Chrétien de Troyes
Chrétien de Troyes (* um 1140 in Troyes, † etwa 1190) war ein altfranzösicher Dichter, dessen Epen auch die deutsche Literatur und Kunst nachhaltig stark beeinflusste (Wolfram von Eschenbach, Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg, Sir Thomas Malory, Richard Wagner). Von seinem Leben weiß man lediglich, dass er sich zwischen 1160 und 1181 in Troyes in der Champagne aufhielt, wo der Hof seiner Gönnerin Marie de Champagne war, Tochter von König Ludwig VII. von Frankreich und Eleonore von Aquitanien, und danach zum Gefolge des Grafen Philipp von Flandern gehörte.
Zu Chrétiens Arbeiten gehören vier größere Gedichte in achtsilbien Paarreimen: "Érec et Énide" (um 1170), "Cligès" (um 1176), "Yvain" und "Lancelot", wobei diese beiden gleichzeitig zwischen 1177 und 1181 entstanden. Die letzten 1000 Zeilen von "Lancelot" wurden von Godefroi de Lagny geschrieben, offensichtlich in Zusammenarbeit mit Chrétien. Ein Versroman, "Perceval le Gallois", in dem der Mythos um den Heiligen Gral erstmals schriftlich niedergelegt wird, wurde nach 1181 für Philipp von Flandern geschrieben. Von diesem 32000 Verse umfassenden Werk schrieb Chrétien allerdings nur die ersten 9000 Zeilen. Darüber hinaus wurden oder werden ihm zwei kleinere Werke zugeschrieben, die fromme Abenteuergeschichte "Guillaume d'Angleterre" (hier wird seine Autorschaft mittlerweile nicht mehr angenommen) und "Philomena", das einzige seiner vier Gedichte nach Ovids "Metamorphosen", das uns erhalten geblieben ist.
Chrétien schöpft seine Erzählstoffe aus dem "Matière de Bretagne", dem britannischen Sagenkreis um König Artus, denen vermutlich die Mabinogion, die irischen echtrai oder Adventüren keltischer Legenden zugrundeliegen. Diese schmückt er künstlerisch mit erfundenen und realen höfischen Elementen, die er an den Höfen Flanderns und der Champagne kennenlernt. Auch der Minnedienst der Provence fließt in seine oft dialogischen Epen von vollendeter Struktur ein.
Chrétien gilt (wie Heinrich von Veldeke für die deutschsprachige Literatur) als Begründer des höfischen Versepos und als dessen wichtigster Vertreter in der französischen Literatur. Sein unvollendetes mystisches Werk Perceval gilt als sein bedeutendster Versroman, und als Vorläufer aller Parzival- und Artus-Erzählungen.
Werke
- Erec et Enide, etwa 1170
- Cligès, etwa 1176
- Lancelot, der Karrenritter, etwa 1177 - 1181
- Iwein, der Löwenritter, etwa 1177 - 1181
- Perceval le Gallois ou Le Conte del Graal, 1181 - 1188, nicht vollendet.
Sekundärliteratur
- Godwin, Malcolm, Der Heilige Gral - Ursprung, Geheimnis und Deutung einer Legende, Bechtermünz Verlag 1994, ISBN 3-453-08025-4
- Hofer, St., Chrétien de Troyes, Leben und Werke des altfranzösischen Epikers, Graz 1954
siehe auch: Epik, Höfische Dichtung, Liste französischer Schriftsteller