse der
Stadtverwaltung:
Marktplatz 1
31061 Alfeld (Leine)
Website: www.alfeld.de
Bürgermeister: Bernd Beushausen (SPD)
Lage der Stadt Alfeld (Leine) im Landkreis Hildesheim
KarteLandkreis HildesheimNiedersachsenLandkreis HolzmindenLandkreis NortheimLandkreis GoslarLandkreis WolfenbüttelSalzgitterLandkreis Hameln-PyrmontRegion HannoverLandkreis PeineFreden (Leine)LamspringeBockenemAlfeld (Leine)DuingenSarstedtAlgermissenHarsumGiesenNordstemmenHildesheimElzeGronauEimeDiekholzenDiekholzenSchellertenSchellertenSöhldeBad SalzdetfurthHolleSibbesse
Karte

Alfeld (Leine) ist eine Mittelstadt im Landkreis Hildesheim, im südlichen Niedersachsen (Deutschland). Alfeld ist die zweitgrößte Stadt dieses Landkreises und liegt inmitten der Metropolregion Hannover-Braunschweig-Göttingen. Alfeld ist Mitglied der Region Leinebergland, eines nach dem Leader-Ansatz gegründeten freiwilligen Zusammenschlusses verschiedener Städte und Gemeinden im südlichen Niedersachsen.

Geografie

Alfeld liegt im Leinebergland zwischen der Leine im Westen und den Sieben Bergen (bis 395 m hoch) im Nordosten. Das umliegende Bergland wird „Alfelder Bergland“ oder „Ith-Hils-Bergland“ (bis 480,4 m hoch) genannt.

Nachbargemeinden

Alfeld ist im Uhrzeigersinn umgeben von den Samtgemeinden Gronau, Sibbesse, Freden, Delligsen und von Duingen.

Stadtgliederung

Alfelds Ortsteile sind Brunkensen, Dehnsen, Föhrste, Eimsen, Gerzen, Godenau, Hörsum, Imsen, Langenholzen, Limmer, Lütgenholzen, Röllinghausen, Sack, Warzen, Wettensen und Wispenstein.

Geschichte

Überblick

Ohne dass dieses bisher urkundlich zu belegen ist, steht zu vermuten, dass Alfeld als Stadt eine Parallelgründung zur Hildesheimer Dammstadt ist. Hierauf deuten die planmäßige Anlage des Stadtkerns innerhalb der Wallanlagen, die parallele Existenz einer Nikolaikirche und die urkundliche Erwähnung von flämischen Ansiedlern in beiden Siedlungen für den Anfang des dreizehnten Jahrhunderts hin. Auch die Wappen sind nahezu identisch. Das Wappen Alfelds unterscheidet sich von dem der Dammstadt nur durch den blauen Schildbuckel, der traditionell als „Blauer Stein“ identifiziert wird.

Stadtrechte könnten Alfeld zwischen dem Jahr 1220 (in dem Kaiser Friedrich II. in der Confoederatio den geistlichen Fürsten landesherrliche Rechte garantierte) und dem Jahre 1258 (dem Jahr der ältesten erhaltenen urkundlichen Erwähnung Alfelds als Stadt) verliehen worden sein.[2] Im Jahre 1315 wurde das Alfelder Stadtrecht der Stadt Dassel verliehen.[3]

In ältester Zeit gehörte Alfeld zum Bistum Hildesheim. Nach der Hildesheimer Stiftsfehde (1519–1523) kam es zum Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. In der Rückschau war die Braunschweiger Zeit Alfelds goldenes Zeitalter, in dem in Alfeld Wirtschaft und Kultur blühten. Während des Dreißigjährigen Krieges trafen sich am 13. Oktober 1625 die namhaften Feldherren der Katholischen Liga Tilly und Wallenstein im Alfelder Ortsteil Limmer zu einer Unterredung. 1643 fiel Alfeld nach dem Sonderfrieden von Goslar an das Hochstift Hildesheim zurück. Infolge des Reichsdeputationshauptschlusses kam es 1803 kurzzeitig an Preußen, dann an das Königreich Westfalen Distrikt Hildesheim, nach dem Wiener Kongress wurde es 1815 dem Königreich Hannover unterstellt. Als Ergebnis des Deutschen Krieges wurde dieses 1866 von Preußen annektiert, zu dem dann auch Alfeld bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte, was den welfentreuen Teilen der Bevölkerung missfiel. Seit 1946 gehört Alfeld zum Land Niedersachsen. Alfeld blieb während des Zweiten Weltkrieges unzerstört.

Die Hanse

Die Stadt gehörte zu den kleinsten Städten in der Hanse. Alfeld trat im Jahr 1426 in den Sächsischen Städtebund ein. So wurde die Stadt, die im 14. und 15. Jahrhundert durch den Handel mit Bier, Hopfen, Leinwand und Leinengarn reich geworden ist, indirekt zu einer Hansestadt. Heute nimmt Alfeld regelmäßig am Hansetag teil, der in Erinnerung an die Tradition der Hanse seit 1980 einmal im Jahr veranstaltet wird.

Politik

Bürgermeister

Bernd Beushausen (SPD), gewählt am 10. September 2006

Stadtrat

Kommunalwahl vom 11. September 2011:

[4]

Kommunalwahl vom 10. September 2006:

Weitere Wahlergebnisse

Wappen

Blasonierung: „In Rot ein silbernes Stadttor mit zwei viereckigen Zinnentürmen rechts und links und einem gotischem Treppengiebel inmitten. Im spitzbogigen Torraum ein goldenes Fallgatter, davor lehnt schräg nach rechts ein halbrunder Wappenschild, von Gold und Rot quadriert, in der Mitte mit einer blauen, gebuckelten Scheibe belegt.“

Die Neugestaltung des Alfelder Wappens ist in Anlehnung an die Darstellung eines Alfelder Stadttores in der Sassenchronik von 1492 frei geschaffen. Nur sind an Stelle der dort runden Türme hier zwei viereckige Zinnentürme nach dem Vorbilde des noch erhaltenen sogenannten Fillerturmes gestaltet. Das in den Toreingang gesetzte alte Stadtwappen ist mit seinen Farben zuerst 1437 bezeugt, aber ohne die blaue, gebuckelte Scheibe darin, die erstmalig 1492 bildlich in der Sassenchronik dargestellt ist.

Die Farben der Stadt sind die Hildesheimer Farben: Gold - Rot.

Flagge

Die Flagge der Stadt ist gold - rot gestreift und mit dem Wappen der Stadt belegt.

Städtepartnerschaften

  • Seit dem 15. Dezember 1991 ist Alfeld eine Partnerstadt der englischen Stadt Wakefield.
  • Darüber hinaus besteht schon eine sehr lange Partnerschaft mit der ebenfalls englischen Stadt Sidmouth. Die Schüler der Carl-Benscheidt-Realschule besuchen diesen Ort regelmäßig im Rahmen des Schulaustausches einmal im Jahr.
  • Außerdem besitzt das Gymnasium eine Partnerschaft mit einer Schule in der französischen Stadt Nimes.

Wirtschaft und Infrastruktur

Fernmeldeturm auf dem Reuberg

Verkehr

Alfeld liegt nicht nur wie Hannover an der Leine, sondern ist mit der Landeshauptstadt auch über den Nordabschnitt der Hannöversche Südbahn verbunden. Diese wurde ab 1847 gebaut, da Hannover mit Kassel verbunden werden sollte. Man entschied sich für die günstigste Trasse, die durch das Leinetal und durch Alfeld führte. Der vorläufige Endpunkt war Göttingen. Am 30. April 1853 wurde sie vom ersten Zug befahren. Danach siedelten sich viele Unternehmen in Alfeld an, die sich fortan zu einer Industriestadt wandelte. Ein Gewerbegebiet im Bereich des Bahnhofs entstand.

Etwa 140 Jahre später (1991) löste die Neubaustrecke Hannover–Würzburg die alte Verbindung ab. Dennoch zählt die alte Nord-Süd-Strecke zu einer der wichtigsten und am stärksten befahrenen Eisenbahntrassen Deutschlands. Durch den Einsatz seiner Bürger bekam Alfeld einen IC-Halt und wird seit Dezember 2005 auch vom metronom bedient, der die Regionalzüge der Deutschen Bahn ersetzt. In 28 Minuten kann man Hannover mit dem Zug erreichen. Am 25. September 2005 wurde die metronom-Lok ME 146-13 auf den Namen „Alfeld (Leine)“ getauft. Die Modernisierung des Alfelder Bahnhofs – gebaut 1978, gefolgt vom Abriss des alten Bahnhofsgebäudes – kostete insgesamt 2,72 Millionen Euro (finanziert von Land, Bund, DB und Stadt) und wurde im November 2006 nach rund zehn Monaten abgeschlossen. Die letzten Malerarbeiten erfolgten im November 2007.

Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2009 ist die Zahl der InterCity-Züge, die Alfeld anfahren, stark ausgedünnt. Die meisten ICs verkehren nun statt über die Hannöversche Südbahn über die Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg. Lediglich drei InterCity-Verbindungen verbleiben im Leinetal und verkehren wie bisher via Alfeld, Northeim und Kreiensen.[5]

Den ÖPNV in und um Alfeld betreibt der Regionalverkehr Hildesheim (RVHI) mit zwei Stadtbuslinien im 60-Min.-Takt und mehreren Regionallinien. Außerdem besitzt der ortsansässige Busbetrieb Gemke ebenfalls Konzessionen für zwei Regionalbuslinien von Alfeld in die umliegenden Orte.

Die B 3 führt direkt durch den Alfelder Ortsteil Limmer und die dortigen Gewerbegebiete. Die „Nordtangente“, 1986 fertiggestellt, und die Göttinger Straße verbinden die Stadt mit der Bundesstraße.

Medien in Alfeld

  • Alfelder Zeitung, täglich erscheinende Zeitung
  • Sieben: ist ein monatlich erscheinendes, kostenloses Magazin

Ansässige Unternehmen

Papiermühle der Sappi Alfeld GmbH
Verwaltungsgebäude der Ammann Asphalt GmbH, bis 1984 Alfelder Eisenwerke

Die Alfelder Papierfabrik ist neben dem Fagus-Werk (Fagus-GreCon und Grecon-Dimter) und der Ammann Group (übernahm 1984 die Alfelder Eisenwerke) einer der größten Arbeitgeber in der Region.

Die Papiermühle der Familie Spies, als Ursprung der Papierfabrik, wurde 1706 erbaut. Im Jahre 1992 wurde die Hannoversche Papierfabriken Alfeld-Gronau AG in die weltweit tätige Sappi-Gruppe (South African Pulp and Paper Industries) integriert und 1998 in Sappi Alfeld umbenannt. In Alfeld befindet sich eine von drei Produktionsstätten des Unternehmens in Deutschland. Sie stellen mit rund 1.000 Mitarbeitern grafische Papiere, Spezialpapiere und Zellstoff her. Der Sappi-Schornstein ist mit seinen 150 Metern, neben den zwei etwa 50 m hohen Türmen von St. Nicolai und dem 22,12 m hohen Himmelbergturm (auf 307,5 über NN), eines der höchsten Wahrzeichen der Stadt. Zum 300-jährigen Jubiläum der Alfelder Papierherstellung wurde am 2. Juni 2006 eine Skulptur der Goslarer Künstlerin Monika Jain enthüllt. Sie steht auf dem Kreisverkehr vor dem Haupteingang des Sappi-Geländes und stellt einen Kollergang, ein Mahlwerk einer Mühle dar. Vom 8. bis 10. September 2006 öffnete das Werk das erste Mal seine Pforten für die Allgemeinheit, im Rahmen eines Wochenende der offenen Tür.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Alfelder Rathaus, dahinter St. Nicolai
Marktstraße
Alte Lateinschule, heute Stadtmuseum
Umbau der Alfelder Innenstadt im Sommer 1988

Das Bild der Alfelder Altstadt wird geprägt von Fachwerkbauten, die nach verheerenden Stadtbränden der Vergangenheit allerdings überwiegend dem 19. Jahrhundert entstammen. Aufgrund der sehenswerten Fachwerkhäuser ist Alfeld eine Station der Deutschen Fachwerkstraße.

Hervorzuheben unter den Fachwerkbauten ist die Alte Lateinschule von 1610, ein beeindruckendes Bauwerk der Renaissance. Die Lateinschule ist mit zahlreichen Schnitztafeln geschmückt, deren Bildprogramm ein umfassendes Bild der Bildungsinhalte des Späthumanismus vermittelt. Zahlreiche symbolische Bezüge der Darstellungen verweisen auf den pansophischen Zeithintergrund des frühen 17. Jahrhunderts, also der Zeit eines Jakob Böhme oder eines Johann Valentin Andreae, so die Darstellung der „chymischen Hochzeit“ und die Jakobsleiter. Unter anderem sind die Allegorien für die sieben freien Künste mit den Symbolen Grammatik (Rute), Dialektik (Schlange oder Hundekopf), Rhetorik (Tafel und Griffel), Musik (Musikinstrument), Arithmetik (Rechenbrett oder Rechenseil), Geometrie (Zirkel oder Staubtafel) und Astronomie (Astrolabium) dargestellt. Die Alte Lateinschule beherbergt heute das Museum der Stadt Alfeld[6]. Das dazugehörige Tiermuseum ist im Nachbargebäude untergebracht.

Bemerkenswert ist insofern auch das sogenannte Planetenhaus, das nach einer früher am Gebäude angebrachten Inschrift 1608 erbaut sein dürfte. Dieses weist zwei Schnitzplattenreihen auf, welche Darstellungen der sieben Planeten und der fünf Sinne zeigen. Die Gegenüberstellung von Planeten bzw. Metallen und dem menschlichen Körper ist vor dem Zeithintergrund als Darstellung der Entsprechung von Mikrokosmos und Makrokosmos gemäß Paracelsus zu lesen. Am Planetenhaus findet sich auch ein Schnitzfries mit der Darstellung des Einhorn und zweier Fabelwesen, vermutlich handelt es sich hierbei um Apothekersymbolik. Der urkundliche Nachweis einer Apotheke im Planetenhaus ist jedoch – trotz Hinweisen auf das Vorhandensein einer Einhornapotheke im Alfeld des 17. Jahrhunderts – bislang nicht gelungen. Weitere mit Schnitzplatten verzierte Gebäude in Alfeld waren das Anfang des 20. Jahrhunderts abgebrannte Kaland-Haus aus dem späten 16. Jahrhundert (einzelne Platten sind erhalten und werden in der als Heimatmuseum genutzten Lateinschule aufbewahrt) und ein weiteres Gebäude am Marktplatz, dessen Schnitzplatten aber bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts entfernt wurden.

Bemerkenswert unter den älteren Bauten ist auch das renovierte Rathaus, das sich in seinem heutigen Erscheinungsbild – seit 1586 – als ein Bau der sogenannten Weserrenaissance darstellt. Spuren früherer gotischer Baustufen sind noch zu erkennen, so ein (überformter) gotischer Treppengiebel im Westen. Unterhalten wird das Rathaus von der Waltraud-und-Burghard-Meyer-Stiftung (beide Gründer sind aus Alfeld).

Weiterhin ist bemerkenswert die gotische Hallenkirche St. Nicolai, die bereits 1205 Archidiakonatskirche war und heute – seit 1542 evangelisch – als Stadtkirche Alfelds, die Hauskirche des Alfelder Superintendenten ist. Superintendentin ist seit dem 1. Advent 2011 Frau Katharina Henking. Die erste weibliche Superintendentin nach 470 Jahren. Die Reformation wurde von Bugenhagen in Alfeld eingeführt.

Der Hauptaltar der St.-Nicolai-Kirche, die ursprünglich dem Stadtpatron, dem Heiligen Nikolaus und der Heiligen Jungfrau Maria geweiht ist, steht heute in der Minoritenkirche (Köln), wohin ihn ein früherer Superintendent eigenmächtig verkauft haben soll. Das Schicksal des Altars und seines Verkäufers ist exemplarisch insbesondere für den Umgang der Alfelder Kirche mit den ihr anvertrauten kunsthistorischen Kostbarkeiten, dem zahlreiche Altäre und Epitaphe zum Opfer fielen. Von den Resten der ursprünglich reichen Innenausstattung der St.-Nicolai-Kirche ist in frühgotisches Triumphkreuz aus dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts hervorzuheben, vielleicht das einzige Kunstwerk von Weltkunstrang in Alfeld.

Im 13. Jahrhundert erhielt Alfeld eine Stadtbefestigung zunächst eine Stadtmauer mit vier Stadttoren. Diese hießen „Perkdor“ (Sedanstraße), „Holzerdor“ (Holzer Straße), „Hörserdor“ (Seminarstraße) und „Leyndor“ (Leinstraße). Später wurde der Mauer ein Wall vorgelagert. Einer der Stadttürme ist der bis heute erhaltene, im 15. Jahrhundert erbaute Fillerturm. Er erhielt seinen Namen nach dem Abdecker, dem „Filler“. Der größte Teil der Stadtbefestigung ist zwischen dem Ende des 18. und dem späten 19. Jahrhundert abgebrochen worden und bis auf unbedeutende Reste freundlich angelegten Parkanlagen gewichen.

Die katholische Kirchengemeinde baute 1971 die moderne Pfarrkirche St. Marien, nachdem der neugotische Vorgängerbau von 1903 wegen Bodensenkungen hatte abgerissen werden müssen.

UNESCO-Weltkulturerbe FAGUS-Werk

Fagus-Werk in Alfeld (Frontale)

Wirklich bekannt ist Alfeld für die Architekturgeschichte des 20. Jahrhunderts, die sich in den von 1910 bis 1915 nach Entwürfen von Walter Gropius erbauten Gebäuden des Fagus-Werks in Alfeld manifestiert. Dieser Fabrikbau gilt als ein richtungweisendes Werk der modernen Architektur und ist der Vorläufer, wenn nicht sogar die Vorlage für das Bauhaus Dessau gewesen und Alfeld damit ein Geburtsort des Bauhausstils. Zahlreiche weitere, zum größten Teil in Privathand befindliche Bauten des Walter Gropius' sind in und um Alfeld vorhanden, aber so gut wie unbekannt. Viele von diesen sind bereits durch die derzeitigen Eigentümer bis zur Unkenntlichkeit umgebaut worden.

Das Fagus-Werk steht unter Denkmalschutz, in ihm wird aber dennoch täglich gearbeitet. Am 25. Juni 2011 wurde die Fabrikanlage zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.[7] Auf dem Gelände befindet sich ein Museum. Im ehemaligen Lagerhaus wird eine Ausstellung über Holz, Schuhmoden, Menschen bei Fagus u.v.m. gezeigt.

Die komplette, von Gropius entworfene Inneneinrichtung einer Alfelder Industriellenvilla, der Benscheidtschen Villa, wurde von den Nachfahren der ursprünglichen Besitzer in Monaco versteigert, weil sich in Alfeld selbst nicht die erforderlichen 100.000 D-Mark für den Ankauf des kulturgeschichtlich unschätzbar wertvollen Ensembles durch die öffentliche Hand aufbringen ließen.

Ende des Jahres 2005 bot sich die Gelegenheit, die von Gropius entworfenen Küchenmöbel zurückzuersteigern. Das Ensemble besteht aus einem Büffet, einer Anrichte, Küchentisch mit zwei Stühlen und einem Brennholzkasten - alles im schlichten, schnörkellosen und kubischen Stil in Esche weißlackiert – und ist in der Ausstellung im Fagus Werk zu sehen.

Schnarchmuseum und Schlafinstitut

Im Alfelder Ortsteil Langenholzen befindet sich das erste und einzige Schnarchmuseum der Welt. Es zeigt etwa 400 Ausstellungsstücke vom 18. Jahrhundert bis in die Neuzeit rund um das Schnarchen.

Josef A. Wirth ist Leiter des Instituts für Schlafdiagnostik und Therapie in Alfeld. Dieses beschäftigt sich mit dem Schlaf und hilft z. B. bei Schlafstörungen wie Ein- und Durchschlafstörungen, krankhaftem Schnarchen, nächtlichen Atmungsstörungen, unruhigen Beinen, Schlafwandeln etc. Im Schlaflabor – im AMEOS Klinikum Alfeld – können Patienten fachkundig untersucht und behandelt werden.

Vereine

  • Angelsportverein Alfeld
  • Bushido Alfeld e. V. (Bundesstützpunkt des DKV)
  • Data Network Alfeld e. V. Verein zur Förderung der Datenkommunikation in und um Alfeld
  • Stadtjugendring Alfeld e. V. – Jugend- und Kulturarbeit im Stadtgebiet
  • NaturFreunde Deutschlands Ortsgruppe Alfeld e. V. Verband für Umweltschutz, Sanften Tourismus, Sport und Kultur
  • Sportvereinigung Alfeld e. V.
  • VCP Pfadfinder Verein e. V.
  • S.C. Neptun e. V.
  • Postsportverein Alfeld
  • Theaterverein Alfeld e. V.

Märchen und Sagen

Ein Märchen, das 1838 der Literaturwissenschaftler Karl Goedecke in der Nähe von Alfeld, nämlich in Delligsen, aufzeichnete und das ab der 4. Auflage von 1840 auch in die Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm Eingang fand, ist „Das Waldhaus“ (KHM 169).

Eine volkstümliche Erzählung, die in Alfeld spielt, ist die „Räuber Lippold-Sage“. Sie findet sich, nach einer Erwähnung der Lippoldshöhle mitte des 17. Jahrhunderts, ausgebildet erstmals wieder in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts und wird in der Sammlung "Niedersächsische Sagen und Märchen. Aus dem Munde des Volkes gesammelt" von Georg Schambach und Wilhelm Müller, Göttingen, 1855.[8] " gedruckt. In ihr wird u. a. die Herkunft des Blauen Steins, der das Alfelder Wappen ziert und noch heute vor dem Rathaus liegt, erklärt: Ein junges Mädchen aus Alfeld, nach späteren Fassungen der Sage die Tochter des Alfelder Bürgermeisters, wurde vom Raubritter Lippold in seine Höhle bei Brunkensen entführt. Eines Tages wollte sie nach Alfeld zum Markt gehen, nach späteren Fassungen der Sage erkrankte er und sie sollte eine Medizin aus Alfeld holen. Da sie niemanden etwas erzählen durfte, klagte sie dem Stein ihr Leid. Ihre Tränen färbten den Stein blau. Umstehende hatten sie gehört, und am nächsten Tag erhängten die Alfelder den Räuber in seiner Höhle.

Bemerkenswert ist, dass die Gebrüder Grimm die markante "Lippold-Sage" nicht in ihre Sagensammlung von 1816/1818 aufgenommen haben. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass sie diese nicht kannten, da ihre Sagensammlung - stärker als die aus mündlicher Überlieferung schöpfende Märchensammlung - aus schriftlichen Quellen zusammengestellt wurde. Anfang des 19.Jahrhunderts war die Lippoldsage aber noch nicht gedruckt. Die Gebrüder Grimm haben keinen „räumlichen Bezug“ zur Region Alfeld, wie immer wieder fälschlich behauptet wird, und sind dort auch nicht „herumgewandert“. Dass sie das Märchen „Schneewittchen“ in Alfeld aufgezeichnet hätten, ist eine durchsichtige Marketing-Legende aus allerneuester Zeit. Das Märchen Schneewittchen ist den Grimms in Kassel aus dem Kreise der Familie ihrer Schwester Charlotte Hassenpflug zugetragen worden. Die „Sieben Berge“ bei Alfeld, sind nicht die Berge des Märchens, zumal die "Sieben Berge" noch im neunzehnten Jahrhundert „Die sieben Brüder“ genannt wurden, wie Heinrich Sohnrey noch weiß.[9].

Alfeld in der Literatur

Alfeld erscheint in der Sachsenchronik (Cronecken der Sassen) von Conrad Bothe bereits 1492. Dort ist erstmals das Alfelder Wappen abgebildet [10]. In der Topographia von Martin Zeiller und Matthäus Merian von 1654 findet sich im Gegensatz zu vielen, auch kleineren Nachbarorten keine Abbildung von Alfeld, da die damalige Alfelder Obrigkeit auf eine Anfrage Merians antwortete, sie sähe keinen Sinn darin, einen Druckkostenzuschuß zu zahlen. Allerdings sind der Alfelder Ortsteil Brunkensen und die Lippoldshöhle dort erwähnt.[11] Heinrich Heine erwähnt in seinem Werk Der Salon. Zweiter Teil unter der Überschrift "Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland" die Hödekensage. Heinrich Sohnrey lässt seinen Roman Der Bruderhof von 1895 in der Nähe von Alfeld spielen und verarbeitet Alfelder Sagenmotive, so den Kirkstein auf dem Nattenberg[12] und den Nachtraben.

In Tom Clancys Roman „Im Sturm“ ist die Stadt Alfeld ein strategisch wichtiger Ort, sowohl für NATO als auch für sowjetische Streitkräfte. Beide kämpfen 1986 um Ölquellen im Nahen Osten. Die Rote Armee soll eine angebliche deutsche Bedrohung niederschlagen. Alexejew, dem stellvertretenden General der Russen, gelingt bei Alfeld der Durchbruch über die Leine.

St. Nicolai-Kirche

Religion

Die St. Nicolai-Kirche, die Friedenskirche im Westen der Stadt und die Kirchen in den Alfelder Ortsteilen gehören zum Kirchenkreis Hildesheimer Land-Alfeld der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.

Die katholische Pfarrgemeinde St. Marien, gehört zum Dekanat Alfeld-Detfurth des Bistum Hildesheim. Zur ihr gehören neben der St. Marien-Kirche in Alfeld seit 2006 auch die katholischen Kirchen in Delligsen, Duingen, Everode und Winzenburg.

Weitere Glaubensgemeinschaften in Alfeld sind die Ecclesia, die neuapostolische Gemeinde sowie die Zeugen Jehovas.

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Horst Berndt (Hrsg.): Die Lateinschule in Alfeld. Petersberg 2010
  • Forum Alfeld Aktiv e. V. (Hrsg.): Pädagogische Hochschule Alfeld (Leine) 1946–1970 – Fakten und Erinnerungen aufgeschrieben von Studenten der Jahrgänge 1946–1965. Alfeld 2009
  • Paul Graff: Geschichte des Kreises Alfeld. Hildesheim 1928
  • Wilhelm Heinze: Geschichte der Stadt Alfeld. Alfeld 1894
  • Gerhard Kraus: Bauten und Symbole im alten Alfeld. Alfeld 1986
  • Gerhard Kraus: Allfeldt – Die Stadt Alfeld im Mittelalter. Alfeld 2006
  • Bernd Lauenroth/Wolfgang Schäfer (Hrsg.): Das andere Alfeld – Industriekultur im Leinetal. Holzminden 2008
  • Martha Scale: Geschichte der Stadt Alfeld (Leine) in neuerer Sicht. Alfeld 1973
  • Stadt Alfeld (Hrsg.): Alfeld im Industriezeitalter – Beiträge zur Geschichte einer niedersächsischen Kleinstadt. Alfeld 2008
  • Stadt Alfeld (Hrsg.): Museum der Stadt Alfeld – Sammlung exotischer Tierpräparate. Alfeld 1996
  • Godehard Wolski (Hrsg.): Alfelds wilde Zeiten – 125 Jahre Alfelder Stadtgeschichten. Alfeld 1996
Commons: Alfeld (Leine) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • alt-alfeld.de – Die Geschichte der Stadt Alfeld (Leine), dokumentiert mit Hunderten historischer Fotos, Postkarten, Film- und Tondokumenten

Einzelnachweise

  1. Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022, Stand 31. Dezember 2024 (Hilfe dazu).
  2. 1214 „villicus episcopi de Alvelde“, 1221 „villa Alvelde“, 125O „plebanus in Alvelde“, 1258 „sacerdos veteris villae apud Alvelde“, 1297 „consules et universitas Civium in Alvelde“. (Dörries, Hans: Entstehung und Formenbildung der Niedersächsischen Stadt, Stuttgart 1929, S. 136.) In der Einleitung zum durch Bischof Bernhard verbesserten Alfelder Stadtrecht von 1456 heißt es u. a.: „Ock schall de radt rekenschup don vor twolf mannen uth gilden unde meinheit.“
  3. Ebenda.
  4. http://www.alfeld.de/fileadmin/kommunalwahl2011/start/
  5. Pressemitteilung des Wirtschaftsministeriums auf suedharzstrecke.de, Bericht von Christian Haegele, Kommentare von Michael Reinboth, abgerufen am 19. Dezember 2009.
  6. Webseite des Museums
  7. Deutsches Fagus-Werk bekommt Welterbe-Titel: Unesco zeichnet Gropius-Bau aus, zdf.de, 25. Juni 2011
  8. Schambach/Müller, Nds. Sagen und Märchen S. 47 ff.
  9. Sohnrey: Der Bruderhof. Berlin 1926, S. 5
  10. Cronecken der Sassen/Conrad Bote. Mencz: Peter Schöffer, 6.III.1492, S. 121
  11. Zeiller, Topographia und Eigentliche Beschreibung der Vornembsten Stäte, Schlösser auch anderer Plätze und Örter in denen Hertzogtümern Braunschweig und Lüneburg, Frankfurt 1654, pag. 60 ff.
  12. Sohnrey, Der Bruderhof, Berlin 1926, S. 86 ff.
  13. http://www.badische-zeitung.de/deutschland-1/so-kaempft-bianca-klose-gegen-den-rechtsextremismus
  14. http://www.huh.harvard.edu/research/faculty_staff/schmull_m.html