Kenelm Digby

Sir Kenelm Digby (* 11. Juli 1603 in Gayhurst, Buckinghamshire (heute Borough of Milton Keynes); † 11. Juni 1665) war ein englischer Höfling und Diplomat. Ebenso genoss er als Naturphilosoph eine hohe Reputation und war als einer der führenden römisch-katholischen Denker bekannt. Seine Vielseitigkeit brachte ihm den Beinamen eines „Zentrums aller Künste“ ein.
Geschichte
Kenelm Digby wurde am 11. Juli 1603 in Gayhurst, Buckinghamshire im südöstlichen England geboren. Digbay stammte aus dem niederen Adel, doch wurde sein Leben vor allem durch die Verbundenheit seiner Familie zum römisch-katholischen Glauben geprägt. Sein Vater wurde wegen seiner Beteiligung am Sprengstoffanschlag „Gunpowder Plot“ hingerichtet, den Katholiken im Jahr 1605 auf den protestantischen König Jakob I. verübt hatten. Nach einem nicht abgeschlossenen Studienaufenthalt in Oxford verbrachte Digby drei Jahre in Kontinentaleuropa, bevor er vom englischen König Charles I. zum Geheimrat ernannt wurde. Um Nachteile für seine Laufbahn zu vermeiden, konvertierte Digby zum anglikanischen Glauben.
Im Jahr 1628 war Digby als Freibeuter aktiv. Mit seinem Flaggschiff „Eagle“ kaperte er vor Gibraltar und Mallorca mehrere spanische und flämische Schiffe und besiegte eine im Hafen von Iskanderun liegende französisch-venezianische Flotte. Nachdem daraufhin englische Kaufleute von Repressalien bedroht waren, wurde Digby zur Beendigung seiner Aktivitäten gezwungen.
Nach dem plötzlichen Tod seiner Frau Venetia im Jahr 1633 zog sich Digby in das Londoner Gresham College zurück, um sich in wissenschaftlichen Studien zu vertiefen. 1635 bekannte sich Digby wieder zum katholischen Glauben und ging in ein freiwillig gewähltes Exil nach Paris, wo er sich bis 1660 größtenteils aufhielt. Hier traf er den englischen Philosophen Thomas Hobbes und den französischen Theologen Marin Mersenne. Während des englischen Bürgerkrieges (1642-1649) unterstützte Digby Charles I.. Zeitweise war er Kanzler der nach Frankreich geflohenen Queen Henrietta Maria, bevor er sich der Herrschaft des Lordprotektors Oliver Cromwell anschloss, um nach dessen Tod im Jahr 1658 wiederum der restaurierten Monarchie unter Charles II. zu folgen. Am 11. Juni 1665 starb Kenelm Digby im Alter von 62 Jahren vermutlich an einer Nierenerkrankung.
Zeitgenossen hielten Digby einerseits wegen seines extrovertierten Auftretens und andererseits wegen seiner wissenschaftlichen Interessen für exzentrisch. In einer Zeit, in der sich wissenschaftliche Verfahren noch nicht etabliert hatten, betrieb Digby intensive astrologische und alchemistische Studien. Digby war eines der Gründungsmitglieder der naturwissenschaftlichen Londoner Akademie „Royal Society“. Er war einer der Ersten, die die Bedeutung des Sauerstoffs („vital air“) für den Stoffwechsel von Pflanzen erkannten. Erst nach seinem Tod wurde ein von ihm erstelltes Kochbuch veröffentlicht. Digby entwickelte auch eine verbesserte Manufakturtechnik zur Weinflaschenherstellung, indem er einen Windtunnel in den Brennofen integrierte und höhere Kali- und Kalkanteile bei der Glasproduktion verwendete.
1638 veröffentlichte Digby seine Schrift A Conference with a Lady about choice of a Religion, in der er die Unfehlbarkeit der katholischen Kirche verteidigte. 1644 veröffentlichte Digby die philosophischen Traktate The Nature of Bodies und On the Immortality of Reasonable Souls, die sowohl der aristotelischen Philosophie als auch einer atomistisch geprägten Weltsicht folgten und seine naturphilosophischen Hauptwerke darstellen.
Literatur
- Bligh, E W: Sir Kenelm Digby and his Venetia
- Fulton, John Farquhar: Sir Kenelm Digby; writer bibliophile & protagonist of William Harvey
- Peterson, R T: Sir Kenelm Digby
- Digby, Roy: Digby: The Gunpowder Plotter's Legacy