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Casino (Film)

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Film
Titel Casino
Produktionsland USA
Originalsprache englisch
Erscheinungsjahre 1996
Länge 170 Minuten
Stab
Regie Martin Scorsese
Drehbuch Martin Scorsese und Nicholas Pileggi
Produktion Barbara De Fina und Joseph P. Reidy
Musik u. a. Johann Sebastian Bach, Mick Jagger und Keith Richards
Kamera Robert Richardson
Schnitt Thelma Schoonmaker
Besetzung

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Casino ist ein Film des US-amerikanischen Regisseurs Martin Scorsese. Das Drama erzählt vom Leben der Strippenzieher hinter den Kulissen des Las Vegas der 1970er und 1980er Jahre.

Handlung (mit Spoiler)

Las Vegas, im Jahre 1973: Der jüdische Buchmacher Sam "Ace" Rothstein (Robert De Niro) wird von der Chicagoer Mafia verpflichtet, das neue Tangiers-Casino in der Glücksspielmetropole zu leiten. Zwar hat Rothstein schon einige Betrügereien hinter sich, doch wird ihm mit Philip Green (Kevin Pollak) ein Saubermann vor die Nase gesetzt, der zumindest in der Öffentlichkeit von krummen Geschäften im Casino ablenken soll. Mit Rothstein als "Restaurantmanager", so seine offizielle Bezeichnung, verdoppeln sich die Gewinne und das Tangiers läuft bald allen anderen Casinos in Las Vegas den Rang ab. Sehr zur Freude der Mafia, die von den Gewinnen monatlich einen dicken Geldkoffer abgezweigt bekommt. Erste Unruhe kehrt im Spielerparadies ein, als der Mafioso Nicky Santoro (Joe Pesci), ein Jugendfreund von Ace, zur Unterstützung nach Las Vegas beordert wird. Gelangweilt von einem Leben ohne Gewalt, fängt Nicky bald an, Raubüberfälle zu begehen. Die Gewinne dieser von der Mafia nicht autorisierten Taten, fließen in seine eigene Tasche und bringen Ace in der Öffentlichkeit in Misskredit. Eine weitere entscheidende Rolle spielt Ginger McKenna (Sharon Stone). Ace verfällt der Edelprostituierten und heiratet Ginger, obwohl sie ihn nicht liebt und eine heimliche Beziehung zu ihrem ehemaligen Zuhälter Lester Diamond (James Woods) unterhält.

Im Laufe des Films zerbricht die Freundschaft zwischen Ace und Nicky. Der Mafioso droht mit Mord und spannt ihm seine Frau aus, die zunehmend im Alkohol- und Drogensumpf versinkt. Das Mafia-Netzwerk um Las Vegas zerbricht nach erfolgreichen Ermittlungen des FBI. Am Ende wird Nicky von seinen eigenen Hintermännern wegen seiner Untreue der Mafia gegenüber ermordet. Ginger räumt Aces Bankkonten leer und verlässt ihn. Sie erliegt mehrere Monate später verarmt ihrer Drogensucht. Ace überlebt als einziger und verbringt seinen Lebensabend als einsamer Wettprofi.

Entstehungsgeschichte

Casino basiert auf dem Roman von Ex-Mafia-Mitglied Nicholas Pileggi, der beim Film GoodFellas zusammen mit Scorsese das Drehbuch verfasste. Gleich nach GoodFellas begann Pileggi seine Recherchen über den Gangster Frank "Lefty" Rosenthal, der in der Blütezeit von Las Vegas alle Fäden in der Hand hielt. Nach fünf Jahren Recherche und einem Berg von Notizen war Pileggi im Begriff seinen Roman zu beginnen, als er einen Besuch von Martin Scorsese erhielt. Der hatte von Pileggis Buchprojekt gehört, besah sich die Notizen und sagte zu ihm: "Let's do it, let's make this movie!"

Scorsese und Pileggi setzten sich daraufhin zusammen und begannen über die Notizen hinaus, über die Adaption von Casino auf der Leinwand zu diskutieren.

Trotz des schnellen Erfolges, stand Nicolas Pileggi zur Fertigstellung seines Romans noch ein schwieriger Weg bevor. Casino nur auf der Basis von Notizen zu verfassen, war schwieriger als die Arbeit an GoodFellas, bekannte der Autor später.

Für die Umsetzung auf der Leinwand wurde auf alte Bekannte zurückgegriffen: für die Rolle des Sam "Ace" Rothstein klopfte Martin Scorsese zum sechsten Mal an die Haustür von Robert De Niro. Joe Pesci und Frank Vincent wirkten zum dritten Mal in einem Scorsese-Film mit. Sharon Stone war eher überrascht, als sie davon hörte, dass man ihr die Rolle der Ginger geben wollte: "Allein die Vorstellung mit Marty zu arbeiten war etwas, das ich nie für möglich gehalten hätte", so Stone. Doch ausgerechnet für sie sollte es der wichtigste Film ihrer Karriere werden.

Interpretation

Der Film beginnt mit einer kurzen Sequenz, die im Jahre 1983 angesiedelt ist, bevor Regisseur Martin Scorsese zeitlich an den Anfang der Geschichte zurückspringt, die er in streng chronologischer Weise vorträgt. Scorsese gibt sich in Casino ausgiebig der Voice-Over-Technik hin, in dem er die beiden männlichen Hauptdarsteller Robert De Niro und Joe Pesci aus dem Off agieren und viele Filmsequenzen kommentieren lässt. Solche durchgehende Unterhaltung ist nicht immer die beste Art, eine Geschichte zu übermitteln. Die Versuchung, etwas zu erklären, anstatt es zu zeigen, ist zu groß, doch bei Casino ist das nicht der Fall und der Gebrauch der Voice-Over wirkt niemals aufdringlich. Während in der ersten Stunde in unnachahmlicher Erzählweise der Zuschauer in die Arbeitswelt eines Casinos eingeführt wird, lässt der Regisseur in der zweiten und dritten Stunde mehr Raum für die Entwicklung der einzelnen Charaktere. Herauszuheben sind die guten Darstellerleistungen des Schauspiel-Ensembles, allen voran Sharon Stone, die in einer Lady-Macbeth-esquen Rolle als drogensüchtige und intrigante Film-Ehefrau von Robert De Niro zu überzeugen weiß.

Unübersehbar sind auch die für viele Scorsese-Filme typischen christlich-religiösen Verweise. So erscheint der Sprengstoffanschlag auf Ace in der Eingangssequenz so, als würde dieser ins Fegefeuer geschleudert werden. Der unaufhaltsame Niedergang der Protagonisten Ace, Nicki und Ginger wird im Film mit der Vertreibung der Sünder aus dem Paradies verglichen.

Der schnell fortschreitende, spannende Plot, der sehr an Scorseses vorhergehendes Mafia-Epos GoodFellas erinnert und der robuste Humor erlauben es, diesen Film auf eine Stufe mit den vier erfolgreichsten Scorsese-Werken Wie ein wilder Stier (1980), GoodFellas (1990), Taxi Driver (1976) und Hexenkessel (1973) zu stellen.

Anekdoten

  • Eigentlich war Sängerin und Schauspielerin Madonna für die weibliche Hauptrolle vorgesehen, doch Sharon Stone konnte Regisseur Martin Scorsese davon überzeugen, ihr die Rolle zu geben.
  • Als Vorlage für die Figur des Nicky Santoro, der im Film von Schauspieler Joe Pesci verkörpert wird, diente der real existierende Gangster Tony "The Ant" Spilotro.
  • Der Film wurde ausnahmslos in Las Vegas und Umgebung gedreht. Die Casino- und Büroszenen entstanden in dem berühmten Riviera Hotel und Casino auf dem Las Vegas Strip. Die Fahrsequenzen am Anfang des Films wurden auf der Fremont Street in Downtown Las Vegas gedreht, die mittlerweile für den Autoverkehr gesperrt ist.
  • Schauspieler Joe Pesci brach sich während seiner Sterbeszene beim Sturz in das ausgehobene Grab dieselbe Rippe, die er sich schon fünfzehn Jahre zuvor beim Dreh von Martin Scorseses Film Wie ein wilder Stier gebrochen hatte.
  • Das Wort Fuck wird im Film 422 mal ausgesprochen.
  • Der Film, dessen Produktionskosten auf $52 Mio. geschätzt werden, spielte an den weltweiten Kinokassen über $116 Mio. ein und gehört zu Scorseses größten kommerziellen Erfolgen.

Auszeichnungen

Martin Scorseses Mafia-Epos Casino wurde von der Kritik eher verhalten aufgenommen. Bei der Bekanntgabe der Nominierten der Hollywood Foreign Press erhielt das fast dreistündige Mafia-Epos nur zwei Nominierungen. Neben der von Martin Scorsese als bester Regisseur wurde auch Sharon Stone als Beste Hauptdarstellerin (Drama) nominiert und noch größer war die Sensation als sie tatsächlich den Golden Globe gewann und wenig später für den Oscar nominiert wurde. Als Favoritin flanierte Stone auf dem roten Teppich vor dem Dorothy Chandler Pavilion, verlor jedoch den Oscar an Susan Sarandon, die für ihre Leistung als beherzte Nonne in Dead Man Walking nach vier erfolglosen Nominierungen überrascht den Oscar entgegennahm.

  • nominiert in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin (Sharon Stone)
  • Beste Hauptdarstellerin - Drama (Sharon Stone)
  • nominiert für die beste Regie (Martin Scorsese)

Weitere

American Cinema Editors 1996

Italian National Syndicate of Film Journalists 1996

MTV Movie Awards 1996

Nominiert in den Kategorien

Literatur

  • Nicholas Pileggi: Casino, 1996 Droemer Knaur, ISBN 3426604396
  • Nicholas Pileggi, Martin Scorsese: Casino, 1996 Faber and Faber, ISBN 0571179924 (engl. Ausgabe)