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Aviazione dell’Esercito

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Aviazione dell’Esercito

Aufstellung 10. Mai 1951[1]
Staat Italien Italien
Typ Truppengattung des Heeres
Insignien
Kokarde italienischer Militärluftfahrzeuge
(regulär)
Ausführung der Kokarde bei Verwendung mit Tarnfarben
Kragenspiegel und Emblem der Heeresflieger

Die Aviazione dell’Esercito (AVES) ist die Heeresfliegertruppe des italienischen Heeres. Die fliegenden Verbände und Einheiten der AVES sind vorwiegend mit Militärhubschraubern ausgerüstet, die luftbewegliche Operationen ermöglichen und ansonsten verschiedene Unterstützungsaufgaben übernehmen.

Geschichte

Die Luftstreitkräfte von Heer und Marine wurden ab 1923 größtenteils von der neu aufgestellten italienischen Luftwaffe (Regia Aeronautica) übernommen, die Anspruch auf alle fliegenden Militäreinheiten erhob. Heer und Marine durften bis 1931 noch in sehr begrenztem Maß eigene spezialisierte Fliegertruppen unterhalten, dann wurden sie Luftwaffengeneralen unterstellt und ab 1937 ganz in die Regia Aeronautica integriert. Die fliegenden Verbände und Einheiten zur direkten Unterstützung von Heer und Marine bildeten eigene „Hilfsfliegertruppen“ (Aviazione Ausiliaria per l’Esercito/per la Marina), die integraler Bestandteil der Luftwaffe waren, operativ jedoch Kommandos der beiden anderen Teilstreitkräfte zugeteilt wurden. Dieses Konzept bewährte sich im Zweiten Weltkrieg nicht.

Der Aufbau der noch heute bestehenden Heeresfliegertruppe begann an der Artillerieschule in Bracciano. Dort stellte man am 10. Mai 1951 mit Propellerflugzeugen eine erste fliegende Einheit auf, die der Artillerie für Beobachtung und Feuerleitung diente und daneben auch Verbindungs- und Transportaufgaben übernahm. Im folgenden Jahr wurde aus der Einheit ein fliegerisches Ausbildungszentrum, bei dem ab 1954 neue Heeresflieger-Einheiten zur Unterstützung verschiedener Großverbände aufgestellt wurden. Am 1. Juni 1957 zog das Ausbildungszentrum von Bracciano auf den nahen Militärflugplatz Viterbo, von wo aus man in den folgenden Jahren den Ausbau vorantrieb, nunmehr auch mit Hubschraubern. 1963 und 1976 unterzog man die Heeresflieger strukturellen Reformen, mit denen den drei Korps des Feldheeres in Norditalien jeweils ein gemischter Heeresflieger-Verband auf Regimentsebene unterstellt wurde. Ein weiterer Verband dieser Art blieb in Viterbo. Kleinere Verbände und Einheiten unterstanden in der Regel den Territorialkommandos in Mittel- und Süditalien.

Die Heeresflieger erhielten ab 1951 zunächst 302 Piper PA-18 (65 L-18C, dann 237 L-21A/B), es folgten 44 Cessna L-19. Auf der Grundlage der L-19 entstand in Italien die SIAI-Marchetti SM.1019, von der für das Heer 81 Exemplare beschafft wurden. Diese Propellerflugzeuge wurden in den 1990er Jahren ausgemustert.

Bei den Hubschraubern setzte das Heer lange Jahre auf Lizenzbauten der Firma Agusta. Das erste Muster war die Agusta-Bell AB 47, die von 1956 bis 1984 im Einsatz war. Ihr folgte als leichter Mehrzweckhubschrauber die AB 206, von der man ab 1969 insgesamt 150 Exemplare beschaffte. Ab 1977 kamen schrittweise 29 Agusta A109 dazu, die auch als Kampfhubschrauber eingesetzt wurden und Vorläufer der ab 1990 in Dienst gestellten 60 Kampfhubschrauber vom Typ Agusta A129 waren.

Als Mehrzweckhubschrauber nutzte man von 1961 bis 1995 insgesamt 48 AB 204, ab 1966 folgten 115 AB 205. Diese Hubschrauber ergänzte man ab 1983 durch 19 AB 212, die im Gegensatz zur AB 205 mit zwei Turbinen ausgestattet sind, sowie ab 1987 durch 24 AB 412 die neben den zwei Turbinen auch einen Vierblatt-Hauptrotor haben. Um die verbliebenen AB 205, 212 und 412 zu ersetzen, beteiligte sich Italien an dem internationalen Projekt NH90, von dem 60 Maschinen beschafft werden.

Ab 1970 stellten die Heeresflieger in Viterbo 40 schwere CH-47C Chinook in Dienst. Auch sie wurden in Italien in Lizenz gebaut und später entweder außer Dienst gestellt oder modernisiert.

Ende der 1980er Jahren waren die italienischen Heeresflieger folgendermaßen strukturiert:

Übergeordnetes Kommando Heeresflieger-Verband/-Einheit Militärflugplatz Ausrüstung
Heeresgeneralstab, Rom 1º Raggruppamento Antares
  • 11º Gruppo Squadroni Ercole
  • 12º Gruppo Squadroni Gru
  • 51º Gruppo Squadroni Leone
  • Ausbildungszentrum[2]
Viterbo
  • Viterbo
  • Viterbo
  • Viterbo
  • Viterbo

III. Korps, Mailand 3º Raggruppamento Aldebaran[3]
  • 23º Gruppo Squadroni Eridano
  • 46º Gruppo Squadroni Sagittario[4]
  • 53º Gruppo Squadroni Cassiopea
Mailand-Bresso
IV. Korps, Bozen 4º Raggruppamento Altair
  • 24º Gruppo Squadroni Orione
  • 34º Gruppo Squadroni Toro
  • 44º Gruppo Squadroni Fenice
  • 54º Gruppo Squadroni Cefeo
Bozen
  • 6 AB206, 6 SM.1019
  • 6 AB206, 6 AB205
  • 6 AB206, 6 AB205
  • 18 AB205
V. Korps, Vittorio Veneto 5º Raggruppamento Rigel
  • 25º Gruppo Squadroni Cigno
  • 47º Gruppo Squadroni Levrieri[5]
  • 48º Gruppo Squadroni Pavone[6]
  • 49º Gruppo Squadroni Capricorno[7]
  • 55º Gruppo Squadroni Dragone
Casarsa della Delizia
  • 18 AB206
  • 6 AB205, 6 A109
  • 6 AB205, 6 A109
  • 6 AB205, 6 A109
  • 18 AB205
Fallschirmjägerbrigade Folgore 26º Gruppo Squadroni Giove Pisa 6 AB206, 6 AB205
Militärregion Toskana-Emilia 27º Gruppo Squadroni Mercurio Florenz 6 AB206, 6 SM.1019
Militärregion Zentrum 28º Gruppo Squadroni Tucano Rom-Urbe 6 AB206, 6 SM.1019
Militärregion Süd 20º Gruppo Squadroni Andromeda Salerno-Pontecagnano 6 AB206, 6 AB212, 6 SM.1019
Militärregion Sizilien 30º Gruppo Squadroni Pegaso Catania-Fontanarossa 6 AB206, 6 AB212, 6 SM.1019
Militärregion Sardinien 21º Gruppo Squadroni Orsa Maggiore Cagliari-Elmas 6 AB206, 6 AB205, 6 SM.1019

Zu den oben genannten Verbänden kamen noch vier technische und logistische Unterstützungsregimenter: 1. Idra in Bracciano, 2. Orione in Bologna, 3. Aquila in Bergamo und 4. Scorpione in Viterbo. Zu den Spezialeinheiten zählten folgende separate Hubschraubereinheiten: 13º Gruppo Acquisizione Obiettivi Aquileia (Verona-Boscomantico) der 3. Raketenbrigade Aquileia und 39º Gruppo Squadroni Drago in Alghero auf Sardinien zur Unterstützung von Einheiten des Militärgeheimdienstes SISMI bei Capo Marrargiu.

Während des Kalten Krieges trugen die italienischen Heeresflieger die Bezeichnung „Leichte Heeresfliegertruppe“ oder Aviazone Leggera dell’Esercito, kurz ALE. Seinerzeit hießen die Verbände auf Regimentsebene noch Raggruppamento (dt. etwa „Gruppierung“ oder „Abteilungsverband“), die nachgeordneten Verbände auf Bataillonsebene werden Gruppo Squadroni (Abteilung) genannt, die Einheiten auf Kompanieebene Squadrone (Staffel). Zu Beachten ist, dass ein Squadrone in der Regel sechs Luftfahrzeuge und damit Schwarmstärke hat und somit der eigentlich bataillonsäquivalente Gruppo Squadroni einer deutschen Staffel entspricht. Die Verbände und Einheiten der italienischen Heeresflieger tragen seit 1975 in der Regel die Namen von Sternbildern.

Die Heeresreformen der 1990er Jahre brachten etliche Veränderungen bei den Heeresfliegern. Zunächst wurden sie 1993 auch sprachlich aufgewertet, da das Attribut „Leichte“ (Heeresfliegertruppe) entfiel und man den neuen Namen Aviazione dell’Esercito erhielt, wobei die Abkürzung AVES passenderweise auf lateinisch „Vögel“ bedeutet. Im Zug weiterer Reformen schlug man die Heeresflieger 1999 unter der neuen Bezeichnung Cavalleria dell’Aria („Luftkavallerie“) der Truppengattung Kavallerie zu, was man militärhistorisch für sinnvoll hielt, sich aber als wenig zweckmäßig erwies und 2003 wieder rückgängig gemacht wurde. Auch die Raggruppamenti erhielten die Bezeichnung „Regiment“. Das 3. Regiment in Mailand wurde wegen der Heeresverkleinerungen 1996 aufgelöst, dafür aber in Lamezia Terme in Kalabrien das 2. AVES-Regiment Sirio aufgestellt, das die Führung aller Heeresfliegereinheiten in Süditalien übernahm. Gleichzeitig entstand in Rimini das neue 7. AVES-Regiment Vega, das nach dem 5. Regiment in Casarsa ebenfalls die A129 erhielt. Diese beiden Regimenter kamen 2001 zur neuen Luftbeweglichen Brigade Friuli.

Die italienischen Heeresflieger haben im Lauf der Zeit an etlichen Auslandseinsätzen teilgenommen, vor allem im Libanon (seit 1978, UNIFIL), in Somalia, in Mosambik, im ehemaligen Jugoslawien, im Irak und in Afghanistan.

Organisation

AB212 in alter Bemalung
Eine Dornier Do-228 der italienischen Heeresflieger
AB205 auf einem vorgeschobenen Stützpunkt bei Toblach
CH-47C+ des 1. AVES-Regiments in Viterbo
A129 in Kampfunterstützungs-Konfiguration
Neuer NH90 bei der Übung
Falzarego 2011
Soldaten der Heeresflieger bei einer Parade in Rom
  • Heeresgeneralstab (Rom)
  • Kommando Landstreitkräfte (Verona)
  • Heeresflieger-Ausbildungszentrum (Viterbo)
  • 1º Gruppo Squadroni Auriga (Viterbo) (AB206, AB205, AB212, A109, A129, NH90)
  • 21º Gruppo Squadroni Orsa Maggiore (Cagliari-Elmas) (AB205)
  • Heeresflieger-Brigade (Viterbo)
  • 1. AVES-Regiment Antares (Viterbo)
  • 11º Gruppo Squadroni Ercole (Viterbo) (CH-47C)
  • 26º Gruppo Squadroni Giove (REOS)[8] (Viterbo, Pisa) (CH-47C, AB412, NH90)
  • 30º Gruppo Squadroni Pegaso (Lamezia) (AB212)
  • 4. AVES-Regiment Altair (Bozen)
  • 34º Gruppo Squadroni Toro (Venaria Reale) (AB205)
  • 54º Gruppo Squadroni Cefeo (Bozen) (AB205)
  • 1. AVES-Unterstützungsregiment Idra (Manziana, Bracciano)
  • 2. AVES-Unterstützungsregiment Orione (Bologna)
  • 3. AVES-Unterstützungsregiment Aquila (Bergamo)
  • 4. AVES-Unterstützungsregiment Scorpione (Viterbo)
  • 27º Gruppo Squadroni Mercurio (Casarsa) (AB205, A109)
  • 49º Gruppo Squadroni Capricornio (Casarsa) (A129)
  • 25º Gruppo Squadroni Cigno (Rimini) (AB205, NH90)
  • 48º Gruppo Squadroni Pavone (Rimini) (A129, A109)
  • 53º Gruppo Squadroni Cassiopea (Rimini) (AB412, NH90)

Wegen der laufenden Ausmusterung älterer Hubschrauber (AB206, AB205, AB212, AB412, CH-47C) und der Einführung neuer Modelle (NH90, ICH-47F) wird hier auf genauere Angaben zu den Hubschraubern der einzelnen Einheiten verzichtet.

Ausrüstung

Stand Ende 2010

Die Soldaten der Heeresfliegertruppe sind an blauen Baretten zu erkennen.[9]

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Die erste fliegende Einheit wurde 1951 aufgestellt, mangels klarer Rechtslage noch mit Flugzeugen mit ziviler Kennung und Lackierung. Das oft angegebene Gründungsdatum 10. Mai 1953 trägt zwar der militärischen Statusänderung Rechnung, fällt aber weder mit der Aufstellung in Bracciano zusammen, noch mit der Ausgliederung aus der Artillerie und der Umbenennung in Aviazione Leggera dell’Esercito zum 31. Dezember 1959. Die Heeresflieger feiern ihre Gründung am 10. Mai jeden Jahres (esercito.difesa.it).
  2. Die fliegerische Grundausbildung der Hubschrauberpiloten aller Teilstreitkräfte findet bei der italienischen Luftwaffe auf dem Militärflugplatz Frosinone statt. Beim Ausbildungszentrum der Heeresflieger in Viterbo erfolgt die Umschulung auf das jeweilige Einsatzmuster.
  3. Das 3. Regiment bestand von 1976 bis 1986 nur auf dem Papier, die „unterstellten“ Einheiten waren tatsächlich selbständig. Von 1986 bis 1993 bestand ein Heeresfliegerkommando des III. Korps. Erst 1993 entstand das 3. Heeresfliegerregiment, welches 1996 wieder aufgelöst wurde. Dennoch wurden die Heeresflieger des III. Korps unter dem Begriff „3º Raggruppamento ALE Aldebaran“ bekannt.
  4. Unterstand bis 1986 der Panzerdivision Centauro des III. Korps. 1986 wurde die Divisionsebene abgeschafft, die Heeresfliegereinheiten der Divisionen kamen zu den Korps.
  5. Unterstand bis 1986 der mechanisierten Division Folgore des V. Korps. 1986 wurde die Divisionsebene abgeschafft und die Heeresfliegereinheit dieser Division aufgelöst.
  6. Unterstand bis 1986 der mechanisierten Division Mantova des V. Korps. 1986 wurde die Divisionsebene abgeschafft, die Heeresfliegereinheiten der Divisionen kamen zu den Korps.
  7. Unterstand bis 1986 der Panzerdivision Ariete des V. Korps. 1986 wurde die Divisionsebene abgeschafft, die Heeresfliegereinheiten der Divisionen kamen zu den Korps.
  8. 26º REOS, Reparto Elicotteri per Operazioni Speciali, unterstützt Spezialkräfte nach dem Muster der US-amerikanischen Night Stalkers.
  9. Die blauen Barette werden mit einem anderen Emblem auch von den Soldaten des 66. Infanterieregiments Trieste der luftbeweglichen Brigade Friuli getragen.