Wangerooge
Wappen | Karte |
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Wappen | Deutschlandkarte, Position von Wangerooge hervorgehoben |
Basisdaten | |
Bundesland: | Niedersachsen (Deutschland) |
Landkreis: | Friesland |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Höhe: | 1-17 m ü. NN |
Fläche: | 4,97 km² |
Einwohner: | 1.055 (30. Juni 2004) |
Bevölkerungsdichte: | 212 Einwohner je km² |
Postleitzahlen: | 26486 (alt: 2946) |
Vorwahl: | 04469 |
Kfz-Kennzeichen: | FRI |
Gemeindeschlüssel: | 03 4 55 021 |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Peterstraße 6 26486 Wangerooge |
Website: | www.wangerooge.de |
E-Mail-Adresse: | gemeinde@wangerooge.de |
Politik | |
Bürgermeister: | Holger Kohls (Parteilos) |
Luftbild | |
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Wangerooge ist eine autofreie Insel im Niedersächsischen Wattenmeer. Sie ist die östlichste der Ostfriesischen Inseln und die einzige, die 1815-1947 zu Oldenburg gehörte. Sie ist vornehmlich lutherisch geprägt und heute ein Zentrum des Fremdenverkehrs. Die gleichnamige Gemeinde Wangerooge auf der Insel gehört zum Landkreis Friesland und hat 1.055 Einwohner (Stand: 30. Juni 2004). Im Sommer steigt diese Zahl durch Feriengäste auf ein Mehrfaches an. So hat die Insel zu Spitzenzeiten bis zu 8000 Übernachtungsgäste sowie weitere 2000 Tagesausflügler. Hauptgeschäftsstraße ist die Zedeliusstraße. Die Insel ist vom Festland aus mit dem Schiff oder Flugzeug erreichbar. Der Festlandshafen, über den ein Großteil des Personen- und Gütervehrkehr zur Insel abgewickelt wird, ist Harlesiel (nähe Carolinensiel).
Wangerooge verfügt über ein aktives Seefeuer(neuer Leuchtturm Wangerooge) und zwei historische Seezeichen, den Alten Leuchtturm im Ort sowie den Westturm. Wangerooge bietet eine einmalige Sicht auf zahlreiche Leuchttürme und andere Seezeichen, die den Seeschiffen bei Ein- und Ausfahrten in die Flüsse Jade, Weser und Elbe als Leitsystem dienen (Radarkette Weser). Die markantesten Seezeichen, die nur von Wangerooge mit bloßem Auge zu sehen sind, sind der berühmte Leuchtturm Roter Sand und sein Nachfolger Alte Weser. Andere Leuchttürme, wie das Leuchtfeuer Helgoland, Minsener Oog sowie Mellumplate sind ebenfalls nur von Wangerooge aus zu beobachten.
Geschichte

Im Laufe der letzten Jahrhunderte hat sich die Insel durch den Einfluss von Wind und Meeresströmungen immer weiter nach Osten verlagert. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde nach einer Sturmflut das alte Inseldorf verlassen. Zunächst war beabsichtigt, alle Einwohner auf dem Festland in der Nähe von Varel anzusiedeln. Diese Siedlung trägt heute den Namen "Neu-Wangerooge". Einige Wangerooger aber wollten die Insel nicht verlassen und gründeten ein neues Inseldorf im damaligen Osten der Insel, der heutigen Inselmitte.
Vom alten Inseldorf blieb der am Strand vom Meer umspülte sog. Westturm (erbaut von 1597 bis 1602) stehen, der zugleich als Kirchturm, Lagerraum für Strandgut und als Schifffahrtszeichen gedient hatte. Am Turm war ein trigonometrischer Punkt angebracht, der als Ortsmarke von Wangerooge auch von 1989 bis 2001 am Rand der 10-DM-Scheine mit dem Bild des Mathematikers und Geodäten Gauß abgebildet war. Der alte Westturm wurde Ende 1914 aus "militärischen" Gründen gesprengt. Die offizielle Version war, man wolle wegen der Gefahr englischer Angriffe ein markantes Seezeichen entfernen. Allerdings wird vermutet, dass die Marine, welche vorher für die kostspielige Erhaltung des Turmes zuständig war, lediglich eine willkommene Gelegenheit zur Beseitigung des Bauwerks nutzte. Das Fundament kann man übrigens noch heute bei Niedrigwasser in der Nähe des neuen Leuchtturmes im Westen der Insel erkennen und begehen.

Schon wenige Jahre nach der Sprengung des alten Turmes entstand die Idee, einen Turm für die Jugend zu errichten. So entschloss man sich 1932, den neuen (heutigen) Westturm an einer anderer Stelle (ca. 900m südlicher) nach dem Vorbild des alten Turmes wieder aufzubauen. Bei der Fertigstellung an Pfingsten 1933 übernahmen sogleich die neuen Machthaber den Turm und nutzen ihn als Herberge für die Hitler-Jugend. Nach 1945 wurde der Turm dann seinem eigentlichen Zweck zugeführt und dient bis heute als Jugendherberge des DJH.
Bis ca. 1930 war die Insel eines der beiden letzten Refugien des Dialektes des Wangerooger Friesischen.
Letztmals von einer Sturmflut beschädigt wurde das Inseldorf im Februar 1962.
Militärische Vergangenheit
Im Zweiten Weltkrieg war die Insel mit ca. 100 Bunkern stark befestigt worden. Die militärischen Anlagen bestanden aus großkalibrigen Artilleriekanonen, die sich gegen feindliche Seeziele richteten. Außerdem war die Insel Vorposten der Luftverteidigung gegen die auf Deutschland (und den 30 km südlich liegenden Reichskriegshafen Wilhelmshaven) anfliegenden alliierten Bomberverbände. Dafür gab es Funkmessgeräte zur Peilung der gegnerischen Flugzeuge und zahlreiche Flakbatterien zu ihrer Bekämpfung. Diesem Zwecke diente auch der Inselflugplatz mit dort stationierten Abfangjägern der Luftwaffe, der heute als ziviler Flughafen weiterbesteht.
In den letzten Kriegstagen erklärte sich die Insel beim Heranrücken alliierter Truppen auf dem Lande noch zur Festung, und ihre etwa 5.000 Mann Besatzung unternahmen alle Anstrengungen (Bau von Panzergräben, Minensperren), um eine Invasion zu verhindern. Am 25. April 1945 wurde die Insel daher Opfer eines verheerenden Angriffs von 480 englischen und kanadischen Bombern. Der Angriff richtete sich gezielt gegen die militärischen Anlagen und nicht gegen die Bevölkerung. In fünfzehn Minuten fielen über 6.000 Bomben. Es starben 131 deutsche Soldaten, 121 Zwangsarbeiter aus Holland, Belgien, Polen, Frankreich und Marokko, 49 alliierte Flieger, 6 Marinehelferinnen und 21 einheimische Frauen und Kinder. Zahlreiche Befestigungsanlagen und über die Hälfte der Häuser wurden zerstört. Die nicht getroffenen Bunker wurden nach dem Krieg gesprengt. In den Dünen sind noch heute Betontrümmer und unzählige Bombentrichter zu sehen. In einigen dieser Bombentrichter haben sich im Lauf der Jahrzehnte ökologisch wertvolle Kleinbiotope entwickelt.
Tourismus
Im Jahr 2004 feierte die Insel Wangerooge ihr 200-jähriges Bestehen als Seeheilbad. Neben dem heute genutzten Yacht- und Fährhafen im Westen hatte Wangerooge früher auch einen Fähranleger an der Ostspitze und einen erst vor kurzem geschlossenen stark tideabhängigen Yachthafen in der Mitte, die "Saline". Achtung Wassersportler: Der Westhafen hat bei Einfahrt steuerbordseitig eine bei Flut nicht sichtbare gefährliche Untiefe. Sie ist zwar gekennzeichnet, doch nur mit schwarzen leicht übersehbaren Gefahr-Markierungen.
Die Strecke vom Hafen (Westanleger) zum Dorf wird von einer bekannten Kleinbahn (Schmalspurbahn) befahren, der Wangerooger Inselbahn. Betreiber ist die Deutsche Bahn AG. Die Eisenbahn ist praktisch das einzige motorisierte Verkehrsmittel zu Lande, denn die Insel ist autofrei. Ausnahmen sind einige Feuerwehrwagen und Baumaschinen sowie einzelne Elektrokarren, gewerbliche Transportfahrzeuge mit Elektromotor, die leise und langsam fahren.
Der Festlandhafen zu Wangerooge ist Harlesiel bzw. Carolinensiel. Täglich verkehren mehrere Fähren. Der Fahrplan ist tideabhängig, richtet sich also nach Ebbe und Flut. Östlich vom Inseldorf, am Ende der Charlottenstraße, liegt ein Flugplatz, der Verkehrslandeplatz Wangerooge, ICAO Kennung: EDWG; IATA Kennung: AGE, besitzt 2 Start- Landepisten. Die längste der beiden, die Asphaltpiste 10/28, ist 850m lang und zugelassen für Flugzeuge mit einem maximalen Abfluggewicht von 5700 kg. Zur Mittagspause ist der Flugplatz geschlossen: von 12:00 bis 15:00 für Starts und von 13:00 bis 15:00 für Landungen. Betreiber des Flugplatzes ist die Wangerooger Flughafen GmbH, diese feierte im Jahre 2004 ihr 75-jähriges Bestehen.
Kirchen
Wangerooge besitzt zwei Kirchen: die evangelische Pfarrkirche St. Nikolai und die katholische Pfarrkirche St. Willehad. Letztere ist besonders beliebt bei den zahlreichen Touristen während der Ostertage und den Sommerferien. Der Pfarrer von St. Willehad, Kurt Weigel, bietet zusammen mit seinem Urlauberseelsorgeteam ein breit gefächertes Programm für die Einheimischen und die Touristen.
- St.-Nicolai: Das evang. Kirchengebäude steht so wie sie z.Z. besucht werden kann, seit 1910 direkt neben dem alten Leuchtturm. Vor dem Umbau stand an diesem Ort eine 1866 erbaute Kapelle. Der Name der Kirche stammt von dem heiligen Nikolaus von Myra, der zu damaliger Zeit und auch heute noch, der Schutzpatron der Seefahrer ist. Der Name der Kirche taucht zudem noch im Zusammenhang mit dem alten Westdorf auf, wo es auch ein Kirchengebäude mit diesem Namen gegeben hat.
- St.-Willehad: Das seit 1963 bestehende neue kath. Kirchengebäude der Insel ist nach dem Missionsbischof der Friesen benannt. Die vorherige, 1901 an der Schulstraße erbaute Kirche, wurde am 25. April 1945, zusammen mit dem danebenstehenden Willehad-Stift, Opfer eines Fliegerangriffs auf Wangerooge. Willehad, auch ehem. Bischof von Bremen, wurde von Karl dem Großen in der Missionsarbeit eingesetzt.
Naturkunde
Wangerooge gehört zum Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und verfügt über eine einzigartige Flora und Fauna. Besonders viele Vogelarten wie Tauchente, Rotschenkel, Eiderente, Knutt, Trauerente, Austernfischer, Alpenstrandläufer, Brachvogel, Brandgans, Brandseeschwalbe, Goldregenpfeifer, Hochseevögel, Kiebitz, Lachmöwe oder Silbermöwe sind auf der Insel zu beobachten. Über den Dünen jagen Turmfalken, Eulen lassen sich beobachten und manchmal ist eine Kornweihe zu sehen. In den Dünen leben Feldhasen und Fasane.
Wangerooge ist in mehrere Landschaftsarten unterteilt: Salzwiesen, genannt Groden, Deichvorland, Dünen und Strand.
Politik
Sitzverteilung der 11 Sitze [einschl. dem Hauptamtl. Bürgermeister (Holger Kohls, parteilos, 1 Sitz)] seit dem 9. September 2001:
SPD | : 6 Sitze |
CDU | : 3 Sitze |
BfW (Bürger für Wangerooge) | : 1 Sitz |
Ratsvorsitz: H.H. Deyda, SPD
Siehe auch
Literatur
- Zeugnisse aus unheilvoller Zeit, 1939-1945, Hans Jürgen Jürgens, ISBN 3-87542-008-X
- Wangerooge-Illustriertes Reisehandbuch, Ed. Temmen, ISBN 3-86108-422-8
- Die Wangerooger, B.E. Siebs, ISBN 3-7963-0038-3
- Unterwegs auf Wangerooge, Naturkundlicher Inselführer, Dr. Isolde Wrazidlo, ISBN 3-930333-19-8
- Die Inselbahn und ihre Geschichte, Malte Werning, ISBN 3-931647-09-9
- Grüsse aus Wangerooge, E. Oldewurtel
Weblinks
- Wangerooge.de - Die offizielle Seite der Gemeinde Wangerooge
- Insel-Wangerooge.de - Der Küstenserver mit vielen Informationen und immer aktuell
- Inselbahn.de - Die Wangerooger Inselbahn - mit Fotos, Fahrzeugliste und vielen Informationen
- Wangerooger Leuchttürme - Geschichte und Überblick über Wangerooges Seezeichen
- Westturm.de Verkehrsverein - Nordseeheilbad Wangerooge e. V.
- Wangerooge-Portal.de - Umfangreiche Linksammlung rund um und über Wangerooge
- Nordwest-Reisemagazin - Wissenswertes über die Insel
- Eine Fotogallerie von Astrid Kaiser - Fotos von Wangerooge zu allen Jahreszeiten
- De Wangeroogers - Der Wangerooger Shantychor
- Homepage vom Inselflugplatz - Informationen rund um den Flugplatz mit aktuellen Wetterdaten und Webcams
- Leuchttürme.net - Technische Daten zu den Wangerooger Leuchttürmen