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Humanwissenschaft

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Unter den Humanwissenschaften versteht man all die Wissenschaftsgebiete, die sich mit dem Menschen als Forschungsobjekt befassen, d.h. Anthropologie, Medizin und Humanbiologie (z.B. Humangenetik, Humanethologie, Paläoanthropologie, Primatologie), Psychologie (z.B. angewandte Psychologie), Psychotherapie, Pädagogik, Philosophie (z.B. Kulturwissenschaften), Soziologie, Politologie, Geschichte, Sprachwissenschaften, Rechtswissenschaften, Religionswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften, Pflegewissenschaften, Ethnologie sowie verwandte und interdisziplinäre Richtungen.

Die Humanwissenschaften sind universitär auf verschiedene Fakultäten - mit unterschiedlichen Denkansätzen und Grundfragen - verteilt und selbst innerhalb einzelner Fachgebiete (z.B. Psychotherapie) in Einzeldisziplinen zersplittert, denen noch eine fächerverbindende „Theorie der Humanwissenschaften“ fehlt. Infolgedessen sind einzelne Vorstellungen und Theorien interdisziplinär und transfakultär widersprüchlich und umstritten.

Die Humanwissenschaften, ihre Fragestellungen und Ergebnisse können mit Hilfe von zwei Begriffsklassen, nämlich den Komplexitätsebenen (Tabelle: Zeilen) und den Vier Grundfragen (Tabelle: Spalten) so geordnet werden, dass die Vernetzung der Ergebnisse und ihre Diskussion sinnvoll strukturiert wird. Durch die Begriffsklassen erschließt sich der interdisziplinäre Umfang eines Themas (die Begriffe in der Tabelle sind [im Sinne der heute gängigen Definitionen] mindestens 150 Jahre alt). Die Theorie der Komplexitätsebenen ist als "bio-psycho-sozio-kultureller" Ansatz schon mehr zum Allgemeingut der verschiedenen naturwissenschaftlich orientierten Humanwissenschaften (z.B. Psychiatrie) geworden als die Theorie der VIER Grundfragen.


 

 Verursachungen

 Ontogenese

 Anpassungswert

 Phylogenese

Molekül

 

 

 

 

Zelle

 

 

 

 

Organ

 

 

 

 

Individuum

 

 

 

 

Gruppe

 

 

 

 

Gesellschaft

 

 

 

 

Die kursiv geschriebenen Begriffe der Tabelle sind auch Gegenstand geisteswissenschaftlicher Disziplinen.

Eine Mindestanforderung an eine "Theorie der Humanwissenschaften" und eine "Theorie der Interdisziplinarität" ist eine Verständigungsoption zwischen Natur- und Geisteswissenschaften.


Komplexitätsebenen

z.B.: Molekül, Zelle, Organ, Individuum, Gruppe, Gesellschaft.

“Basale” Bezugsebenen sind eine Voraussetzung für ein Verständnis “darüberliegender” komplexerer Ebenen. Die Kenntnis von Gesetzen basaler Ebenen (z.B. der Zellphysiologie) reicht aber nicht aus, komplexe Verhaltensmuster oder ein persönliches Erlebnis zu verstehen. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile (jede Ebene weist ein „Novum“ auf, das nicht in den unteren Schichten enthalten ist). Jede Bezugsebene ist gleich wichtig.


Vier Grundfragen

Fragen nach (1) den Verursachungen, (2) der Lebensgeschichte (Ontogenese), (3) dem Anpassungswert, (4) der Stammesgeschichte (Phylogenese).

(zu 1) Frage nach den Verursachungen (Ursachen-Wirkungs-Beziehungen bei den Funktionsabläufen):

Wie "funktionieren" Erleben u. Verhalten auf der chemischen, physiologischen, psychischen und sozialen Ebene?

(zu 2) Frage nach der Ontogenese (Lebensgeschichte, z.B. Embryogenese)

Was bewirken wann/welche (a) inneren Programmschritte (z.B. Reifungsschritt Pubertät) und was bewirken wann/welche (b) Umwelteinflüsse?

(zu 3) Frage nach dem Anpassungswert (Frage nach den Zwecken, nach dem Wozu.)

(zu 4) Frage nach der Phylogenese (Stammesgeschichte) Warum sind strukturelle Zusammenhänge stammesgeschichtlich “so-und-nicht-anders” geworden? (Verhalten [z.B. mimischer Ausdruck von Emotionen] kann als “Raum-Zeit-Struktur” gesehen werden.)