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Burg Ehrenstein (Thüringen)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Burg Ehrenstein
Burg Ehrenstein, Bergfried

Burg Ehrenstein, Bergfried

Staat Deutschland
Ort Ehrenstein
Burgentyp Höhenburg
Erhaltungszustand Ruine
Ständische Stellung Grafen
Geographische Lage 50° 45′ N, 11° 11′ OKoordinaten: 50° 45′ 16″ N, 11° 10′ 38″ O
Höhenlage 420 m ü. NN
Burg Ehrenstein (Thüringen)
Burg Ehrenstein (Thüringen)
Burg Ehrenstein, Türme und Mauer
Burg Ehrenstein, Mauerreste

Die Burg Ehrenstein ist die Burgruine des ehemaligen Grafenschlosses oberhalb des Orts Ehrenstein, Gemeinde Ilmtal, im Ilm-Kreis in Mittelthüringen.

Lage

Die Burgruine liegt auf einem Muschelkalk-Felsensporn.

Anlage

Die Anlage ist rund 36 Meter lang und meist rund 11 Meter breit, an der schmalen Westseite jedoch nur rund 8 Meter. Am westlichen Ende des Palas stehen die Überreste eines viereckigen Turmes. Am östlichen Ende des Palas schließt sich der massive Bergfried an. Dieser hat die Ausmaße 7,0 x 10,5 Meter, Mauerstärke 1,7 - 2,5 Meter und ist 25 Meter hoch.[1] An der Südseite des Bergfriedes, ist noch der Aborterker gut erhalten. Die äußere Burgmauer ist rund 13 Meter hoch. Die Burg wird in ihrem Innern durch eine Mauer geteilt. Das Wohnhaus der Burg ist vier Stockwerke hoch. Die Mauern im Untergeschoss sind bis zu 2,5 Meter dick. Darüber hinaus sind noch Überreste von vorgelagerten Verteidigungsanlagen vorhanden, so eine Ringmauer mit Schießscharten, die um das gesamte Gelände angelegt ist. Im Westen, Süden und Osten führt sie direkt am Rand der Felskuppe entlang, im Norden, wo das Gelände weniger steil abfällt, scheint sie die Vorburg und einen Wirtschaftshof umfasst zu haben. Im Nordwesten wurde nach dem Abstürzen eines Teils der Ringmauer eine kurze Mauer mit zwei Basteien angelegt. Gegen den nach Osten höher ansteigenden Buchenberg wurde die Burganlage durch einen Graben und einen weiteren Wall abgeschirmt.

Die Burg weist bauliche Ähnlichkeiten mit der Ehrenburg und Burg Liebenstein auf, die auch im Ilm-Kreis errichtet wurden.

Baugeschichte

Die heute vorhandenen Mauerreste stammen mehrheitlich aus einer Bauphase im 14. Jahrhundert. Es gibt allerdings Hinweise darauf, dass die Burg im 12. Jahrhundert angelegt wurde und bereits vorher eine schwächere Befestigung existierte.

Vermutlich befand sich die Burg von Anfang an in Besitz der Grafen von Schwarzburg. 1275 ging sie in den Besitz der Blankenburger Linie über. Ein großer Ausbauschub fällt in die Mitte des 14. Jahrhunderts, als Graf Günther VVVIII. kaiserlicher Hofmeister und Hofrichter war und seine Familie einen Höhepunkt ihrer Bedeutung erlebte. Dennoch war Burg Ehrenstein wahrscheinlich immer nur kurzzeitig der Wohnort des jeweiligen Fürsten. Im Rahmen des Schwarzburgischen Hauskriegs und des Sächsischen Bruderkriegs wurde die Burg 1448 belagert und eingenommen. Vermutlich handelte es sich dabei um den einzigen Kriegsakt, der sich auf der Burg abspielte. Unter Wolf I. gab es in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts noch ein paar Umbauten, bevor die Burg 1587 verpfändet wurde und ab diesem Zeitpunkt zusehends verfiel.

Als die Burg 1610 in schwarzburg-rudolstädtischen Besitz zurückkam, war sie in einem schlechten Zustand: Fenster und Metallteile fehlten, Dächer und Mauern waren schadhaft, der Ziehbrunnen mit Schutt gefüllt. Die Burg war zu diesem Zeitpunkt unbewohnt. Lediglich das Vorwerk diente als Sitz des Amtmannes für den Ort Ehrenstein. 1645 wurde das Hauptgebäude in Stand gesetzt, um es als Amtsschreiber-Wohnung zu nutzen. Auf diesen Zeitpunkt datiert auch die erste genauere Beschreibung der Burganlage: Der Eingang zum Burghof lag im Nordwesten. Durch ihn kam man zuerst an mehreren Wirtschaftsgebäuden (Pferdestall, Backhaus) vorbei, bevor man zum Hauptgebäude gelangte, dessen oberstes Stockwerk die Amts- und Wohnräume des Schreibers beherbergte. Welche der beschriebenen Gebäude älter waren und welche erst 1645 angelegt wurden, lässt sich nicht mehr genau sagen. Vermutlich wurde der Eingang im Nordwesten erst um diese Zeit angelegt, da man die Burg zuvor durch ein Portal im Norden betrat.

Bereits 1661 wurde die Kanzlei wieder in das Vorgebäude verlegt, 1686 wurde das Dach des Haupthauses noch einmal repariert, doch schon 1692 wurde das Schloss vollkommen geräumt. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Dachstuhl komplett abgerissen, um das Baumaterial wiederzuverwerten.

Ende des 18. Jahrhunderts setzte ein Umdenken ein. Zunächst wurde der Burgberg durch Baumpflanzungen verschönert und auf der Südseite ein neuer Weg zur Burg angelegt. Ein Pavillon wurde gebaut und der Ostturm als Aussichtspunkt mit Leitern und Plattformen besteigbar gemacht. Um 1900 gründete sich eine Burggemeinde zur Pflege der Ruine. Sie setzte unter anderem eine Stube des Haupthauses wieder soweit in Stand, dass in ihr Versammlungen stattfinden konnten.

1995 erfolgte die Übertragung in die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten.[2]

Literatur

  • Thomas Bienert: Mittelalterliche Burgen in Thüringen. 430 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-631-1, S. 122: Ehrenstein.
  • Michael Köhler: Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag Köhler, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 90–91: Ehrenstein.
Commons: Burg Ehrenstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Friedrich-Wilhelm Krahe: Burgen des Mittelalters. Grundriss-Lexikon. Bechtermünz-Verlag im Weltbild-Verlag, Augsburg 1996, ISBN 3-86047-219-4, S. 165.
  2. http://www.thueringerschloesser.de/main.asp?xprint=&cID=501&moreID=167&xgroup=&hmid=2&umid=23&subid=&lang=