Ulrich Beck
Ulrich Beck (* 15. Mai 1944 in Stolp in Hinterpommern) ist ein deutscher Soziologe.

Leben
Ulrich Beck wuchs nach dem Umzug seiner Eltern in den Westen in Hannover auf. Nach dem Abitur nahm er zunächst in Freiburg im Breisgau ein Studium der Rechtswissenschaften auf. Später erhielt er ein Stipendium und studierte Soziologie, Philosophie, Psychologie und Politische Wissenschaft an der Uni München. Dort promovierte er 1972 und wurde sieben Jahre später im Fach Soziologie habilitiert. Heute lehrt er an der Universität München und der London School of Economics and Political Science. Er ist verheiratet mit Elisabeth Beck-Gernsheim.
Werk
In seinen Arbeiten befasst er sich unter anderem mit den Themen Globalisierung und gesellschaftlichem Wandel und den damit verbundenen Folgen für die Menschheit, zum Beispiel Individualisierung oder soziale Ungleichheit.
Begrifflichkeiten
Globalismus
Der Begriff Globalismus steht für die ideologische Sicht einer Weltmarktherrschaft oder eines extremen Neoliberalismus, welche politisches Handeln verdrängen oder ersetzen soll und dabei die eigentliche Vieldimensionalität der Globalisierung nicht berücksichtigt. Der Begriff wurde vom deutschen Soziologen Ulrich Beck geprägt, welcher eben jene zu einseitige und zu monokausale Sichtweise stark kritisiert.
Literatur
- Ulrich Beck: Was ist Globalisierung? ISBN 3-51840-944-1
Er prägte die Begriffe Fahrstuhleffekt, Risikogesellschaft, soziologischer Kosmopolitismus und Zweite Moderne.
Auszeichnungen
- Schader-Preis, 2005 die höchstdotierte Auszeichnung für Gesellschaftswissenschaftler in Deutschland
Kritik
Wie Jürgen Habermas´ Theorie der „kommunikativen Kompetenz“ genannte Handlungsthesen (1981) als theoretische Grundlage und ideologische Rechtfertigung für Much Ado About Nothing, insbesondere im Bereich von Schule, Erziehung und Sozialisation, erwiesen sich Ulrich Becks 1986, den Tschernobyl-Atom-Schock publikationsstrategisch nutzend, in "Die Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne" veröffentlichte Thesen als Elemente einer populär wirksamen Sozialphilosophie. So sensibel Beck auf der Ebene von Einzelheiten aspekthaft beobachtete und so eingängig Beck passagenweise auch formulierte - seine modesoziologische Schlagworte („Risikogesellschaft“, „Individualisierung“ „Fahrstuhleffekt“) zur Begründung seines „anderen“, später „reflexive“ oder „zweite“ Moderne genannten, universalen risikogesellschaftlichen Politikverständnisses drücken als dekriptive soziologische "Zeitdiagnose" (Karl Mannheim 1935) und "Ortsbestimmung“ (Helmut Schelsky 1957) vor allem intellektuelle Befindlichkeiten gesellschaftlich fragmentierter, zwangsmobiler Klassen-, Schichten- und Gruppensplitter aus. Insofern werden Becks Thesen dann immer theoretisch fragwürdig und wirken immer dann strategisch destruktiv, wenn sie unzulässig verallgemeinert werden - zumal dann, wenn daran erinnert wird, daß die von zahlreichen Soziologen als ´ärgerlich´ angesehene Tatsache der „Gesellschaft“ weder eine beliebige soziokulturelle Veranstaltung ist noch aus irgendwelchen Individuen als "vereinzelten einzelnen“ besteht: Gesellschaft drückt vielmehr - so Karl Marx zur Begründung von Soziologie als Handlungswissenschaft - „die Summe der Beziehungen, Verhältnisse [aus], worin diese Individuen zueinander stehn.“ ("Grundrisse", 176). - Im übrigen darf auch im "late modern age" (Anthony Giddens) dieser Hinweis Theodor Geigers zur Soziologie Ernst genommen werden: "Die Soziologie kann sich nicht mit dem bloßen Registrieren menschlicher Handlungsweisen begnügen, sondern muß auch versuchen, die ihnen zugrundeliegenden subjektiven Prozesse aufzudecken und zu beschreiben" (Über Soziometrik und ihre Grenzen; Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 1 [1948/49] 292-302)
Literatur: Karl Otto Hondrich, Die Dialektik von Kollektivisierung und Individualisierung - am Beispiel der Paarbeziehungen; in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 53/1998 [25.12.1998], 3-8; Klaus Dörre, Reflexive Modernisierung - eine Übergangstheorie. Zum analytischen Potenzial einer populären soziologischen Zeitdiagnose; [[1]]
Ausgewählte Schriften
- Was zur Wahl steht, Frankfurt am Main, 2005 ISBN 3518417347, Rezension in der taz vom 16.7.2005
- Entgrenzung und Entscheidung : was ist neu an der Theorie reflexiver Modernisierung?. Orig.-Ausg., 1.Aufl. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2004. 514 S. ISBN 3-518-41648-0
- (mit Edgar Grande) Das kosmopolitische Europa : Gesellschaft und Politik in der Zweiten Moderne. Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2004. 419 S. Orig.-Ausg., 1.Aufl. ISBN 3-518-41647-2
- Macht und Gegenmacht im globalen Zeitalter : neue weltpolitische Ökonomie. Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2002. 472 S. ISBN 3-518-41362-7
- Ortsbestimmungen der Soziologie : wie die kommende Generation Gesellschaftswissenschaften betreiben will. 1. Aufl. - Baden-Baden : Nomos-Verl.-Ges., 2000. 174 S. ISBN: 3-7890-6622-2
- Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. (1986)
- Das ganz normale Chaos der Liebe (1990, gemeinsam mit Elisabeth Beck-Gernsheim)
- Politik in der Risikogesellschaft (1991)
- Die Erfindung des Politischen - Zu einer Theorie reflexiver Modernisierung (1993)
- Riskante Freiheiten - Gesellschaftliche Individualisierungsprozesse in der Moderne (1994, gemeinsam mit Elisabeth Beck-Gernsheim)
- Reflexive Modernisierung - Eine Debatte (1996, gemeinsam mit Anthony Giddens und Scott Lash)
- Was ist Globalisierung? (1997)
Zum Einstieg / Als Überblick:
- Freiheit oder Kapitalismus. Ulrich Beck im Gespräch mit Johannes Willms. Frankfurt a.M.: Suhrkamp (2000)
Literatur
- Volker Stork: Die "Zweite Moderne" - ein Markenartikel? : Zur Antiquiertheit und Negativität der Gesellschaftsutopie von Ulrich Beck. Konstanz : UVK-Verl.-Ges., 2001. 246 S. ISBN 3-89669-802-8
- Thomas Kron (Hrsg.): Individualisierung und soziologische Theorie. Opladen : Leske + Budrich, 2000. 239 S. ISBN 3-8100-2505-4
- Ronald Hitzler: Ulrich Beck. In: Aktuelle Theorien der Soziologie. Von Shumel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne. Herausgegeben von Dirk Kaesler. München: C.H.Beck 2005, S. 267-285. ISBN 3-406-52822-8
Siehe auch
Reflexivität, Zukunft, Souveränität, Weltbürgertum, Nationalstaat, Europäisierung, Staat, Politischer Wandel, Weltwirtschaft, Globalisierung, Kosmopolitismus
Weblinks
- Vorlage:PND
- Prof. Dr. Ulrich Beck am Institut für Soziologie der Ludwig-Maximilians-Universität München
Artikel von Beck
- Sanfte Weltmacht Europa. Vision eines kosmopolitischen Empires, das nicht mehr auf nationale Ideen baut. Frankfurter Rundschau, 5.7.2005
- Blind für die Wirklichkeit, Frankfurter Rundschau, 3.9.2005
- "Die Gesellschaft des Weniger. Der geplatzte Traum vom Aufstiegsland Deutschland", ZDF, 17.01.2005
- Europa kann nicht auf den Ruinen der Nationen errichtet werden, mit Anthony Giddens, Die Welt, 1.10.2005
Interviews
- Interview, Telepolis, 28.11.1997
- "Wahl wird Land nicht retten", Interview in der Netzeitung
- Eine Begegnung mit Beck am Starnberger See, Tagesspiegel, 23.09.2005
Personendaten | |
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NAME | Beck, Ulrich |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Soziologe |
GEBURTSDATUM | 15. Mai 1944 |
GEBURTSORT | Stolp, Pommern |