Baptisten
Die Baptistenkirchen sind eine Familie von Freikirchen in evangelikaler Tradition deren wesentlichstes Merkmal die Ablehnung der Kindertaufe ist..
Synonyme und andere Sprachen
Weltweit sind die Baptistenkirchen vereinigt in der Baptist World Alliance.
Der offizielle Name der Baptistenkirchen in Deutschland lautet heute Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde (Baptisten).
Verbreitung
Die Baptisten gehören zum Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland (BEFG). Er ist mit 88.000 Mitgliedern in 900 Gemeinden die größte Freikirche. Als Freikirche ist der BEFG unabhängig vom Staat. Es wird keine Kirchensteuer erhoben. Sämtliche Aufwendungen - von den Gehältern der Pastoren, über den Bau und Unterhalt der Kirchen und Gemeindehäuser bis zur Unterstützung für Menschen in Not - werden aus Spenden und freiwilligen Beiträgen der Mitglieder bestritten. Viele geben zehn Prozent ihres Einkommens und mehr. Verbindliche Richtschnur für alle Aktivitäten ist die Bibel.
Lehre
Ein wesentliches Merkmal der Baptisten ist nach wie vor ihre Ablehnung der Kindertaufe, welche nach ihrem Verständnis nicht dem biblischen Gebot entspricht. Stattdessen lassen sich Baptisten im entscheidungsfähigen Alter taufen. Getauft werden nicht nur Erwachsene sondern auch Jugendliche. Daher lehnen die Baptisten den Begriff Erwachsenentaufe ab und sprechen lieber von Glaubenstaufe.
Die Theologie der Baptisten ist gewöhnlich evangelikal in calvinistischer Tradition, wobei es ziemliche Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden geben kann.
-- Abendmahlsauffassung ergänzen --
Gottesdienst und Praxis
Die Taufe geschieht durch vollständiges Untertauchen. Für die Taufe gibt es in denh meisten Baptistenkirchen ein Baptisterium (Taufbecken). Viele Baptistengemeinden taufen auch gerne in freien Gewässern. Im allgemeinen kann man nur durch eine Glaubenstaufe Mitglied einer Baptistengemeinde werden, sie muß jedoch nicht in einer Baptistengemeinde vollzogen worden sein.
-- etwas über Gottesdienste ergänzen --
Organisation
Die Baptistenkirchen sind kongregationalistisch organisiert, d.h. die einzelnen Gemeinden sind weitgehend selbständig, jedoch in einen deutschen und internationalen Bund integriert. Der deutsche Bund unterhält neben diakonischen Einrichtungen auch ein theologisches Seminar in Wustermark-Elstal bei Berlin, in dem eigene Pastoren ausgebildet werden. Auch Absolventen eines evangelischen oder katholischen Theologiestudiums können (nach einem Aufbaustudium) als Pastoren in den Gemeinden tätig werden.
Geschichte
Wie alle evangelischen Kirchen sind auch die Baptisten ein Produkt der Reformationsbewegung des 16. Jahrhunderts (Martin Luther, Johannes Calvin, Ulrich Zwingli, Thomas Müntzer u.a.). Auch sie sind in ihrer Geschichte vielen Einflüssen unterlegen, die sich nicht immer historisch fassen lassen. Die Hauptentwicklungslinie lässt sich unbestritten folgendermaßen darstellen:
1529 kam es in England unter Heinrich VIII. zur Abspaltung der katholischen Kirche von Rom und der Gründung der nationalen anglikanischen Kirche. Nach Heinrichs Tod machten sich auch hier die Auswirkungen der kontinentalen Reformation bemerkbar – unter anderem in der Entwicklung des calvinistisch geprägten "Puritanismus". Die englischen Könige waren jedoch immer darauf bedacht, die Einheit der anglikanischen Kirche zu erhalten. So gründeten Auswanderer 1609 in Amsterdam eine erste eigenständige puritanische Gemeinde.
Den Namen Baptisten (aus dem Griechischen = "taufen") erhielten sie als Spottnamen, da sie Menschen nur aufgrund einer freiwilligen Entscheidung tauften und damit in die Gemeinde aufnahmen (das schließt eine Kindertaufe aus). Hierbei gibt es durchaus theologische Parallelen zu der deutschen Wiedertäuferbewegung, die im Gegensatz zum Puritanismus teilweise fanatisch-sektiererische Ausprägungen hatte (Münster 1534/35). Ob ein Austausch zwischen den beiden Bewegungen bestand, kann allerdings nicht nachgewiesen werden.
Wie viele andere Anhänger reformatorisch geprägter Glaubensbewegungen zogen es es schließlich auch die Puritaner, vor in die USA auszuwandern. Dort wurde 1611 eine erste Gemeinde gegründet. Vor allem im 18. Jahrhundert erlebten die dortigen Gemeinden einen großen Aufschwung, u.a. wegen ihrer kompromisslosen Haltung gegen den Sklavenhandel.
Im 19. Jahrhundert kehrte der Baptismus wieder nach Europa zurück. Der Hamburger Kaufmann Johann Gerhard Oncken hatte sich zunächst auf einer Englandreise in einer methodistischen Gemeinde bekehrt. Nach Deutschland zurückgekehrt, kam er in Kontakt mit einem amerikanischen baptistischen Theologen, der die Glaubentaufe an ihm vollzog. Oncken gründete am 23. April 1834 die erste Gemeinde in Hamburg.
Ökumene
Grundsätzlich sind die Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden auf allen Ebenen in der ökumenischen Bewegung sehr aktiv. Sie sind Mitglied in der Deutschen Evangelischen Allianz und Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen.