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Hurrikan Sandy

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Hurrikan Sandy
Kategorie-2-Hurrikan (SSHWS)
Sandy am 24. Oktober
Sandy am 24. Oktober
Entstehung 22. Oktober
Auflösung
Spitzen­wind­geschwin­digkeit
110 mph (175 km/h) (1 Minute anhaltend)
Niedrigster Luftdruck 940 mbar (hPa; 27,8 inHg)
Tote 82
Sachschäden Unbekannt
Betroffene
Gebiete
Haiti, Dominikanische Republik, Jamaika, Kuba, Bahamas, Ostküste der Vereinigten Staaten, Kanada
Saisonübersicht:
Atlantische Hurrikansaison 2012

Hurrikan Sandy war der 18. tropische Wirbelsturm und der 10. Hurrikan der Atlantischen Hurrikansaison 2012. Der Sturm bildete sich im Karibischen Meer, zog dann nordwärts über Jamaika, Kuba und die Bahamas und gelangte schließlich in New Jersey über das Festland der Vereinigten Staaten. Auf seiner Zugbahn richtete Sandy erhebliche Schäden an. Dutzende von Personen wurden durch die Auswirkungen des Sturms getötet.

Sturmverlauf

Zugbahn des Hurrikans

Mitte Oktober bewegte sich eine tropische Welle Richtung Westen in die Karibik. Am 19. Oktober begann das National Hurricane Center (NHC), das Gebiet mit niedrigem Luftdruck im östlichen Karibischen Meer nördlich der Küste von Südamerika zu beobachten. Dieses entwickelte sich sehr rasant, und das NHC konstatierte schon am folgenden Tag eine hohe Chance zur Entstehung einer tropischen Zyklone. Das System konnte sich im Laufe der nächsten Tage langsam organisieren, sodass es am Abend des 21. Oktobers starke Konvektion aufbaute und eine geschlossene Zirkulation bildete.

Am 22. Oktober hatte es sich so verstärkt, dass es um 15:00 Uhr UTC mit Zentrum etwa 515 km südlich von Kingston, Jamaika als tropisches Tiefdruckgebiet Achtzehn klassifiziert wurde. Noch am selben Abend wurde bei einem Erkundungsflug der Hurricane Hunters festgestellt, dass die andauernden Winde an der Oberfläche Sturmstärke erreicht hatten und das NHC erklärte das System zu einem tropischen Sturm. Der Sturm erhielt den Namen Sandy. Am folgenden Tag verstärkte sich der Sturm und driftete dabei in nördliche Richtung ab.

Im Verlauf des 24. Oktober bildete sich ein Auge, sodass Sandy um 15:00 Uhr UTC zu einem Hurrikan der Kategorie 1 hochgestuft wurde. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der Sturm etwa 105 km südlich von Kingston. Um 19:00 Uhr UTC erreichte Sandys Auge die Südküste der Insel mit andauernden Windgeschwindigkeiten von 130 km/h. Zuvor hatten die Behörden die Flughäfen geschlossen und in größeren Ortschaften ein 48-stündiges Ausgehverbot verhängt. Nach der Überquerung Jamaikas zog Sandy weiter nordwärts und intensivierte sich rapide, sodass der Hurrikan vor dem Erreichen der kubanischen Küste Provinz Santiago de Cuba sich zum Kategorie-2-Hurrikan verstärkte.

Sandys Zentrum traf am frühen Morgen (Ortszeit) des 25. Oktober am Playa Mar Verde, gut zehn Kilometer westlich der Stadt Santiago de Cuba auf Land, überquerte die Insel rasch in nord-nordöstlicher Richtung und gelangte bereits fünf Stunden später bei Cabo Lucrecia, Municipio Banes erneut über Wasser. Dabei richtete der Hurrikan in den Provinzen Santiago de Cuba, Guantánamo und Holguín schwere Schäden an. Zahlreiche Dächer wurden abgedeckt, Bäume entwurzelt, Strom- und Telefonmasten umgeknickt. Auch wurden ganze Häuser zerstört. In Santiago brach die Stromversorgung vollständig zusammen.[1] Im Gefangenenlager der Guantanamo Bay Naval Base vertagte man aufgrund des Hurrikans eine Voranhörung zum Anschlag auf den US-amerikanischen Zerstörer Cole.[2] Sandy gilt als schwerster Zyklon in diesem Gebiet seit Hurrikan Flora, der 1963 den Südosten Kubas verwüstete.[3][4] Der Wirbelsturm zog weiter in grob nördlicher Richtung über die Bahamas hinweg.

Am frühen Morgen des 26. Oktobers schwächte sich Sandy ab und wurde aufgrund ihres nur noch schlecht sichtbaren Auges nordöstlich der Bahamas in einen Kategorie-1-Hurrikan abgestuft. Der Hurrikan erschien auf Satellitenbildern immer unorganisierter und schwächte sich am 27. Oktober um 09:00 Uhr UTC zu einem starken tropischen Sturm ab, konnte sich jedoch nur ein paar Stunden später wieder zu einem Hurrikan intensivieren. Am 29. Oktober 2012 traf das extreme Windfeld Sandys auf die Ostküste der Vereinigten Staaten.

Das Zentrum Sandys überquerte die Küste des amerikanischen Festlandes bei Atlantic City in New Jersey am 30. Oktober gegen 0:00 Uhr UTC als post-tropischer Sturm mit andauernden Windgeschwindigkeiten von 80 Knoten und einem Zentralluftdruck von 946 mbar.[5] Bei der Annäherung an die Küste hatte Sandy ein weit gedehntes Windfeld; New York City und der Raum Washington, D.C./Baltimore lagen im Radius der Winde in Hurrikanstärke, tropische Winde erstreckten sich entlang der Ostküste nordostwärts bis nach Bosten und südwestwärts bis nach North Carolina.

Risiken bestehen durch andauernde Windgeschwindigkeiten in Orkanstärke auch nach dem Landfall des inzwischen nicht mehr tropischen Systems sowie durch starke Regenfälle, die teilweise 250 mm erreichen können und in höheren Lagen in Form von Schnee niedergehen. Der nationale Wetterdienst warnte vor Blizzard-Bedingungen und prognostizierte für Teile der Appalachen bis zu 60 Zentimeter Neuschnee. Die durch Sandy verursachte Sturmflut und bis zu sieben Meter hohe Wellen führten an den Küsten zu Schäden durch Überflutung und Küstenerosion. Weil die Sturmflut mit einer Springflut zusammentraf, erreichte der Pegel im Battery Park an der Südspitze Manhattans einen neuen Höchststand, der die bisherige Höchstmarke beim Durchzug von Hurrikan Donna übertraf. In der Folge wurden mehrere U-Bahn-Tunnel überflutet, zum ersten Male seit über 100 Jahren. In Teilen New Yorks und anderer betroffener Regionen kam es zu Stromausfällen bzw. zu Stromabschaltungen. Der Hudson River trat vorübergehend über die Ufer und überschwemmte etliche Straßen. Im Stadtteil Queens standen infolge des Sturmes 50 Häuser in Flammen. In New Jersey brach ein Damm des Hackensack River. Das Zentrum des Sturmes zog gegen 23 Uhr Ortszeit zwischen Baltimore und Philadelphia über Wilmington hinweg. Danach zog der Sturm weiter ins Landesinnere und schwächte sich weiter ab.[6] In USA und Kanada wurden bis zum Morgen des 30. Oktober 16 Todesopfer des Sturmes gemeldet.

Vorbereitungen

In mehreren US-Bundesstaaten haben die Gouverneure bereits vor dem Eintreffen des Wirbelsturmes den Notstand ausgerufen. In New York City wurde von Burgermeister Michael Bloomberg die Evakuierung von 375.000 Bewohnern niedrig gelegener Gebiete in Manhattan und Brooklyn angeordnet, desgleichen wurden Bewohner gefährdeter Küstenabschnitte von Long Island zum Verlassen ihrer Häuser aufgefordert. Der New Yorker Hafen wurde geschlossen und größere Schiffe mussten diesen verlassen. Eingestellt wurden zahlreiche Zugverbindungen von Amtrak in der Region. Durch die Metropolitan Transportation Authority eingestellt wurden auch der öffentliche Nahverkehr, und mehrere ihrer Brücken wurden gesperrt. Die New Yorker Flughäfen wurden geschlossen. Der Börsenhandel an der Wall Street wurde am 29. und 30. Oktober ausgesetzt.

Präsident Barack Obama sagte alle Wahlkampfveranstaltungen ab und blieb in Washington, D.C.[7]

Auswirkungen

Bisher sind 81 Menschen durch Auswirkungen des Sturms ums Leben gekommen, davon allein 52 auf Haiti.[8]

Opfer und Sachschäden nach Land
Land Todesopfer Vermisste Schaden (in USD) Quellen
Bahamas 1 0 unbekannt [9]
Kanada 1 0 unbekannt [10]
Kuba 11 0 unbekannt [11]
Dominikanische Republik 2 0 unbekannt [11]
Haiti 52 0 unbekannt [12]
Jamaika 1 0 unbekannt [11]
Vereinigte Staaten 13 1 unbekannt [13] [14][15][16][17]
Insgesamt 81 1 unbekannt

Jamaika

Kuba

Haiti

Der größte Teil der Schäden und die meisten der Toten, die Sandy in Haiti verursachte, gehen auf extreme Niederschläge zurück.

Bahamas

Vereinigte Staaten

Nach einer Explosion in einem Umspannwerk sind 250.000 New Yorker ohne Strom. Der Ausfall des Notstromaggregates führte zu einer kompletten Evakuierung des New York University 'Langone Medical Center'. Alle 200 Patienten wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht.[18] Zusätzlich zu starken Winden kommt es zu langanhaltendem Starkregen (Größenordnung: 300 Liter pro Quadratmeter während des Hurrikans; das entspricht einer Wassersäule von 30 cm) und dadurch vielerorts zu Überschwemmungen, so wurden Teile der New York City Subway und Manhattans überflutet. Ursache des Starkregens ist, dass die feucht-warme Luft des Hurrikans auf die herbstlich kühle Luft über dem Osten der USA trifft.

Beide Präsidentschaftskandidaten (Obama und Romney) unterbrachen ihren Wahlkampf.[19] Ebenfalls unterbrochen wurde eine Voranhörung zu dem Anschlag auf den Zerstörer USS Cole, die im Gefangenenlager der Guantanamo Bay Naval Base stattfinden sollte.[20]

Der Sturm zerstörte vor der Küste von North Carolina den Nachbau der Bounty auf dem Weg zum Winterquartier. 14 der 16 Besatzungsmitglieder konnten sich in Rettungsboote retten. Eine Frau wurde nach einigen Stunden aus dem Meer geholt und starb im Krankenhaus. Der Kapitän des Schiffes wird noch vermisst.[21][22]

Das Kernkraftwerk Oyster Creek - es ist das älteste noch laufende der USA und vom gleichen Bautyp wie Fukushima Reaktor I (der im März 2011 nach dem Tsunami als erster explodierte) - wurde (nach Angaben der Betreiber wegen Brennelementewechsel) etwa eine Woche vor dem Hurrikan heruntergefahren.[23]

Commons: Hurrikan Sandy – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hurrikan “Sandy” tobte im Osten Kubas, Granma Internacional vom 25. Oktober 2012
  2. Ein Toter und schwere Schäden: Hurrikan "Sandy" fegte über Jamaika bei spiegel.de, 25. Oktober 2012 (abgerufen am 25. Oktober 2012).
  3. Yoani Sánchez: El huracán Sandy ya deja 21 muertos, once de ellos en Cuba, El País vom 26. Oktober 2012
  4. Tras la tormenta, la recuperación, Juventud Rebelde vom 25. Oktober 2012
  5. Daniel Brown: Post-tropical cyclone Sandy Discussion 30. National Hurricane Center, 30. Oktober 2012, abgerufen am 30. Oktober 2012 (englisch).
  6. weather.com Hurricane Tracker und Satellitenbild
  7. Hurrikan "Sandy": New York rüstet sich für Monstersturm bei Spiegel Online, 28. Oktober 2012 (abgerufen am 28. Oktober 2012).
  8. http://www.miamiherald.com/2012/10/27/3069750/sandy-still-a-hurricane-heads.html
  9. Dana Smith: Bahamas Back In Business After Hurricane Sandy In: The Tribune, Octber 27, 2012. Abgerufen im October 28, 2012 
  10. Flying debris kills woman amid Toronto storm. Abgerufen am 29. Oktober 2012.
  11. a b c Hurricane Sandy kills 41 in Caribbean, targets U.S. CNBC, 26. Oktober 2012, abgerufen am 26. Oktober 2012.
  12. JACQUELINE AND CURTIS CHARLES AND MORGAN: Sandy's death toll climbs to 44 in Haiti. In: The Miami Herald. Abgerufen am 28. Oktober 2012.
  13. SUPERSTORM SANDY SLAMS INTO NEW JERSEY COAST. AP, abgerufen am 30. Oktober 2012.
  14. States declare storm emergency. In: Richmond Times Dispatch. Abgerufen am 28. Oktober 2012.
  15. Monster hurricane Sandy leaves death in its wake as New York and US east coast braces for impact. Belfast Telegraph, 29. Oktober 2012, abgerufen am 29. Oktober 2012.
  16. http://www.uscgnews.com/go/doc/4007/1592131/UPDATE-Coast-Guard-rescues-14-recovers-1-continues-search-for-1-from-HMS-Bounty
  17. Gov. Malloy signs orders to aid storm recovery In: WABC-TV, 29 October 2012. Abgerufen im 30 October 2012 
  18. http://www.nytimes.com/2012/10/30/nyregion/patients-evacuated-from-nyu-langone-after-power-failure.html?_r=0
  19. http://www.spiegel.de/panorama/liveticker-zu-sandy-alarm-im-aeltesten-us-atomkraftwerk-a-864142.html
  20. http://www.spiegel.de/panorama/hurrikan-sandy-ein-toter-und-schwere-schaeden-auf-jamaika-a-863271.html
  21. Untergang der Bounty bzw. des Film-Nachbaues von 1960. Bericht der Frankfurter Rundschau
  22. http://www.cbc.ca/news/canada/new-brunswick/story/2012/10/29/ns-hms-bounty-hurricane-sandy.html
  23. http://news.nationalgeographic.com