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Fairer Handel

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Als Fairer Handel wird der Handel mit Produkten bezeichnet, für die die Produzenten besser bezahlt werden als im "normalen" Handel.

Prinzip

Fairer Handel ist eine Variante des Markenartikels, wobei der Mehrwert der Marke dadurch dargestellt wird, dass mit der Mehrausgabe wirtschaftlich schwächeren Menschen geholfen werden soll. Anders als z.B. bei Wohlfahrtsmarken soll diese Hilfe jedoch nicht unbeteiligten Dritten, sondern den Produzenten zugute kommen, so dass der Bezug zwischen der Leistung und dem Einkommen gewahrt bleibt.

Praxis

Fairer Handel ist verbreitet bei Nahrungs- und Genussmitteln, die aus Herkunftsgebieten minderer Prosperität kommen, z.B. bei Kaffee aus Afrika. Weitergehend können auch nicht-landwirtschaftliche Produkte zum Fairen Handel genutzt werden. Auf der Einzelhandelsebene werden die Produkte sowohl in traditionellen Supermärkten als auch in solchen Märkten verkauft, die sich auf Handel mit solchen Produkten spezialisiert haben.

Zertifizierung

Die Markeninhaber betreiben Zertifizierungsstellen, die die Einhaltung der wirtschaftlichen Aspekte garantieren sollen. Das Zertifikat wird Teil der Marke, z. B. als "Fair-Trade-Siegel". Die Zertifizierungsstelle bürgt damit dafür, dass wirtschaftliche Standards eingehalten werden, z. B. Mindestlöhne oder Arbeitsverbote für Kinder. Teilweise sollen auch ökologische Standards gesichert werden.

Akzeptanz

Einer Emnid-Umfrage in Deutschland zufolge kaufen 5,4 Prozent der Befragten regelmäßig fair gehandelte Produkte. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung sympathisiert mit der Idee des Fairen Handels und hält sie für unterstützenswert.

Geschichte des Fairen Handels

Die Anfänge des Fairen Handels (1959 bis 1980)

Die Geschichte des Fairen Handels beginnt im Jahr 1959 in den Niederlanden: Die Stiftung Steun voor Onderontwikkelde Streken, abgekürzt S.O.S., wird gegründet. 1967 beginnt S.O.S. in Kerkrade/NL mit dem Handel von Produkten aus der sogenannten Dritten Welt. Im April 1969 eröffnet im niederländischen Ort Breukelen der erste Weltladen.

Ende der 1960er Jahre schließen sich Jugendliche aus dem Landkreis Hildesheim zum Ökumenischen Arbeitskreis Entwicklungshilfe (später El Puente) zusammen. Sie beschäftigen sich mit der Nord-Süd-Problematik, veranstalten Basare, führen Altkleidersammlungen durch und sammeln Hilfsgüter und Spenden für ein Gesundheitsprojekt in Paraguay. Es beginnt der Direktimport und der Verkauf von Waren aus Lateinamerika.

Anfang der 1970er Jahre werden in Deutschland (A3WH s.u.), Österreich und der Schweiz Tochterunternehmen von S.O.S. gegründet. Fünf regionale Warendepots werden in den Niederlanden eingerichtet. 1973 wird der weltweit erste fair gehandelte Kaffee in den Niederlanden verkauft. In der Schweiz machen in den 1970er Jahren insbesondere die Bananen-Frauen von Frauenfeld und die Organisation Erklärung von Bern auf die Probleme der Weltwirtschaft aufmerksam. Sie plädieren für Verbesserungen ohne Almosen-Charakter.

1970 finden die ersten Hungermärsche in Deutschland statt. 30.000 Menschen gehen auf die Straße und verlangen die Verringerung von Rüstungsausgaben, die Erhöhung der Entwicklungshilfe auf 1 % des Bruttosozialprodukts, den Abbau von Zoll- und Handelsschranken in den Industrieländern zugunsten der Produkte der Dritten Welt. Im Herbst 1970 wird die Aktion Dritte Welt Handel, abgekürzt A3WH, durch die Jugendverbände der evangelischen und katholischen Kirche, Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (aej) und Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) gegründet. Die A3WH bezieht ihre Waren über die niederländische Importorganisation S.O.S. Wereldhandel/Niederlande und informiert über die Probleme der Dritten Welt.

1971-1975 bieten immer mehr Dritte-Welt-Gruppen auf Basaren und Märkten Produkte aus Fairem Handel an; die ersten Dritte-Welt-Läden entstehen auch in Deutschland. Im Juni 1972 wird El Puente - Verein für Arbeits- und Sozialförderung in Entwicklungsländern e.V. gegründet, aus dem eine der größten deutschen Importorganisationen werden soll. Am 3. Oktober 1973 bildet sich der gemeinnützige Verein Gesellschaft für Handel mit der Dritten Welt mit Sitz in Aachen. Er ist der Vorläufer der gepa und wird als deutsche Tochter der Stiftung S.O.S. gegründet. In Nimwegen / NL wird der Wereldwinkel feierlich eröffnet. Am 26. April 1975 wird in Frankfurt am Main die Arbeitsgemeinschaft der 3.Welt Läden (AG3WL) von sieben Dritte Welt Läden (Rastatt, Hamm, Berlin-West, Hildesheim, Herne, Stuttgart, Herrenberg) ins Leben gerufen.

Am 14. Mai 1975 findet die Gründung der gepa, (heute: gepa Fair Handelshaus), statt. Sie ist gegenwärtig das weltweit der größte Importeur fair gehandelter Produkte. Im Jahr 1975 gibt es 10 Weltläden in der Bundesrepublik Deutschland. Am 14. Oktober 1977 verabschiedet die gepa nach zweijähriger Diskussion ihre Projektpartner-Kriterien. 1977 wird die GmbH El Puente - Import und Vertrieb von Gebrauchsgegenständen und Kunstgewerbeartikeln zur Förderung von Kleinbetrieben und Genossenschaften in Entwicklungsländern gegründet. 1978 findet in Hamburg die Eröffnungsveranstaltung zur Aktion Jute statt Plastik statt. In diesem Jahr gibt es in Deutschland bereits 100 Weltläden.

Ende der 1970er Jahre werden die Tochterorganisationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz selbständig. 1980 wird die Fair Trade Organisation der Niederlande in S.O.S. Wereldhandel umbenannt.

Die Jahre 1981 bis 1990

Im Jahr 1983 wird der Verein Dritte-Welt Partner Ravensburg e.V. (dwp Ravensburg) gegründet, der heute Deutschlands drittgrößter Importeur fair gehandelter Produkte ist. Die gepa hat im März 1983 ca. 40 Partner in über 20 Ländern; es gibt ca. 2.500 Aktionsgruppen im Fairen Handel. Der gepa-Jahresumsatz 4/1982 bis 3/1983 beträgt über 12 Mio. DM.

Im November 1985 gibt es ca. 350 Dritte-Welt-Läden, 70 davon sind in der AG3WL organisiert.

Im März 1986 beträgt der gepa-Jahresumsatz ca. 18 Mio. DM. Mittlerweile sind in Deutschland ca. 400 Weltläden und etwa 4.000 Aktionsgruppen angesiedelt.

Im Jahr 1990 wird die EFTA - European Fair Trade Association als Zusammenschluss von 11 alternativen Importorganisationen gegründet.

1988 wird in den Niederlanden das Max-Havelaar-Gütesiegel für Fairen Handel eingeführt. Im Juli 1988 wird die Dritte-Welt Partner - Import, Groß- und Einzelhandel von Produkten aus Entwicklungsländern GmbH, Ravensburg, gegründet.

Um neue Käuferschichten anzusprechen und vor allem den Handelspartnern in Übersee mehr Absatzmöglichkeiten für ihre Produkte zu bieten, geht die gepa ab etwa 1989 neue Wege im Vertrieb. Neben den „klassischen“ Vertriebsbereichen der Weltläden und Aktionsgruppen weitet sie den Vertieb zunehmend auch auf Bio- und Naturkostläden, den Lebensmitteleinzelhandel (LEH), Großverbraucher und Versandhandel aus. Die Entwicklung des Siegels Transfair, die die gepa aktiv unterstützt, ist ebenfalls Teil der Strategie zur Handelsausweitung. Die alternativen Importorganisationen El Puente und Dritte-Welt Partner Ravensburg (sowie als assoziiertes Mitglied afrassca) versuchen ab 1989 eine Zusammenarbeit, indem sie Produkte der jeweils anderen auch im eigenen Vertrieb anbieten. Im selben Jahr wird die IFAT - International Federation for Alternative Trade als Weltverband alternativer Importorganisationen gegründet, die 1998 etwa 100 Fair-Handelorganisationen zum Mitglied hat, darunter aus Deutschland Dritte-Welt Partner Ravensburg, El Puente, gepa, TEAM)) Im Jahr 1989 startet die Aktion Arme Welt Tübingen als Pilotprojekt für Kaffee im Normalhandel in drei Tübinger Filialen der Gottlieb-Handelsgesellschaft den Verkauf von gepa-AHA-Kaffee Der Jahresumsatz von El Puente beträgt im Jahr 1989/90 1,86 Mio. DM.

Im Januar 1990 wird die Europäische Vereinigung der Alternativen Handelsorganisationen (EFTA = European Fair Trade Association) gegründet. Im Jahr 1998 sind der EFTA 12 Fair Trade-Organisationen aus 9 Ländern angeschlossen, aus Deutschland die gepa. Die gepa hat im Zeitraum 4/1989 bis 3/1990 einen Jahresumsatz von 18,8 Mio. DM zu verzeichnen und besitzt 76 Projektpartner in 27 Ländern. In Deutschland existieren 1990 ca. 300 Weltläden und ca. 3.000 Aktionsgruppen. Im Zuge der Öffnung hin zum Lebensmitteleinzelhandel (LEH) wird ab dem 12. Mai 1990 in 34 Filialen der Gottlieb-Handelsgesellschaft AHA-Kaffee der gepa verkauft; 27 der 34 Filialen haben Betreuungsgruppen bzw. -Personen aus dem Fairen Handel.

Die Jahre 1991 bis 2000

1991 Im Jahr 1991 findet die IFAT-Tagung im irländischen Kilkenny statt. Im Februar (24.-26.02.) debattiert man auf der Mitgliederversammlung der AG3WL in Wiesbaden über die gepa-Pläne zur Handelsausweitung in den Lebensmitteleinzelhandel hinein. Dabei wird darüber abgestimmt, ob man als Gesellschafter aus der gepa austreten soll oder nicht. 18 Mitglieder stimmen für nein, 10 für ja, bei 6 Enthaltungen. Man entscheidet sich mehrheitlich für eine konstruktive Mitarbeit an der Handelsausweitung (19 dafür, 10 dagegen, bei 5 Enthaltungen). Für das Geschäftsjahr 4/1990 bis 3/1991 wird der gepa-Jahresumsatz auf 21,7 Mio. DM berechnet. Am 4. Mai 1991 verkaufen alle 119 Gottlieb-Filialen gepa-AHA-Kaffee. Eine Studie zu Kaffee im Normalhandel wird erstellt. Im Juni steigt die Zahl der bundesdeutschen Weltläden auf über 500. Daneben gibt es ca. 5.000 Aktionsgruppen des Fairen Handels. Am 24. Juni 1991 wird die AG Kleinbauernkaffee e.V. gegründet durch die folgenden 10 Organisationen: Aktion Arme Welt, Tübingen; AG3WL, Darmstadt; Misereor, Aachen; Frente, Costa Rica; Verbraucherinitiative, Bonn; Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn; Christliche Initiative Romero, Münster; Hochschulring d. Kath. Stud. Jugend; Kirchl. Entwicklungsdienst, Hannover; DGB-Bildungswerk, Düsseldorf. Die gepa ist in der AG beratend tätig. Bei der EFTA wird unter Mitwirkung der gepa ein Gütesiegel für den Fairen Handel vorbereitet. Am 15. September beginnt die gepa mit der Herausgabe ihres ersten Versandkataloges den neuen Geschäftsbereich Versandhandel. Die Bilanz für das Geschäftsjahr 1991 / 1992 beläuft sich bei El Puente bei 3,2 Mio. Jahresumsatz.

1992 Im Jahr 1992 gründen Schweizer Hilfswerke die Max Havelaar-Stiftung, die seither fair gehandelte Produkte zertifiziert. Im Januar 1992 zählt die AG Kleinbauernkaffee bereits 15 Mitgliedsorganisationen. Neu dabei sind: Brot für die Welt, Stuttgart; Kath. Landvolksbewegung (KLB), Bad Honnef; Quäkerhilfe, Bad Pyrmont, Aachen; RegionalsprecherInnenkonferenz d. A3WH, Bremen (seit 4/1998 heißt diese Weltladen-Dachverband) und Wirtschaftsstelle Evangelischer Missionsgesellschaften (WEM), Hamburg. Im März 1992 gibt die gepa ihre Umsatzzahlen für das Geschäftsjahr 4/1991 bis 3/1992 bekannt. Der Jahresumsatz beläuft sich bei 28,3 Mio. DM. Es gibt in der Bundesrepublik Deutschland ca. 650 Weltläden und ca. 6.000 Aktionsgruppen des Fairen Handels. Am 10. Mai 1992 wird die AG Kleinbauernkaffee e.V. in TransFair - Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der Dritten Welt e.V. umbenannt. 18 Mitgliedorganisationen sind Mitglieder von TransFair. Neu dabei sind: Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (aej), Stuttgart/Hannover; Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Düsseldorf; Vereinigung ehem. EntwicklungshelferInnen (VEHEMENT), Köln/Neuss). Mitte 1992 hat TransFair 22 Mitgliedsorganisationen. Neu beigetreten sind: Deutsche Pfadpfinderschaft Sankt Georg (DPSG), Neuss; Deutsches Institut für Ärztliche Mission (DIFÄM), Tübingen; Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands Zentralverband e.V. (kfd), Düsseldorf sowie der Verein Partnerschaft Rheinland-Pfalz-Ruanda, Mainz. Am 12. Juni 1992 wird die Organisation TransFair International als Träger des europäischen Fair-Trade-Siegels von der EFTA und TransFair Deutschland in Göttingen gegründet. Am 7. Oktober 1992 wird die gepa 1. Lizenznehmer bei TransFair. Hierzu läßt die gepa verlauten: „Alle gepa-Kaffees werden auch weiterhin nach unseren eigenen Grundsätzen des Fairen Handels importiert, die über den TransFair-Mindeststandards hinausgehen; der Erwerb des TransFair-Siegels durch die gepa bedeutet keinesfalls eine Verschlechterung für unsere Partner.“ Der erste TransFair-gesiegelte Kaffee wird im Herbst 1992 verkauft. Im November 1992 zerbricht nach fünf Jahren Zusammenarbeit der Solidaritätsring für dezentrale Importstrukturen zwischen El Puente und Dritte-Welt Partner Ravensburg (und afrassca).

1993 Im Jahr 1993 findet die IFAT-Tagung in Manila auf den Philippinen statt. Am 8. Januar wird der erste speziell für den Einzelhandel bestimmte gepa-Kaffee geröstet und als Camino mild und Esperanza Öko veräußert. Von Januar bis März 1993 gewinnt die gepa als neue Großkunden: Firma Henkel, Düsseldorf, 7.000 Beschäftigte; Bundestags-Restaurant, Bonn; Allianz Stuttgart, 2.500 Beschäftigte; Landtag Rheinland-Pfalz; Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), Eschborn, 1.200 Beschäftigte sowie die Rathäuser der Städte Menden und Langenfeld. Der gepa-Jahresumsatz für das Geschäftsjahr 4/1992 bis 3/1993 wird im März auf 39,1 Mio. DM beziffert. Ebenfalls im März steigt die Zahl der TransFair-Mitgliedsorganisationen auf 26 (neu: Deutsche Welthungerhilfe, Bonn; Amt für Gemeindedienst der Ev.-Luther. Landeskirche Hannover; EDCS - Westdeutscher Förderkreis e.V. (später umbenannt in Oikokredit), Gummersbach/Bonn; Bundesverband der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB), Bad Honnef. Bereit im April / Mai 1993 verkaufen rund 20.000 deutsche Geschäfte Kaffee mit dem TransFair-Siegel. Am 12. Mai 1993 werden neue gepa-Kriterien für Handelsbeziehungen eingeführt (s. Okt. 1977). Die gepa verdeutlicht die Unterschiede zwischen gepa-TransFair-Kaffees und anderen TransFair-Kaffees. Im Frühsommer 1993 wird Unicef, Köln 27. Transfair-Mitglied. Im Oktober 1993 findet das Forum Banane I statt. Im November desselben Jahres zählt TransFair 30 Mitgliedsorganisationen. Neue Mitglieder sind: das Kinderhilfswerk terre des hommes, Osnabrück, die Katholische Arbeitnehmer Bewegung (KAB), Köln sowie die Evang. Frauenarbeit in Deutschland e.V., Frankfurt am Main. Im gesamten Jahr 1993 wurden 3.600 t Rohkaffee (0,6 % am gesamten Rohkaffeeimport in Deutschland) zu TransFair-Bedingungen importiert.

1994 Der gepa-Umsatz im Geschäftsjahr 4/1993 bis 3/1994 beträgt 50,1 Mio. DM. Das Netzwerk Europäischer Weltläden NEWS! (= Network of European Workshops) wird beim Europäischen Weltladenkongreß in Utrecht/Niederlande gegründet. Unter dem Slogan Weltläden - ein Stück Welt von morgen startet im Frühjahr 1994 die AG3WL und der rsk eine Profilierungskampagne zugunsten der Weltläden. Im Herbst 1994 meldet TransFair 33 Mitgliedsorganisationen. Neue Mitglieder sind: Der SPD Aktionskreis Nord-Süd, Bonn, das Kolpingwerk Deutschland, Köln sowie der Naturschutzbund Deutschland (Nabu), Bonn). Im Dezember 1994 wird der Fair Trade e.V. - Verein zur Förderung von Gerechtigkeit im Welthandel, Wuppertal, gegründet. Ebenfalls im Dezember 1994 kommt der erste TransFair-gesiegelte Tee auf den Markt. Im Jahr 1994 wurden 5.000 Tonnen Rohkaffee zu TransFair-Bedingungen importiert.


  • 1995
IFAT-Tagung in New Windsor, USA; (Neu-) Formulierung des Code of Practice
  • 20.-22. Jan. 1995
Forum Banana II (bei Hildesheim); Auftaktveranstaltung der bundesdeutschen Bananenkampagne
  • März 1995
gepa-Umsatz 4/1994 bis 3/1995: ca. 55,2 Mio. DM
  • 1995
400 t Schwarztee (ca. 2,5 % Marktanteil) werden im ersten Jahr der Einführung zu TransFair-Bedingungen importiert
  • 1994/95
El Puente-Jahresumsatz: 4,75 Mio. DM
  • Oktober 1995
BUND und Misereor geben die Studie Zukunftsfähiges Deutschland des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie heraus.
  • Oktober 1995
Liberación - Werkstatt für Frieden und Entwicklung e.V., Hannover, meldet Konkurs an
  • Oktober 1995
Die EFTA gibt ihr erstes Fair Trade Jahrbuch 1995 heraus.
  • Anfang 1996
Schokolade (Kakao und Zucker) und Kakaoprodukte mit dem TransFair-Siegel werden eingeführt.
  • Februar 1996
36 TransFair-Mitgliedsorganisationen (neu: Komitee Ärzte für die Dritte Welt, Frankfurt am Main, Deutsche Kalkutta Gruppe, Hannover/Schwerte, Kindernothilfe (KNH), Duisburg)
  • März 1996
gepa-Umsatz 4/1995 bis 3/1996: 53,6 Mio. DM
  • 11. Mai 1996
Erster Europäischer Weltladentag; Motto: Africa in European World Shops - Frühstücke mit Afrika! organisiert von NEWS! (Network European World Shops)
  • 14.-16. Juni 1996
Erster Fair Trade Kongreß Zukunft teilen - Gerechter Handel(n) mit 235 Teilnehmenden in Köln
  • 20. Juni 1996
Arbeitsgemeinschaft Dritte Welt-Läden (AG3WL) und verschiedene Weltläden üben massive Kritik an den Umstrukturierungsplänen der gepa.
  • September 1996
Einführung von Honig mit dem TransFair-Siegel
  • Oktober 1996
Die AG3WL, der 130 Weltläden angeschlossen sind, gibt seine Konvention der Weltläden - Kriterien für den Alternativen Handel heraus.
  • 19. Okt. 1996
Erstes Strategieseminar der Kampagne für „Saubere“ Kleidung (Clean Clothes Campaign, kurz: CCC) in Bad Kreuznach
  • 1996/97
Jahresumsatz dwp-Ravensburg: 4,1 Mio. DM (Kaffee 23 %, andere Lebensmittel 23 %, Kunsthandwerk 54 %); davon 71 % mit Weltläden, 13,5 % Soligruppen, Regionalverteiler 5%, GroßverbraucherInnen 3,3%, Naturkostläden 2,4 %, Sonstige 5 %; Zahl der MitarbeiterInnen: 13 Voll- und 2 Teilzeitkräfte
  • 1997
IFAT-Tagung in Ooty, Südindien
  • März 1997
gepa-Umsatz 4/1996 bis 3/1997: 52,4 Mio. DM
  • April 1997
schließen sich verschiedene internationale Siegelorganisationen zu der gemeinsamen Dachorganisation Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) mit Sitz in Bonn zusammen.
  • Mai 1997
37 TransFair-Mitgliedsorganisationen (neu: Bund Neudeutschland, Frankfurt am Main)
  • 2. - 6. Juni 1997
Weltgipfel des Fairen Kaffeehandels in Tutzing am Starnberger See
  • 6. Juni 1997
Erste Ausgabe des von Misereor und BDKJ herausgegebenen, dreiwöchigen Informationsdienstes Welt & Handel - Infodienst für den Fairen Handel erscheint
  • 23. Juni 1997
Der EL PUENTE e.V. feiert seinen 25., die EL PUENTE GmbH ihren 20. Jahrestag.
  • Sommer 1997
Bonbons mit dem TransFair-Siegel kommen auf den Markt.
  • 5. Juli 1997
Eilaktion (Nr. 1) der Kampagne für Saubere Kleidung zur Einforderung eines Sozialfonds für thailändische Näharbeiterinnen (Eden) an C&A, Karstadt, Metro, Neckermann, Otto und Quelle
  • Herbst 1997
Misereor Medienproduktion und Vertriebsgesellschaft mbH gibt erstmalig den Katalog Fair gehandelt! Eine-Welt-Versand heraus.
  • Oktober 1997
Kooperation: gepa - Otto-Versand. Verschiedene Handwerksprodukte der gepa werden auf zwei Seiten des Otto-Katalogs Schöner schenken angeboten
  • Oktober 1997
Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. (KAS), Sankt Augustin, Mitglied bei TransFair
  • 6.-12. Okt. 1997
Mehr recht als billig - FAIR gehandelte Bananen. Rund 130 Weltläden nehmen an den Bananenaktionstagen des BanaFair e.V. teil.
  • 17./18. Okt. 1997
Zweites Strategieseminar der Kampagne für „Saubere“ Kleidung (CCC) in Hattingen
  • 17. Januar 1998
Asien-Gruppe des Global March Against Child Labour in Manila/Philippinien begibt sich auf den Weg nach Genf/Schweiz; 25. Februar 1998: Start der Amerika-Gruppe in Sao Paulo/Brasilien; 21. März 1998: Start der Afrika-Gruppe in Kapstadt/Südafrika
  • 28. Februar 1998
Erster Förderpreis Jugend kreativ und fairer Handel der aej und des BDKJ in Köln verliehen
  • März 1998
Die ersten fair gehandelten Fußbälle werden verkauft.
  • März 1998
gepa-Umsatz 4/1997 bis 3/1998: 55,8 Mio. DM
  • 7. März 1998
Kampagne für „Saubere“ Kleidung startet Unterschriftenaktion Appell an den Bekleidungshandel (läuft bis 31. Dez. 1998)
  • 13.-15. März 1998
Forum Banane V in Würzburg
  • 13.-15. März 1998
Achte Europäische Weltladenkonferenz in Rom
  • April 1998
Markteinführung von TransFair-gesiegelten Bananen
  • Mai 1998
39 Mitgliedsorganisationen bei TransFair (neu: (April 1998: AG3WL + rsk = Weltladen-Dachverband), Casa Alianza, Bad Honnef, Evolutionsfonds Apfelbaum e.V., Köln, Neusser-Eine-Welt-Initiative (NEWI)/ (VEHEMENT), Neuss)
  • 9. Mai 1998
Dritter Europäischer Weltladentag unter dem Motto: made in dignity Produktionsbedingungen in der Bekleidungsbranche
  • 10.-29. Mai 1998
Global March - Weltweit unterwegs für Kinderrechte zieht auf dem Weg zur ILO-Konferenz in Genf durch Deutschland
  • 19. - 21. Juni 1998
Zweiter Fair-Trade-Kongreß in Wuppertal mit 200 Gästen
  • Sommer 1998
Postkartenaktion Gelbe Karte für adidas! der Kampagne für „Saubere“ Kleidung
  • Juli 1998
dritte-welt partner Ravensburg feiert zehnjähriges Firmenjubiläum
  • 30./31. Oktober 1998
Drittes Strategieseminar der Kampagne für „Saubere“ Kleidung in Hattingen
  • 22./23. Januar 1999
Bundesweiter Aktionstag der Kampagne für „Saubere“ Kleidung; Überreichung der Unterschriften Appell an den Bekleidungshandel an Vertreter der großen Bekleidungs- und Sportartikelkonzerne
  • 24. Februar 1999
Eilaktion der Kampagne für „Saubere“ Kleidung: adidas trotz Zusagen tatenlos
  • März 1999
gepa-Umsatz 4/1998 bis 3/1999: 58,4 Mio. DM
  • 1999
Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband e.V. Mitglied bei TransFair
  • Mai 1999
Orangensaft mit dem TransFair-Siegel kommt auf den Markt.
  • 8. Mai 1999
Vierter Europäischer Weltladentag: Start der dreijährigen Kampagne Land Macht Satt
  • 29. Mai 1999
Eilaktion der Kampagne für „Saubere“ Kleidung an adidas: Unabhängige Kontrolle bei Ihrem Zulieferer Formosa

Die Jahre 2001 bis heute

Im September 2001 findet in Deutschland bundesweit die erste Faire Woche (http:www.fairewoche.de www.fairewoche.de) statt. Federführend wurde diese von TransFair organisiert.

2002 einigen sich 17 nationale Siegelorganisationen auf ein gemeinsames Logo, das künftig den internationalen Warenverkehr und die Öffentlichkeitsarbeit erleichtern soll. Darüber hinaus gibt die Europäische Kommission bekannt, dass sie Fairen Handel unterstützen will. Am 17. Dezember 2002 wird die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (http://www.service-eine-welt.de www.service-eine-welt.de) gegründet. Damit wird erstmals auf der Welt eine Serviceeinrichtung geschaffen, die ein Projekt des Bundes, der Bundesländer und verschiedener weiterer Organisationen darstellt. Ein Aufgabenschwerpunkt ist es, den Fairen Handel in den Kommunen (Verwaltung, Politik, Nichtregierungsorganisationen) zu etablieren, zu stärken.

Die Weltbank hat eine positive Einstellung zum Fairen Handel. Nach dem Kommentar zu einer Weltbankstudie im Jahr 2003 kann fair gehandelter Kaffee Vorteile haben, wie etwa verbessertes Ressourcenmanagement, geringerer Einsatz von Pestiziden was die Kosten und Gesundheitsrisiken reduziert und mehr ländliche Arbeitsplätze, für diejenigen schafft, die auf sie angewiesen sind. Im September 2003 realisiert ein erweitertes Aktionsbündnis die zweite bundesweite Faire Woche (http:www.fairewoche.de www.fairewoche.de) in Deutschland. Im Oktober 2003 startet die Informationskampagne fair feels good. Die deutsche Bundesregierung fördert den Aufbau des Fairen Handels mit 6,5 Mio. Euro zusätzlich. Die Kampagne läuft bis Dezember 2005. Ebenfalls im Oktober 2003 zertifiziert die südafrikanische Organisation Fair Trade in Tourism South Africa (FTTSA) erstmals Tourismus-Unternehmen nach Fair-Handels-Kriterien.

Das Jahr 2004 wird von den Vereinten Nationen zum Reis-Jahr erklärt. In den Niederlanden feiert man 2004 das 45-jährigen Bestehen der Fair-Trade-Organisation. Einige Fair-Handels-Organisationen versuchen vermehrt, den Fairen Handel mit den wirtschaftlich schwächeren Partnern in das Regelwerk der WTO zu integrieren, was allerdings umstritten ist. Am 23. März 2004 findet eine Europäische Konferenz zum Thema „Fairer Handel - Ein Beitrag für eine nachhaltige Entwicklung?“ im Europäisches Parlament in Brüssel statt, die federführend von EURO COOP, NEWS! und EFTA organisiert wird. Ebenfalls im März 2004 erreicht die fair gehandelte Banane auf dem Schweizer Markt mit 25 Prozent Marktanteil einen beachtlichen Wert. Der 4. Europäische Weltladentag unter dem Motto Gerechtigkeit jetzt (Themen: Dumping, Rohstoffpreise, Marktzugang) wird am 8. Mai 2004 begangen, in Deutschland kooperiert durch den Weltladen-Dachverband. Vom 20. - 26. September 2004 findet die dritte bundesweite Faire Woche 2004 (http:www.fairewoche.de www.fairewoche.de) unter der Schirmherrschaft von Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul statt.

Das Jahr 2005 wird von den Vereinten Nationen als Jahr der Mikro-Finanzsysteme ausgerufen. Im Mai 2005 feiert das gepa Fairhandelshaus in Wuppertal sein 30-jähriges Bestehen. Der Jahresumsatz der gepa beträgt im Geschäftsjahr 2004/05 36,8 Mio. Euro. Vom 19. bis 25. September findet unter dem Motto "Köstlichkeiten aus aller Welt" die vierte Faire Woche statt.

Fair Handel und politische Solidarität

Seit den 1970er-Jahren gab und gibt es immer wieder Unterstützungen des Verkaufs von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, die sich im Widerstand gegen ihre Unterdrückung organisieren, durch politisch bewusste Verbraucher in reicheren Ländern. Am bekanntesten war die Kampagne für den so genannten Nica-Kaffee, mit dessen Verkauf die Befreiungsbewegung in Nicaragua unterstützt wurde.

Zapatistischen Kaffeekooperativen und Cafe Libertad

Die hamburger Café LIBERTAD Kooperative importiert und organisiert den Verkauf von Kaffee der in Chiapas Mexiko von indigenen Gemeinschaften in der Kooperative Mut Vitz angebaut wird. Mut Vitz liegt in einem aufständischen zapatistisch autonomen Landkreise in [[Oventic}} im Hochland von Chiapas, nördlich von San Cristóbal de las Casas. 32 Dörfern mit über 700 Tzotzil-sprechende Kleinbäuer haben sich dort zusammengeschlosssen. Ziel ist es dabei nicht nur, für das Überleben der Kleinbauern akzeptable Verkaufspreise zu erwirtschaften, sondern auch einen Informatinsaustausch und politische Unterstützung zu organisieren. Den Verbrauchen werden dabei auch Informationen über den Alltag in der Kooperative, deren Probleme und Widersprüche bei dem Versuch wirtschaftliche und politische Autonomie zu erlangen, vermittelt.

Leistung

Der Faire Handel hat bisher auf jegliche Zwangsmaßnahmen, Subventionen oder Zoll-Initiativen verzichtet. Lobby-Arbeit gegen Wettbewerb ist nicht feststellbar. Insofern ist der Faire Handel voll kompatibel mit freier Marktwirtschaft . Fairer Handel unterliegt den gleichen Zöllen, Beschränkungen und Diskriminierungen wie jeglicher andere Warenhandel, insbesondere der Import aus nicht-EU-Ländern.

Kritik

Kritiker werfen dem Fairen Handel vor, dass dieser implizit den etablierten Handel als „unfair“ oder „ungerecht“ bezeichne, ohne jedoch Definitionen oder Begründungen zu haben. Weiterer Kritikpunkt ist, dass häufig schwer nachzuvollziehen ist, wer in der Wertschöpfungskette denn welchen Anteil von den Mehrerlösen erhält.

Durch den höheren Verkaufserlös für die Produzenten wollen Organisationen wie "Transfair" den Marktaustritt auf Anbieterseite verhindern. Dadurch wird nach der ökonomischen Theorie die Anpassung an die realen Knappheitsverhältnisse verhindert oder verzögert.